Netzwerktreffen und Konferenzen


Abschlusstagung Hummelschutz in Bremen

Das Projektteam mit einigen der Vortragenden: Henri Greil (Julius-Kühn – Institut), Dr. Holger Buschmann (NABU Niedersachsen), Nicole Feige (NABU Niedersachsen), Dr. Guillaume Ghisbaine (Universität Mons, Belgien), Dr. Johann Neumayer (Biologe, Elixhausen), Rolf Witt (UMWB/Projektteam), Dr. Abdulrahim Alkassab (Julius-Kühn – Institut) (vlnr). - Foto: Markus Hibbeler
25. November 2024- 2018 startete das Hummelschutzprojekt „Bestandsschutz seltener Hummelarten in Niedersachsen“ des NABU Niedersachsen. Auf der Abschlusstagung im Übersee-Museum in Bremen wurden die Projektergebnisse vorgestellt und diskutiert.
Es summte im Übersee-Museum Bremen: Hummelspezialisten aus Deutschland, Österreich, Belgien und anderen Ländern kamen hier zusammen, um gemeinsam über die Zukunft und die Rettung bedrohter Hummelarten zu beraten. Organisiert vom NABU Niedersachsen im Rahmen des Projektes „Bestandsschutz für seltene Hummelarten in Niedersachsen“ bot die Tagung am 17. und 18. November 2024 Einblicke in die Welt der bedrohten Wildbienen und brachte renommierte Expert*innen und Interessierte zusammen.
Zum Auftakt führte Volker Lohrmann, Kurator des Übersee-Museums, die Teilnehmenden durch die Insektensammlung des Museums und gab dabei Einblicke in die Welt der Hummeln. In der Keynote stellte Prof. Dr. Robert Paxton von der Universität Halle die Frage „Haben wir im Anthropozän Platz für Hummeln?“ und beleuchtete die Folgen von Landschaftsveränderungen und Klimawandel auf die Hummelpopulationen. Dr. Johann Neumayer, Österreichs führender Hummelspezialist aus Salzburg, präsentierte aktuelle Erkenntnisse zur Veränderung der Hummelfauna in Österreich und zeigte den Zusammenhang mit dem Klimawandel auf.
Aktuelle Forschungsergebnisse und technische Innovationen
Am Sonntag begeisterte Ph.D. Guillaume Ghisbaine (Universität Mons/Belgien), Mitautor eines Standardwerkes über alle europäischen Hummeln sowie der europäischen Roten Liste der Wildbienen, mit seinem Vortrag, der die Mechanismen des Rückgangs von Hummeln aufzeigte. Ein Highlight der Tagung für Technikinteressierte präsentierte Henri Greil vom Julius-Kühn-Institut, Kooperationspartner im Hummelschutz-Projekt: Mit Radiotransmittern und weiteren innovativen Methoden versuchen er und sein Team die Nester der seltenen Mooshummel aufzuspüren.
NABU Niedersachsen betont die Notwendigkeit des Hummelschutzes
Das von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung geförderte Projekt steht seit 2018 für innovative Schutzmaßnahmen für die stark gefährdete Mooshummel und weitere bedrohte Arten: von der Kartierung über bestandsstützende Maßnahmen bis hin zur Entwicklung neuer Schutzkonzepte. „Der Schutz unserer Hummeln ist keine Frage der Wahl, sondern der Notwendigkeit“, betonte Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen. „Ohne Hummeln und andere Bestäuber verlieren wir nicht nur einen wichtigen Bestandteil unserer Natur, sondern gefährden auch die Lebensgrundlage für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten – und letztlich für uns Menschen.“
Neben Fachvorträgen und Gesprächen nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit, eigene Forschungsergebnisse in Kurzvorträgen zu präsentieren. Projektleiterin Nicole Feige vom NABU Niedersachsen und Rolf Witt, der wissenschaftliche Leiter des Projekts, teilten die neuesten Daten zur Hummelsituation in Niedersachsen und betonten die Notwendigkeit verstärkter Schutzmaßnahmen.
Spielerisch Hummeln schützen
Begleitend zum Programm präsentierte der NABU Niedersachsen die frisch gedruckte Neuauflage der Broschüre „Die Hummeln Niedersachsens“ und eine Postkartenserie mit beeindruckenden Hummelfotografien. Diese entstanden im Rahmen eines Fotowettbewerbs des Projekts und zeigen die Schönheit und Vielfalt der Hummeln – ein starker Appell, den Schutz dieser bedrohten Insekten fortzusetzen.
Auf der Veranstaltung bot der NABU Niedersachsen außerdem ein selbstentwickeltes Kartenspiel „Hummel mit!“ an. Das Spiel vermittelt Wissen und sorgt gleichzeitig für Spielspaß. Spielerinnen und Spieler entdecken die Lebensansprüche heimischer Hummelarten und erfahren mehr über deren Bedrohungen – spannend umgesetzt im Stil von Canasta, ergänzt durch Ereigniskarten und die trickreiche Kuckuckshummel. Das limitierte Spiel kann beim NABU Niedersachsen bestellt werden.
