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Sechs Jahre nach dem Moorbrand in Meppen

Schäden werden immer noch größer

Sechs Jahre nach dem Ausbruch des verheerenden Feuers im NSG Tinner/Staverner Dose zieht der NABU Bilanz: Die Umweltschäden sind noch lange nicht beseitigt, sondern werden größer.

Durch die nach dem Moorbrand großflächig aufwachsenden Gehölze geht in der Tinner Dose auch Lebensraum für die streng geschützte Bekassine verloren. - Foto: Erhard Nerger

Durch die nach dem Moorbrand großflächig aufwachsenden Gehölze geht in der Tinner Dose auch Lebensraum für die streng geschützte Bekassine verloren. - Foto: Erhard Nerger

28. August 2024- Nach Raketen-Tests auf dem militärischen Übungsgelände der Wehrtechnischen Dienststelle 91 in Meppen brach am 3. September 2018 ein Feuer aus. Auf rund 1.000 Hektar schwelte über einen Monat lang das Feuer in dem für den Naturschutz hoch wertvollen Moor-Naturschutzgebiet "Tinner Dose". Der NABU beklagt, dass die Umweltschäden aus dem Brand 2018 noch lange nicht beseitigt sind, sondern durch den Gehölzaufwuchs, der eingesetzt hat, immer noch größer werden.

„Durch den Brand wurde auf 500 bis 600 ha Fläche die typische Moorvegetation zerstört und nun wachsen dort Gehölze wie Birken und Pappeln“, erklärt Ulrich Wilde, erster Vorsitzender des NABU Emsland-Mitte.

Dr. Erhard Nerger, zweiter Vorsitzender des NABU Emsland-Mitte ergänzt: „Zwar wurden inzwischen eigens Maschinen angeschafft, um die Gehölze zu beseitigen, aber es können bei weitem nicht alle Flächen in einem Jahr bearbeitet werden, sondern nur ein kleiner Teil davon. Auch reicht eine einmalige Beseitigung der Gehölze durch Mulchen nicht aus, weil die Gehölze wieder ausschlagen. Insofern wachsen die Bäume immer höher auf, tragen weiter zur Entwässerung des Moores bei und verschatten lichtbedürftigen typischen Moorpflanzen bis diese absterben. Auch moortypische Tierarten wie Bekassine, Brachvogel und Ziegenmelker sowie Zauneidechse und Schlingnatter verlieren ihren Lebensraum. Das Problem wird mit den weiterwachsenden Gehölzen im wahrsten Sinn des Wortes immer größer. Langfristig kann da nur eine intensive Wiedervernässung der Flächen helfen.“

Zu zögerliche Maßnahmenumsetzung

Der NABU hat deshalb bereits im März 2019 konkrete Maßnahmen für eine Wiedervernässung der Tinner Dose vorgeschlagen. Zwar sind durch die Bundeswehr einzelne, kleinere Wiedervernässungen umgesetzt worden, wesentliche Maßnahmen fehlen jedoch. Dafür sollte zuerst ein umfassendes Wiedervernässungskonzept erstellt werden. Dieses Konzept ist aber noch lange nicht fertig und auch die Planung konkreter Maßnahmen, der Erwerb eventuell erforderlicher Flächen erworben und die Umsetzung baulicher Maßnahmen ist noch nicht geschehen.

Aus Sicht des NABU ist dieses zögerliche Vorgehen für den Naturschutz eine Katastrophe. Dabei liege die Wiedervernässung des Moores als wichtigste Brandschutzmaßnahme auch im zentralen dienstlichen Interesse der Wehrtechnischen Dienststelle. Denn als Lehre aus dem Brandereignis von 2018 wird beim Erprobungsbetrieb nun die aktuelle Feuchtigkeits-/ Trockenheitssituation des Moores und die vorhandene Brandlast mitberücksichtigt, bevor die Freigabe für den Schießbetrieb erteilt wird. „Die Wiedervernässung des Moores und die Beseitigung der Gehölze muss deshalb schnellstmöglich und mit allen Mitteln umgesetzt werden – für den Erprobungsbetrieb der Bundeswehr und den Naturschutz“, fordern Wilde und Nerger.


Rückblick: Ein Jahr nach dem Moorbrand

Gute Aufarbeitung – teils schwere Schäden

28. August 2019 - Der NABU ist in einen Arbeitskreis zur Aufarbeitung des Moorbrandes eingebunden und hatte dort konkrete Vorschläge zur Wiedervernässung unterbreitet. „Wir begrüßen, dass die Bundeswehr inzwischen ein erstes Vernässungsprojekt im Riefmoor, nördlich der Brandfläche, auf den Weg gebracht hat“, sagt NABU-Geschäftsführerin Jutta Over. „Nun hoffen wir, dass auch im Kernbereich schnell Maßnahmen umgesetzt werden, denn angesichts der extremen Trockenheit ist es für das Moor sonst möglicherweise zu spät.“

Vertreter des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr hatten den NABU kürzlich zu einem Fachgespräch und einer Bereisung der Brandflächen eingeladen. Hierbei sei der NABU über die laufende Biotopkartierung und erste Ergebnisse informiert worden.

Entsetzt waren die Naturschützer beim Anblick der Brandflächen am Ostrand des Gebietes: Hier sind 400 ha feuchte Moorheide vom Feuer zerstört worden. Der aschebedeckte Boden ist nun übersäht mit Pappel- und Birkenschösslingen. Aufgrund der höheren Lage und der damit verbundenen Trockenheit sowie der Belastung mit Munition im Untergrund erscheint es kaum möglich, die Feuchtheide kurzfristig wieder herzustellen. Die Feuchtheide ist ein europaweit streng geschützter Lebensraumtyp, die Vorkommen in der Tinner/Staverner Dose sind herausragend, was ihre Größe und Pflanzenzusammensetzung betrifft.

Auf den etwas tiefer liegenden Flächen am Westrand des Gebietes dominiert derzeit das Pfeifengras, das nach dem Feuer sehr schnell wieder ausgetrieben hat. „Das Pfeifengras kommt in degenerierten Hochmooren vor, bei denen der Wasserstand stark schwankt. Wenn es gelingt, die Flächen stärker zu vernässen, kann sich hier durchaus wieder eine vielfältige Moorpflanzengesellschaft ansiedeln. In der Umgebung sind noch einige besser ausgestattete Flächen vorhanden, die als Ausbreitungszentren dienen können“, sagt Biologin Jutta Over. Allerdings müsse man bedenken, dass das Moor nicht nur dem Moorbrand, sondern auch zwei Dürresommern und einem permanenten Nährstoffeintrag aus der Luft ausgesetzt war. Dadurch könne sich die Pflanzenzusammensetzung durchaus verschieben. Typische Moorpflanzen haben es immer schwerer, unter solchen Bedingungen zu wachsen.

Vor diesem Hintergrund fordert der NABU die Schaffung einer extensiv genutzten Pufferzone und das Heraustauschen oder Herauskaufen von privaten Flächen aus dem Gebiet. Nur dann sei ein Naturschutz- und Wassermanagement in dem Umfang möglich, wie es der Bedeutung des Gebiets entspricht.

>>Bildergalerie des NABU Emsland zur Artenvielfalt des Gebietes


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