Aktuelles aus dem NABU-Artenschutzzentrum
NABU-Artenschutzzentrum lädt ein zum Storchenfest
12. April 2024- Im Mittelpunkt des Tages stehen wie immer die tierischen Bewohner des Artenschutzzentrums. Weißstörche, Uhus, Waldkäuze, Gänse, Papageien, Land- und Wasserschildkröten sowie viele weitere Tierarten warten im Rahmen kostenloser Führungen auf die Besucher. Auch die bekannten Weißstörche Fridolin und Mai sind vor Ort und werden das Fest von ihren Nestern aus beobachten.
Wie jedes Jahr werden die Fahrradfahrer traditionell mit einem kostenlosen Begrüßungsgetränk empfangen. Die Besucher können sich in zahlreichen Pavillons und Zelten mit entsprechenden Ständen unter anderem zu den Themen Europäische Sumpfschildkröten, Bienen, Hornissen oder Wespen informieren. Aber auch Fragen zu den richtigen Nistkästen oder zur Bestimmungsliteratur werden gerne beantwortet. Storchenbetreuer, Wolfsberater, Wildkatzenbotschafter, Imker und Jäger sind vor Ort, um über ihre Fachgebiete zu informieren.
Das Netzwerk "Klima" präsentiert Initiativen im Landkreis Gifhorn an einem interaktiven Stand mit einer Jurte für Kinder und lädt Besucher ein, das Motto "Alle an einen Tisch - Gemeinsam stark für den Umweltschutz!" zu erleben. Der Verein Pfötchenglück informiert über seine gemeinnützige Arbeit zur Nutztierhaltung und Tiertafel. Ebenfalls anwesend aus Leiferde ist der NABU-Kreisverband, die Feuerwehr mit einem Einsatzwagen, die Apotheke sowie UNSAhof und Charlinske. Alles rund um die Kuh kann man beim Kuhbetrieb Kläcke erwerben und sich beim Ehepaar Rautenberg über die Solidarische Landwirtschaft informieren. Für Kräuterliebhaber gibt es diverse Kräutersalze, Öle und andere Köstlichkeiten. Beim Flohmarktstand kann zudem so mancher Schatz erworben werden. Der Stand „Allerliebst“ bietet wunderschöne Kindersachen an.
Auch für Kinder gibt es an dem Tag viel zu entdecken: Sie haben die Möglichkeit zu malen, zu basteln, sich schminken zu lassen, ein Kindertattoo zu bekommen oder die Hüpfburg zu nutzen. Nicht nur Kinder können sich auf „Wölfi“ vom VFL-Wolfsburg freuen, der das Storchenfest von 13 bis 14 Uhr besuchen wird.
Um den Hunger zu stillen, wird es leckere Torten, Kuchen, frische Waffeln, Brezeln, Crêpes, Bauernhofeis sowie Bratwurst, vegane Currywurst und Pommes geben.
„Bei einer Tombola sind wieder 1.000 Preise zu gewinnen. Die Hauptgewinner werden aber unsere Pfleglinge sein, denn denen wird der Erlös des Festes zugutekommen“, so Bärbel Rogoschik, Leiterin NABU-Artenschutzzentrum.
STorchen-Webcam in Leiferde:
Gute Nachrichten aus dem NABU-Artenschutzzentrum Leiferde: Das Storchenkind von Fridolin und Mai hat sich wahrscheinlich bereits auf den Weg in den Süden gemacht. Mehr →
Ihre Spende hilft
Das Artenschutzzentrum in Leiferde ist für viele Tiere die letzte Rettung. Allein 2022 hat das Zentrum 3.764 Tieren aus 187 Arten gepflegt: U.a. wurden Jungtiere aufgezogen, Hitzeopfer aufgepäppelt, kranke Tieren behandelt, beschlagnahmte Tiere erhielten eine artgerecht Versorgung. Informieren Sie sich auf diesen Seiten über die wichtige Arbeit des Artenschutzzentrums.
