Niedersachsens Fledermausarten im Porträt
Großer Abendsegler
Die langen, schmalen und spitzen Flügel sind darauf abgestimmt, schnell zu fliegen. Ein enges Manövrieren in der Vegetation liegt ihnen nicht, denn mit einer Größe bis zu 85 Millimetern sind sie neben dem Mausohr die größten heimischen Fledermäuse. Betrachtet man sie näher, lässt das glatt anliegende, leicht speckig wirkende Fell die Auswirkung auf die Aerodynamik erahnen. Abendsegler sind schnelle und ausdauernde Flieger. Bei den Ausflügen zur nächtlichen Beutejagd erreichen sie mühelos Geschwindigkeiten von 50 Stundenkilometern. Die Abendsegler gehören zu den wandernden Arten, sie legen dabei bis zu 1.600 Kilometer zurück, um ihre Überwinterungsquartiere zu erreichen.
Der Große Abendsegler ist eine große Fledermausart mit einer Flügelspannweite von etwa 32 bis 40 cm. Abendsegler haben ein kurzes, eng anliegendes Fell mit einfarbig rostbrauner Farbe.
Die Jagdgebiete des Großen Abendseglers liegen oft über dem Kronendach von Wäldern, über Lichtungen, an Waldrändern, über Brachflächen, Grünland und über Gewässern. Aber auch über Grünflächen von Ortschaften (z. B. Parks, Friedhöfe) gehen sie auf Nahrungssuche. Bei ihren abendlichen Jagdausflügen entfernen sie sich zum Teil mit mehr als 10 Kilometern weit von ihren Tagesquartieren.
Kleiner Abendsegler
Wie der Name es schon sagt, ist der Kleine Abendsegler die kleine Schwesternart des Großen Abendseglers. Sie sind aber nicht nur deutlich kleiner (Flügelspannweite ca. 26-32 cm) als Große Abendsegler – auch ihr Fell sieht anders aus. Es ist kurz, anliegend und die Haare sind zweifarbig: Die Haarbasis ist schwarzbraun, die Haarspitzen sind rostbraun. Insgesamt wirken Kleine Abendsegler etwas dunkler und nicht so glänzend wie Große Abendsegler.
Kleinabendsegler jagen in Wäldern auch unterhalb der Baumkronen. Regelmäßig suchen sie auch Nahrungsflächen abseits von Wäldern auf. Gerne jagen sie entlang linearer Gehölzstrukturen wie z. B. Baumreihen oder Alleen. Aber auch über beleuchteten Straßenzügen kann man Kleinabendsegler bisweilen bei der Jagd beobachten. Dort fliegen die Tiere dann meist in rasantem Tempo oberhalb der Laternen, so dass man sie erst sieht, wenn man mit einer Hand das blendende Lampenlicht verdeckt oder wenn eine Fledermaus unterhalb einer Lampe durchfliegt, um einem Beuteinsekt nachzustellen.
Der Kleine Abendsegler legt jährlich weite Wanderungen von bis zu 1.500 Kilometer zurück.
Große Bartfledermaus
Diese kleine Fledermausart hat relativ langes Fell, dessen Basis dunkelgraubraun ist. Das Rückenfell von Alttieren der Großen Bartfledermaus hat an seinen Spitzen einen leichten Goldglanz. Große Bartfledermäuse jagen bevorzugt in Wäldern, soweit diese nicht zu dicht und geschlossen sind. Auch kleinere Wasserflächen, baumbestandene Uferbereiche von Gewässern und Feuchtwiesen werden zur Jagd aufgesucht.
Diese Bartfledermaus jagt über einem Waldweg, wobei sie längere Strecken auf und ab fliegt. Auffallend ist der sehr regelmäßige Rhythmus. Er ist oft langsamer als bei der Wasser- oder Fransenfledermaus.
Kleine Bartfledermaus
Sie gehört ebenfalls zu den kleinen Fledermausarten und ist sogar noch etwas kleiner als ihre nah verwandte Schwesternart, die Große Bartfledermaus. Dieser Unterschied ist aber beim bloßen Betrachten kaum zu sehen, so dass die Unterscheidung der beiden Arten selbst für Fledermauskenner – die selten Bartfledermäuse zu Gesicht bekommen – nicht immer ganz einfach ist.
Die Gesichts- und Flughäute der Kleinen Bartfledermaus sind schwarzbraun und dunkler als bei der Großen Bartfledermaus. Ihr langes, krauses Fell ist auf der Oberseite meist dunkelgraubraun, manchmal ist es aber auch hellbraun. Es fehlen aber immer die goldglänzenden Haarspitzen, wie sie Große Bartfledermäuse haben können.
