Bestandsschutz für seltene Hummelarten
Das Hummelprojekt geht in die zweite Runde
Im Hummelprojekt des NABU Niedersachsen geht es um eine Wiederansiedlung seltener Hummelarten in Niedersachsen. Das Projekt ist bundesweit einzigartig. Mehr →
17. Mai 2024- Doch der Großteil dieser Bestäubungsarbeit wird nicht von Honigbienen, sondern von Wildbienen geleistet. Ihre Effizienz ist beeindruckend: Studien zeigen, dass der Fruchtansatz bei einigen Wildbienenarten bei gleicher Anzahl von Blütenbesuchen doppelt so hoch ist wie bei der Bestäubung durch Honigbienen. Zudem gibt es Pflanzen, wie den Rotklee oder die Luzerne, die ausschließlich von Wildbienen bestäubt werden und daher auf ihre Arbeit angewiesen sind.
Unverzichtbare Hilfe in der Landwirtschaft
Der Wert der Wildbienen wird oft unterschätzt. Wissenschaftliche Studien zeigen beispielsweise, dass Wildbienen Kirschbäume und Rapspflanzen viel effektiver bestäuben als Honigbienen. Und um einen Hektar Apfelbäume zu bestäuben, müssen mindestens 100.000 Honigbienenarbeiterinnen anrücken, die Gehörnte Mauerbiene jedoch schafft dies mit nur 400-600 Arbeiterinnen. Wildbienen sind auch dann aktiv, wenn es den Honigbienen zu kalt ist: Sie fliegen bei geringerer Sonneneinstrahlung und bei niedrigeren Temperaturen. Hummeln spielen für die Bestäubung von Tomaten eine große Rolle. Eine Studie, die in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht wurde, beziffert die jährliche Bestäuberleistung von Hummeln an Feldfrüchten mit einem Wert von mehr als 15 Milliarden Dollar für die US-Wirtschaft.
Schlüssel zur Artenvielfalt
Doch Wildbienen sind nicht nur für die Landwirtschaft von entscheidender Bedeutung. Sie tragen auch zur Bestäubung und Vermehrung von Wildpflanzen bei, was die bunte Vielfalt auf unseren Wiesen fördert. Diese blühenden Wiesen bieten wiederum zahlreichen anderen Tierarten Nahrung und Lebensraum.
Bedrohung und Schutz der Wildbienen in Deutschland
„In Deutschland gibt es über 600 Wildbienenarten, aber nur etwa ein Drittel davon ist als ungefährdet eingestuft. Dabei sind Wildbienen in Deutschland gesetzlich besonders geschützt“, berichtet Nicole Feige vom NABU Niedersachsen. Die Gefährdungsursachen sind vielfältig: „An erster Stelle stehen der Verlust von Lebensräumen, intensive Landnutzung, fehlendes Nahrungsangebot, das Fehlen eng vernetzter Kleinstrukturen und der Einsatz von Pestiziden“, erklärt Feige.
Der NABU Niedersachsen setzt sich im Rahmen des von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung geförderten landesweiten „Projektes zum Erhalt seltener Hummelarten in Niedersachsen“ für gefährdete Hummelarten ein, die seit Jahrzehnten extreme Rückgänge verzeichnen und im Gegensatz zu anderen Wildbienen vom Klimawandel negativ betroffen sind.
„In Kooperation mit vielen Akteuren lassen wir zum Beispiel neue Schutzflächen anlegen. Dafür stellen wir kostenlos Saatgutmischungen zur Verfügung, die wir speziell für langrüsselige Hummelarten zusammengestellt haben“, erklärt Projektleiterin Nicole Feige. Denn gerade für die langrüsseligen und damit oft gefährdeten Arten ist das Blütenangebot in der freien Landschaft immer mehr zurückgegangen. Wildbienenspezialist und Biologe Rolf Witt, der das Projekt wissenschaftlich begleitet, ergänzt: „Neben dem fehlenden Blütenangebot ist für die seltenen Arten vor allem das Vorhandensein geeigneter Nistplätze in Form von verfilzten Saum- oder Wiesenbereichen in offenen, großflächigen Biotopen fast noch entscheidender. Diese Flächen dürfen nur in mehrjährigen Zyklen gemäht oder beweidet werden“.
Neben den Schutzmaßnahmen ist die Erfassung seltener Hummelarten in ganz Niedersachsen ein weiterer Schwerpunkt des Projektes. Bei der Suche nach Restvorkommen gefährdeter Arten wird das Projektteam von vielen Ehrenamtlichen unterstützt. Die Ergebnisse fließen in die HummelMap ein, eine internetbasierte Fachplattform zur Meldung von Hummelvorkommen in Niedersachsen. „Durch die kontinuierliche Erfassung der Bestandsdaten werden die Kenntnisse über Verbreitung, Bestandsentwicklung und Gefährdung der Arten deutlich verbessert. Auf dieser Grundlage können aktuelle Rote Listen erstellt und Artenschutzprogramme und -maßnahmen entwickelt werden. Außerdem dienen die Daten für Stellungnahmen und Planungen im behördlichen Naturschutz“, betont Nicole Feige.
Im Hummelprojekt des NABU Niedersachsen geht es um eine Wiederansiedlung seltener Hummelarten in Niedersachsen. Das Projekt ist bundesweit einzigartig. Mehr →