Maßnahmengebiet Niedersächsische Elbtalaue
Anlage weiterer Gewässer im Biosphärenreservat
21. August 2019 - Mehr als 98 % der niedersächsischen Rotbauchunken-Population lebt im Biosphärenreservat „Niedersächsische Elbtalaue". Aber auch hier ist der Bestand in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Deshalb startete im Jahr 2016 das von der europäischen Union geförderte Life-Projekt ‚Auenamphibien' des NABU Niedersachsen mit der Biosphärenreservatsverwaltung und dem Büro AmphiConsult als Partnern.
„Rotbauchunken benötigen besonnte, flache Gewässer, um sich zu vermehren", erklärt die für die Elbtalaue verantwortliche Projektmitarbeiterin Rebecca Heiligtag. Die Gewässer sollten möglichst von Viehweiden umgeben sein, damit die Rotbauchunken nicht durch die Grünland-Mahd verletzt oder getötet werden. Zudem verhindert das Weidevieh, dass die Gewässer schnell wieder mit Schilf und Sträuchern zuwachsen. In den Trittstellen, die das Vieh im feuchten Boden hinterlässt, können junge Unken Schutz und Nahrung finden.
In den vergangenen drei Jahren wurden in dem Grünlandgebiet um den Großen und Kleinen See südlich von Stapel im Amt Neuhaus 23 Gewässer für die Rotbauchunke ausgehoben. In diesen Tagen beginnen die Bauarbeiten für weitere Rotbauchunken-Gewässer. Im Amt Neuhaus werden nochmals 17 Gewässer neu angelegt. Darüber hinaus werden die Bagger der beauftragten Tiefbauunternehmen erstmals auch Gewässer in der Dannenberger Marsch ausheben. Ein knappes Dutzend neuer Heimstätten für die Rotbauchunke entstehen im Bereich der Dambecker Wiesen und im Raum Penkefitz.
„Weitere 60 Gewässer sind in Planung und sollen bis zum Ende der Projektlaufzeit im Jahr 2023 realisiert werden", umreißt Rebecca Heiligtag die Zielmarke. Zudem werden im Rahmen des LIFE-Projekts ‚Auenamphibien' auch erdbedeckte Steinhügel als Winterquartiere geschaffen und Entwässerungsgräben, sog. Grüppen, verschlossen, um mehr Wasser in den Rotbauchunken-Refugien zu halten. Die meisten Vorhaben werden auf Eigentumsflächen des Landes Niedersachsen realisiert. Es konnten aber auch private Eigentümer dafür gewonnen werden, ihre Flächen für den Lebensraumschutz der Rotbauchunke bereitzustellen.
Hintergrund:
Der NABU Niedersachsen führt seit Anfang 2016 zusammen mit seinen Partnern, der Biosphärenreservatsverwaltung Niedersächsische Elbtalaue und Amphi International APS, das Projekt LIFE Auenamphibien durch. Ziel des Projektes ist die Stärkung der Vorkommen der Amphibienarten Rotbauchunke, Laubfrosch und Kammmolch in elf Projektgebieten in Niedersachsen.
Das Projekt wird zu 60% von der Europäischen Union aus dem Programm „LIFE Nature" finanziert. Weitere Mittel steuern das Land Niedersachsen, verschiedene Städte und Landkreise, die Bingo-Umweltstiftung und die Volkswagen AG bei. Insgesamt stehen rund 3,4 Mio. € für das Projekt zur Verfügung. Wichtigste Maßnahme ist die Neuanlage und Sanierung von über 300 Laichgewässern, hinzukommen u.a. die Etablierung von Beweidung zur Pflege der Gewässer, die Zucht und Ansiedlung von Rotbauchunken sowie umfangreiche Informationsarbeit.
Zehn neue Gewässer für die Rotbauchunke: zweiter Bauabschnitt umgesetzt
28. Januar 2019 - In der Niedersächsischen Elbtalaue entstanden im August 2018 in einem zweiten Bauabschnitt zehn neue Gewässer, welche nun der Rotbauchunke als Laich- und Aufenthaltsgewässer dienen werden. Des Weiteren wurden ein Graben umgestaltet und drei neue Winterquartiere angelegt.
Der Auftrag für den 2. Bauabschnitt im Bereich „Großer und Kleiner See“ in der Gemeinde Amt Neuhaus war bereits im Jahr 2017 an eine regionale Baufirma vergeben worden. Die Umsetzung der Maßnahmen zur Anlage der Gewässer konnte jedoch aufgrund der lang anhaltenden Niederschläge im Sommer und Herbst nicht ausgeführt werden. In 2018 zeige sich ein völlig anderes Bild. Die extreme Dürre ermöglichte den Start der Baumaßnahmen sowie eine problemlose und schnelle Durchführung.
Nun stehen der Rotbauchunke im neuen Rückzugsgebiet am Großen und Kleinen See insgesamt zwanzig neue und drei sanierte Gewässer zur Verfügung. Ziel ist es, in diesem großräumigen Grünlandgebiet einen attraktiven Lebensraum für diese Art zu schaffen.
Erste nachgezüchtete Rotbauchunken ausgesetzt
22. August 2017 - Im Rahmen des NABU-Projektes LIFE Auenamphibien konnten am 23. Juni 2017 die ersten 889 nachgezogenen Rotbauchunken im Projektgebiet Niedersächsische Elbtalaue ausgesetzt werden.