Kleine Bartfledermäuse suchen verschiedenste Jagdgebiete auf. Innerhalb von Siedlungsbereichen jagen sie in Parkanlagen und Gärten. Beliebte Nahrungsgebiete sind aber auch Fließgewässer, Wiesen und Wälder. Wochenstuben der Kleinen Bartfledermaus befinden sich überwiegend an Bauwerken. Meist verstecken sich die Tiere in von außen zugänglichen engen Spalten: zum Beispiel zwischen Verschalungen, zwischen Holz und Mauerwerk oder hinter eng anliegenden und wenig benutzten Fensterläden.
Bechsteinfledermaus
Die großen Ohren und das recht langhaarige Fell zwingen die Bechsteinfledermäuse zu einem relativ langsamen Flug. Aber die kurzen und sehr breiten Vorderflügel machen sie zu wendigen Flugkünstlern, die selbst zwischen den Blättern der Büsche und Bäume noch manövrieren können.
Dabei erjagen sie nicht nur Fluginsekten wie die meisten anderen heimischen Fledermausarten: Bechsteinfledermäuse sind in der Lage, die auf Blättern und am Boden ruhenden Insekten abzusammeln. Dazu nutzen sie sehr kurze Ultraschall-Rufe und gebrauchen natürlich die großen Ohren, die selbst noch geringste Echolaute wahrnehmen. Die Bechsteinfledermaus benötigt bis zu 50 verschiedene Quartiere im Jahr.
Breitflügelfledermaus
Die Breitflügelfledermaus trifft man als typische „Hausfledermaus“ am ehesten im menschlichen Siedlungsraum. In den Häusern halten sich Breitflügelfledermäuse häufig im Dachfirst zwischen Dachpfanne und Isolierung auf. Selten sind sie auf dem Dachboden selbst zu entdecken.
Gleich nach dem Sonnenuntergang fliegen Breitflügelfledermäuse aus dem Quartier. Ihr Flug wirkt relativ langsam, fast behäbig. Die Fluggeschwindigkeit beträgt 20 bis 30 Stundenkilometer. Die Jagdreviere befinden sich häufig nicht in allzu großer Entfernung vom Wochenstubenquartier. Die Tiere jagen bevorzugt nicht nur an Straßenlaternen, sondern auch in Gärten oder Parks.
Fransenfledermaus
Die Fransenfledermaus verdankt ihren Namen den borstigen Haaren auf ihrer Schwanzflughaut. Sie ist sowohl „Hausfledermaus“ als auch „Waldfledermaus“. Denn nach bisherigem Wissen besiedelt diese mittelgroße Fledermausart im Sommerhalbjahr sowohl Gebäude als auch Baumhöhlen.
Wochenstubengesellschaften befinden sich beispielsweise in Hohlräumen von Außenwandverkleidungen oder in Zwischenwänden von Häusern. In den vergangenen Jahren sind in südlicher gelegenen Bundesländern auch Quartiere in hohlen Decken oder Wänden von Kuhställen gefunden worden. Dort verließen die Fledermäuse den Kuhstall zum Teil nicht einmal, um auf Beutesuche zu gehen.
Braunes Langohr
Langohrfledermäuse sammeln Insekten von Blättern. Wir können das Flüstern der Langohr-Fledermäuse hören, denn Ultraschallrufe liegen mit über 50 Kilohertz weit über der menschlichen Hörfähigkeit. Die großen Schalltrichterohren sind für die Jagdweise der Tiere von großer Bedeutung: Wer leise ruft, braucht gute Ohren, mit denen die Echos des so genannten Flüstersonars aufgefangen werden. Die Langohren jagen im Wald, in Gärten oder in unmittelbarer Nähe von Scheunen und Wohngebäuden. Sie kontrollieren die nahe Umgebung auf fliegende Spanner, Wickler und Motten.
Diese Fledermausart kann Ultraschallrufe sowohl durch den Mund als auch die Nase abgeben.
Wochenstubenkolonien des Braunen Langohrs findet man frei sichtbar im Dachstuhl hängend. Lieber verkriechen sich die Tiere am Tage aber in das Zwischendach oder in Spalten der Dachkonstruktion, aus denen sie erst wieder am Abend – vor ihrem Ausflug zur Jagd – hervorkommen. Ihren Winterschlaf verbringen die Braunen Langohren vorwiegend in feucht-kühlen unterirdischen Kelleranlagen, Bunkern oder Höhlen. Aber auch oberirdische Verstecke in Gebäuden oder Baumhöhlen nutzen sie als Winterquartiere.
