Erfassung der Mooshummel mit Peilsendern
NABU und Julius Kühn-Institut führen Feldstudien durch



Der Diplom-Biologe Rolf Witt mit besenderter Mooshummel. - Foto: Henri Greil
15.Juli 2021- Die Mooshummel ist eine in Niedersachsen selten gewordenen Hummelart. Daher hat der NABU Niedersachsen zusammen mit dem Wildbienenexperten Rolf Witt ein Schutzprojekt für seltene Hummelarten ins Leben gerufen, das von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung gefördert wird. Ziel des Projekts ist es, dass unter anderem auch Mooshummeln langfristig in ihren früheren Verbreitungsgebieten wiederangesiedelt werden.
„Bisher liegen noch keinerlei Erfahrungen zur Umsiedelung von Mooshummeln vor“, so Rolf Witt. „Es ist ein vorsichtiges Herantasten an die besten Methoden. Die erste Herausforderung ist es, überhaupt ein Nest zu finden.“ Das Projektteam freute sich daher sehr, als die Forschenden vom Institut für Bienenschutz am Julius Kühn-Institut in Braunschweig ihre Unterstützung anboten. Sie regten an, die Hummeln mit Hilfe von Sendern (korrekt: Radio-Transmitter) zu den am Boden befindlichen Nestern zu verfolgen.
Aufgrund einer Literaturrecherche zu wissenschaftlich dokumentierten Telemetrieversuchen an Garten- und Erdhummeln entschied sich das Team um JKI-Forscher Henri Greil dafür, die Einsatzmöglichkeiten der derzeit kleinsten auf dem Markt befindlichen Sender im Freiland auszuloten. „Die Sender wiegen lediglich 0,15 Gramm und werden an die Tiere angeklebt. Die genaue Transportkapazität der Mooshummelköniginnen ist nicht bekannt, dürfte aber für das Gewicht der Transmitter ausreichen“, erklärt Greil den Ansatz.

Mooshummel mit Peilsender. Für die Tiere ist dies ungewohnt, aber nicht gefährlich. - Foto: Henri Greil
Nach einer erfolgreichen Testreihe an relativ robusten Dunklen Erdhummeln auf dem JKI-Gelände am Braunschweiger Messeweg starteten die Bienenforscher zusammen mit dem NABU Niedersachsen im vergangenen Sommer einen ersten Versuch mit Sand- und Mooshummeln im Grünland der Wesermarsch. Dazu befestigte Dr. Silvio Erler vom JKI die Sender an Sand- und Mooshummel-Arbeiterinnen. Leider stellte sich rasch heraus, dass die Sender für die im Vergleich zu den Erdhummeln kleineren Arbeiterinnen der anderen beiden Arten vermutlich zu schwer waren.
Versuch brachte Erkenntnisgewinn
Anfang Juni dieses Jahres folgte ein zweiter Versuch, bei dem die Sender an den größeren Königinnen der Mooshummeln befestigt wurden. Leider flogen auch diese Königinnen entweder gar nicht erst ab oder gingen nach wenigen Metern wieder zu Boden. Das Verhalten der Tiere wurde genau beobachtet und die Sender anschließend wieder abgenommen.
Obwohl die Hummeln nicht zu ihrem Nest verfolgt werden konnten, zieht Dr. Erler eine positive Bilanz: „Wir haben weitere Erkenntnisse gewonnen! Schließlich haben wir mit unserem Experiment Neuland betreten und können die Methode nun weiter optimieren.“ Solche Testläufe sind Teil des Alltags der Bienenforscher des JKI, die unterschiedlichste Ansätze verfolgen, um die Wildbienenvielfalt in unterschiedlichen Ökosystemen zu erfassen und im Rahmen ihrer Monitorings auch immer auf der Suche nach der am besten geeigneten Methode sind.
Freiwillige für die Nestersuche willkommen!
Auch die NABU-Projektleiterin Nicole Feige und Rolf Witt halten die Experimente für lohnenswert, denn die Suche nach Hummelnestern hatte sich bisher als sehr aufwändig erwiesen. Dennoch wird die Suche nach Hummelnestern nicht aufgegeben: „In den nächsten Wochen werden wir weiter Ausschau halten. Dabei unterstützen uns viele engagierte Ehrenamtliche. Gemeinsam werden sie umherstreifende Mooshummelarbeiterinnen per Sicht verfolgen und hoffentlich die Nester auf diese Weise ausfindig machen“, so Feige.
Auf Nestsuche mit besenderten Hummeln
20. Juli 2020 - Die Suche nach Mooshummelnestern ist mühsam. Viele Individuen findet man nicht mehr in ihren letzten niedersächsischen Rückzugsgebieten an der Küste. In diesem Jahr konzentrierte sich die Suche auf die Populationen in der Wesermarsch. Dabei wurde eine neue Methode ausprobiert: Ziel war es, erstmals eine Besenderung von Arbeiterinnen vorzunehmen, um diese dann zu den Nestern verfolgen zu können. Das Vorhaben wurde maßgeblich von Henri Greil vom Julius Kühn-Institut (JKI) in Braunschweig vorbereitet und unterstützt.
Ein großes Problem war es - wie im Vorjahr - ausreichend große Populationen mit aktiven Arbeiterinnen zu finden, die gut für alle erreichbar waren. In den Tagen vor dem Versuch wurden leider wieder einige potentiell geeignete Grünlandflächen komplett gemäht. So konnte der Freilandversuch letztendlich nur auf einer verbliebenen Fläche am 21. Juni an der Drepte (Unterweser) stattfinden. Die Besenderung im Gelände nahm Dr. Silvio Erler vom JKI vor, der jahrelange Erfahrung in der Besenderung von Honigbienen hat. Die Platzierung der Sender auf den Moos- bzw. Sandhummeln führte er „heldenhaft“ durch, denn ohne kräftige Hummelstiche ging es zu seiner Überraschung nicht vonstatten. Mit dabei waren Henri Greil, Kerstin Hälbig, Jürgen Schneider und Rolf Witt.
Es zeigte sich allerdings, dass die eher kleinen Arbeiterinnen mit den Sendern nicht abflogen. Vorversuche mit Erdhummel-Arbeiterinnen in Braunschweig waren dagegen erfolgreich. So mussten wir das Experiment leider ohne Ergebnis abbrechen. Wir planen deshalb die Besenderung weiter zu optimieren und im nächsten Jahr noch einmal einen neuen Versuch zu starten.