Wildbiene des Jahres 2016
Bekannt wie eine Bunte Hummel?
Die Wahl ist eine zusätzliche Chance unsere Schutzbemühungen und auch die Sensibilität für die Belange der seltenen Hummelarten einem breiteren Publikum näherzubringen. Die Bunte Hummel eignet sich besonders gut, Gefährdungsursachen, Schutzmöglichkeiten und Verbreitung unter den spezifisch norddeutschen Bedingungen darzustellen. So ist die Bunte Hummel in Süd- und Mitteldeutschland zwar gefährdet, kommt aber zumindest noch zerstreut vor.
In Norddeutschland ist die Bestandssituation deutlich schlechter einzustufen. Die Art kam bis Mitte des letzten Jahrhunderts noch flächendeckend im norddeutschen Flachland bis nach Schleswig-Holstein vor. Spätestens ab den 70er Jahren brachen die Populationen aber massiv zusammen. Die Bunte Hummel ist heutzutage im Flachland bis auf vereinzelte Vorkommen fast verschwunden.
Im Rahmen des Projektes „Hummelschutz in Niedersachsen“ wurde in den letzten Jahren intensiv nach Vorkommen der Bunten Hummel gesucht. So konnten im Rahmen der Erfassung wieder vereinzelte Populationen im Flachland (vor allem an der Elbe) entdeckt, bzw. bestätigt werden. Im niedersächsischen Hügelland gibt es noch zerstreute, einzelne Funde (Witt 2016).
In diesen Gebieten gilt es, die noch vorhandenen Lebensräume zu erhalten und zu erweitern. Dabei ist eine extensive Pflege bzw. Bewirtschaftung der Flächen in Zusammenarbeit mit Landwirten, Kommunen und Gewässerverbänden der entscheidende Faktor. Im Rahmen des Hummelschutzprojektes des NABU wollen wir in diesem Jahr besonders Ausschau nach der Bunten Hummel halten und möchten alle Interessierten zur Mitarbeit aufrufen! Die Kenntnisse über aktuelle Vorkommen sind leider nur fragmentarisch, so dass weiterhin ein großer Bedarf an Erfassungsdaten besteht.
Lebensraumansprüche
Besiedelt wird besonders gerne blütenreiches Offenland, Wiesen, breite Ackerränder, Wegränder und Säume, blütenreiche Dämme, Brachen, Obstwiesen. Im Einzelfall kommt die Art auch in Norddeutschland in großen Gärten in der Nähe weiterer, geeigneter Flächen oder Parks vor.
Die Nester werden in verfilzter Vegetation der Krautschicht oder in alten Mäusenestern im Boden angelegt. Gerade verfilzte, nur selten und nicht zu tief gemähte Randstreifen sind in unsere Landschaft immer weniger zu finden und ein Grund für den starken Rückgang der Art.
Literatur zum Thema:
Hagen, E. von, Aichhorn, A. (2014): Hummeln – bestimmen, ansiedeln, vermehren, schützen. - Fauna Verlag: 359 S.
Witt, R.. (2016): Vorkommen und aktuelle Bestandssituation seltener Hummelarten (Bombus) in Niedersachsen (Hym., Apidae). – Ampulex 8 (im Druck)
Wildbienen-Kataster: Faltblatt „Wildbiene des Jahres 2016“. 8 S.
Steckbrief:
Bunte Hummel (Bombus sylvarum)
Zur Namensgebung: Bis vor kurzem wurde die Art noch etwas irreführend „Waldhummel“ genannt. Die Art kommt allerdings nicht in Wäldern vor. So verwenden Wildbienenkundler seit wenigen Jahren den viel treffenderen deutsche Name „Bunte Hummel“ oder „Bunthummel“. Diese Namen bürgern sich inzwischen langsam ein.
Erkennungsmerkmale:
- Färbung: hellbeige/gelblich behaarte Brust mit deutlichem schwarzem Querband zwischen den Flügelansätzen
- Hinterleib: die vorderen Hinterleibssegmente hellgrau/gelblich und schwarz gebändert, die hinteren Hinterleibssegmente rot/rötlich gestreift, letztes Segment oft komplett rot/rötlich. Achtung: die rote Farbe bleicht schnell aus! Dann ist die Bestimmung deutlich erschwert.
- Verwechslungsgefahr mit der sehr seltenen Sandhummel (Bombus veteranus)
- sehr hoher, lauter Flugton
- höhere Fluggeschwindigkeit als die anderen, häufigen Hummelarten
- Größe: Königinnen bis 18 mm, Arbeiterinnen + Männchen 12 – 15 mm
- Flugzeit: in Norddeutschland ab Mitte/Ende April