Wenn's kalt wird, zählt jede Nuss
Eichhörnchen bei der Vorbereitung auf den Winter helfen
Eichhörnchen nutzen für ihren Winterkobel gelegentlich auch verlassene Nistkästen. - Foto: NABU/CEWE/Wilfried Martin
07. Oktober 2025- Jetzt wird es ernst: Die letzten warmen Tage sind gezählt und die Natur stellt sich langsam auf den Winter ein. Während einige Tiere bereits in ihre Winterquartiere verschwinden, beginnt für das Europäische Eichhörnchen eine besonders arbeitsreiche Zeit. Denn die kleinen Kletterkünstler halten keinen Winterschlaf, sondern sind auch in der kalten Jahreszeit immer wieder aktiv – vorausgesetzt, ihre Vorratskammern sind gut gefüllt. Der NABU Niedersachsen erklärt, wie wir ihnen dabei helfen können, gut durch den Winter zu kommen.
Vorräte für den Winter
„Eichhörnchen beginnen im Herbst damit, sich Vorräte anzulegen“, berichtet Lamin Neffati, Pressesprecher des NABU Niedersachsen. „Sie sammeln eifrig Nüsse, Samen und Kerne und vergraben sie an verschiedenen Orten, um im Winter darauf zurückgreifen zu können.“ Dabei verlassen sie sich auf ihren ausgezeichneten Geruchssinn – doch nicht jedes Versteck wird später wiedergefunden. Genau das ist übrigens ein Glücksfall für unsere Wälder: Aus vergessenen Vorräten wachsen neue Bäume. „So tragen Eichhörnchen ganz nebenbei zur Verjüngung unserer Wälder bei“, erklärt Neffati.
Wer die Tiere im Herbst unterstützen möchte, kann bereits mit einfachen Mitteln viel bewirken. Am hilfreichsten ist es, den eigenen Garten naturnah zu gestalten: Heimische Gehölze wie Haselnuss, Walnuss oder Buche bieten nicht nur natürliche Nahrung, sondern auch Versteckmöglichkeiten für die Vorräte. Auch Wasserstellen sind wichtig, sollten aber täglich gereinigt werden, um die Übertragung von Krankheiten zu verhindern.
Futterautomat als Hilfsmittel
Besonders praktisch ist ein Eichhörnchen-Futterautomat. Ähnlich einem Vogelhäuschen, aber mit einer durchsichtigen Frontscheibe und einer kleinen Klappe, ermöglicht er den Tieren, sich gezielt mit Nahrung zu versorgen. „Manchmal lassen sich Eichhörnchen dabei beobachten, wie sie in so einem Automaten sitzen, umgeben von lauter Nüssen, als wären sie in einem Schlaraffenland“, erläutert Bärbel Rogoschik, Leiterin des NABU-Artenschutzzentrums in Leiferde. Befüllt werden sollte der Automat mit energiereicher Nahrung wie Hasel- und Walnüssen, Sonnenblumenkernen oder Haferflocken.
Gefahren im Garten erkennen
Doch nicht nur das Futter ist entscheidend für das Überleben im Winter. Auch der Schutz vor Gefahren spielt eine zentrale Rolle. Besonders in urbanen Gebieten kann der Alltag für ein Eichhörnchen gefährlich werden: Straßenverkehr, freilaufende Haustiere oder offene Regentonnen werden oft zur tödlichen Falle. „Gärten sollten aus Sicht eines Eichhörnchens betrachtet werden“, empfiehlt Rogoschik. „Liegt irgendwo ein Rohr, in dem ein Tier stecken bleiben kann? Gibt es offene Wasserbehälter oder gar Leimringe an Bäumen?“ Letztere sind zwar zum Schutz vor Insekten gedacht, können aber Eichhörnchen das Leben kosten, wenn sie daran kleben bleiben.
