Ökologische NABU-Station Ostfriesland
Die Ökologische NABU-Station Ostfriesland (ÖNSOF) widmet sich der Gebietsbetreuung von NATURA-2000-Gebieten in Ostfriesland. Das Betreuungsgebiet umfasst mehr als 20.000 Hektar. Mehr →
8. September 2022 - Sie adeln inzwischen die Moore der Region als zuvor unbekannten besonderen Biodiversitätsschatz. Hilfe bekommen die überwiegend ehrenamtlich tätigen Entomologen aus einer von der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland (ÖNSOF) gegründeten Arbeitsgruppe Schmetterlinge inzwischen durch von der Bingo-Umweltstiftung geförderte Ausrüstung. Auch die neue App für Smartphones „Obsidentify“ erleichtert den Schmetterlingskundlern seit diesem Jahr die Arbeit.
Auslöser für das Forschungsprojekt zur Nachtfalterfauna in den ostfriesischen Mooren waren vom Oldenburger Schmetterlingsexperten Carsten Heinecke im Jahr 2018 durchgeführte und von der ÖNSOF beauftragte Untersuchungen. Bereits da war erkennbar, dass die Nachtfalter-Vorkommen der Moore der Region noch so manche Überraschung bereithalten könnten. Und tatsächlich fanden die bislang insgesamt 14 einbezogenen ehrenamtlichen Insektenkundler inzwischen bereits zehn Arten, die bundesweit der höchsten Gefährdungsstufe bzw. Seltenheit „vom Aussterben bedroht“ zugeordnet werden.
Als besonders reich an überregional hochgradig gefährdeten Arten haben sich bislang die Moore am Ewigen Meer, das Osteregelser Moor, das Brockzeteler Moor und das Kollrunger Moor erwiesen. „Wir sind wirklich überrascht, in so starkem Maße andernorts als extreme Seltenheiten geltende Nachtfalterarten zu finden“, freute sich Michael Steven, Leiter der ÖNSOF. Das bedeute aber auch eine enorme Verantwortung der Region für das Überleben dieser Arten. „Wir müssen hier dringend weitere Lebensraumverbesserungen hinbekommen und mittelfristig muss das Biotopverbundsystem für die Moore gestärkt werden.“
Möglich wurden die Untersuchungen der Insektenkundler durch eine von der Bingo-Umweltstiftung gewährte Förderung. So konnte professionelle Ausrüstung für die in mehreren Teams tätigen Entomologen für die Leuchtnächte beschafft werden. In den Leuchtnächten werden in milden, windarmen Nächten spezielle Leuchten mit kurzwelligem Licht in so genannten Leuchttürmen zum Einsatz gebracht, um die nachtaktiven Schmetterlinge anzulocken. An den Leuchttürmen können dann die Arten bestimmt oder für die spätere Bestimmung fotografiert werden.
App erleichtert Bestimmung
Eine enorme Erleichterung für die Bestimmungsarbeit anhand der zahlreichen Fotos brachte in diesem Jahr eine Entdeckung des in der Arbeitsgruppe seit 2022 mitwirkenden Aurichers Stefan Goldenstein: er wurde auf die neue App „Obsidentify“ aufmerksam, die innerhalb von Sekunden ein Bestimmungsergebnis für fotografierte Schmetterlinge und auch andere Insekten liefert. Die zuvor oft tagelange Nachbereitung von Leuchtnächten gehört seitdem der Vergangenheit an. Und die immer bestehenden Unsicherheiten bei der Artdiagnose wurden deutlich verringert. „Das erleichtert auch Neueinsteigern wie mir die Mitwirkung an den Untersuchungen und es macht dadurch auch noch mal deutlich mehr Spaß“, freute sich Stefan Goldenstein über die Entdeckung.
Die Schmetterlings-Arbeitsgruppe versteht sich nicht als geschlossener Zirkel, sondern ist offen für interessierte NaturfreundInnen. „Wer bei uns mitmachen möchte, ist herzlich willkommen“, betont Michael Steven. Neue Interessierte könnten zum Beispiel die bereits tätigen Akteure bei Leuchtnächten begleiten und dabei erste Artkenntnisse erwerben. Interessenten können sich bei der ÖNSOF melden (info@NABU-Station-Ostfriesland.de, 0172-5146633).
Hintergrund
Die Organisation der Bestandserfassungen sind Bestandteil der Schutzgebietsbetreuung. Die Ökologische NABU-Station Ostfriesland (ÖNSOF) unterstützt die Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise Aurich und Wittmund sowie der Stadt Emden bei Aufgaben der Vor-Ort-Gebietsbetreuung von Schutzgebieten mit einer Gesamtfläche von über 30.000 ha. Für diese Arbeit wird der NABU Niedersachsen als Träger der Ökologischen Station durch das Land Niedersachsen gefördert. Grundlage der Förderung ist seit dem Jahr 2018 eine Kooperationsvereinbarung mit den Landkreisen bzw. der Stadt Emden sowie eine einvernehmliche Abstimmung der Arbeitspläne. Der Sitz der Ökologischen Station befindet sich in Wiegboldsbur.
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