Schwalben in Niedersachsen
Häufige Fragen - FAQ
Die Schwalbenpopulation in Niedersachsen sinkt weiter drastisch. Dabei könnte das Zusammenleben zwischen Mensch und Schwalbe so einfach sein. Auf dieser Seite finden Sie alle Informationen zum Thema Schwalben und schwalbenfreundliche Häuser.
So zahlreich wie früher sind die Schwalben nicht mehr. Ihre Zahl geht seit vielen Jahren zurück, auch hier in Niedersachsen. Eine der Ursachen ist der fortschreitende Verlust von Nistmöglichkeiten. Während früher in jedem Kuhstall Platz für mehrere Rauchschwalbenpaare war, sind heute viele Viehställe verschlossen – sofern es sie überhaupt noch gibt. Nicht-asphaltierte Feldwege und Hofeinfahrten, ideale Orte für die Schwalben, um feuchten Lehm für den Nestbau zu sammeln, sind heute eine Seltenheit. Mehlschwalbennester fallen den teilweise überzogenen Hygienevorstellungen einiger Hausbesitzer zu Opfer und werden nicht selten illegal von der Hauswand entfernt. Lange kalte Winter tun das ihrige dazu.
FAQ:
Der NABU Niedersachsen will durch die Beantwortung der häufigsten Fragen zur Aufklärung über den schützenswerten Vogel beitragen, Vorurteile abbauen und dazu anregen, sich an der Aktion "Schwalbenfreundliches Haus" zu beteiligen.
Welche Bedeutung haben Schwalben und Mauersegler für das Ökosystem?
Schwalben und Segler spüren von Insekten dichter beflogene Bereiche in ihrem Brutgebiet auf und fliegen diese gezielt an. Meist sind das Sammelorte für schwärmende Fluginsekten, wie größere Wasserflächen für Mücken oder sonnenbeschienene Hausdächer für Blattläuse. Größere Kolonien von Schwalben sind damit z. B. in der Lage, für die Landwirtschaft aktive Schädlingsbekämpfung zu betreiben. Häufig ergänzen sich dabei die Jagdreviere der Populationen von Mehl- und Rauchschwalben. Nützlinge wie Bienen und verschiedene Schmetterlingsarten werden von den Schwalben weitgehend verschont. Auf diese Insekten wird nur bei allgemeiner Futterknappheit, die in Zusammenhang mit länger andauernden Feuchtperioden auftritt, zurückgegriffen.
Häufige Fragen zur Mehlschwalbe (Delichon urbica)
1) Wie sieht der Lebensraum der Mehlschwalbe aus?
Die Mehlschwalbe besiedelt vor allem menschliche Siedlungen vom Einzelgehöft bis in die Städte und baut ihre Nester bevorzugt an der Außenseite von Gebäuden, z.B. gern unter Dachüberständen. Begünstigt wird ihre Ansiedlung durch die Nähe von Gewässern, Grünland und Wald.
2) Wie ist die Verbreitung in Niedersachsen?
Die Mehlschwalbe ist in Niedersachsen fast flächendeckend verbreitet. Ihre Dichte nimmt von Nordwest nach Südost leicht zu. Kleine Verbreitungslücken bestehen in ausgedehnten Waldgebieten wie in der Lüneburger Heide, im Solling und im Harz.
3) Wie sieht der Bestand und die Entwicklung aus?
Die Erfassung 2005 – 2008 ergab zwischen 52.000 und 122.000, im Mittel 80.000 Paare. Die Bestände der Mehlschwalbe erscheinen langfristig ziemlich konstant, weisen aber mittelfristig deutliche Schwankungen zwischen 80.000 und 120.000 Paaren auf. Katastrophenjahre wie 1953 und 1974, in denen infolge nasskalter Witterung Hunderttausende von Schwalben umkamen, werden schnell ausgeglichen.
