Biologische Vielfalt und Klimaschutz im Sulinger Moor
Umweltminister Olaf Lies informiert sich über das Flurbereinigungsverfahren
17. Juli 2020 - Das Sulinger Moor ist ein größerer zusammenhängender Hochmoorkomplex im Landkreis Diepholz und Teil des Landschaftsschutzgebietes "Sulinger Moor und Maasener Moor". Wie viele andere Moore auch, wurde es vor vielen Jahren entwässert, um es u.a. zur Brenntorfgewinnung zu nutzen. Nach der Nutzungsaufgabe der bäuerlichen Handtorfstiche blieben die vorhandenen Entwässerungsgräben jedoch aktiv. Die Folge war ein weiterhin entwässertes Moor, welches seine Funktion als Lebensraum für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten nicht erfüllen kann. Darüber hinaus emittiert der durchlüftete Torfkörper enorme Mengen klimaschädlicher Treibhausgase.
„Die Dürre der vergangenen Sommer war voraussichtlich nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, was im schlimmsten Fall zur Normalität werden könnte. Wir brauchen daher im moorreichen Niedersachsen mehr naturnahe Moore und dafür das gemeinsame Wirken aller gesellschaftlicher Gruppen wie wir es nun exemplarisch im Sulinger Moor sehen können“, fordert Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen.
Moorschutz ist Klimaschutz
Mittlerweile finden sich in Deutschland nur noch fünf Prozent der ursprünglichen Moorlandschaften die als naturnah eingestuft werden können. Und selbst diese sind nicht auf Dauer gesichert! „Dies ist insbesondere auch daher eine Herausforderung, da mittlerweile die Wissenschaft recht genau beschreiben kann, welch unmittelbaren Nutzen die Moore auch für den Menschen haben. Sie sind Nähr- und Schadstofffilter und leisten somit einen wichtigen Beitrag für sauberes Grundwasser. Und als Kohlenstoffspeicher sind sie wahre Klimaschützer“, sagt Dr. Holger Buschmann.
In dem nun zur Wiedervernässung vorgesehenen ersten Teilbereich von rund 100 Hektar befinden sich bereits viele Flächen im Eigentum der öffentlichen Hand oder von gemeinnützigen Institutionen - allerdings in Streulagen. Aufgrund der starken Zersplitterung der Flächen war an Vernässungsmaßnahmen zunächst jedoch nicht zu denken. Im Rahmen dieses Verfahrens können Grundstücke durch Tausch zusammengelegt werden.
Vorbildliches Engagement und Zusammenarbeit vieler Partner
Mitte Oktober 2018 hatte Niedersachsens Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Barbara Otte-Kinast, das Vorhaben in die Fortschreibung des Flurbereinigungsprogrammes 2018 des Landes Niedersachsen aufgenommen. Der NABU war nicht nur einer der Impulsgeber für dieses Projekt, dank der Unterstützung der VW Financial Services AG kann er auch wesentliche Anteile der Kosten für den Erwerb von Moorflächen und für die anstehenden Arbeiten zur Wiedervernässung tragen.
„Für einen Teil des Sulinger Moores zeigt das Flurbereinigungsverfahren somit beispielhaft, wie mit dem Engagement vieler Partner nicht nur Verbesserungen für die Agrarstruktur erreicht werden können, sondern darüber hinaus auch Antworten gegeben werden auf die großen Herausforderungen beim Erhalt der Biologischen Vielfalt und des Klimaschutzes auf regionaler Ebene“, so Dr. Buschmann.
Hintergrund
Intakte Moore sind die effizientesten Ökosysteme in Sachen Kohlenstoffspeicherung. In ihnen lagert weltweit doppelt so viel Kohlenstoff wie in allen Wäldern der Erde. In Deutschland sind mit über 45 Millionen Tonnen Treibhausgase aus Mooren diese nach den energiebedingten Emissionen die zweitgrößte Einzelquelle. Der größte Teil stammt dabei aus der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung von Moorböden. Im Landwirtschaftssektor betragen sie rund 30 Prozent an den Gesamtemissionen. Deutschland war in großen Teilen ursprünglich ein Moorland. Von 1,5 Millionen Hektar sind heute jedoch nur noch rund fünf Prozent naturnah. Der Rest wurde entwässert, land- und forstwirtschaftlich genutzt, bebaut oder für den Torfabbau in Anspruch genommen.
moore in Niedersachsen:
38,2 Prozent der deutschen Moorflächen liegen in Niedersachsen, davon allein 2.500 qkm Hochmoorflächen. Deshalb hat Moorschutz bei uns eine besonders hohe Relevanz, u.a. für die Reduktion von Treibhausgasen. Mehr →