Blühende Vielfalt in Gefahr
NABU Niedersachsen fordert zum Tag der Streuobstwiesen verstärkten Schutz
24. April 2024- Streuobstwiesen, die mit ihrer Vielfalt an hochstämmigen Apfel-, Zwetschgen-, Kirschen- und Birnenbäumen nicht nur eine Augenweide sind, sondern auch ein wichtiger Lebensraum für viele Tierarten, sind in ganz Deutschland zu finden und benötigen dringend umfassenderen Schutz und kompetente Pflege.
Hotspots der Artenvielfalt
„Streuobstwiesen sind ein ganz besonderer Teil unserer Kulturlandschaft und von großer ökologischer Bedeutung. Die Kombination aus extensiver Grünlandnutzung ohne mineralische Düngung und Pestizideinsatz auf der einen Seite und der großen Auswahl an hochstämmigen Obstbäumen verschiedener, teils lokaler Sorten auf der anderen Seite macht die Wiesen zu einem echten Refugium für viele Insekten, Vögel oder auch Fledermäuse. Hornisse und Gartenrotschwanz fühlen sich hier besonders wohl, ihre Bestände sind aber stark zurückgegangen", sagt Pressereferentin Renée Gerber.
Niedersachsen beheimatet zahlreiche dieser biologisch wertvollen Gebiete, die nicht nur zahlreichen Vogelarten, Insekten und kleinen Säugetieren Lebensraum bieten, sondern auch als bedeutende Naherholungsgebiete dienen. „Eine einzige Streuobstwiese kann bis zu 450 Pflanzen- und 3000 Tierarten beheimaten. Damit sind die Streuobstwiesen Hotspots der biologischen Vielfalt. Auch daher wurden sie in Deutschland durch die Deutsche UNESCO-Kommission als Immaterielles Kulturerbe ausgezeichnet“, erklärt Gerber.
Streuobstwiesen sind bedrohte Lebensräume
Die Streuobstwiesen in Niedersachsen, die im Frühjahr zur Blüte kommen und die Landschaft in ein Blütenmeer verwandeln, sind jedoch durch Bebauung und Vernachlässigung bedroht. Trotz des gesetzlichen Schutzes zeigt sich in der Praxis, dass der Schutz dieser Landschaften oft unzureichend ist. „Viele Streuobstwiesen am Rande von Siedlungen werden gerodet, um Platz für neue Bauvorhaben zu schaffen“, sagt Gerber. „Es besteht ein klares Missverhältnis zwischen dem gesetzlichen Schutz der Streuobstwiesen und der tatsächlichen Umsetzung dieses Schutzes vor Ort. Dies führt nicht nur zum Verlust wertvoller Bäume, sondern auch zum Rückgang der Artenvielfalt.“
Der NABU Niedersachsen ruft daher die Kommunen auf, sich verstärkt für den Erhalt dieser wichtigen Lebensräume einzusetzen. „Streuobstwiesen sind mehr als nur ein landschaftliches Highlight – sie sind ein lebendiges Mosaik aus Flora und Fauna mit einem ausgleichenden Einfluss auf das Lokalklima. Sie müssen gepflegt und geschützt werden, damit sie ihre Funktionen für die Biodiversität erfüllen. Der Schutz der Streuobstwiesen ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit“, betont Gerber.
So engagiert sich der NABU in Niedersachsen
Der NABU setzt sich für den Erhalt und die Neuanlage von Streuobstwiesen ein und erfasst alte Obstsorten. Die Landesarbeitsgruppe Streuobst dient der Vernetzung steuobstbegeisterter Menschen für Erfahrungsaustausch und gemeinsame Aktionen und gibt Empfehlungen zu Anbau und Pflege.
Seit der Novellierung des Niedersächsischen Naturschutzgesetzes im Jahr 2020 (im Rahmen des Niedersächsischen Weges) sind Streuobstwiesenbestände ab einer Größe von 2.500 m² mit Obstbäumen ab 1,60 m Stammhöhe besonders geschützt. Streuobstwiesen gehören seitdem zu den „geschützten Biotopen“, die nicht einfach beseitigt werden dürfen. Ist ihre Rodung dennoch erforderlich, ist dies nur mit Genehmigung und entsprechender Ausgleichsverpflichtung möglich. Dem NABU Niedersachsen ist es maßgeblich zu verdanken, dass diese Gesetzesänderung beschlossen wurde. Derzeit finden in den ersten Landkreisen Kartierungen statt, mit denen die Landesregierung ein Kataster auf den Weg bringt, das einen Überblick über die Streuobstbestände in Niedersachsen und ihren Erhaltungszustand gibt.
Veranstaltungen in ganz Europa
Um auf die Probleme bei der Pflege und Bewirtschaftung von Streuobstwiesen aufmerksam zu machen, aber auch um ihre Schönheit bekannt zu machen und neue Streuobstbegeisterte zu erreichen, finden am Tag der Streuobstwiese zahlreiche Veranstaltungen statt. Ob Verein, Privatperson, Initiative oder Unternehmen - wer eine Veranstaltung anbietet, kann diese unter https://orchardseverywhere.com eintragen, wo bereits über 100 Veranstaltungen gelistet sind.
Obstwiesen sind naturnahe Kulturlandschaften und beherbergen eine große Anzahl von Tieren und Pflanzen. Der NABU setzt sich für den Erhalt und die Neuanlage dieser artenreichen Lebensräume ein. Mehr →
Streuobstwiesen als naturnahe Kulturlandschaft bieten für mehr als 5000 Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause. Die langjährige Pflege und Erhaltung der Streuobstwiese ist daher von großer Bedeutung. Mit diesen Maßnahmen können Sie die Streuobstwiese aufwerten. Mehr →
Um dem erschreckenden Rückgang der Streuobstwiesen in Niedersachsen entgegenzuwirken, gründete der NABU Cuxhaven 1988 in Kooperation mit der Kirchengemeinde das Streuobstwiesen-Projekt Lüdingworth. Auf einem Hektar Fläche stehen inzwischen über hundert Obstbäume. Mehr →