Häufige Fragen zur Rauchschwalbe (Hirundo rustica)
1) Wie sieht der Lebensraum der Rauchschwalbe aus?
Die Rauchschwalbe, ein Kulturfolger, nistet bevorzugt in Viehstallungen, nur gelegentlich nutzt sie andere Gelegenheiten, z.B. im Außenbereich von Gebäuden. Ihre Vorkommen konzentrieren sich in Einzelgehöften und stark bäuerlich geprägten Dörfern mit Großviehhaltung. Eine abwechslungsreiche Landschaft mit Gewässern, Wald und Grünland in der Umgebung der Dörfer begünstigt die Ansiedlung.
2) Wie ist die Verbreitung in Niedersachsen?
Die Rauchschwalbe ist landesweit verbreitet. Ihre Dichte nimmt von Nordwest nach Südost ab. Kleine Verbreitungslücken sind in ausgedehnten Waldgebieten wie in der Lüneburger Heide, im Solling und im Harz vorhanden.
3) Wie sieht der Bestand und die Entwicklung aus?
Die Erfassung 2005 – 2008 ergab 66.000 bis 160.000, im Mittel 105.000 Paare. Die Bestände der Rauchschwalbe sind seit langem rückläufig, so in Niedersachsen 1961 – 2008 von 420.000 auf 105.000 Paare, also um 75 %. Den massiven Rückgang bestätigt auch das Monitoring häufiger Brutvögel 1989 – 2010 mit einer jährlichen Abnahme von 1,9 %. Doch zeichnet sich seit 2004 zumindest ein Stopp des ständigen Rückgangs ab und die Erfassung 2005 bis 2008 markiert einen hoffentlich vorläufigen Tiefpunkt. Denn die Ergebnisse der Monitoring-Zählungen von 1989 bis 2004 haben noch gesichert ab- und dann von 2004 bis 2010 gesichert wieder etwas zugenommen.
Woran erkenne ich eine Uferschwalbe?
Kleine Schwalbe mit kurzem, schwach gegabeltem Schwanz. Ohne weiße Abzeichen im Schwanz oder am Bürzel. Oberseite mattbraun, Unterseite weiß mit braunem Band quer über der Brust.
Woran erkenne ich einen Mauersegler?
Vogel mit sichelförmigen Flügeln, kurzem gegabeltem Schwanz und winzigen Füßen. Gefieder bräunlich bis rußschwarz mit aufgehellter Kehle.
Wie sieht das Brutgebiet von Schwalben aus?
Zwischen Ende März und Mitte Mai treffen die Schwalben in ihren Brutgebieten ein und suchen unverzüglich ihre alten Niststandorte auf. Paare kehren meist gemeinsam zum Brutplatz zurück. Nach dem anstrengenden Rückflug aus Afrika schätzen die Schwalben ihre alten Standorte aus mehreren Gründen:
• Wenn das alte Nest noch da ist, steht ihnen sofort ein Schlafplatz zur Verfügung.
• Gern renoviert die Schwalbe auch ein kaputtes Nest, das ist weniger aufwändig, als aus 700 – 1.500 Lehmkügelchen ein neues zu bauen.
• Feuchter, klebfähiger Boden zum Bau oder zur Renovierung des Nestes war im letzten Jahr vorhanden. Die Schwalben holen sich das Baumaterial auf feuchten Wegspuren, Viehauftriebsstellen oder unbefestigten Hofplätzen. Diese Stellen dürfen nicht zu weit entfernt sein: Muss die Schwalben den Lehm weiter als 300 m transportieren, trocknet er im Schnabel aus und wird bröckelig.
• Die Schwalbe hat im Vorjahr die Erfahrung gemacht, dass sie an diesem Platz ungestört von Menschen und Nesträubern nisten darf.
• Die Umgebung bietet vermutlich ausreichend Nahrung, also Jagdreviere wie Wiesen, Weiden, naturnahe Gärten, strukturreiche Hofplätze, Gewässer, Hecken und Feldraine.