Ihre Spende für das ArtenschutzzentrumNeuigkeiten 2022:
Zum Tag des Artenschutzes am 3. März 2022 übernahm 96plus, die soziale Initiative von Hannover 96, die Tierpatenschaft einer Europäischen Sumpfschildkröte aus dem NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde. Mehr →
Hitzewochenende macht Vögeln zu schaffen
Artenschutzzentrum Leiferde nimmt weitere 181 Tiere auf
21. Juni 2021- In nur drei Tagen wurden 181 Tiere in das NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde eingeliefert. Die meisten davon Hitzeopfer. Das Team machte Überstunden, um die Jungtiere durchzubringen. „Das war schon sehr besonders“, sagt Bärbel Rogoschik vom NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde: „Von Freitag bis Sonntag mussten wir 181 Tiere aufnehmen. Bei über 60 Prozent davon handelte es sich sehr sicher um Hitzeopfer. Dies waren durchweg Jungvögel, die nackt oder befiedert aus dem Nest gekrabbelt sind.“ In den meisten Fällen Rauchschwalben und Haussperlinge.
Die Tiere haben es in der Gluthitze nicht ausgehalten und sind mit letzter Kraft aus dem Nest geklettert. Wenn Sie Glück hatten, sind sie nicht auf einem Betonboden gelandet, sondern wurden noch lebend gefunden und ins NABU-Artenschutzzentrum gebracht. „Unsere Mitarbeiter haben Unglaubliches geleistet“, berichtet Rogoschik weiter. „Sie sind früher gekommen, länger geblieben und haben permanent gefüttert. Wir hoffen alle, dass jetzt der Hitzepeak vorbei ist und wir in den nächsten Wochen die Unmengen an Vögeln gut großziehen können, um sie letztendlich auszuwildern.“
Das können Sie tun
Die Leiterin des NABU-Artenschutzzentrums appellierte bereits vor der Hitzewelle daran, Dachböden gut zu durchlüften und Dachluken am besten auch nachts offen zu lassen, damit sich unter den Dächern gar nicht erst Temperaturen von über 60 Grad bilden können. Für Fledermäuse, Schwalben oder Sperlinge, die dort ihre Quartiere haben, werden diese Standorte ansonsten zur tödlichen Falle. Das Aufhängen von nassen Tüchern oder Laken auf dem Dachboden könne zusätzlich Abhilfe schaffen, da diese einen kühlenden Effekt haben.
Wichtig sei auch, im Garten Wasserstellen zu platzieren, am besten an einem schattigen Standort. Diese bieten sowohl Vögeln, als auch Insekten an heißen Tagen genügend zu trinken. Ein paar Steine und Moos in der Wasserschale sind ein sicherer Landeplatz für Biene, Käfer und Co. Um Krankheitserregern vorzubeugen, sollte das Wasser täglich ausgetauscht werden.
Große Finanzierungslücke 2021
Die Zahl der Pfleglinge steigt weiterhin
28. Mai 2021- Schwere Zeiten für das NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde: Die Zahl der Pfleglinge nimmt zu, gleichzeitig fehlen Einnahmen, u.a. durch das abgesagte Storchenfest. „Oft am Rande der Kapazitäten“, sieht Bärbel Rogoschik das von ihr geleitete NABU-Artenschutzzentrum Leiferde. Das Zentrum nimmt seit Jahrzehnten verletzte, kranke und geschwächte Wildtiere auf, um sie fachgerecht zu pflegen – darunter zahlreiche geschützte Tierarten, die nicht in Laienhände gehören. Hinzu kommen von Behörden beschlagnahmte Pfleglinge, in der Regel Exoten.
„Die Corona-Pandemie setzt uns auch im zweiten Jahr ganz enorm zu“, sagt die engagierte Naturschützerin. „Es ist ein doppelter Seiltanz, den wir vollführen müssen, um unser Bestes für die Tiere zu geben – und das im zweiten Jahr!“ Auf der einen Seite die zunehmende Zahl eingelieferter oder gemeldeter Pfleglinge, auf der anderen fehlende Einnahmen. Weniger Besucher und das erneut abgesagte, traditionelle Storchenfest reißen ein erhebliches Loch in das Budget für das laufende Jahr.
