Maßnahmen zur Hummelwiederansiedelung
Warum das neue Hummeprojekt des NABU Niedersachsen auf die Wiederansiedelung setzt und welche Maßnahmen durchgeführt werden, erfahren Sie hier. Mehr →
Hummelsuche im Wendland - Foto: NABU/Nicole Feige
Das Seminar richtet sich an vor allem an Interessierte, die im NABU-Projekt "Bestandsschutz für seltene Hummelarten in Niedersachsen" mitarbeiten möchten.
Hummel-Bestimmungsseminar
Am Samstag, den 22. Juni, wir in Vorträgen auf Biologie, Ökologie und Schutz der norddeutschen Hummelarten eingegangen und das Projekt vorgestellt. Schwerpunkt ist das Erlernen der Bestimmung von Hummeln mit Hilfe von Lupe und Stereomikroskop (Bino) sowie der Bestimmungs-App. Es werden verschiedene Bestimmungsschlüssel ausprobiert. Das Erkennen der Arten ist eine wichtige Voraussetzung für die praktische Projektmitarbeit.
Hummel-Exkursion
Am Sonntag, den 23. Juni, geht es dann ins Gelände: Im Naturraum Lüneburger Heide soll an besonderen Standorten nach Vorkommen seltener Hummeln gesucht werden. Geplant ist zur Einführung eine kurze, geführte Exkursion in der Umgebung der VNP-Akademie.
Die Teilnahme ist kostenlos, für die Verpflegung ist eine Kostenpauschale von 20 Euro zu erbringen.
Bei Fragen und zur Anmeldung kontaktieren Sie bitte Rolf Witt: witt@umbw.de
Eberhard von Hagen als Gast bei einem unserer Hummelseminare im Jahre 2015. - Foto: Rolf Witt
Eine sehr traurige Meldung erreichte uns Anfang des Monats. Eberhard von Hagen (* 1936), der den Hummelschutz in Deutschland maßgeblich geprägt hat und zurecht als der große „Hummelversteher“ tituliert wurde, ist am 1. Dezember in einem Altenheim bei Göttingen verstorben. Noch vor zwei Jahren wurde ihm das Bundesverdienstkreuz für seine Lebensleistung verliehen.
Eberhard von Hagen war sicherlich nicht nur für mich mit seinem Enthusiasmus und wegweisenden Artenschutzbemühungen für Hummeln eine inspirierende Persönlichkeit, der sein Leben den Hummeln gewidmet hat. So hat sein Wirken auch entscheidenden Einfluss auf unser Hummelschutzprojekt gehabt.
Rolf Witt im Namen des Projektteams
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Am 12. Oktober 2022 ist Hans-Heinrich von Hagen verstorben. Nahezu sein ganzes Handeln und Schaffen hat er dem Schutz der Hornissen und Hummeln gewidmet. Er war wahrscheinlich der Erste, der gezielten Artenschutz durch die Um- und Ansiedlung von Hornissen betrieben hat und ist damit spiritus rector aller heutigen Wespen- und Hornissenberater. Aber auch der Hummelschutz war immer eine wichtige Triebfeder für ihn.
Wer ihn einmal persönlich erleben durfte, wird gespürt haben, welch große Empathie er den Tieren entgegenbrachte und wie gerne er sein Wissen und seine Erfahrungen an Jüngere weitergegeben hat. Bis ins hohe Alter kümmerte er sich um diverse Hummelvölker, soziale Faltenwespen und auch Honigbienen in seinem für Insekten paradiesischem Garten. Die letzten Jahre verbrachte er in einem Pflegeheim in Bad Gandersheim.
24. Juni 2021 - Heute hat Eberhard von Hagen das Bundesverdienstkreuz für sein Lebenswerk erhalten, das er dem Schutz und der Erforschung der Hummeln gewidmet hat. Die Verleihung fand auf dem Außengelände der Seniorenresidenz in Holzerode statt, in dem der Hummelexperte heute wohnt. Kreisrätin Christel Wemheuer hielt die Laudatio und überreichte ihm anschließend im Namen des Bundespräsidenten die Ehrenmedaille. Das Team vom NABU-Hummelprojekt und der NABU Niedersachsen gratulieren herzlich zu dieser Ehrung!
Schon als Kind war Eberhard von Hagen fasziniert von den Hummeln. Zusammen mit seinem Bruder Hans-Heinrich gilt er als Pionier bei der gezielten Förderung von Hummeln und hat viele Schutzprojekte umgesetzt. Schon sehr früh wies er auf massive Bestandsrückgänge „seiner“ Hummeln aufgrund der Veränderungen unserer Landschaft und Wirtschaftsweise hin – das Insektensterben setzte eben schon in den 60er Jahren ein. Ein Mahner über die Fehlentwicklungen in unserem Umgang mit der Natur ist er bis heute geblieben. Die Auszeichnung würdigt nun gebührend sein außerordentliches Engagement zum Insektenschutz.