Die Aussetzung fand im Bereich Großer/Kleiner See im Amt Neuhaus, Landkreis Lüneburg statt. Hier wurden im letzten Jahr bereits zehn Laichgewässer für die Rotbauchunke neu angelegt und drei vorhandene Gewässer saniert. Mindestens zwanzig weitere Gewässer sollen folgen, zudem wird eine extensive Beweidung der Gewässer und ihres Umfeld etabliert und der Wasserstand auf den Grünlandflächen angehoben.
In den kommenden Jahren wird dadurch ein großflächiger und hervorragend geeigneter Rotbauchunkenlebensraum entstehen. Das Projektteam geht davon aus, dass sich an diesem Standort eine der individuenstärksten Rotbauchunkenpopulationen in Niedersachsen entwickeln wird.
Da im Bereich Großer/Kleiner See kaum noch Unken vorkommen, war es erforderlich, durch nachgezüchtete Tiere den Bestand zu stärken. Die Aufzucht der Unken wurden vom Projektpartner Amphi International in der Zuchtstation in Neu Darchau durchgeführt. Es ist geplant, über zwei weitere Jahre nachgezüchtete Unken auszusetzten, danach dürfte die Population soweit gestärkt sein, dass sie sich selbst erhalten und vergrößern kann.
Im Rahmen des Projektes, an dem auch die Biosphärenreservatsverwaltung Niedersächsische Elbtalaue als Partner beteiligt ist, sind weitere Aussetzungen von Rotbauchunken sowohl an der Elbe als auch im Einzugsgebiet der Aller geplant. Ziel ist dabei auch, das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Rotbauchunke in Niedersachsen wieder herzustellen.
Maßnahmen in der Elbtalaue durchgeführt
31. März 2017 -In den letzten Tagen hörte man ein Hämmern und Klopfen in der Elbtalaue im Amt Neuhaus. Im Auftrag des Naturschutzes und zur Rettung der Rotbauchunke wurden Flächen eingezäunt. Ein vier Kilometer langer Zaun umfasst nun ein knapp 46 Hektar großes Grünland-Gebiet. NABU-Projektleiter Dr. Markus Richter erklärt die Maßnahme: „Wir haben die Fläche eingezäunt, um hier eine dauerhafte extensive Beweidung durchzuführen. Ende des Jahres sollen hier neue Tümpel für die Rotbauchunke und andere Amphibien angelegt werden.“
Das Zusammenspiel von extensiver Beweidung und Amphibiengewässern hat sich bereits bei anderen NABU-Projekten bewährt. So werden die für die Rotbauchunke angelegten Gewässer dauerhaft freigehalten. Die Rotbauchunke ist heute nahezu verschwunden. Insbesondere an der westlichen Verbreitungsgrenze ist in den letzten Jahrzehnten ein enormer Populationsrückgang und Arealverlust zu verzeichnen. War die Art einst in den Auenbereichen der Elbe, Ilmenau, Aller, Leine und Schunter zu finden, so existieren die letzten Tiere in Niedersachsen heute nur noch in den Landkreisen Lüneburg und Lüchow-Dannenberg im Bereich der Elbtalaue.
Dr. Markus Richter hat eine Vision, wie sich das Gebiet entwickeln soll: „Durch diese Maßnahmen können im nächsten Frühjahr, wenn die Temperaturen wieder ansteigen, die Unken die Vielfalt an neuen Gewässern und Tümpeln im geschützten Gebiet nutzen, um ihre Eier abzulegen. Und dann vernimmt der Spaziergänger wieder am Beginn des Wanderweges die melancholischen, glockenartigen Rufe der Männchen, die die Paarungszeit einläuten.“
Arbeitsgruppe besichtigt erste Maßnahmen in Neu Darchau
7. November 2016 - Die projektbegleitende Arbeitsgruppe des Projektes LIFE-Auenamphibien traf sich in Neu Darchau an der Elbe, um die ersten Gewässerneuanlagen für die Rotbauchunke zu besichtigen. Die Arbeitsgruppe, in der die beteiligen Landkreise, der NLWKN, die vor Ort beteiligten NABU-Gruppen und weitere Naturschutzorganisationen sowie Amphibienexperten vertreten sind, trifft sich regelmäßig, um einen umfassenden Informationsaustausch innerhalb des Projektes zu gewährleisten und die fachlich hohe Qualität der Maßnahmen sicherzustellen.
Das Treffen fand diesmal in Neu Darchau im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue statt. Zunächst stellten Projektleiter Dr. Markus Richter (NABU Niedersachsen), Rebecca Heiligtag (Biosphärenreservatsverwaltung) sowie Ute Thiergärtner und Florian Bibelriether (Amphi International ApS) den aktuellen Stand des Projektes dar. Anschließend wurden die ersten Baumaßnahmen für die Rotbauchunke im Gelände besichtigt.
Im Bereich des Großen und Kleinen Sees im Amt Neuhaus wurden zehn Gewässer neu angelegt und drei vorhandene saniert. Zusätzlich wurden Gräben und Grüppen angestaut, die so entstehenden wassergefüllten Gräben und flachen Überschwemmungsbereiche ergänzen das Gewässerangebot. „Die Rotbauchunke sucht im Jahresverlauf unterschiedliche Gewässertypen auf“, erläuterte Florian Bibelriether. „Nur durch ein reiches Angebot an verschiedenen Gewässern können alle Ansprüche der Art an ihren Lebensraum befriedigt werden.“