„Und hinzu kommen die Auflagen zur Hygiene, die uns die Arbeit im täglichen Betrieb nicht vereinfachen“, muss Rogoschik feststellen, die alle im Zentrum Tätigen für ihren Einsatz rund um die Uhr lobt.
Jungvögel brauchen selten menschliche Hilfe
„Auch in diesem Jahr werden wir von eingelieferten Jungvögeln ‚überflutet‘“, konstatiert die Leiterin des Artenschutzzentrums: „Viele von ihnen mögen sicher aus Not heraus unsere Hilfe benötigen, etwa, weil Elterntiere ums Leben kamen oder ein Nest aus einer Hecke geweht wurde. Aber bei sehr vielen führt mangelnde Artenkenntnis oder sogar gefährliche, falsche Tierliebe dazu, dass sie regelrecht ‚eingesammelt‘ und bei uns abgegeben werden. Viele Menschen haben ein gutes Herz, aber so gut wie gar keine Ahnung mehr von der Natur – und das kann für solche Wildtiere tödlich enden.“
Sie berichtet, dass mitunter ganze Nester mit Jungvögeln aus Hecken gerissen und ins Artenschutzzentrum gebracht werden. „Die Menschen glauben, diese Jungen seien von ihren Eltern verlassen worden. Dabei haben sie die Alttiere selbst verschreckt, indem sie oft stundenlang am Nest gestanden haben! Hier verkehrt sich Tierliebe ins Gegenteil – leider!“
Rogoschik ist enttäuscht, dass die Aufklärungsarbeit offenbar jedes Jahr wiederholt werden muss und bei vielen Menschen überhaupt nicht zu verfangen scheint. „Es ist zu spüren, dass die Naturentfremdung weitergeht, wenn nicht einmal einfachste Artenkenntnis vorhanden ist“, so Rogoschik. „Sicher auch eine Folge des rapiden Verschwindens von Gärten. Unsere Eltern und Großeltern kannten sich damit wesentlich besser aus!“ Die Diplom-Biologin empfiehlt, Artenkenntnis und grundlegendes Wissen über unsere heimische Natur verstärkt im Schulunterricht zu behandeln.
Junghasen nicht aufstöbern und einsammeln!
In besonderem Maße fallen in diesem Frühjahr auch wieder „die von überall angeschleppten oder gemeldeten Junghasen“ auf. Sicherlich auch pandemiegeschuldet, vermutet Rogoschik: „Wir freuen uns ja, wenn wieder sehr viel mehr Menschen in die Natur gehen – aber bitte nicht überall querfeldein, etwa durch Wiesen, Felder und Wälder, denn dort werden Wiesenbrüter aufgescheucht, Waldtiere immer wieder gestört.“
Junghasen beispielsweise werden in Wiesen ‚aufgestöbert‘, wo sie sich, wie es ihren Genen entspricht, durch Ducken im hohen Gras verbergen wollen. „Diese Tiere sind keineswegs verlassen“, erläutert die Zentrumsleiterin. „Sie warten ab, bis die Gefahr vorüber gegangen ist, und sie wieder von ihrer Mutter angenommen werden. Junghasen sollten daher keineswegs berührt werden, da das Muttertier sie dann aufgrund der Fremdwitterung nicht mehr annimmt!“
Auffällig sei außerdem, dass so mancher Junghase in einem Garten gefunden wurde – weil das Neubaugebiet, in dem dieser Garten liegt, in ein ‚angestammtes Hasenrevier‘ hineingebaut wurde. „Der ausufernde Flächenverbrauch fällt auch hier der Natur auf die Füße“, kommentiert Rogoschik.
Seltene Kornweihe ausgewildert
NABU-Artenschutzzentrum entlässt Greifvogel in die Freiheit
24. Februar 2021- Ende Januar wurde eine völlig ausgezehrte Kornweihe ins NABU-Artenschutzzentrum nach Leiferde eingeliefert. Der seltene Vogel wurde aufgepäppelt und konnte jetzt wieder in die Freiheit entlassen werden. Der kurze aber heftige Winter, mit Temperaturen im zweistelligen Minusbereich und einer dicken Schneedecke, bescherte vielen Menschen ein im Norden mittlerweile seltenes Wintervergnügen. Viele Beutegreifer allerdings, die unter anderem auf Kleinnager und Insekten angewiesen sind, hatten in dieser Zeit erhebliche Probleme. So wurden zahlreiche Mäusebussarde, Turmfalken und Schleiereulen als halbverhungerte Vögel in das NABU-Artenschutzzentrum gebracht.