Kann es zu Konflikten zwischen Schwalben und Spatzen um den Nistplatz kommen?
Regional kann es tatsächlich zu mehr oder weniger heftiger Konkurrenz zwischen Schwalben und Spatzen kommen. Hierbei sollte man bedenken: Es gibt keine „guten“ und „schlechten“ Vögel. Hier gibt es folgende Möglichkeiten:
• Die Schwalbennester können, wenn man sie erreicht, mit einem Keil versperrt werden, bis die Schwalben vom Winterzug zurückkommen. Das wird auch bei Mauersegler-Nisthilfen so gehandhabt.
• Kunstnester können abgenommen (bei guten Kunstnestern sind die Schalen abnehmbar) und erst nach der Rückkehr der Schwalben wieder aufgehängt werden.
Welche Fressfeinde haben Schwalben?
1) Schleiereulen
Die Schleiereule wird als den Hauptfeind der Schwalben bezeichnet. Die Eulen ziehen nachts die Schwalben aus den Nestern und dies kann schon einmal zum Totalverlust der Brut führen. Allerdings scheinen sich nicht alle Schleiereulen für diese Art des Beutemachens zu interessieren.
2) Elstern
Elstern sind Allesfresser. Sie sind klug und passen ihre Ernährungs- und Jagdgewohnheiten den Angeboten in ihrer Umgebung an. Immer wieder werden spezialisierte Elstern beobachtet, die es besonders auf Schwalbennester abgesehen haben und dort hohe Verluste verursachen, während die Elstern in anderen Gegenden auf diese Nahrungsquelle noch nicht aufmerksam geworden sind, bzw. leichter zu erlangende Nahrungsquellen gefunden haben. Rauchschwalbennester kann man schützen, indem man für die Schwalben nur kleine Einflugöffnungen (Schwalbenfenster) zum Nestraum offen lässt.
3) Katzen
In offen zugänglichen Hofgebäuden und Stallungen sind besonders Rauchschwalben durch Katzen gefährdet. Katzen können ins Gebälk klettern und die Nester herunterreißen. Oder sie warten auf die ersten Flugübungen und fangen unbeholfen am Boden sitzende Jungvögel. Diese Gefahren lassen sich sicher nie ganz abstellen, aber sie können minimiert werden. Man sollte darauf achten, dass die Katzen keine Aufstiegsmöglichkeiten zu den Nestern haben und kann ihnen in der Zeit des Flüggewerdens der jungen Schwalben den Zugang zum Stall verwehren.
4) Marder
Als Wildtiere und gute Kletterer sind Marder für Schwalben mindestens ebenso gefährlich wie Katzen, aber vielleicht etwas weniger häufig anzutreffen. Auch hier gilt: Den Tieren keine Aufstiegsmöglichkeiten geben und den Zugang zum Nestraum möglichst verhindern.
Rechtliche Situation der Schwalben und ihrer Nester
Was sagt das Bundesnaturschutzgesetz?
§ 44 Vorschriften für besonders geschützte und bestimmte andere Tier- und Pflanzenarten (Auszug)
(1) Es ist verboten,
1. wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören,
2. wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert,
3. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören (Lebensstättenschutz).
Was bedeutet Lebensstättenschutz?
Eine Auslegung dieser Vorschriften veröffentlichten die Rechtsanwälte Andreas Lukas und Felicia Petersen (Frankfurt am Main) im „Recht der Natur-Schnellbrief 187“ vom November/Dezember 2014. Hieraus wird im Folgenden ausführlich zitiert:
„Von April bis September leben Schwalben als Kulturfolger im Siedlungsbereich bei uns. Aber auch während der Abwesenheit genießen Schwalbennester bzw. deren Überbleibsel den Lebensstättenschutz nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG. Bei Mehl- und Rauchschwalben handelt es sich nämlich um nesttreue Vogelarten, die alte Nester wieder benutzen bzw. neue bevorzugt an alter Stelle errichten. Nach der Rechtsprechung des BVerwG sind Brutstätten nesttreuer Arten auch während der winterlichen Abwesenheit von Zugvögeln geschützt.“
Ist das Entfernen von Schwalbennestern von der Hauswand eine „Entnahme aus der Natur“?