Info-Broschüre bestellen
Wer Eichhörnchen helfen möchte, kann gegen Einsendung eines 5-Euro-Scheins unter Angabe des Stichworts „Eichhörnchen“ an den NABU Niedersachsen, Alleestr. 36, 30167 Hannover, eine ausführliche und reich bebilderte Broschüre des bayerischen NABU-Partners Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) anfordern. Die Broschüre erklärt die Lebensweise von Eichhörnchen und gibt viele praktische Tipps, beispielsweise zum Bau eines Eichhörnchen-Kobelkastens.
Eichhörnchen-freundlicher Garten
Auch bei der Gartenpflege gilt: Rücksicht ist besser als Eile. Wer im Winter Bäume fällen möchte, sollte diese vorher sorgfältig mit einem Fernglas auf bewohnte Kobel absuchen. „Ein herunterstürzendes Nest kann für ein darin schlafendes Eichhörnchen lebensgefährlich sein“, warnt Rogoschik.
Eichhörnchen nutzen für ihren Winterkobel oft Astgabeln in großen Bäumen, gelegentlich aber auch verlassene Nistkästen oder Baumhöhlen. Der Bau wird liebevoll ausgepolstert, manchmal bis zur Größe eines Medizinballs, damit er ausreichend Schutz vor Kälte bietet. Zwei Ausgänge sorgen dafür, dass das Tier im Ernstfall schnell flüchten kann.
Besonders wichtig: Ein ruhiger Garten im Winter hilft dem Eichhörnchen, sich an seine Vorratsverstecke zu erinnern. „Wer im Garten ständig umgräbt, Sträucher entfernt oder große Veränderungen vornimmt, macht es dem Tier schwer, seine Futterverstecke wiederzufinden“, erklärt Rogoschik.
Verletztes Eichhörnchen – was tun?
Was aber tun, wenn ein Eichhörnchen verletzt oder krank wirkt? „Gesunde Tiere lassen sich nicht einfangen“, so die Wildtier-Expertin. „Ein apathisches, schwaches oder taumelndes Tier sollte möglichst stressfrei in eine Auffangstation wie das NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde oder zu einem Tierarzt bzw. einer Tierärztin gebracht werden.“ Dabei helfen dicke Lederhandschuhe und eine verdunkelte Transportbox – denn Eichhörnchen sind sehr empfindlich gegenüber Stress.
Neffati fügt hinzu: „Noch ist das Europäische Eichhörnchen nicht gefährdet. Aber das kann sich ändern. Wer ihnen jetzt hilft, schützt nicht nur eine Art, sondern auch ein Stück unserer heimischen Naturvielfalt.“
Kontakt zum NABU-Artenschutzzentrum Leiferde
Bei Fragen einfach Kontakt mit dem NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde aufnehmen: Montags bis freitags ist es von 8:30 bis 12:00 Uhr unter der Telefonnummer 05373 6677 zu erreichen. In Notfällen kann die kostenpflichtige Telefonnummer 0900 11667711 gewählt werden. Tiere sollten niemals ohne Bescheid zu geben vor den Türen der Auffangstation abgestellt werden. Schlimmstenfalls könnten die Lebewesen zu spät bemerkt und nicht mehr gerettet werden. Notfälle nimmt das Team des Artenschutzzentrums nach Vereinbarung zu jeder Tages- und Nachtzeit auf.
Das NABU-Artenschutzzentrum hat für Besuchende während der Sommerzeit täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet und in der Winterzeit von 9 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist für NABU- oder Förderkreismitglieder frei. Alle anderen zahlen eine kleine Gebühr, die das Artenschutzzentrum in die Pflege der Tiere investiert.
Wer liebt sie nicht, die putzigen Gesellen mit den Pinselohren und dem langen buschigen Schwanz! Zweifellos eine der beliebtesten Tierarten sein, nicht nur in deutschen Gärten: das Europäische Eichhörnchen. Mehr →
