Artenporträt Blaue Holzbiene
Als blinder Passagier nach Niedersachsen eingereist
Die Holzbiene hat ihren Namen von ihrer Angewohnheit, kleine Höhlen in morsches Holz zu bohren, in der sie ihre Brut aufzieht. Ihre Kauwerkzeuge sind so kräftig, dass sie dabei sogar Sägemehl produziert.
Merkmale der Blauen Holzbiene
Holzbienen erreichen eine Körperlänge von bis 28 Millimetern. Sie sind anhand ihres hummelartigen Körpers und der meist schwarzen Behaarung sowie den schwärzlichen, violett irisierenden Flügeln gut von anderen Bienen zu unterscheiden. Wie alle Holzbienen-Arten, die vor allem vermehrt in Südeuropa vorkommen, weist auch die Blaue Holzbiene auf Brust und am Hinterleib gelbe Haare auf.
Vorkommen
Die Blaue Holzbiene ist, bedingt durch den Klimawandel, seit geraumer Zeit auch in unseren Breiten zu finden. Lange Zeit nur im Südwesten Deutschlands zu Hause, reicht ihr Verbreitungsareal inzwischen nördlich bis zu einer Linie Osnabrück–Hannover–Berlin. Entomologen vermuten, dass die Art 2005 erstmals mit einem Holztransport in den Norden Niedersachsens gelangt sein könnte. Auch aus dem Kreis Hildesheim wurden im Jahr 2019 "blinde Passagiere" gemeldet: Urlauber hatten von der norditalienischen Adriaküste ein Stück Holz mitgebracht. Auf der Rückreise schlüpften aus dem Holz die ersten Holzbienen. Sie wurden freigelassen und scheinen sich dank gestiegener Temperaturen in ihrer neuen Heimat wohlzufühlen.
Die Blaue Holzbiene zählt zu den acht Arten, auf die beim Insektensommer 2021 besonderes Augenmerk gelegt werden soll. Für den NABU Niedersachsen ist es interessant, mehr über ihr Vorkommen in unserem Bundesland zu erfahren. Bisher liegt ihr Verbreitungsschwerpunkt in Südniedersachsen. Als größte Wildbiene ist sie kaum zu übersehen und auch gut zu bestimmen.
Nahrungspflanzen
Holzbienen sind ausgezeichnete Flieger und verfügen über ein erstaunliches Orientierungsvermögen. Ähnlich einem Kolibri fliegen sie von Blüte zu Blüte, saugen Nektar und sammeln Pollen zum eigenen Verzehr und für die Aufzucht des Nachwuchses. Da die Holzbiene zu den langzüngigen Bienen gehört, findet man sie vor allem an Schmetterlings-, Korb- und Lippenblütlern, darunter Wiesensalbei und Flockenblumen. Besonders beliebt ist der Blauregen. Die Holzbienen fahren entweder mit ihrem Rüssel in die Blüte oder beißen zu enge Blüten seitlich auf, um an Pollen und Nektar zu gelangen.
Lebensweise
Die Blaue Holzbiene lebt solitär -also allein- und bildet keinen Bienenstaat. Ende April treffen sich die Männchen und Weibchen lediglich zur Paarung. Danach beginnt das Weibchen mit dem Nestbau in geeignetem Totholz, worin sie ihre Eier ablegt. Im Sommer schlüpfen die Larven dann und fressen sich als erwachsene Bienen aus dem Holz. Übrigens überwintert bei der Blauen Holzbiene nicht nur das Weibchen, sondern auch das Männchen. Beide Geschlechter verkriechen sich während der kalten Jahreszeit in Mauerspalten, Lehmwänden oder anderen geschützten Verstecken.
Mehr erfahren:
>>Ludwig Schweitzer und Reiner Theuner: Zur Verbreitung der Blauschwarzen Holzbiene (Xylocopaviolacea) in Niedersachsen und Bremen
Das können Sie für die Blaue Holzbiene tun
Da Totholz in unseren aufgeräumten Gärten, Feldern oder Wäldern leider allzu oft gleich als „Abfall“ weggeräumt oder verbrannt wird, verliert die Holzbiene zunehmend ihren Lebensraum. Wenn Sie ihr und anderen Insekten ein Zuhause geben wollen, lassen Sie am besten die Stämme abgestorbener Bäume stehen. Eine Alternative ist eine Nisthilfe, die Sie an einer sonnigen, aber vor Fressfeinden geschützten Stelle im Garten aufstellen können. Wer bevorzugt Schmetterlings-, Korb- und Lippenblütler im Garten anpflanzt, bietet den Tieren außerdem Nahrung.