Hummelland am Wegesrand: Das Konzept für die Odisheimer Fläche steht. - Foto: Rolf Witt
Umgesetzte Projekt-Maßnahmen
Hummelschutz im Landkreis Cuxhaven
26. Mai 2016 - Seit diesem Frühjahr ist in Odisheim (Landkreis Cuxhaven) eine private rund 1,2 ha große Grünlandfläche für den Schutz und Erhalt heimischer Hummeln eingerichtet. Die Besitzerin der Fläche, Pastorin Schulze-Spiekermann aus Kiel, hatte das Grundstück von ihren Eltern geerbt und kennt und schätzt die Wiese seit ihrer Jugend. Nach dem Besuch eines NABU-Hummelseminares entschloss sie sich mit ihrer Familie, die Fläche als Lebensraum für diese wichtigen Bestäuber zu optimieren.
Hummelschutz tut Not, denn Zweidrittel der Hummel-Arten stehen auf der Roten Liste für bedrohte Tierarten. Früher kamen sie in der ehemals blütenreichen, extensiv bewirtschafteten Landschaft regelmäßig vor. Gerade entlang der Weser- und Elbmündung gab es noch lange letzte Vorkommen von Grashummel, Deichhummel & Co. Für Landwirte und Obstbauern waren Hummeln noch vor der Honigbiene die wichtigsten Bestäuber. Vor allem die Umgestaltung von Agrarflächen in großflächige Monokulturen, eine frühe, flächendeckende Mahd und fehlende blütenreiche Saumbiotope haben diese Arten zum Verschwinden gebracht. Verschärfend wirken sich der massive Anbau von Energiepflanzen und der Einsatz von Pestiziden auf die verbliebenen Arten aus.
Hervorragende Bedingungen für die Hautflügler
In Zusammenarbeit mit dem NABU-Projektleiter Rolf Witt wurde, im Rahmen des von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung geförderten Projektes „Hummelschutz in Niedersachsen“, nun ein mittelfristiges Konzept für die Odisheimer Fläche entwickelt. „Die Ausgangslage ist hervorragend“, freut sich Witt, „denn durch die langjährig geringe Nutzung durch wenige Schafe und durch krautreiche Randsäume können seltene Hummeln gute Lebensbedingungen vorfinden.“ Die notwendige Pflege und Bewirtschaftung übernimmt ein Landwirt aus Odisheim.
Nach der ersten Mahd wurde nun eine vom NABU-Hummelprojekt finanzierte Saatgutmischung ausgebracht, die den Hummeln auch im Hoch- und Spätsommer noch ausreichend Nahrung bieten wird. Ebenso wurden spezielle Nistbereiche eingezäunt, um deren Schutz zu garantieren. Seit wenigen Tagen steht nun am hinteren Zugang der Wiese eine Infotafel, so dass sich Radfahrer und Spaziergänger über das Projekt informieren können. Das landesweit vorbildhafte NABU-Projekt wird auch von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreis Cuxhaven begrüßt und unterstützt.
Aktuell sind durch den NABU Niedersachsen entlang der Wurster Küste im Bereich des Nationalparkes wenige Vorkommen der sehr seltenen Mooshummel festgestellt worden. Zusammen mit der Nationalparkverwaltung Wattenmeer wird nun versucht, dieses Vorkommen zu stabilisieren und zu fördern. Bei einer positiven Entwicklung der Odisheimer Hummelschutzfläche ist es nicht ausgeschlossen, dass auch hier versucht wird, der Mooshummel im Binnenlandland unter die Flügel zu greifen.
Hummel-Infoschild in Stadland montiert
6. August 2016 - Eines der besten Vorkommen von Sand- und Mooshummeln befindet sich im Stadland in der Wesermarsch südwestlich von Nordenham. In der letzten Woche wurde dort ein Hummel-Infoschild am Zugang zu einer Wiese montiert, direkt an einer gut befahrenen Gemeindestraße.
Die Wiesenflächen sind Kompensationsflächen, die im Rahmen des Wesertunnelbaus ausgewiesen worden sind. Das Pflegemanagement wurde unter Wiesenvogelschutzaspekten vom zuständigen Straßenbauamt Oldenburg vorgegeben. Auf diesen Flächen sind dann zufällig Hummelvorkommen entdeckt worden. Inzwischen sind die Pflegemaßnahmen durch kleine Änderungen auch für Hummeln optimiert worden.
Die Wiese, an deren Zugang das Infoschild montiert wurde, gehört zum Biolandhof von Markus und Gesine Barre. Beide hatten an Infoveranstaltungen zum Hummelschutz teilgenommen. Gemeinsam wurden danach die Vorschläge zur weiteren Verbesserung der Bedingungen für die Moos- und Sandhummel besprochen und umgesetzt.
Gebietsbetreuer an der Unterweser
27. Juni 2018 - Im Rahmen des NABU-Projektes „Hummelschutz in Niedersachsen“ sind an der Unterweser nun Gebietsbetreuer aktiv. Entsprechend der Projektziele konzentieren die Gebietsbetreuer/innen ihre Aktivitäten auf die Vorkommen seltener Hummelarten in der Region beiderseits der Unterweser sowie der angrenzenden Küstengebiete. Dabei arbeiten die drei Gebietsbetreuer/innen untereinander und mit den Projektleitern eng zusammen.
Vor allem extensiv bewirtschaftetes Grünland, häufig in außendeichs gelegenen Bereichen, gehört zu den Habitaten, die eine wertgebende Hummelfauna aufweisen können. Die hier anzutreffenden Populationen der europaweit selten gewordenen Mooshummel (Bombus muscorum) zählen zu den wichtigsten Vorkommen dieser Art in Niedersachsen. Sie sind Bestandteil einer heute glücklicherweise noch im genetischen Austausch stehenden Metapopulation im küstennahen Raum. Darüber hinaus konnte im Rahmen des NABU-Projektes im Landkreis Wesermarsch die einzige größere Metapopulation der Sandhummel ( Bombus veteranus) in Niedersachsen nachgewiesen werden. Beide Arten sind von der extensiven Bewirtschaftung ihrer Habitate abhängig und bedürfen gegebenenfalls besonderer Schutzbemühungen.
Die Gebietsbetreuer/innen befassen sich mit den folgenden Aktivitäten:
- Beobachtung der seltenen Hummelarten und der Bestandsentwicklung ihrer Nahrungspflanzen auf ausgewählten Flächen.
- Öffentlichkeitsarbeit in Form von Exkursionen und Kontaktpflege mit den Flächenbesitzern.
- Erfassung weiterer Vorkommen seltener Hummelarten. Zu erhoffen ist die Entdeckung weiterer Populationen von Moos- und Sandhummel, eventuell auch der Bunten Hummel (Bombus sylvarum). Eine Glücksfall wäre es, auf eine Reliktpopulation der in der Region möglicherweise bereits ausgestorbenen Deichhummel (Bombus distinguendus) zu stoßen.
- Petra Gudehus: Gebietsbetreuerin Bremerhaven/Wesermünde
- Kerstin Hälbig: Gebietsbetreuerin LK Cuxhaven
- Jürgen Schneider: Gebietsbetreuer LK Wesermarsch
mehr über das Projekt erfahren:
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