Um Fortpflanzungsstätten „der Natur“ handelt es sich auch dann, wenn sich Nester nicht in der freien Naturlandschaft befinden. Zur Natur gehört schlechthin jeder Bereich, den Wildtiere besiedeln und als Lebensraum nutzen. Entspricht das Zusammenleben mit Menschen der natürlichen Lebensweise als Kulturfolger, so sind die Lebensstätten laut Rechtsprechung als „in der Natur“ befindlich geschützt, auch wenn sie sich an der Außenfassade eines bewohnten Gebäudes befinden. Das gilt auch für Schwalben-Kunstnester an einer Fassade, die alljährlich bebrütet wird und mithin eine Fortpflanzungsstätte im Rechtssinne darstellt. Deshalb dürfen beispielsweise bei einem Hausbesitzerwechsel vom Vorbesitzer angebrachte Schwalben-Kunstnester nicht ohne behördliche Erlaubnis entfernt werden.
Darf ich Schwalbennester abschlagen?
Es gibt tatsächlich Hausbesitzer, die regelmäßig im Herbst die Schwalbennester (v. a. Rauchschwalbennester in Ställen) aus Hygienegründen abschlagen. Die Schwalben kommen trotzdem meistens im Frühjahr wieder zurück und bauen erneut, was jedoch viel Kraft kostet. Der Gesetzgeber spricht dazu eine klare Sprache: Die Entfernung der Niststätten ist verboten (s. Lebensstättenschutz)
Schwalben und Baumaßnahmen
Was bedeutet §44 des BNatschG für Bauherren?
• Die Schwalben dürfen nicht gefangen, verletzt oder getötet werden.
• Die Schwalben dürfen während ihrer Fortpflanzungszeit und während der Jungenaufzucht nicht erheblich gestört werden.
• Die Nester dürfen nicht beschädigt oder zerstört werden.
• Den Tieren darf der Zugang zu ihren Nist- und Schlafplätzen nicht versperrt werden – zum Beispiel durch Baugerüste oder Sicherungsnetze.
Bauherren und Handwerker müssen daher die Gebäude vor Beginn von Bauarbeiten sorgfältig untersuchen, bzw. untersuchen lassen, ob Gebäudebrüter oder Fledermäuse von den Bauaktivitäten betroffen sind. Das Naturschutzrecht schreibt diese Vorabprüfung vor. Falls Brutstätten, Wohnstuben etc. vorhanden sind, müssen entsprechende Maßnahmen eingeleitet bzw. das Vorhaben verschoben werden.
Gerüst- und Malerarbeiter während der Brutsaison?
Gerüst- und Malerarbeiten sind zwar zulassungsfreie Gebäudesanierungen und keine Vorhaben im Sinne des § 44 Absatz 5 BNatSchG, dennoch müssen artenschutz- und tierschutzrechtliche Bestimmungen unbedingt eingehalten werden:
• Der Anflug von belegten Nestern muss in jedem Fall sichergestellt sein und darf nicht behindert werden.
• Ist dies nicht möglich, so sind bei der Durchführungsplanung die Arbeiten in einen Zeitraum außerhalb der Brut- und Nistzeit zu verschieben.
• Bereits begonnene Arbeiten sind – gegebenenfalls nur für den betroffenen Gebäudeteil – unverzüglich einzustellen und die Arbeiten ebenfalls in einen Zeitraum außerhalb der Brut- und Nistzeit zu verschieben (siehe Brutzeiten-Kalender).
• Störende Arbeiten im direkten Nestumfeld sind zu vermeiden, da sonst die Gefahr besteht, dass die Brut aufgegeben wird und die Jungvögel verhungern.
