Artenporträt Bekassine
Die "Himmelsziege"
Die so genannte „Himmelsziege“ fällt vor allem durch ihre merkwürdigen Lautäußerungen auf, die allerdings nicht durch Rufe entstehen, sondern durch mit den Flügeln erzeugte Vibrationen. Der Bestandsrückgang der Bekassine in Niedersachsen mit 81 % von 1980 bis 2014 bedeutet einen der höchsten prozentualen Verluste unter den Wiesenvögeln.
Name und Verwandtschaft
Die Bekassine (Gallinago gallinago) gehört zur Familie der Schnepfen (Scolopacidae) und zur Ordnung der Regenpfeiferartigen bzw. Limikolen (Charadriiformes).
Merkmale
Länge: 25 – 27 cm; Spannweite: 44 – 47 cm
Auffälligste Kennzeichen: Langer Schnabel und plumpe Gestalt; Farben: Oberseite bräunlich; Bauch weiß und gebändert; Flügel: braun mit weißem Flügelhinterrand.
Fortpflanzung
Die im Jahr einmalige Brut findet zwischen März und Juli statt. Die Bekassine legt vier grünliche und dunkel gefleckte Eier. Zum Schlüpf- und Bruterfolg liegen keine ausreichenden Daten vor.
Nahrung
Auf dem Speiseplan der Bekassine steht sowohl pflanzliche wie auch tierische Kost, dazu gehören u.a. Samen und Früchte diverser Kräuter, Schnecken, Regenwürmer, Insekten sowie Insektenlarven.
Lebensraum und Verbreitung
Die Bekassine besiedelt während der Brutzeit feuchte Bereiche, u.a. Nieder-, Hoch- und Übergangsmoore, Sümpfe, Verlandungszonen, Feuchtwiesen und Graslandschaften der Marschen sowie Wiedervernässungs- und Überschwemmungsgebiete. Die Vegetation muss ausreichend Schutz bieten, darf aber nicht zu dicht und hoch gewachsen sein.
Vorkommen in Niedersachsen
War die Bekassine bis 1985 nördlich des Mittellandkanals noch weiträumig in Niedersachsen anzutreffen, sind mittlerweile viele Landstriche verwaist, vor allem Bereiche der grünlanddominierten Wesermarsch. Die bestehenden Vorkommen sind isoliert, größere Bestände finden sich u.a. noch zwischen Ostfriesland und Oldenburg, in der Diepholzer Moorniederung, beim Teufelsmoor und am Unterlauf der Elbe.
Zugverhalten und jahreszeitliches Auftreten
Die Bekassine ist ein Kurzstreckenzieher. Niedersächsische Vögel haben ihre Winterquartiere in Westeuropa zwischen Großbritannien und Iberischer Halbinsel sowie im Küstenbereich Westnordafrikas, einzelne Populationen bleiben aber auch das ganze Jahr über in Niedersachsen. Bei uns durchziehende Vögel stammen dagegen aus den Sommerquartieren Skandinaviens sowie aus dem Ural.
Der Heimzug der Bekassine in die Sommerquartiere beginnt etwa Ende Februar bis Mitte März, der Wegzug in die Überwinterungsgebiete frühestens Ende Juli. Bei sehr milden Wintern sammeln sich die Rastvögel durchaus den ganzen Winter über in unseren Breiten. Die meisten Beobachtungen der Bekassine in Niedersachsen ergeben sich somit für April sowie August und September.
Jahreszeitliches Auftreten der Bekassine
Je dunkler ein Monat, desto höher das Vorkommen der Art Daten von Naturgucker.de; Stand März 2018
Gefährdung und Bestandsentwicklung
Die Bekassine gilt niedersachsen- und bundesweit als vom Aussterben bedroht (Rote-Liste-Kategorie 1; Stand 2015 bzw. 2016). Die Bestandszahlen sind innerhalb der letzten 40 Jahre enorm eingebrochen, 2014 konnten in Niedersachsen nur noch 1.300 Reviere nachgewiesen werden, 2005 – 2008 belief sich der Bestand noch auf 1.900 Reviere (27 Prozent des nationalen Vorkommens), 1980 existierten sogar noch 9.000 Reviere – der Rückgang bis heute ist mit 81 Prozent entsprechend hoch.
Gefährdung der Bekassine in Niedersachsen (2015) und Deutschland (2016)
0 = ausgestorben; 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet; * = ungefährdet
Stimme
Der Flugruf klingt nasal „gwät“ und wird oft mehrfach hintereinander wiedergegeben; der Gesang dagegen ist lang gereiht und scharf „tücke-tücke-tücke“.
Wissenswertes
Der Beiname „Himmelsziege“ leitet sich ab vom „meckernden“ Geräusch, dass die Bekassine während der Balz von sich gibt. Dieses wird aber nicht durch die Rufe oder den Gesang des Vogels erzeugt, sondern durch ein andauerndes Summen aufgrund der Vibration der Schwanzfedern. Diese Vibration erfolgt bei steilen Balzflügen und Fluggeschwindigkeiten ab 39 km/h – zu hören und zu beobachten vor allem vor Sonnenaufgang bzw. nach Sonnenuntergang.