Erfolgreicher Austausch im Zeichen des Hummelschutzes
Die Tagung im Übersee-Museum zeigte eindrucksvoll, wie viel Potenzial in der Zusammenarbeit internationaler Hummelforschender steckt. „Der überregionale und internationale Austausch auf dieser Tagung war ein großer Erfolg“, resümiert Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen. „Nur gemeinsam können wir den Rückgang der Hummeln stoppen und ihre wertvolle Rolle in unseren Ökosystemen sichern.“
Die Tagung und das Projekt wurden von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung gefördert.
Netzwerktreffen Frühjahr 2024

Hummelsuche im Steinfelder Moor - Foto: Nicole Feige
30. April 2024- Die neue Hummelsaison ist im vollen Gange, die ersten Arbeiterinnen wurden bereits gesichtet. Höchste Zeit für das Team des NABU-Projekts "Bestandsschutz für seltene Hummelarten in Niedersachsen" ins Gelände zu gehen. Denn noch gibt es offene Fragen zur Bestandssituation seltener und gefährdeter Hummelarten in Niedersachsen. Um sich dazu auszutauschen und gemeinsam auf Hummelsuche in der Dümmerregion zu gehen, lud das Projektteam am 21. April zu einem Netzwerktreffen in gemütlicher Atmosphäre und mit blökenden Schafen im Hintergrund auf den NABU-Schäferhof am Dümmer ein. Rolf Witt berichtete über die Projektfortschritte, im Anschluss war Zeit für einen bereichernden Erfahrungsaustausch der Hummelexpert*innen untereinander.
Vor dem Mittagessen gab es die Möglichkeit, die nähere Umgebung des Hofes zu erkunden. Trotz widriger Wetterbedingungen, es wehte ein kalter Wind, konnte bereits nach wenigen Schritten die erste Mooshummelkönigin auf der Huntedeichkrone entdeckt werden – wahrscheinlich der erste Nachweis dieser Art seit Jahrzehnten am Dümmer. Da die Weiße Taubnessel schon blühte und die Hummelköniginnen eifrig auf Futtersuche waren, konnten noch fünf weitere Königinnen gesichtet werden. Sie flogen nach der Futtersuche zielstrebig in einen Schilfpolder. Dort werden die Nester vermutet und eine Nestersuche wäre an dieser Stelle vielverspechend.
Überraschend war, dass viele Ackerhummeln unterwegs waren, sowie sicher bestimmbare Königinnen der Dunklen Erdhummeln (Bombus terrestris) und weitere Individuen der Erdhummel-Gruppe. Etwas weniger häufig konnten Wiesenhummeln beobachtet werden sowie einzelne Baumhummeln.
Besichtigung potenziell interessanter Gebiete
Gestärkt mit einer wärmenden Suppe, die die Schäferin Ulrike Meinersfeld zubereitet hatte, machten sich die Teilnehmer*innen nach dem Essen auf den Weg in weitere Exkursionsgebiete. Der Hummelexperte und Projektpartner Rolf Witt hatte im Vorfeld Genehmigungen bei den Unteren Naturschutzbehörden besorgt, so dass die Gruppe einige, dem Luftbild nach lohnenswerte Gebiete, betreten konnte.
Vor Ort stellte sich jedoch heraus, dass sie sich derzeit eher wenig für seltene Arten wie die Mooshummel oder Heidehummel eignen. Am ersten Stopp, einem kleinen Bereich im Rehdener Geestmoor, waren weder blühenden Hummel-Pflanzen noch geeignete Niststrukturen und somit auch keine einzige Hummel zu finden.
Ein weiterer Stopp war das Steinfelder Moor. Das Wollgras stand in voller Blüte, geeignete Futterpflanzen gab es jedoch kaum. Einige der renaturierten Flächen entpuppten sich vor Ort gegenwärtig als zu nass. Entlang des Weges konnten vereinzelt Königinnen der Dunklen Erdhummel, weitere Individuen aus der Erdhummel-Gruppe, Acker- und Wiesenhummeln identifiziert werden sowie einige Libellen. Darunter war die Nordische Moosjungfer (Rote Liste 3), eine Charakterart der Tieflandmoore, die im Gegensatz zu den Hummeln ein optimales Habitatangebot auf den eingestauten Abtorfungsflächen vorfindet.
Trotz der spärlichen Hummelsichtungen war es für die Gruppe ein interessanter und aufschlussreicher Tag mit viel Zeit zum Austausch. Das Highlight waren die Mooshmmeln – für einige Teilnehmer*innen die erste Begegnung mit der Art.
Internationales Hummelsymposium 2021

Hummel auf Sand-Strohblume - Foto: Helge May
10. März 2021 - Das niederländische EIS Kenniscentrum Insecten en andere ongewervelden organisierte am 20. und 27. Februar ein internationales Hummelsymposium. Das Symposium fand online statt und Hummelspezialisten und Hummelschützer vor allem aus Europa, aber auch aus Übersee nahmen daran teil. Die einzelnen Vorträge können hier über YouTube angeschaut werden. (Die Vorträge sind alle auf Englisch.)
