So kann eine vogelfreundliche Energiewende gestaltet werden
Auch beim Ausbau der Stromnetze gilt: Vogelschutz muss berücksichtigt werden. Dafür setzt die „Renewables Grid Initiative“ gleich mehrere Impulse. Mehr →
Circa 35.000 Kilometer Höchstspannungsleitungen durchziehen Deutschland. Nur ein Bruchteil davon liegt als Erdkabel unter der Erde. Während im Mittelspannungsbereich der Stromschlag an ungesicherten Strommasten die größte Gefahr für Vögel darstellt, kommen sie im Hoch- und Höchstspannungsnetz vor allem durch Kollisionen an oberirdischen Stromleitungen um.
Ein vom NABU beauftragtes Gutachten macht das Ausmaß der Problematik deutlich: Bis zu 2,8 Millionen Vögel sterben pro Jahr an Stromleitungen. Die Verluste durch Stromleitungskollisionen sind vermutlich sogar höher als die durch Stromschlag an Masten oder Kollision an Windkraftanlagen. Weil jedoch ein Großteil der Vögel nach dem Absturz rasch durch Beutegreifer wie Füchse und Marder verschleppt wird, kann die Zahl der Tiere, die durch Strom getötet werden, nur geschätzt werden, weil nur wenige Vögel gefunden und systematisch erfasst werden.
Für 16 Vogelarten zählen tödliche Stromschläge an schlecht oder gar nicht gesicherten Energiefreileitungen und -masten zu den vom Menschen verursachten Haupttodesursachen in Deutschland. Besonders größere Greifvögel und Eulen sowie Störche und Rabenvögel sind den Gefahren des Stromtods ausgesetzt. Dazu Weiß- und Schwarzstorch, Uhu, Rotmilan, Seeadler oder Kolkrabe.
Der NABU und deutsche Netzbetreiber bemühen sich seit 2017 in einem gemeinsamen Projekt, die Kollisionen von Vögeln mit Stromleitungen zu reduzieren. Helfen Sie mit und melden Sie die Opfer von Leitungsanflug oder Stromschlag online oder telefonisch dem NABU!
Das Projekt soll dazu beitragen, den Stromnetzausbau zu beschleunigen ohne dabei den Artenschutz zu vernachlässigen. Werden künftig relevante Informationen besser erhoben, geteilt und berücksichtigt, können Stromleitungen vogelsicher gemacht werden. Der NABU fordert, dafür zeitnah Standards einzuführen, denn nur so können Erkenntnisse auch über konkrete Vorhaben hinaus genutzt werden. Um Vogelschutz in der Praxis fest zu verankern, braucht es außerdem Standards für Anwendungsfälle bei Nachrüstung und Leitungsneubau. Eine räumliche Risikoanalyse, die die Gebiete identifiziert, wo Vogelarten durch Stromleitungen besonders gefährdet sind, kann einen Beitrag dazu leisten. Planungsverfahren können verbessert und beschleunigt werden, wenn eine entsprechende Sensitivitätenkarte als Planungsinstrument anerkannt wird.
Häufigste Maßnahme zum Schutz der Vögel gegen Kollisionen ist die Anbringung sogenannter Vogelschutzmarker an besonders kritischen Leitungsabschnitten. Bei der Neuplanung von Trassen werden darüber hinaus sensible Vogelvorkommen möglichst frühzeitig berücksichtigt und ggf. alternative Verläufe gesucht, niedrigere Masten oder Erdkabel eingesetzt.
Melden Sie Ihren Fund!
Füllen Sie das Formular aus und laden Sie Bilder des Vogels und ggf. der Strommasten hoch. Sie können auch unter 030-28 49 84-5500 auf den Anrufbeantworter sprechen. Der NABU erfasst die Informationen, um Vogelschutzmaßnahmen künftig zu verbessern.
Auch beim Ausbau der Stromnetze gilt: Vogelschutz muss berücksichtigt werden. Dafür setzt die „Renewables Grid Initiative“ gleich mehrere Impulse. Mehr →
Unnötigerweise sterben in Deutschland verschiedene Vögel wie Störche, Eulen und Greifvögel an schlecht oder gar nicht gesicherten Mittelspannungsmasten. Mehr →
Pro Jahr sterben deutschlandweit bis zu 2,8 Millionen Vögel an Hoch- und Höchstspannungsleitungen. Der NABU sammelt Daten für mehr Vogelschutz. Mehr →
Obwohl bereits seit 2002 im Bundesnaturschutzgesetz ein wirksamer Schutz von Vögeln an Strommasten gefordert wird, kommt die Umsetzung des Vogelschutzes an Freileitungen in manchen Regionen nur schleppend voran. Auch viele Jahre nach Ablauf der gesetzlich festgelegten Frist (Ende 2012!) sind bei weitem nicht alle gefährlichen Mittelspannungsmasten seitens der Netzbetreiber entschärft und vogelsicher nachgerüstet.
Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, sieht des Öfteren Vögel quicklebendig auf Stromleitungen sitzen. Dies lässt sich damit erklären, dass es für einen Vogel erst dann gefährlich wird, wenn er mit seinem Körper den Stromkreis schließt, also mehr als eine Spannungsebene berührt. Kleine Vögel wie Schwalben, Taube oder Stare sind schlicht zu klein, um mit ihrem Körper einen Kurz- oder Erdschluss auszulösen. Bei großen Tieren sieht das leider ganz anders aus.
Diese Gefahren drohen Vögeln durch Stromleitungen und -masten:
Tod durch Kurzschluss
Berührt ein Vogel zwei Drähte einer elektrischen Freileitung, die unterschiedliche Spannungen führen, kommt es zum Stromfluss durch seinen Körper – schwerste Verbrennungen und Lähmungen führen zum Tode.
Tod durch Erdschluss
Weitaus häufiger als Kurzschlüsse werden Erdschlüsse ausgelöst. Diese entstehen, sobald Vögel eine Verbindung zwischen einer Leitung und einem geerdeten Strommast herstellen. Nicht nur über den Körper auch über mitgeführtes Nistmaterial oder sogar einen Kotstrahl ist das möglich. Bei geringen Distanzen und feuchter Luft besteht zudem die Gefahr eines Funkenüberschlags („Lichtbogen“).
Tod durch Kollision
Vögel können während des Fluges mit elektrischen Freileitungen zusammenstoßen und tödlich verunglücken. Sie sterben dadurch, dass sie direkt in das Stromkabel reinfliegen, sich dabei verletzen und abstürzen. Beim Anflug weichen sie sogar häufig noch den stromführenden dicken Kabeln nach oben aus und geraten dabei in das darüber gespannte, dünne und dadurch schwer sichtbare Erdseil, das die Freileitung gegen Blitzschlag schützt.