• Erfolgt während der Brutzeit das Abschlagen von Naturnestern, liegt ein Straftatbestand vor, da hierbei in der Regel Jungvögel zu Tode kommen.
Gebäudesanierung im Winter?
Leere Nester sind Fortpflanzungsstätten im Sinne von § 44, Absatz 1, Ziffer 3, BNatSchG. Hier gilt das Beschädigungsverbot. In Ausnahmefällen ist eine Befreiung nach § 67 BNatschG möglich, wenn die Nester eine „unzumutbare Belastung“ sind (z.B. weil man dann das Gebäude nicht wärmeisolieren könnte). Diese Genehmigung (Befreiung) muss bei den Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise beantragt werden. Die Naturnester können dann, bei einer erteilten Genehmigung, im Zeitraum von Oktober bis März vom Haus entfernt werden.
Brutzeitkalender
Brutzeit Mehlschwalbe: Ende April - Ende August
Brutzeit Rauchschwalbe: Anfang Mai - Anfang September
Brutzeit Mauersegler: Anfang Mai - Ende Juli
Schwalbenschutz, aber wie?
Das Schwalbenhaus - was ist das?
Schwalbenhäuser sind 5 m hoch oder höher. Bis 10 m Masthöhe sind sie baugenehmigungsfrei, wenn sie als Elemente zur Garten- und Parkgestaltung deklariert werden. Die Anlagen wiegen ca. ½ Tonne. Sehr wichtig ist die richtige Auswahl des Standortes. Ein Schwalbenhaus sollte in der Nähe vorhandener Kolonien gebaut werden. Unbedingt sollte eine bebaute Ortslage, z.B. ein Dorfplatz gewählt werden. Schwalbenhäuser in freier Landschaft werden nicht angenommen. Auch die Lage an einem Gewässer hat sich als ungünstig erwiesen. Zu Gewässern (z. B. Dorfteich) sollte mindestens 10 m Abstand gehalten werden.
Was ist besser: Kunstnester oder Schwalbenhaus?
Die Möglichkeit, Kunstnester an Gebäuden anzubringen, sollte in jedem Fall zunächst geprüft werden und Vorrang haben. Allerdings müssen die ausgewählten Gebäude mehrere Voraussetzungen erfüllen:
• Die Fassaden müssen mindestens 4 m hoch sein (bis zum Dachüberstand) und es dürfen keine wesentlich höheren Gebäude in der Umgebung sein, damit die Schwalben die Nisthilfen annehmen.
• Das Gebäude muss über eine Fassade verfügen, an der die Nester überhaupt angebracht werden können und der Dachüberstand muss mindestens 30 cm betragen.
• Der Anflug muss frei sein, d.h. es dürfen keine störenden Leitungen, Masten oder auch Gehölze und Kletterpflanzen vorhanden sein. Kletterpflanzen halten die Schwalben vom Nisten ab, weil Nesträuber dort leichten Zugang zum Nest hätten.
• Es müssen bereits Schwalben in der Nähe nisten, sonst ist die Ansiedlung leider sehr unwahrscheinlich.
Warum ist eine große Kolonie wichtig?
Mehlschwalben sind Koloniebrüter. Sie suchen stets die Gesellschaft von Artgenossen, helfen sich gegenseitig bei der Brutpflege und verteidigen sich gemeinsam gegen Nesträuber. Der Nachwuchs schließt sich im nächsten Jahr wieder der Kolonie an und muss dann nicht lange nach einem geeigneten Platz für ein Nest suchen. Natürlich kann man auch neue Schwalbenkolonien aus Kunstnestern begründen.
Wie kann ich der Mehlschwalbe konkret helfen?
