Portrait Breitblättriges Knabenkraut
Bekannteste heimische Orchideenart



Das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) ist unter den einheimischen Orchideenarten eine der häufigsten und bekanntesten. Diese Orchidee ist aber heute bei weitem nicht mehr so verbreitet, wie sie es noch bis in die 1950er Jahre war. Insbesondere in Feuchtwiesen (Sumpfdotterblumen-Wiesen) kam die Art nicht selten in Massenbeständen vor, so dass im Mai oder Juni der rosarote Blühaspekt des Breitblättrigen Knabenkrauts weithin sichtbar war. Heute gibt es in Ostfriesland nur noch wenige Standorte, an denen diese Orchidee in größerer Zahl vorkommt. Aufgrund der relativ hohen Ansprüche an den Lebensraum ist das Breitblättrige Knabenkraut ein guter Bioindikator für nicht oder wenig gestörtes Feuchtgrünland. Wenn man die Art im Grünland in größeren Beständen antrifft, kann man sich ziemlich sicher sein, dass das Grünland nicht einer intensiven Nutzung unterliegt bzw. dass durch Naturschutzmaßnahmen die Lebensbedingungen für diese Orchidee wieder hergestellt wurden.
Beschreibung:
Das Breitblättrige Knabenkraut erreicht Wuchshöhen von 15 bis 40 cm, kräftige Pflanzen auch von 60 cm. Die drei bis acht dunkel gefleckten Laubblätter sind am Stengel verteilt. Die unteren Laubblätter sind eiförmig bis eiförmig-lanzettlich mit einer Länge von 6 bis 18 cm und einer Breite von 1,5 bis 3,5 cm. Die oberen Laubblätter werden zunehmend kleiner und sind mehr lanzettlich geformt. Die Tragblätter sind ungefähr so lang wie die Blüte, sie bedecken diese vor dem Aufblühen. Der 4 bis 15 cm lange, dichtblütige Blütenstand enthält 7 bis 40 Blüten. Die Blüten sind purpurrot, selten hellrosa oder weiß gefärbt. Die Blütezeit beginnt in tieferen Lagen bereits Anfang Mai. Die Knolle ist flach und dreiteilig-handförmig. Ihr verdankt die Art ihren Vornamen „Dactylorhiza“, denn dieser bedeutet übersetzt: „Finger-Wurzel“.
Vermehrung und Fortpflanzung:
Die Vermehrung des Breitblättrigen Knabenkrautes erfolgt entweder über Samen oder durch das Wachstum von Tochterknollen. Die Samen sind sehr klein (wie Staubkörnchen) und mit bloßem Auge kaum als solche zu erkennen. Der Samen enthält keinerlei Nährgewebe für den Keimling. Eine Keimung kann nur mit Hilfe eines speziellen Wurzelpilzes (Mykorrhiza) erfolgen. Die Art kann daher nur an Standorten leben, die auch für den Wurzelpilz geeignet sind.
Das Breitblättrige Knabenkraut kommt auf nassen, mäßig nährstoffreichen, sauren und meist kalkarmen Gley- oder Niedermoorböden in Flach- und Quellmooren, in Dünentälern, auf älteren Spülflächen und an Graben- und Kanalrändern vor. Seltener handelt es sich dabei auch um Wiesen auf Hochmoorstandorten, deren Boden durch eine frühere Bewirtschaftung verändert wurde.
Der deutlichen Rückgangstendenz entsprechend ist das Breitblättrige Knabenkraut in der Roten Liste für Niedersachsen (GARVE 2004) als stark gefährdet (Gefährdungsstufe 2) eingestuft. Bundesweit hat es die Gefährdungsstufe 3 (gefährdet). Hauptursachen für den Rückgang der Art sind Nährstoffeintrag durch Düngung, Trockenlegen der Standorte, intensive Beweidung, Umbrüche und Verbrachung. Die Abnahme der Art dokumentiert gleichzeitig auch den Rückgang der artenreichen Feuchtwiesen. Geeignete Schutzmaßnahmen sind z.B. Reduzierung oder Einstellung der Düngung und Wiedervernässung. Die Mahd darf erst im Juli erfolgen, damit die Samenbildung abgeschlossen werden kann. Maßnahmen zum Schutz des Breitblättrigen Knabenkrauts sind meistens auch Maßnahmen zum Schutz der Feuchtgrünlandgesellschaften und aller daran gebundenen Organismen. Dazu zählen nicht zuletzt auch viele Wiesenvogelarten.