Wo der Bierschnegel Algen raspelt
Drei NABU-Mitglieder heften sich nachts auf die Spur einer lange verschollen geglaubten Schneckenart. Mehr →
28. August 2019 - An einem regnerischen Abend Mitte August lag der sonst so belebte Lutherkirchplatz in Hannovers Nordstadt verlassen da. Auch Marieke Neßmann, Leiterin der Ökologischen NABU-Station Aller/Oker, wollte nur schnell ins Trockene. Da sah sie an einer Hauswand etwas gelblich schimmern: Eine Nacktschnecke. Bei genauerem Hinsehen entpuppte sie sich als ein vom Aussterben bedrohte Bierschnegel (Limacus flavus).
„Die elegant blau-gräulich schimmernden Fühler und der gelbliche, leicht gefleckte Körper ließen keine Verwechselung zu“, erläutert Marieke Neßmann, die den Fund trotz Regens anhand von Fotos dokumentiert. Der Schnegel erwies sich dabei als geduldiges Fotomodell und kroch, unbeeindruckt von der Begeisterung der Biologin, seiner Wege.
Um den Fund zu bestätigen, kontaktierte Neßmann den niedersächsischen Schneckenexperten Walter Wimmer, Dezernent im Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), der die Vermutung anhand der Fotos bekräftigte. „Ein aktuelles Vorkommen des Bierschnegels in Hannover war bis dato nicht bekannt. Durch die Entdeckung kann die Art mit einem weiteren Punkt auf der Vorkommenskarte vermerkt werden“, freut sich Wimmer.
Der Bierschnegel bekam seinen Namen, weil er früher vermehrt in kühlen Kellern, in denen Bier gelagert wurde, gefunden wurde. Heute lebt er versteckt in feuchten Kellern, Schuppen, Mauerritzen und Schächten. Durch die Gebäudesanierung mit glatt verputzten und trockengelegten Mauern findet der Bierschnegel hier oft keinen Lebensraum mehr und ist selten geworden. Heutzutage steht er als vom Aussterben bedroht auf der bundesweiten Roten Liste der bedrohten Tierarten. „Da die Art aber nur nachts herauskommt und sich tagsüber versteckt, wird sie leicht übersehen. So besteht Hoffnung, dass sie doch nicht ganz so selten ist wie angenommen“, hofft Neßmann.
Bierschnegel ernähren sich von abgestorbenen Pflanzenteilen, Gemüseresten und seltener auch von Bier. Ob der Schnegel danach auf dem Lutherkirchplatz suchte, bleibt ungewiss.
Drei NABU-Mitglieder heften sich nachts auf die Spur einer lange verschollen geglaubten Schneckenart. Mehr →
Weit mehr als 200 Schnecken- und Muschelarten wurden bisher im niedersächsischen Binnenland nachgewiesen. Wir geben einen Überblick. Mehr →
Werden Schnecken schon mit Haus geboren, können sie ihr Haus verlassen? Wie alt werden Schnecken, was fressen sie, wie überwintern sie? Mehr →
Die Weinbergschnecke kennt jedes Kind. Aber haben Sie schon mal vom Mäuseöhrchen gehört? Entdecken Sie den Artenreichtum einer verkannten Tierart. Mehr →
Hier stellen wir die Schnecken Niedersachsen vor - jeweils mit einer kurzen Beschreibung, so dass Sie die Schnecken auch selbst bestimmen können. Mehr →