Sein Wissen gab und gibt der Hummelexperte gerne weiter. Das von ihm verfasste Standardwerk, der Klassiker „Hummeln – bestimmen, ansiedeln vermehren, schützen“, liegt inzwischen in der 6. Auflage vor. Auch die Mitarbeiter*innen des Hummelprojekts stehen immer wieder im Kontakt zu ihm. So hat er beispielsweise auf der Abschlussveranstaltung eines Hummelschutzprojektes einen Vortrag über seine Forschungen und seinen Erfahrungsschatz gehalten.
Auch im hohen Alter begleiten ihn die Hummel noch stets: Im Garten der Seniorenresidenz hat er einige Hummelkästen aufgebaut, die er mir viel Liebe und Freude betreut.
Ortstermin in der Wesermarsch auf der neuen Hummelschutzfläche - Foto: Rolf Witt
1. September 2020- In der Wesermarsch hat sich im Laufe des Jahres eine neue Kooperation zum Hummelschutz ergeben: Auf Initiative des Landkreises Wesermarsch und der Stadlander Sielacht als Flächeneigentümer wird eine Grünlandfläche für Insekten optimiert. Bei einem Ortstermin Anfang Mai, an dem auch der Kreislandvolkverband Wesermarsch e. V. als weiterer Partner teilnahm, zeigte sich, dass sich die Fläche hervorragend für das Hummelprojekt eignet.
Denn das extensiv bewirtschaftete Grünland liegt nur wenige Kilometer entfernt von zwei bereits bekannten Moos- und Sandhummelvorkommen. Allerdings gingen dort in den letzten Jahren die Bestände zurück aufgrund einer geänderten Bewirtschaftung. Die neue Fläche bietet den Hummeln so einen neuen Lebensraum.
Inzwischen wurden Teilbereiche mit hummelfreundlichem Saatgut eingesät, Randbereiche als Nistplätze ausgezäunt und eine Infotafel „Hummelland am Wegesrand“ aufgestellt. Das gemeinsame Projekt ist langfristig angelegt, eine Erfolgskontrolle der Maßnahmen ist geplant und es wurden bereits weitere Pflegevorschläge erarbeitet.
Die Zusammenarbeit mit Partnern aus der Landwirtschaft ist sehr erfreulich und soll in der Zukunft weiter ausgebaut werden. So hat beispielsweise auch das Grünlandzentrum Interesse an einer Zusammenarbeit angemeldet.
Besenderte Sandhummel auf dem Kopf von Rolf Witt. - Foto: Henri Greil
20. Juli 2020 - Die Suche nach Mooshummelnestern ist mühsam. Viele Individuen findet man nicht mehr in ihren letzten niedersächsischen Rückzugsgebieten an der Küste. In diesem Jahr konzentrierte sich die Suche auf die Populationen in der Wesermarsch. Dabei wurde eine neue Methode ausprobiert: Ziel war es, erstmals eine Besenderung von Arbeiterinnen vorzunehmen, um diese dann zu den Nestern verfolgen zu können. Das Vorhaben wurde maßgeblich von Henri Greil vom Julius Kühn-Institut (JKI) in Braunschweig vorbereitet und unterstützt.
Ein großes Problem war es - wie im Vorjahr - ausreichend große Populationen mit aktiven Arbeiterinnen zu finden, die gut für alle erreichbar waren. In den Tagen vor dem Versuch wurden leider wieder einige potentiell geeignete Grünlandflächen komplett gemäht. So konnte der Freilandversuch letztendlich nur auf einer verbliebenen Fläche am 21. Juni an der Drepte (Unterweser) stattfinden. Die Besenderung im Gelände nahm Dr. Silvio Erler vom JKI vor, der jahrelange Erfahrung in der Besenderung von Honigbienen hat. Die Platzierung der Sender auf den Moos- bzw. Sandhummeln führte er „heldenhaft“ durch, denn ohne kräftige Hummelstiche ging es zu seiner Überraschung nicht vonstatten. Mit dabei waren Henri Greil, Kerstin Hälbig, Jürgen Schneider und Rolf Witt.
Es zeigte sich allerdings, dass die eher kleinen Arbeiterinnen mit den Sendern nicht abflogen. Vorversuche mit Erdhummel-Arbeiterinnen in Braunschweig waren dagegen erfolgreich. So mussten wir das Experiment leider ohne Ergebnis abbrechen. Wir planen deshalb die Besenderung weiter zu optimieren und im nächsten Jahr noch einmal einen neuen Versuch zu starten.
