Hummelsuche im NSG Leyhörn - Foto: Nicole Feige
Frühsommerexkursionen
Hummelexkursionen in Ostfriesland und im Harz
Hummel-Exkursions-Workshop in Ostfriesland
Am 10. und 11. Juni 2023 trafen sich interessierte Laien und das Team des NABU-Projekts "Bestandsschutz für seltene Hummelarten in Niedersachsen" im Nationalpark-Haus Greetsiel. Nach einem kurzen Vortrag zu regionalen Aspekten der Hummelfauna und einer Auffrischung zur Freiland-Bestimmung von Hummelarten ging es nach draußen zur Hummelsuche.
Mit einer Sondergenehmigung war es den Exkursionsteilnehmer*innen möglich auch die Naturschutzgebiete Leyhörn und Ewiges Meer zu betreten. Zunächst wurden einige Flächen an der Leybucht besucht. Leider waren Deichabschnitte und Bereiche der Vorländer bereits an vielen Stellen gemäht, sodass das Blühangebot sehr gering war. Dort, wo noch keine Mahd oder Beweidung stattgefunden hatte, konnten Ackerhummel, Steinhummel, Wiesenhummel, Böhmische Kuckuckshummel und auch einige Individuen der Mooshummel nachgewiesen werden. Insgesamt fiel das Ergebnis aber eher ernüchternd aus. Im Naturschutzgebiet Leyhörn konnten später neben ein paar Mooshummelarbeiterinnen und auch noch Gartenhummeln nachgewiesen werden.
Das zweite Ziel der Exkursion führte in einen gänzlich anderen Biotoptyp: Beim Naturschutzgebiet Ewiges Meer handelt es sich um ein großflächiges Hochmoor mit Deutschlands größtem Hochmoorsee im Zentrum. Auch hier waren nur wenige Hummeln anzutreffen. Ein Grund könnte, abgesehen von den hohen Temperaturen am Exkursionstag, auch in dem ungünstigen Witterungsverlauf des Jahres liegen. Neben Individuen der Erdhummel-Gruppe (wohl Bombus terrestris), Stein- und Ackerhummeln gab es ein besonderes Highlight zu bestaunen: Julius Pahl sichtete eine Heidehummel (Bombus jonellus) und konnte sie mit dem Kescher einfangen. Die Hummel schien ihm das übelzunehmen und stach kräftig zu. Der Göttinger Student nahm es mit Humor, die Freude über den Fund überwog, denn die Art ist in Niedersachsen selten und steht auf der Roten Liste.
Die Heidehummel ähnelt der Gartenhummel, hat aber einen kurzen Kopf und ist kleiner. Für viele Exkursionteilnehmer*innen war es die erste Sichtung dieser seltenen Art. Die Heidehummel ist charakteristisch für naturnahe, große Moorhabitaten und damit auch eine Zielart für das Gebiet. In der Region ist diese Art vereinzelt aus ähnlichen Biotopen bekannt.
mehr über das Projekt:
Im Hummelprojekt des NABU Niedersachsen geht es um eine Wiederansiedlung seltener Hummelarten in Niedersachsen. Das Projekt ist bundesweit einzigartig. Mehr →
Hummelsuche rund um Goslar und im Harz
Die nächste Hummelsuchexkursion fand am 17. Juni im Raum Goslar und im Harz statt. Im Vorfeld wurden lohnende Exkursionsziele zusammen mit Henning Geske, dem Leiter vom Forstamt Seesen, der Unteren Naturschutzbehörde Goslar und mit Wolfgang Moldehn vom NABU Goslar abgestimmt. Die Behörde und die Forstamtsleitung erteilten kurzfristig die notwendigen Betretungs- und Befahrungsgenehmigungen.
Erstes Ziel waren blütenreiche Trockenrasen auf ehemaligen Industrieflächen entlang der Oker nördlich der Ortschaft Oker Richtung Vienenburg. Der versierte Ortskenner und Naturkundler Gerwin Bärecke gab den Teilnehmer*innen eine Führung durch das Gebiet mit seiner einzigartigen Schwermetall-Vegetation. Leider ist das Areal bisher nicht gesetzlich geschützt. Das teils üppige Blütenangebot ließ einige Hummelarten erwarten. Größere Hummeldichten konnten allerdings nur punktuell angetroffen werden.
Neben den häufigen Arten Ackerhummel, Steinhummel, den beiden häufigen Erdhummelarten (Dunkle und Helle Erdhummel), der Baumhummel und sehr wenigen Wiesenhummeln war durchaus unerwartet die Gefleckte Kuckuckshummel (Bombus vestalis) individuenreich vertreten. Als Highlight wurde die gefährdete Distel- oder Glockenblumenhummel (Bombus soroeensis) nachgewiesen. Daneben erfasste der Diplom-Biologe Rolf Witt auch noch einige interessante Wildbienenarten. Die Funde unterstreichen den besonderen Wert des Gebietes.
Kurz machte die Exkursion auch im Naturschutzgebiet „Östlicher Langenberg“ Halt, ein blütenreicher Wiesenlebensraum. Ein Teil der Flächen war zwar gemäht, daneben war aber in den übrigen Wiesenflächen noch ein mittleres Blütenangebot vorhanden. Im Gebiet ließen sich nur verhältnismäßig wenige Hummeln feststellen. Neben einzelnen Stein-, Acker-, Erd- und Gartenhummeln war auch in diesem Gebiet die Gefleckte Kuckuckshummel (Bombus vestalis) die dominierende Art.
Anschließend wurde das Reinbachtal am Nordberg bei Goslar angesteuert, das sich südlich der Granetalsperre nach Goslar erstreckt. Dieses naturnahe, blütenreiche Quellwiesenbiotop konnte vor einigen Jahren durch lokale Naturschutzvereine gerade noch erhalten werden. Trotz der potenziell für seltene Hummeln geeignet erscheinenden Strukturen konnten nur die häufige Arten Ackerhummel, Steinhummel, Baumhummel, Gartenhummel, Böhmische Kuckuckshummel, Gefleckte Kuckuckshummel und die Erdhummel-Gruppe (ohne genaue Artbestimmung) nachgewiesen werden.
Am späten Nachmittag nach Abschluss der offiziellen Exkursion hielt Rolf Witt noch oberhalb von Wolfshagen im Harz nach Hummeln Ausschau. Auf einer Streuobstwiese, im Umfeld des Diabassteinbruches und auf offenen, blütenreichen Waldstandorten im Wolfshäger Wald fand er allerdings nur extrem wenige Individuen von Steinhummel, Ackerhummel, Erdhummeln (Bombus lucorum/terrestris), Böhmischer und Gefleckte Kuckuckshummel.
Am 18. Juni fand in Goslar dann ein Hummel-Bestimmungsseminar statt, das in Kooperation mit dem Imkerverein Goslar und dem NABU Goslar ausgerichtet wurde.
Nach Ende des Bestimmungsseminares nutzte Rolf Witt das gute Wetter und sah sich im Naturschutzgebiet Bergwiesen bei St. Andreasberg im Bereich Jordanshöhe um. Erfreulicherweise und auch erwartungsgemäß konnten hier neben häufigen Arten einige Distel-/Glockenblumenhummeln (Bombus soroeensis) nachgewiesen werden. Zwar wurde in allen Exkursionsgebieten auch intensiv nach der Bergwaldhummel (Bombus wurflenii) und der Bunten Hummel (Bombus sylvarum) gesucht, aber diese Zielarten konnten leider nicht nachgewiesen werden.