Auf diesem Weg landete Ende Januar auch eine sehr seltene Kornweihe im NABU-Zentrum. Der weibliche Greifvogel war stark geschwächt und ließ den linken Flügel hängen. Zu Beginn musste er mit Infusionen stabilisiert werden. „Nach diesen Hilfestellungen merkte man, dass der Vogel die Umgebung besser wahrnahm und aktiver wurde“, erklärt Bärbel Rogoschik, Leiterin des NABU-Artenschutzzentrum Leiferde. Als nächstes wurde Futter in Form von Mäusen angeboten, die von der Kornweihe aufgenommen wurden.
Nach einigen Tagen in Intensivquarantäne und ordentlicher Futteraufnahme wurde der Greifvogel in eine Rundflugvoliere zum Training der Ausdauer der Flugmuskulatur umgesetzt. Nachdem das Tier dort zügig seine Runden drehen konnte und an Gewicht zugelegt hatte, konnte der Greifvogel bei gutem Wetter in die Freiheit entlassen werden. Er kann somit wieder zur Bestandserhaltung beitragen.
Kornweihen waren früher relativ häufig. Mittlerweile existieren hier nicht mehr genügend Lebensräume für sie, weshalb sie in Deutschland fast ausgestorben sind. Kornweihen benötigen in erster Linie Feuchtflächen wie Sümpfe oder auch Moore mit offenen Landschaften. Sie leben in Deutschland als Brutvogel fast ausschließlich in Norddeutschland. Der Bestand der seltenen Tiere wird auf etwa neun Brutpaare geschätzt.
Strenger Schneewinter: Erste Vogelopfer
8. Februar 2021 - Schleiereulen, viele Greifvögel und alle Vogelarten, die auf Nahrungssuche in Gewässern gehen müssen, haben es bei Eis und geschlossener Schneedecke schwer. So können Sie helfen. Der Winter hat Niedersachsen fest im Griff. Der NABU Niedersachsen meldet erste Opfer aus der Vogelwelt: Dazu zählen entkräftet aufgefundene Schleiereulen, so Bärbel Rogoschik, Leiterin des NABU-Artenschutzzentrums in Leiferde, die schon so manchen Schneewinter mit entsprechendem Geschehen miterlebt hat. „Die Schleiereule kann praktisch kein Fettgewebe aufbauen, daher kann sie auch nicht auf Reserven zurückgreifen“, erklärt sie. „Sie ernährt sich fast ausschließlich von Mäusen. Sobald die Schneedecke geschlossen ist, können die Eulen die Mäuse nicht mehr entdecken – eine brenzlige Situation, die in langanhaltenden Schneewintern oft zu sehr großen Verlusten unter den Schleiereulenbeständen führt. Viele Tiere verhungern schlicht.“
Sie bittet darum, Tore von Scheunen zu öffnen, damit Schleiereulen einfliegen und dort noch Mäuse erbeuten können. Stroh und Getreidereste könnten hilfreich dazu beitragen, Mäuse anzulocken. „Daraus kann sich ein kleines Büffet für die Schleiereule ergeben“, sagt Bärbel Rogoschik. Sie befürchtet, dass schon bald eine größere Anzahl Schleiereulen im NABU-Artenschutzzentrum eingeliefert werden könnte.
Auch andere Vogelarten haben Schwierigkeiten
„Viele Greifvögel haben es jetzt schwer, Beute zu finden und alle Vogelarten, die auf Nahrungssuche in Gewässern gehen müssen, etwa Reiher“, erklärt die Biologin. „Wir erwarten auch hier viele Hungeropfer, wenn die Gewässer längere Zeit zufrieren. Selbst der Eisvogel dürfte darben.“ Eisvögel ziehen im Winter zu Plätzen an Gewässern, die noch eisfrei sein könnten, etwa Überläufe, Schleusen und Zuflüsse. Dort haben sie noch eine Chance, Nahrung wie Kleinfische oder Wasserinsekten zu ergattern. Je länger der Schnee- und Eiswinter dauert, desto größer sind jedoch die Eisvogelverluste. Umso wichtiger ist, dass für all diese Vogelarten Lebensräume bewahrt oder aufgewertet werden, damit sich die Bestände in den Folgejahren wieder erholen können!
