Hummelschutz in Niedersachsen
Der NABU Niedersachsen will mit seinem neuen Projekt noch bestehende Vorkommen seltener Hummelarten erfassen und die Sachlage beurteilen. Mehr →
22. August 2016 - Knapp 60 Fachleute aus dem deutschsprachigen In- und Ausland diskutierten über den aktuellen Sachstand der Wissenschaft. Seit Jahrzehnten ist der extreme Rückgang einiger Hummelarten in Fachkreisen bekannt. Die Datenlage über niedersächsische Vorkommen einzelner bedrohter Hummelarten ist aber lückenhaft und oft veraltet. Dies liegt daran, dass es bisher noch nie ein offizielles Artenschutzprojekt für Hummel- oder Wildbienen in Niedersachsen gab.
Auch wenn Hummeln alle zu einer Gattung (=Bombus) gehören, ist die Unterscheidung vieler Arten schwierig, bisweilen sehr schwierig. So gibt es auch nur sehr wenige Hummelkenner.
Vorkommen seltener Hummelarten lokalisiert
Der NABU Niedersachsen hat im Rahmen des Projektes "Hummelschutz in Niedersachsen" bestehende Vorkommen seltener Hummelarten erfasst und die Sachlage beurteilt. So konnte die Bunte Hummel (=Waldhummel), Hummel des Jahres 2016, im niedersächsischem Hügelland nur vereinzelt nachgewiesen werden. Im Flachland sind die einzigen Vorkommen entlang der Elbe im Wendland. Bemerkenswert sind neue Nachweise von der Wesermündung. Dazu wurden Vorkommen noch seltenerer Arten, wie die Moos- oder Sandhummel, lokalisiert. Nur auf dieser Datenbasis konnten die weiteren Projektziele angegangen werden.
Während der Projektlaufzeit wurden in acht Schulungen insgesamt über 80 Hummelfachleute von NABU-Projektleiter Rolf Witt in ganz Niedersachsen ausgebildet. Um nach der Ausbildung ein fachlich fundiertes Monitoring durchführen zu können, lernten sie die diversen Hummelarten anhand ihrer Merkmale zu unterscheiden. Denn in unseren Gärten treten im Prinzip nur sieben sehr häufige, ungefährdete Arten auf. Die übrigen 13 Arten der heimischen staatenbildenden Hummelarten sind selten, gefährdet, vom Aussterben bedroht.
Zur Unterstützung der vor allem im Hochsommer durch prekäre Nahrungsversorgung gefährdeten Hummeln wurde eine spezielle Saatgutmischung zusammengestellt. Diese konnte in Kooperation mit den Flächenbesitzern auf geeigneten Flächen ausgebracht werden. Ein weiterer entscheidender Faktor war die Sicherung von Nisthabitaten, vor allem in verfilzten Grasbereichen in Saum- und Randstrukturen.
Projekt sichert Lebensräume für Hummeln
Im Laufe des Projektes konnten 'Hummelschutzgebiete', also Gebiete in denen Hummelvorkommen gesichert und stabilisiert sind, ausgewiesen werden. Vor allem in den nördlichen Landkreisen Wesermarsch, Cuxhaven und Wendland sind hier Erfolge zu verzeichnen. Zudem trugen Kooperationen mit Landkreisen, Kommunen, Institutionen, Landwirten und Privatpersonen zum Erfolg des Projektes bei.
Nachdem über das abgeschlossene Projekt berichtet wurde, trugen die international vertretenen Referenten Ihre Beiträge vor. Bernhard Schneller berichtete über Citizen Science in Österreich. Im Mittelpunkt seines Vortrages standen die Erfahrungen (Chancen, Risiken) aus einem zweijährigen Hummelprojekt.
Das große Potential von Citizen Science in Bezug auf Hummeln wurde aufgezeigt und die Zuhörerinnen und Zuhörer erhielten Tipps für die Umsetzung eines solchen Projektes in Deutschland.
Dr. Martin Husemann, Abteilungsleiter Entomologie der Universität Hamburg, berichtete, dass erst vor kurzer Zeit die Bedrohung wildlebender Hummelvölker durch die Infizierung mit Organismen (Viren, Einzeller) durch Honigbienen und kommerziell gezüchtete Bestäubungshummeln erkannt wurde.
Hanno Korten und Dr. Hartwig Büttner stellten erste Ergebnisse einer Studie aus dem gesamten deutschsprachigen Raum über verschiedene Konstruktionen von Hummelnistkästen und Verfahrensweisen zur Ansiedlung von Hummeln vor. Ziel ist es, eine Optimierung zu erreichen, um die Erfolgsquote der Hummelvölker zu erhöhen. Gerade über die Nutzung von Hummelnistkästen für seltene Arten ist noch wenig bekannt. Die Studie wird noch fortgeführt.
Im Anschluss an die Fachvorträge und an eine anregende Diskussion, stellte Eberhard von Hagen zuletzt in einem Bildervortrag unterschiedliche Hummelvorkommen vor.
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