Das Braune Langohr ist in Niedersachsen weit verbreitet und kommt praktisch überall vor.
Graues Langohr
Das Graue Langohr ist dem Braunen Langohr sehr ähnlich, hat jedoch ein graues Fell und eine längere Schnauze. Angelegt ähneln die Ohren dem Horn eines Widders. Allerdings kommt das Graue Langohr nur im östlichen Niedersachsen vor.
Als Hausfledermaus wohnt es gerne in Gebäudespalten. Im Winter nutzt es Höhlen und andere Gewölbe als Quartier. Die sehr sehr leisen, steil modulierten Rufe des Grauen Langohrs mit sehr hoher Rufrate sind kaum wahrnehmbar und deshalb auch schwer aufzunehmen, Sie hören ein kurzes "vrrrrrt".
Großes Mausohr
Über viele Generationen hinweg bewohnen die Traditionalisten großräumige, ungestörte Dachböden als warme Ersatzhöhlen in Kirchen, Schlössern oder anderen großen Gebäuden. Je nach Saison und Tagestemperatur wählen Große Mausohren Hangplätze im gesamten Dachbodenbereich aus.
Ihre Aufenthaltszeit ist saisonal begrenzt, denn die Besetzung der Kirchendachstühle erfolgt meist im Sommer und zwar durch Weibchen, die dort ihre Jungen zur Welt bringen und aufziehen. In solchen Kolonien kann es sehr lebhaft zugehen, denn große Wochenstuben der Art können 2.000 und mehr Tiere umfassen. Die Weibchen rangeln um die besten Hangplätze an Balken, Mauern und im Dachgestühl, wo sie kopfüber und freihängend den Tag verbringen.
Mopsfledermaus
Die Mopsfledermaus bezieht ihr Quartier am liebsten im Wald oder in Waldnähe und bevorzugt dabei Spalten in Häusern und Bäumen. Sie benötigt naturnahe, strukturreiche Wälder mit einem großen Totholzanteil. Als kälterobustes Tier wechselt sie erst bei starkem Frost in ihr Winterquartier, das sich in Höhlen, Kellern und alten Bunkeranlagen befindet.
Das im Vergleich zu vielen anderen europäischen Federmausarten enge Nahrungsspektrum der Mopsfledermaus besteht hauptsächlich aus Nachtfaltern. Die Nahrung wird ausschließlich in der Luft erbeutet. Die Mopsfledermaus gehört überall zu den seltenen bis sehr seltenen und je nach Bundesland vom Aussterben bedrohten Arten mit lückenhaften Vorkommen.
Eine Erfolgsgeschichte für die Mopsfledermaus gibt es im Nationalpark Harz zu verzeichnen. Über 50 Jahre lang war die streng geschützte Art dort verschwunden, galt bis 2005 als ausgestorben. Doch seit einigen Jahren ist sie zurück im Harz. >>Mehr erfahren
Aktuell: Die Mopsfledermaus ist Europas Fledermaus des Jahres 2020/21. Zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen hat der NABU Niedersachsen gemeinsam mit Partnern ein Verbundprojekt ins Leben gerufen. >>Zum Projekt
Mückenfledermaus
Bis vor wenigen Jahren war nicht bekannt, dass es außer der Zwergfledermaus noch eine andere kleine Fledermausart gibt. Aufmerksam wurde man dadurch, dass beide Fledermausarten ihre Ultraschalllaute in verschiedenen Tonlagen aussenden. Worin sich die Lebensweise von Zwerg- und Mückenfledermaus unterscheidet, ist jedoch noch weitgehend unerforscht. Die Mückenfledermaus ist unsere kleinste heimische Fledermausart.
Beide Arten besiedeln sowohl im Sommer als auch im Winter spaltenförmige Verstecke an Gebäuden. Dazu zählen beispielsweise Fassadenverkleidungen aus Holz oder Schiefer, kleine Hohlräume an der Dachtraufe und in Außenwänden.
Nordfledermaus
Die Nordfledermaus jagt am liebsten am Waldrand, an Teichen oder in der Nähe von Lichtquellen wie Laternen, wo sie ihre Beute gut in der Luft schnappen kann. Im Sommer lebt sie in Gebäudespalten, im Winter bezieht sie Felsspalten oder Höhlen. Sie kann 20 Jahre alt werden.
Die Nordfledermaus ist die einzige Fledermausart in Europa, die auch nördlich des Polarkreises anzutreffen ist.
Nymphenfledermaus
Die winzige Nymphenfledermaus wurde vor wenigen Jahren anhand genetischer Tests als eigene Art bestimmt. In Deutschland wiesen Experten ihr Vorkommen erstmals im Sommer 2005 nach. Äußerlich ähnelt das Leichtgewicht sehr der Kleinen Bartfledermaus. Allein das Gebiss und der Ruf der Nymphenfledermaus unterscheidet sie von ihren Verwandten.