Besonders empfehlen wir den Vortrag Working with farmers to create bumblebee friendly habitat von Dr. Nikki Gammans (Bumblebee Conservation Trust). Die schon seit vielen Jahren laufenden, groß angelegten Aktivitäten des Bumblebee Conservation Trust waren seit Beginn ein Ideengeber und auch Vorbild unseres Hummelprojektes. Nikki Gammans stellt einige interessante Beispiele und Ideen zur Zusammenarbeit mit LandwirtInnen vor.
Wer sich für die Details des Besiedlungsgeschehens interessiert, dem sei der Vortrag von Paul Williams, einem der führenden Hummelspezialisten weltweit, empfohlen. Hervorzuheben ist auch der Vortrag von Leon Marshall, der sich fundiert mit dem Themenkomplex Landnutzung und Klimawandel beschäftigt. Es gab eine große Bandbreite an weiteren Vorträgen - von verschiedenen Hummelmonitoringprojekten in unseren Nachbarländern bis zu anspruchsvollen Referaten zur Hummelgenetik.
In der Poster Session haben wir auch das NABU-Hummelprojekt vorgestellt (s.u.).
Unter den weiteren Postern interessierten uns die Beiträge von Julia Geue, Pieter Haringsma und José Montalva am meisten. Die Vorstellung unseres Posters durch Rolf Witt ist ebenfalls bei YouTube anzusehen und anzuhören (ab Minuten 17:17).
In der Bilanz eine sehr motivierende und lange überfällige Veranstaltung. Mit einigen der Teilnehmenden und Vortragenden werden wir in der kommenden Zeit Kontakt aufnehmen und uns mit ihnen näher austauschen.
Landesweites Treffen zum Hummelschutz 2019
25. März 2019 - Der NABU Niedersachsen hatte zu einer Auftaktveranstaltung des von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung geförderten Projekts „Bestandsschutz für seltene Hummelarten in Niedersachsen“ eingeladen. Der dramatische Biomasserückgang bei den Insekten um rund 75 Prozent ist derzeit in aller Munde. „Bei den Hummeln setzten massive Bestands- und Artenrückgänge schon vor über 60 Jahren ein, wurden aber noch nicht als „Insektensterben“ wahrgenommen“, berichtet NABU-Projektleiterin Nicole Feige. „Hummeln sind eine der am stärksten gefährdeten Wildbienengattungen. Die allseits beliebten Hummeln gehören aber auch zu den wichtigsten Bestäubern vieler Nutz- und Kulturpflanzen.“
Auf dem Vernetzungstreffen wurden gemeinsam mit Experten die nächsten Schritte im Projekt geplant. Es gab Gelegenheit zum fachlichen und informellen Austausch. Nach einem Grußwort von Dr. Nick Büscher, stellvertretender Vorsitzender des NABU Niedersachsen, stellte das NABU-Projektteam die Inhalte des neuen Hummelprojekts vor. „Im Vordergrund steht die Wiederansiedelung seltener Hummelarten. Aber auch die landesweite Erfassung der Hummelbestände sowie die Optimierung oder Neuanlage von Hummelschutzflächen haben wir uns zum Ziel gesetzt“, berichtet Biologe und Projektmitarbeiter Rolf Witt (Umwelt- & Medienbüro Witt).
Bestimmungs-App für Hummeln
Prof. Dr. Jorge Groß, Professor für Didaktik der Naturwissenschaften an der Universität Bamberg, präsentierte eine Bestimmungs-App für Hummeln, welche er mit Rolf Witt, Martin Franke vom NABU Niedersachsen und Dr. Armin Blöchl von der Tierärztlichen Hochschule Hannover entwickelt hat. Sie wird im April freigeschaltet und im Rahmen des Projekts um ein Meldetool und eine Datenbank erweitert. „Damit ist es möglich, viele Hummelarten direkt im Gelände zu bestimmen und den Fund an eine Datenbank zu melden“, erklärt Prof. Dr. Groß. „Sie wird als Karte mit den niedersächsischen Hummelvorkommen im Internet einzusehen sein.“
Rolf Witt hielt einen Fachvortrag über Hummeln mit aktuellen Forschungsergebnisse. Danach kamen auch einige der zahlreichen Teilnehmer zu Wort und berichteten über ihre Aktivitäten im Hummelschutz. „Viele der Teilnehmer haben uns bereits im ersten Hummel-Projekt unterstützt, das bis Ende 2016 lief. Das Hummelfieber ist seitdem nicht abgeflaut“, freut sich NABU-Projektleiterin Nicole Feige. „Unser Projekt lebt von der Mitarbeit vieler ehrenamtlicher Hummelerfasser. Nur so ist es realisierbar, an möglichst vielen Standorten in Niedersachsen nach Hummeln zu suchen.“
Am Ende der Veranstaltung wurden erste Arbeitsgruppen gebildet.