Deichhummel - Foto: Rolf Witt / www.umbw.de
8. August 2019 - Am 15. Juli 2019 konnte während einer Exkursion auf einer mit Rotklee bestandenen Wiese in der Wesermarsch bei Neuenlande (Landkreis Cuxhaven) ein außergewöhnlicher Nachweis erbracht werden. Eigentlich waren Jürgen Schneider, Kerstin Hälbig und Rolf Witt auf der Suche nach Mooshummelnestern. Dann hatte Jürgen Schneider in seinem Netz plötzlich einen besonderen Fang - nach ausgiebiger Betrachtung mit der Lupe konnte eine Deichhummelkönigin (Bombus distinguendus) bestimmt und wieder in die Freiheit entlassen werden. Nach dieser Art wurde schon seit vielen Jahren und auch schon im ersten NABU-Hummelprojekt, leider ohne Erfolg, gezielt gesucht. So waren die Exkursionsteilnehmenden dann auch wirklich regelrecht euphorisch, diese zugleich sehr schöne und ansehnliche Art gefunden zu haben.
Rolf Witt, Wildbienenspezialist und Mitarbeiter im NABU-Projekt, hat inzwischen mit dem Landwirt und den zuständigen Naturschutzbehörde Kontakt aufgenommen, um die Möglichkeiten einer Bestandssicherung auszuloten. Erste Gespräche verliefen sehr vielversprechend. Der NABU wird dem Landwirt im Rahmen der Möglichkeiten des Projektes auch finanziell unterstützen, damit ein kontinuierliches Rotklee-Angebot gewährleistet ist.
Die Suche nach Mooshummelnestern erwies sich dagegen als sehr schwierig und war leider nicht von Erfolg gekrönt. Zu guter Letzt konnten dann aber auch noch Sandhummeln (Bombus veteranus) nachgewiesen werden. Ein schöner Erfolg.
Die Deichhummel (Bombus distinguendus)
Viele sagen, die Deichhummel gehöre zu den schönsten Hummeln und sie sei eine hervorragende Flugkünstlerin. Sie nistet vorwiegend unterirdisch in Mäusenestern, manchmal aber auch überirdisch in Nestern unter Grasbüscheln. Sie kommt nur in offenen Biotopstrukturen vor, also auf blütenreichen Wiesen oder Weiden, oder aber auch an Böschungen und Gräben.
Durch die zunehmend intensivere Nutzung dieser Lebensräume sind die Bestände in den letzten Jahren überall eingebrochen. In ganz Deutschland ist sie heute nur noch sehr selten anzutreffen und gilt nach der Roten Liste der Wildbienen Niedersachsen/Bremen als „stark gefährdet“. Bei einer Aktualisierung ist von einer Höherstufung der Gefährdung in „vom Aussterben bedroht“ auszugehen. Die letzten Nachweise in Niedersachsen liegen schon viele Jahre zurück. In Großbritannien ist diese Art sogar zum Flaggschiff in einem aktuellen Schutzprojekt der britischen Hummelschützer geworden.
25. März 2019 - Der NABU Niedersachsen hatte zu einer Auftaktveranstaltung des von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung geförderten Projekts „Bestandsschutz für seltene Hummelarten in Niedersachsen“ eingeladen. Der dramatische Biomasserückgang bei den Insekten um rund 75 Prozent ist derzeit in aller Munde. „Bei den Hummeln setzten massive Bestands- und Artenrückgänge schon vor über 60 Jahren ein, wurden aber noch nicht als „Insektensterben“ wahrgenommen“, berichtet NABU-Projektleiterin Nicole Feige. „Hummeln sind eine der am stärksten gefährdeten Wildbienengattungen. Die allseits beliebten Hummeln gehören aber auch zu den wichtigsten Bestäubern vieler Nutz- und Kulturpflanzen.“
Auf dem Vernetzungstreffen wurden gemeinsam mit Experten die nächsten Schritte im Projekt geplant. Es gab Gelegenheit zum fachlichen und informellen Austausch. Nach einem Grußwort von Dr. Nick Büscher, stellvertretender Vorsitzender des NABU Niedersachsen, stellte das NABU-Projektteam die Inhalte des neuen Hummelprojekts vor. „Im Vordergrund steht die Wiederansiedelung seltener Hummelarten. Aber auch die landesweite Erfassung der Hummelbestände sowie die Optimierung oder Neuanlage von Hummelschutzflächen haben wir uns zum Ziel gesetzt“, berichtet Biologe und Projektmitarbeiter Rolf Witt (Umwelt- & Medienbüro Witt).