Ihr Name geht auf eine griechische Mythe zurück, in der eine Nymphe zur Strafe in eine Fledermaus verwandelt wird.
Rauhautfledermaus
Sie sind nur wenig größer als die nah mit ihr verwandten Zwerg- und Mückenfledermäuse. Sie gelten eigentlich als „Waldfledermäuse“, da sie gerne Sommerquartiere in Baumhöhlen oder Fledermauskästen beziehen. Aber auch die Besiedelung von Quartieren an Gebäuden ist bei dieser Fledermausart nicht selten. An Häusern oder Scheunen verkriechen sich die Tiere dann in engste Spalten hinter Fassadenverkleidungen oder im Dachbereich. Wochenstubenkolonien können dann aus weit über 100 Weibchen bestehen. Die Rauhautfledermaus ist mit 1.905 Kilometern der Rekordhalter im Langstreckenzug
Die Jagdgebiete der Rauhautfledermäuse liegen in Wäldern und in Landstrichen mit einer vielfältigen Gehölzstruktur. Wichtig scheint die Nähe der Quartierstandorte zu Gewässern zu sein. Die Tiere suchen besonders gern die Uferbereiche verschiedenster Gewässer zum Jagen auf.
Teichfledermaus
Teichfledermäuse haben eine Flügelspannweite von ca. 20 bis 30 Zentimetern und zählen damit zu den mittelgroßen bis großen Fledermausarten. Ihre Sommerlebensräume liegen innerhalb Deutschlands vor allem in den gewässerreichen Gebieten Norddeutschlands mit großen Seen oder Flüssen. Denn große Wasserflächen stellen den wichtigsten Jagdraum für die Teichfledermaus dar. In schnellem, geradlinigem Flug erbeuten die Tiere dort ihre Hauptbeute: Zuckmücken und Köcherfliegen.
Die Teichfledermaus hat auffallend große Füße und einen fast weißen Bauch. Eine besondere Verantwortung kommt Niedersachsen beim Schutz der Teichfledermaus zu, da hier ca. 30-40% aller Wochenstubentiere Deutschlands leben.
Wasserfledermaus
Wasser- und Teichfledermäuse lassen sich in der richtigen Umgebung relativ gut beobachten: In einer lauen Sommernacht sind zur Fledermausbeobachtung nur eine Taschenlampe, eine gehörige Portion Geduld, ein Teich, See oder kleinerer Fluss in der Nähe sowie ein gutes Mückenschutzmittel nötig. Das Mückenschutzmittel kann dabei unter Umständen sogar zu Hause bleiben – wenn tatsächlich Teich- oder Wasserfledermäuse als nächtliche Insektenvertilger auf den Teichen und Seen unterwegs sind. Die Wasserfledermaus benutzt ihre Schwanzflughaut als Kescher, mit dem sie ihre Beute gezielt ins Maul befördert.
Diese mittelgroßen bis kleinen Fledermäuse haben auf dem Rücken eine mittel- bis dunkelgraubraune Fellfarbe. Die Bauchseite ist grauweißlich und manchmal auch schwach gelbbräunlich getönt. Die Ohren sind relativ kurz. Auffallend groß sind dagegen ihre borstenbehaarten Füße.
Zweifarbfledermaus
Diese hübschen Fledermäuse haben ihren Namen dank ihres auffallend gefärbten Fells bekommen. Ihre Haare sind zweifarbig. Während die Haarbasis schwarz gefärbt ist, haben die Haarspitzen des Rückenfells einen auffallenden weißlichen oder silbrigen Schimmer. Das Gesicht, die Ohren und die Flughäute sind tiefschwarz gefärbt.
Mit ihrer Flügelspannweite von ca. 30 cm zählt die Zweifarbfledermaus zu den mittelgroßen Fledermausarten.
Lesen: NABU-Fledermausexperten retten Zweifarbfledermaus
Zwergfledermaus
Zwerg- und Mückenfledermaus sind die kleinsten heimischen Arten. Fliegend am Himmel wird ihre Größe meist überschätzt: Die zierlichen, fast zerbrechlich wirkenden Tiere haben eine Körperlänge von nur maximal 5,1 Zentimeter und mit einem Gewicht von nur fünf Gramm liegen sie in der Dimension eines Stücks Würfelzucker.
Damit war die Zwergfledermaus bis zur Entdeckung der Mückenfledermaus die kleinste einheimische Fledermausart.