Artenschutzzentrum auf Hilfe aus der Bevölkerung angewiesen
Die Naturschützerin weist darauf hin, dass viele Menschen in einer bequemen und falschen Erwartungshaltung leider vom NABU-Artenschutzzentrum annehmen, nach jedem Anruf könne sich gleich ein Rettungswagen auf den Weg machen. „Das ist überhaupt nicht zu schaffen und überstiege unsere Kapazitäten personell und finanziell bei weitem. Wir sind daher auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen, mitunter auch auf das Bringen geschwächter Tiere nach Leiferde, anders geht es leider nicht“, appelliert Bärbel Rogoschik an die Bevölkerung und wirbt um Verständnis.
Besonders schockiert zeigt sich die Leiterin des NABU-Artenschutzzentrums über Grausamkeit: „Selbst in dieser strengen Frostzeit werden noch illegal Tiere ausgesetzt, wie zwei uns gebrachte Wasserschildkröten, die in letzter Minute gerettet werden konnten. Nicht viel länger, und sie wären dem Tode geweiht gewesen.“
Einnahmen fallen weg – aber immer mehr Tiere werden gebracht
1. April 2020- Die Corona-Krise: Sie trifft das NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde mit voller Wucht, und das gleich doppelt: Das Zentrum, das seit Jahrzehnten sowohl als Aufnahmestation für tausende Wildtiere als auch für beschlagnahmte Exoten dient, ist in großer Not.
Leiterin Bärbel Rogoschik umreißt die Situation: „Seit Jahren steigt die Anzahl der bei uns eingelieferten Tiere. Das geht oft bis an den Rand des noch Handhabbaren. Nun mussten wir unsere Praktikanten, FÖJler und Bundesfreiwilligen aufgrund der Pandemie nach Hause schicken und stehen jetzt arbeitsmäßig mit dem Rücken zur Wand, weil die Tiere natürlich weiter versorgt werden müssen“, berichtet Rogoschik. „Bei uns kann niemand ins Homeoffice – man kann ja nicht mal eben 50 Tiere mit nach Hause nehmen!“ Nur eine kleine Stammbesetzung muss jetzt die Station am Laufen halten – mit angespannten Nerven.
Nun kommt jedoch ein bedrohlicher Umstand der Krise hinzu: „Die Veranstaltungen, allen voran das bei den Menschen der Region und darüber hinaus beliebte Storchenfest mit seinen 5.000 Besucherinnen und Besuchern, aber auch Führungen fallen weg – und damit auch die Spenden, die wir als feste Einnahmen dringend brauchen. Wir müssen schon jetzt davon ausgehen, dass uns hohe fünfstellige Summen fehlen werden!“, schlägt Bärbel Rogoschik Alarm.
Falsch verstandene Tierliebe verstärkt das Problem
Was das Ganze enorm verschlimmert: „Im Zuge der Pandemie haben viele Menschen sehr viel Zeit, bauen Überstunden ab, streifen durch die Natur oder sind im Garten aktiv – eigentlich wunderbar. Und von uns durchaus gewollt, damit sich die Naturentfremdung verringert. Aber, und dies ist ein großes ‚Aber‘, dadurch werden uns wesentlich mehr Tiere gebracht!“ Die Leiterin berichtet von Tieren, die in Gärten aus dem Winterschlaf gerissen wurden, insbesondere Igel und Siebenschläfer, sowie von vermeintlich „hilflosen“ Tieren wie jungen Hasen, die aus Feldern aufgelesen wurden, obwohl sie keiner Hilfe bedürfen, sondern sich nur – wie es ihrer Art zu eigen ist – beim Herannahen von Menschen an den Boden geduckt haben. „Hier verkehren sich Unkenntnis und Tierliebe ins Gegenteil – und dann landen die Tiere bei uns“, sagt Rogoschik. Auch junge Eichhörnchen werden gebracht, die teilweise durch Unkenntnis und menschliches Fehlverhalten von ihren Müttern getrennt werden.
