Fledermäuse in Niedersachsen
19 Arten sind bei uns heimisch
Von den 25 Fledermausarten, die auf deutschem Boden heimisch sind, kommen 19 Fledermausarten auch in Niedersachsen vor. Erfahren Sie mehr über unsere heimischen Arten. Mehr →
Fledermäuse sind Säugetiere, gehören aber nicht, wie der Name Fleder-maus vermuten lässt, zu den Nagetieren. Fledertiere bilden eine eigene Ordnung innerhalb der Säugetiere und sind die einzigen Tiere dieser Klasse, die aktiv fliegen können.
Unsere einheimischen Fledermausarten sind Insektenfresser. Sie ernähren sich also ausschließlich von Insekten und Spinnentieren. Zu den bevorzugten Beutetieren gehören Mücken, Schnaken, Fliegen, Nacht- und Tagfalter, Käfer, Spinnen oder auch Hundertfüßer.
Alle heimischen Fledermäuse jagen ihre Beute mit Hilfe der so genannten Ultraschall-Echoortung. Die meisten kleineren Arten erreichen dabei Geschwindigkeiten zwischen 18 und 29 Stundenkilometern. Der Große Abendsegler schafft bisweilen bis zu 50 Stundenkilometer. Die Echoortung dient den Tieren auch zur Orientierung und zum Erkennen von Hindernissen auf der Flugbahn.
Die größte heimische Fledermausart ist das Große Mausohr. Es besitzt eine Flügelspannweite von bis zu 40 Zentimetern und wiegt bis zu 30 Gramm. Die kleinste in Deutschland lebende Fledermaus ist die Mückenfledermaus. Sie erreicht eine durchschnittliche Körpergröße von ca. 4,5 Zentimetern bei einem Gewicht von 3,5 - 8 Gramm. Sie wiegt also in etwa so viel wie 2 oder 3 Gummibärchen.
Fledermäuse haben kaum natürliche Feinde, aber sie kämpfen mit den negativen Folgen einer intensiven Land- und Forstwirtschaft sowie der Vernichtung ihrer natürlichen Lebensräume durch den Menschen: Viele ihrer traditionellen Quartiere wurden zerstört und Nahrungsquellen reduziert. Weil Fledermausweibchen pro Jahr nur ein oder zwei Jungtiere zur Welt bringen, können Verluste in der Population nur schwer ausgeglichen werden.
So unterschiedlich die einzelnen Arten sind, so unterschiedlich sind auch ihre Ansprüche an ihre Habitate und Quartiere. Manche Fledermäuse kommen in menschlichen Siedlungsgebiete gut zurecht, anderen fällt das Überleben durch die Zersiedelung der Landschaft zunehmend schwer. So können Spaltenbewohner, wie beispielsweise die Zwergfledermaus, in sehr vielen Häusern unbemerkt unter Dachziegeln oder Fassaden wohnen, ihr Platzbedarf ist minimal. Die Populationen anderer Arten geraten mit dem Verschwinden ihrer Lebensräume unter Druck, z.B. der Abendsegler, der alte, verlassene Baumhöhlen bewohnt. Allerdings sind die meisten Fledermäuse, zumindest was die Nahrungssuche angeht, auf den Wald oder Waldränder angewiesen.
Auch ein geeignetes Winterquartier zu finden, ist für viele Arten zunehmend problematisch, da Höhlen, Stollen oder Kellern verschlossen werden oder die Tiere dort immer wieder gestört. Den in Kolonien lebenden Fledermäuse wie die Großen Mausohren droht Gefahr durch in den Dachstühlen eingesetzte giftige Holzschutzmittel. Diese Arten finden auch vielfach kein Quartier mehr, weil Dachstühle so versiegelt werden, dass sie keine Möglichkeit mehr haben, dort ein- und auszufliegen. Sie brauchen zum Überleben aber große und nicht ausgebaute Dachböden, die zugleich möglichst zugluftfrei sind. Solche Dachböden sind an modernen Häusern kaum noch zu finden, weshalb das Große Mausohr oder auch das Graue Langohr häufig in Kirchen oder anderen historischen Gebäuden zu finden sind. In Niedersachsen sind durch Quartiersverluste die Hufeisennasen-Populationen bereits ganz verschwunden.
Fatalerweise kann den Fledermäusen sogar ihre Beute zum Verhängnis werden: Insekten sind vielfach durch Pflanzenschutzmittel oder andere Chemikalien belastet. Die mit der Nahrung aufgesammelten Gifte häufen sich dann im Fledermauskörper und schwächen die Tiere selbst oder den Nachwuchs.
Mit dem Aufbau einer internetgestützten Arten-Informationsplattform für die Fledermäuse in Niedersachsen (BatMap) will der NABU Daten zur Verbreitung und zur Bestandsentwicklung erheben, um die Tiere besser schützen zu können. Mehr →
Im Rahmen der Aktion „Fledermausfreundliches Haus“ werden Gebäude ausgezeichnet, in denen Fledermäuse geduldet oder sogar erfreut „Willkommen“ geheißen werden. Mehr →
Der NABU Niedersachsen ist mit dem „Mopsfledermausprojekt Niedersachsen“ an einem bundesweiten Verbundprojekt beteiligt. Dabei geht es um den Schutz und die Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland. Mehr →
Fledermäuse sind durch eine Reihe von internationalen und nationalen Regelungen geschützt. So hat die Bundesrepublik Deutschland die Berner Konvention (Übereinkommen über die Erhaltung der wild lebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume) unterschrieben. Auch die Bonner Konvention, das Übereinkommen zur Erhaltung der wandernden wild lebenden Tierarten, wurde unterzeichnet. Nicht zuletzt hat sich Deutschland auch dem Abkommen zur Erhaltung der Fledermäuse in Europa (EUROBATS) angeschlossen.
Das Bundesnaturschutzgesetz setzt die internationalen und europäischen Vorgaben in nationales Gesetz um. Heute stehen alle heimischen Fledermäuse unter strengem rechtlichem Schutz, da sie zu den streng geschützten und besonders geschützten Arten (gemäß §7, Abs. 2 Nr. 13 bzw. 14 des BNatSchG) zählen.
Übrigens: Die derzeit gültige Rote Liste der gefährdeten Säugetierarten Niedersachsens und Bremens ist hoffnungslos veraltet (Heckenroth 1993) und kann nicht mehr als Maßstab für die Gefährdung der Fledermausarten herangezogen werden.
Von den 25 Fledermausarten, die auf deutschem Boden heimisch sind, kommen 19 Fledermausarten auch in Niedersachsen vor. Erfahren Sie mehr über unsere heimischen Arten. Mehr →