1) Die Umgebung muss stimmen
• Setzen Sie sich dafür ein, dass Feldwege und Dorfplätze in Ihrer Umgebung nicht restlos versiegelt werden, sondern offene Stellen mit Pfützen erhalten bleiben – auch für andere Vögel und Insekten sind das wichtige Trink-, Bade- und Futterplätze.
• Falls bereits alles versiegelt ist: Legen Sie eine Lehmpfütze an! Dazu füllen Sie eine flache, ca. 1 qm große Wanne oder ein Stück Teichfolie, 1,50 x 1,50 m mit ca. 2 Eimern Lehm. Die Lehmpfütze sollte nicht weiter als 300 m vom nächsten Niststandort entfernt sein, da der Lehm sonst bereits beim Transport zu trocken wird. Außerdem sollte der Platz keine Deckung für Katzen oder andere Räuber bieten (kann z. B. auch auf einem Flachdach sein). Halten Sie die Pfütze den ganzen Sommer über feucht!
• Pflanzen Sie heimische Sträucher und Stauden, die Insekten anlocken!
• Verzichten Sie auf chemische Pflanzenbehandlungsmittel und Insektizide.
2) So sieht eine ideale Nistwand aus
• Die Fassade sollte mindestens 4 m hoch sein (bis zum Dachvorsprung). Manchmal werden auch niedrigere Fassaden angenommen, aber nur, wenn kein höheres Gebäude in der Nähe ist.
• Der Anflug zur Nistwand muss frei sein von störenden Bäumen oder Leitungen.
• Marder oder Katzen dürfen keine Aufstiegshilfen vorfinden (Kletterpflanzen, etc.).
• Der Standort muss regengeschützt unter einem Dachvorsprung von mindestens 30 cm Breite liegen.
• Wenn möglich nutzen die Schwalben kleine Simse und Vorsprünge als Ausgangspunkt für den Nestbau.
• Schlagen Sie vorhandene, alte Nester nicht ab! Die Schwalben lieben es, gleich nach dem anstrengenden Rückflug eine Übernachtungsmöglichkeit vorzufinden. Außerdem ist die Renovierung eines alten Nestes weniger aufwändig als ein Neubau, für den die Schwalben 700 – 1.000 frische Lehmkügelchen herbeitragen müssen.
3) Kunstnester für Mehlschwalben
• Bringen Sie das Nest an einer Außenwand unter einem Dachüberstand von mindestens 30 cm an. Die Höhe der Fassade sollte mindestens 4 m betragen.
• Freier Anflug muss gewährleistet sein (z. B. an der Straßenseite, ohne störende Bäume).
• Die Himmelsrichtung ist weniger wichtig, allerdings ist eine leichte Bevorzugung der Südost-Richtung festzustellen.
• Wenn möglich, reinigen Sie die Kunstnester alle 2 – 3 Jahre, um evtl. tote Jungvögel, Eier oder auch Parasiten wie Lausfliegen zu entfernen. Dazu können Sie einen Pinsel nehmen und sollten Handschuhe sowie einen Mundschutz tragen.
4) Wie kann man die Schwalben weiter unterstützen?
• Bringen Sie einen 10 – 15 cm breiten, weiß gestrichenen Rauputzstreifen unter dem Dachvorsprung an.
• Als Nestgrundlage können auch Nistsimse oder Brettchen angebracht werden, die mit einem Kaninchendraht überzogen sind.
• Wenn der Boden zum Nestbau ungeeignet ist, können Sie den Schwalben Kunstnester anbieten.
Wie kann ich der Rauchschwalbe konkret helfen?
1) Die Umgebung muss stimmen
• Setzen Sie sich dafür ein, dass Feldwege und Dorfplätze in Ihrer Umgebung nicht restlos versiegelt werden, sondern offene Stellen mit Pfützen erhalten bleiben – auch für andere Vögel und Insekten sind das wichtige Trink-, Bade- und Futterplätze.
