Die Flugkünstler der Nacht sind wieder unterwegs
Fledermäuse suchen Sommerquartiere
28. März 2024 - Für ihren Winterschlaf suchten die Tiere vor allem Höhlen, Stollen, Bunker oder Keller auf. Ende März/Anfang April beginnt die aktive Jahreszeit der Fledermäuse. Mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen erwachen sie aus dem Winterschlaf und suchen dann ihre Sommerquartiere auf. Auf dem Zug zwischen Winterquartier und Sommerquartier können sie sehr weite Strecken zurücklegen, von einer Rauhautfledermaus weiß man, dass sie eine Zugstrecke von über 1900 Kilometer bewältigen kann.
Im Sommerquartier werden die Fledermausweibchen trächtig – in Abwesenheit der Herren! Dies ist möglich, weil nach der Paarung im Herbst die Eizellen nicht sofort befruchtet werden, sondern die Spermien im Geschlechtstrakt des Weibchens viele Monate überdauern. Erst nach dem Erwachen aus dem Winterschlaf kommt es zum Eisprung und zur Befruchtung. Das hat den Vorteil, dass die Jungen zu einer Zeit auf die Welt kommen, wenn der Tisch (mit Insekten) reich gedeckt ist.
Zur Jungenaufzucht schließen sich die Fledermausweibchen zu Wochenstubengesellschaften zusammen. Normalerweise bestehen diese Gruppen aus etwa zehn bis zwanzig Tieren. Die Jungen werden nach einer Tragzeit von etwa 50 Tagen geboren und wiegen bei kleinen Arten gerade einmal zwei Gramm! Sie werden gesäugt und beginnen bereits mit vier bis fünf Wochen eigenständig Insekten zu jagen.
Fledermäuse suchen Quartiere
Derzeit suchen die ausfliegenden Fledermäuse Sommerquartiere. „Viele Menschen wissen inzwischen, dass bei uns einige Fledermausarten an Gebäuden leben“, sagt Ralf Berkhan, NABU-Fledermausexperte. „Die spaltenbewohnende Fledermäuse wie die Zwergfledermaus machen keinen Unterschied zwischen alten und neuen Gebäuden. Wichtig ist nur, dass sie einen passenden Spalt finden, der ihnen genug Platz lässt und auch die passenden klimatischen Bedingungen für die Jungenaufzucht bietet.“
Im Sommer lieben es Fledermäuse warm und trocken. Solche Bedingungen können ebenso hinter einer Holzverschalung an einem alten Bauernhaus herrschen wie an einem Plattenbau in der Großstadt.
Es gibt aber auch Arten, die sich lieber auf Dachböden aufhalten. Diese Fledermäuse brauchen große und nicht ausgebaute Dachböden, die zugleich möglichst zugluftfrei sind. Solche Dachböden sind an modernen Häusern kaum noch zu finden, weshalb das Große Mausohr oder auch die beiden Langohrfledermaus-Arten (Braunes und Graues Langohr) häufig in Kirchen oder anderen historischen Gebäuden zu finden sind.
Fledermäuse benötigen unseren Schutz, indem wir ihre Quartiere erhalten oder neu erstellen, und manchmal auch unsere Hilfe, wenn sie sich verletzt haben. In solch einem Fall gilt für Fledermäuse das Gleiche, wie für alle anderen Wildtiere auch: niemals ohne Handschuhe anfassen und schnellstmöglich Sachverständige informieren, die sich um das Tier kümmern können. In Niedersachsen sind dies die Fledermaus-Regionalbetreuer, die über die Webseiten des NLWKN zu ermitteln sind. Hilfe bietet zudem die Fledermaus-Hotline unter 030 284984-5000.
Intensive Landwirtschaft hat Konsequenzen für Fledermäuse
Durch die Intensivierung der Landwirtschaft ist die Vielfalt der bäuerlichen Kulturlandschaften verloren gegangen – das beeinflusst auch das Nahrungsangebot für die Fledermaus. „Die negativen Auswirkungen auf das Angebot an Beutetieren wie Nachtfaltern, Fluginsekten oder Käfern sind erheblich“, erläutert Berkhan. Die stetig wachsende Nachfrage nach billigen Agrarprodukten hat einen entscheidenden Einfluss auf das gegenwertige Insektensterben. Folglich kann sich auch für die ohnehin schon schlechte Lebenssituation der Fledermäuse keine positive sowie hoffnungsvolle Wende ergeben. „Auch der Einsatz von Pestiziden, sowohl in der Landwirtschaft als auch in der Forstwirtschaft und im Privathaushalt, macht den Tieren zu schaffen“, sagt Berkhan. Die Giftablagerungen erreichen im wenige Gramm schweren Tierkörper entweder tödliche Konzentrationen oder werden über die Muttermilch an die Jungen weitergereicht.
Viele Fledermaus-Quartiere werden unbewusst zerstört
Zudem werden viele Quartiere vom Menschen unbewusst zerstört: Besonders höhlenreiches Altholz wird aus dem Wald entfernt, Dachböden werden renoviert und mit Holzschutzmitteln behandelt, Hohlräume ausgeschäumt und Fugen versiegelt. „Wichtige Lebensräume unter Dächern oder hinter Fassadenverkleidungen gehen so verloren“, stellt Ralf Berkhan fest.
Es gibt also zahlreiche Gefährdungsursachen der heimischen Fledermäuse. Von den aktuell 25 in Deutschland lebenden Arten sind vier Arten vom Aussterben bedroht. Drei Arten gelten als stark gefährdet und weitere fünf Arten sind als gefährdet eingestuft.
Das können Sie tun
Jeder kann selbst mit geringem Einsatz zum Schutz der Fledermäuse beitragen. Die Bereitstellung eines Fledermauskastens als potentielles Quartier ist hier eine bewährte Methode. Fledermauskästen gibt es für spalten- wie auch höhlenbewohnende Arten. Man kann diese selbst bauen oder aus dem Fachhandel beziehen. Wer bei Dämmmaßnahmen am Haus Rücksicht auf Fledermäuse nehmen möchte, kann aber auch einen der vom NABU Niedersachsen ausgebildeten „Fledermaus-Botschafter" zu Rate ziehen. Mit der Aktion ‚Fledermausfreundliches Haus' trägt der NABU Niedersachsen dazu bei, die Akzeptanz für Fledermäuse in der Nähe des Menschen zu erhöhen sowie bestehende Quartiere zu erhalten und neue zu schaffen. Menschen, die sich für Fledermäuse engagieren und in ihren Häusern dulden, werden vom NABU deshalb mit der Plakette ‚Hier sind Fledermäuse willkommen' ausgezeichnet:
Im Rahmen der Aktion „Fledermausfreundliches Haus“ werden Gebäude ausgezeichnet, in denen Fledermäuse geduldet oder sogar erfreut „Willkommen“ geheißen werden. Mehr →