„Wir mögen noch gar nicht daran denken, wie es in Kürze aussehen wird, wenn wir mit Jungvögeln überschwemmt werden, die in festen und kurzen Intervallen einzeln gefüttert werden müssen“, sagt die Zentrumsleiterin. „Wenn dann die Gelder fehlen, auch für das Spezialfutter, das wir für viele Tiere, für das Heer der tschilpend und piepend nach Futter bettelnden Jungvögel, brauchen – dann könnte es sehr eng werden. Das ist die ernsteste Situation, in der wir uns je befunden haben!“
Gesten der Hilfsbereitschaft
Zugleich freut sie sich über Gesten der Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung, die Mut geben in schwerer Zeit. „Uns erreichte ein Umschlag mit einer anonymen Spende, Menschen übernehmen Patenschaften für unsere Tiere und ein netter Herr, der zukünftig Obstbäume schneiden möchte, bittet um eine Spende für das NABU-Artenschutzzentrum. Es zählt jeder Cent – für all unsere Tiere!“ Die Zentrumsleiterin weiß, dass sich die Situation für ihre Mitarbeiter und sie weiter verschärfen wird. Deshalb appelliert sie an die Bevölkerung, das NABU-Artenschutzzentrum, das weit über Niedersachsens Grenzen bekannt ist, jetzt zu unterstützen: „Die Tiere brauchen es. Auch sie sind in bitterer Not. Unsere Pflegetiere können nichts für die derzeitige Krise, aber wir tragen für sie die Verantwortung. Helfen Sie uns dabei.“
Zahlreiche Hitzeopfer unter den Pfleglingen
26. Juli 2019 - In Leiferde ist „Land unter“ - allerdings nicht bedingt durch Wasser, sondern durch das Gegenteil: Wassermangel und Hitze machen den Dachbewohnern unter den Vögeln das Leben schwer. Mauersegler, Haussperlinge und Fledermäuse aber auch Schwalben, die ihre Nester am Haus haben, leiden unter der großen Hitze.
Während der Mensch sich in den Schatten zurückzieht, ein kühles Getränk genießt, baden geht oder seine Klimaanlage einschaltet, ziehen einige Vogelarten unter dem Dach, oft unmittelbar unter den Dachpfannen, ihre Jungen groß.
Wer seinen Dachboden in den letzten Tagen einen Besuch abgestattet hat, wird sich oft an einen Backofen erinnert fühlen. Oftmals herrschen dort Temperaturen von 50 °C. Das empfinden auch die Tiere so. Dies führt dazu, dass Jungvögel, die noch gar nicht flügge sind, den Weg aus der Hitze suchen und in Regenrinnen oder auf dem Asphalt landen.
„Mittlerweile sind die Hälfte aller zu uns gebrachten Tiere Hitzeopfer“, berichtet Bärbel Rogoschik vom NABU-Artenschutzzentrum. „Häufig sind die Vögel durch den Sturz schwer verletzt, fast immer dehydriert und dazu noch sehr mager, da uns mittlerweile die Fluginsekten fehlen. Es ist schon sehr bitter, dies zu beobachten.“
Die Haus- und Gartenbesitzer bittet Rogoschik, die Dachböden in den kühlen Stunden zu lüften, um dort für ein wenig Abkühlung zu sorgen. Auch Wasserstellen im Garten oder auf dem Balkon sind allen Tieren willkommen.
Die Schildkrötensaison geht leider früher los als erwartet
19. März 2019 - Durch steigende Temperaturen wurden in der freien Landschaft bei Meine (Landkreis Gifhorn) und Bredenbeck (Deister) zwei Schildkröten aus ihrer Winterstarre gelockt. Die Tiere wurden jedoch nicht gezielt eingewintert, sondern sind höchstwahrscheinlich im letzten Jahr entweder ausgebüxt oder ausgesetzt worden.