• Falls bereits alles versiegelt ist: Legen Sie eine Lehmpfütze an! Dazu füllen Sie eine flache, ca. 1 qm große Wanne oder ein Stück Teichfolie, 1,50 x 1,50 m mit ca. 2 Eimern Lehm und etwas Stroh oder grobem Heu. Die Lehmpfütze sollte nicht weiter als 300 m vom nächsten Niststandort entfernt sein, da der Lehm sonst bereits beim Transport zu trocken wird. Außerdem sollte der Platz keine Deckung für Katzen oder andere Räuber bieten. Halten Sie die Pfütze den ganzen Sommer über feucht!
• Pflanzen Sie heimische Sträucher und Stauden, die Insekten anlocken!
• Verzichten Sie auf chemische Pflanzenbehandlungsmittel und Insektizide!
2) So fühlt sich die Rauchschwalbe bei Ihnen zuhause
• Halten Sie von Ende März bis September ein Fenster von Stall, Garage oder Werkstatt offen und halten Sie den Anflug frei. Oder bauen Sie ein Schwalbenfenster in die Scheunen- oder Werkstatttür ein, also ein offenes Rechteck von mindestens 20 x 30 cm Größe (Querformat). Im Winter kann dieses Fenster natürlich mit einer Holz oder Glasplatte verschlossen werden.
• Schlagen Sie alte Nester nicht ab! Die Schwalben lieben es, gleich nach dem anstrengenden Rückflug eine Übernachtungsmöglichkeit vorzufinden. Außerdem ist die Renovierung eines alten Nestes weniger aufwändig als ein Neubau.
• Bringen Sie ca. 20 cm unter der Decke Leisten oder Nistbrettchen an, damit die Schwalben einen Befestigungspunkt für das Nest haben.
• Mehrere Nester oder Nistbrettchen bringt man mit einem Abstand von mindestens 1 m an, da Rauchschwalben keine Artgenossen in unmittelbarer Nähe dulden und möglichst keinen Sichtkontakt möchten.
• Die größten Feinde der Schwalben sind Marder, Eulen und Katzen. Diese sollten möglichst keinen Zugang zum Nestraum und auf keinen Fall eine Aufstiegsmöglichkeit zu den Nestern oder Nistbrettchen haben.
• Spannen Sie einen Draht oder eine starke Wäscheleine durch den Raum und bringen Sie auch im Garten solche Sitzmöglichkeiten an. Die Schwalben nutzen das gern für „Familientreffen“ und als Startplatz für Flugübungen.
Was tun, wenn Schwalben aus dem Nest fallen?
Wenn ein Schwälbchen einmal aus dem Nest gefallen und unverletzt ist, sollte man immer zunächst versuchen, es in sein Nest zurückzusetzen. Ist dieses zerstört oder nicht auffindbar, so kann der Nestling auch in ein sogenanntes Ammennest gesetzt werden, also in ein Nest einer anderen brütenden Schwalbe derselben Art. Falls der Nestling mit Schwalbenlausfliegen befallen ist, empfielt es sich, diese zunächst abzusammeln, damit die Parasiten nicht in ein anderes Nest getragen werden. Die im Ammennest befindlichen Jungen sollten in etwa in derselben Entwicklungsphase sein wie der Fundvogel. Schwalben sind sehr sozial und adoptieren solche Findlinge in der Regel problemlos. Wenn das Nest abgefallen ist, kann man alternativ zu der Verteilung in andere Nester auch wie folgt vorgehen (v.a. bei der Rauchschwalbe): Man füttert die Kleinen mit einigen Fliegen, Schnaken, Mücken oder entbeinten Grashüpfern, so dass sie wieder kräftig betteln und bringt in der Nähe der Stelle, wo das alte Nest hing (in Rufweite) ein Kunstnest an, in das man die kleine Familie setzt. Wenn die Kleinen lautstark betteln, nehmen die Eltern ihre Kücken auch in dem neuen Nest schnell und unkompliziert wieder an.Entgegen einer weit verbreiteten Meinung dürfen Vögel vom Menschen angefasst werden (allerdings erfahrungsgemäß nicht mit Händen, die stark nach Rauch riechen).
Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“
Warum macht der NABU die Aktion "Schwalbenfreundliches Haus"?
Mit der Aktion "Schwalbenfreundliches Haus" hofft der NABU Niedersachsen dazu beizutragen, die Akzeptanz für Schwalben und ihre Nester in der Nähe des Menschen zu erhöhen sowie bestehende Quartiere zu erhalten und neue zu schaffen. Menschen, die sich für Schwalben engagieren und an ihren Häusern dulden, werden vom NABU deshalb mit einer Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ ausgezeichnet. Bewerben können sich Hausbesitzer, die das Brutgeschehen der wendigen Flugkünstlern und Sommerboten dulden und fördern. Ganz gleich, ob es sich bei dem Gebäude um ein Wohnhaus, Hotel, Bauernhof oder Fabrikgebäude handelt.
Warum vergibt der NABU dieses Zertifikat?
Die an Hausfassaden nistenden Mehlschwalben wie auch die in Ställen, Carports oder Schuppen nistenden Rauchschwalben sind hierzulande in ihren Beständen gefährdet. Eine der Hauptursachen dafür ist die mutwillige Beseitigung von Nestern oder die gezielte Störung der Vögel beim Bau der Nester durch den Menschen. Dabei gibt es für das Problem der verschmutzten Hauswände eine ganz simple Lösung. Ein einfaches Brettchen, das unterhalb des Nestes angeschraubt wird, fängt den Schwalbendreck auf. Das Sauberkeitsempfinden der Besitzer, Gäste und Nachbarn ist also keine Ausrede mehr. Im Gegenteil: Umfragen in Tourismusregionen haben gezeigt, dass Urlauber das Vorkommen der wendigen Flugkünstler begrüßen und so genannte Vergrämungsmaßnahmen wie Drähte, Seile oder Flatterbänder dagegen als abstoßend empfinden.
Welche Häuser werden ausgezeichnet?
Grundsätzlich bezieht sich die Aktion natürlich auf Häuser mit (belegten) Schwalbennestern, die von den Hauseigentümern toleriert und geschützt werden. Aktive Schutzmaßnahmen, wie das Anbringen künstlicher Nistmöglichkeiten, das Bereitstellen von Nistmaterialien (Lehmpfützen), „Katzenabwehr“ oder Schmutzfangeinrichtungen sollten zusätzlich vermerkt werden. Auch wenn künstlich geschaffene Nistmöglichkeiten noch nicht besetzt sind: Wer seit mehreren Jahren bemüht ist, eine größere Anzahl Vögeln am Gebäude anzusiedeln, das Ansinnen aber noch nicht von Erfolg gekrönt war, kann prinzipiell auch eine Auszeichnung erhalten.
Welche Häuser können nicht ausgezeichnet werden?
Gebäude, die eigens für die Ansiedlung von Schwalben gebaut wurden (Schwalbentürme, umgebaute bzw. nicht mehr in Betrieb befindliche Trafohäuser o.ä.), können keine Auszeichnung erhalten.
Wie werden die Gebäude ausgewählt?
Jeder Hauseigentümer kann sich bewerben. Der NABU Niedersachsen entscheidet unter Einbeziehung der regionalen NABU-Gruppen über die Auszeichnung.
Wo kann ich meine Bewerbung einreichen?
NABU Niedersachen, Alleestraße 36, 30167 Hannover; Email: info@NABU-Niedersachsen.de
Den Antrag „Schwalbenfreundliches Haus“ können Sie sich hier herunterladen.
Weitere Informationen aus den Landesverbänden:
NABU Brandenburg
NABU Mecklenburg-Vorpommern
NABU NRW
>>Schwalbenbroschüre des NABU NRW
NABU Saarland
NABU Sachsen
NABU Sachsen-Anhalt
NABU Thüringen