Bestimmungs-App für Hummeln
Prof. Dr. Jorge Groß, Professor für Didaktik der Naturwissenschaften an der Universität Bamberg, präsentierte eine Bestimmungs-App für Hummeln, welche er mit Rolf Witt, Martin Franke vom NABU Niedersachsen und Dr. Armin Blöchl von der Tierärztlichen Hochschule Hannover entwickelt hat. Sie wird im April freigeschaltet und im Rahmen des Projekts um ein Meldetool und eine Datenbank erweitert. „Damit ist es möglich, viele Hummelarten direkt im Gelände zu bestimmen und den Fund an eine Datenbank zu melden“, erklärt Prof. Dr. Groß. „Sie wird als Karte mit den niedersächsischen Hummelvorkommen im Internet einzusehen sein.“
Rolf Witt hielt einen Fachvortrag über Hummeln mit aktuellen Forschungsergebnisse. Danach kamen auch einige der zahlreichen Teilnehmer zu Wort und berichteten über ihre Aktivitäten im Hummelschutz. „Viele der Teilnehmer haben uns bereits im ersten Hummel-Projekt unterstützt, das bis Ende 2016 lief. Das Hummelfieber ist seitdem nicht abgeflaut“, freut sich NABU-Projektleiterin Nicole Feige. „Unser Projekt lebt von der Mitarbeit vieler ehrenamtlicher Hummelerfasser. Nur so ist es realisierbar, an möglichst vielen Standorten in Niedersachsen nach Hummeln zu suchen.“
Am Ende der Veranstaltung wurden erste Arbeitsgruppen gebildet. Weitere Mitstreiter sind herzlich willkommen. Wer Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit hat oder Hummelschutzflächen zur Verfügung stellen möchte, kann sich melden unter Nicole.Feige@NABU-Niedersachsen.de, Telefon: 01590 4537728.
16. Januar 2019 - Der Insektenschwund ist heute in aller Munde und der allgemeine Verlust der Artenvielfalt hat mittlerweile auch die Politiker wachgerüttelt. In Fachkreisen ist der extreme Rückgang von Hummelarten bereits länger bekannt. Darum hat der NABU Niedersachsen 2013 das Projekt „Hummelschutz in Niedersachsen“ ins Leben gerufen. Mit Unterstützung vieler engagierter Ehrenamtlicher konnten wertvolle Erkenntnisse zur Verbreitung der Hummelarten in Niedersachsen gesammelt und Lebensräume optimiert werden. Die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung (NBU), die das Projekt damals gefördert hat, zeigt sich von den Ergebnissen so überzeugt, dass sie jetzt mit 188.000 Euro zur Finanzierung eines weiteren Hummelprojekts beiträgt, an dem sich alle Bürger beteiligen können.
In dem Folgeprojekt „Bestandsschutz für seltene Hummelarten in Niedersachsen“ geht es diesmal zentral um eine Wiederansiedlung seltener Hummelarten in Niedersachsen. Denn trotz lebensraumverbessender Maßnahmen hat sich die Situation seltener Hummelarten in den letzten Jahren weiter verschlechtert. „Ein solches Vorhaben hat es in Deutschland bisher noch nicht gegeben. Weltweit ist nur ein großangelegtes Projekt dazu aus England bekannt. Daher wird es zuerst eine Machbarkeitsstudie geben, für die sich der NABU unter anderem die Expertise aus der britischen Fachwelt einholt“, erklärt Projektleiterin Nicole Feige. Zunächst geht es um die Zielart Mooshummel (Bombus muscorum), einer bundesweit stark gefährdeten Art.
Unterstützt wird das NABU-Projektteam dabei wieder von vielen ehrenamtlich engagierten Hummelfreunden. „Die zahlreichen auf ganz Niedersachsen verteilten Hummel-Beobachter/innen gewährleisten, dass Veränderungen im Bestand einzelner Hummelarten frühzeitig erkannt werden“, sagt NBU-Geschäftsführer Karsten Behr. Die Schulungen zur Ökologie und Bestimmung von Hummeln aus dem ersten Projekt und gemeinsame Netzwerktreffen gehen weiter – neue Hummelfreunde sind dabei herzlich willkommen!
Im Laufe des Projektes wird ein digitaler Bestimmungsschlüssel freigeschaltet, den sich jeder als leicht zu bedienende App auf sein Smartphone laden kann. Die App wird um ein Modul erweitert, mit dem Beobachtungen von Hummeln direkt aus dem Gelände in eine digitale Datenbank gemeldet werden können. So entsteht eine Karte mit den Hummelvorkommen in Niedersachsen, die im Internet eingesehen werden kann.
Wer Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit hat oder Hummelschutzflächen zur Verfügung stellen möchte, kann sich ab sofort an die Projektleiterin wenden.