Bei einem Tier handelt es sich um eine Vierzehen-Landschildkröte, die bei einem Spaziergang von einem Hund aufgestöbert wurde. „Ihr Gesundheitszustand ist augenscheinlich nicht schlecht“, berichtet Bärbel Rogoschik vom NABU-Artenschutzzentrum. Das andere Fundtier, das am Klärteich in Meine angetroffen wurde, ist eine Falsche Landkartenschildkröte. „Sie befindet sich in einem äußerst schlechten Zustand. Die Hautschichten lösen sich ab, sie ist extrem mager und weist diverse blutige Panzerstellen auf“, berichtet Rogoschick. „Weitere Erkrankungen sind zu befürchten. Es handelt sich hierbei um ein großes Weibchen, das mit den bei uns herrschenden Wintertemperaturen nicht klargekommen ist.“ Das Aussetzen von Tieren ist per Gesetzt verboten und darf für keinen Tierhalter eine Option sein!
Gerne kann eine Patenschaft für diese Findlinge übernommen werden. Bitte kontaktieren Sie bei Interesse das NABU-Artenschutzzentrum:
NABU-Artenschutzzentrum Leiferde
Hauptstraße 20
38542 Leiferde
Tel. 05373 / 6677, Bürozeiten Mo – Fr: 8.00 - 11.30 Uhr
kostenpflichtige Hotline: 0900 / 11 66 77 11
NABUartenschutzzentrum@t-online.de
www.nabuzentrum-leiferde.de
Fünf Rehkitze vor Mähtod gerettet
NABU-Mitarbeiter berichtet über den Drohneneinsatz
13. Juni 2018 - Früh aufzustehen ist nicht jedermanns Sache. Für ein vom NABU-Artenschutzzentrum Leiferde ins Leben gerufenes Projekt ist das jedoch Voraussetzung: Es geht um die Rettung von Rehkitzen vor dem Mähtod mittels einer Drohne mit Wärmebildkamera. Für NABU-Mitarbeiter Joachim Neumann, Christian Meyer vom Kopter-Club Braunschweig und drei Jäger des Hege-Rings Edemissen war die Nacht zum Dienstag bereits gegen halb vier vorbei - pünktlich um vier Uhr morgens traf man sich auf einer zu mähenden Wiese in der Gemeinde Edemissen im Landkreis Peine. Da bei dieser Methode eine Wärmebildkamera zum Einsatz kommt, ist der zeitige Beginn zum Sonnenaufgang notwendig, wie Christian Meyer erläuterte: „Die Wärmebildkamera liefert umso bessere Ergebnisse, je höher die Temperaturunterschiede der Umgebung zu den aufzuspürenden Rehkitzen sind. Heute Morgen hatten wir mit nur elf Grad Außentemperatur optimale Bedingungen.“
Entsprechend erfolgreich verlief die Suche nach Kitzen. Gleich fünf Tiere konnten dank der Kamera aus der Luft gefunden und immerhin drei von ihnen am Feldesrand sicher für die Zeit der Mahd zwischengelagert werden. Die anderen beiden erwiesen sich aufgrund ihres etwas fortgeschrittenen Alters als zu flink und entkamen den Fangversuchen. Wie sich nach der Mahd zur Erleichterung aller herausstellte, waren aber beide Kitze bereits alt genug, um auch dem Mähwerk erfolgreich zu entfliehen.
Nicht nur für Projektleiter Joachim Neumann war die Anzahl der gefundenen Kitze eine Überraschung: „Im Prinzip wurde hier richtig gute Vorarbeit geleistet und einige Tage vorher Flattertüten aufgestellt und die Fläche am Vorabend mit Hunden abgesucht. Dass wir dennoch so viele Tiere gefunden haben zeigt, wie schwierig es ist, Kitze vor dem Mähtod zu bewahren. Mit Hilfe der von der Niedersächsischen BINGO-Umweltstiftung finanzierten Drohne können wir nun zumindest regional dazu beitragen, die Verluste zu reduzieren.“ Bis zum Ende der Setzzeit Ende Juni werden sicher noch einige weitere Einsätze folgen.