Artenporträt Uferschnepfe
Greta, der elegante Wiesenvogel
Mit der Abnahme der Bestandszahlen der Uferschnepfe verschwindet auch der markante Ruf aus der Landschaft, welcher der Uferschnepfe den Beinamen „Greta“ einbrachte.
Name und Verwandtschaft
Die Uferschnepfe (Limosa limosa) gehört zur Familie der Schnepfen (Scolopacidae) und zur Ordnung der Regenpfeiferartigen bzw. Limikolen (Charadriiformes).
Merkmale
Länge: 36 – 44 cm; Spannweite: 70 – 82 cm.
Auffälligste Kennzeichen: langer orangefarbener Schnabel mit schwarzer Spitze und lange Beine; Farben: Oberseite graubraun; Hals und Brust orangerot; Unterseite hell; weißer Schwanz mit breiter schwarzer Endbinde; Flügel: braun mit breitem weißen Flügelstreif.
Fortpflanzung
Einmal im Jahr, zwischen April und Juli, legt die Uferschnepfe vier grünliche, dunkel gefleckte Eier. Beim Bebrüten wechseln sich Weibchen und Männchen ab. Die Bebrütung dauert 24 Tage. Nach weiteren vier Wochen sind die Jungen flügge. Der Bruterfolg ist bei der Uferschnepfe stark abhängig von lokalen und zeitlich bedingten Umständen, vor allem von Witterung und Beutegreifern.
Nahrung
Die Uferschnepfe ernährt sich von tierischer und pflanzlicher Nahrung: Regen- und Borstenwürmer werden im Feuchtgrünland bzw. im Wattenmeer vor allem während der Brutzeit von den Altvögeln gefressen, auch Insekten und Schnecken stehen auf dem Speiseplan. Jungvögel benötigen vorerst kleine Wirbellose. Im Überwinterungsgebiet werden überwiegend Reis-, Weizen- und Gerstenkörner gefressen.
Lebensraum und Verbreitung
Nachdem die Uferschnepfe ihre natürlichen Brutbereiche in Sumpf-, Ufer- und Küstenbereichen zu großen Teilen verloren hatte, verlagerte sich die Art ins extensiv genutzte Feuchtgrünland. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft wird der Vogel aber auch dort zunehmend seltener. Die Überwinterung der Rastvögel erfolgt in flachen Gewässern und auf Wattflächen.
Vorkommen in Niedersachsen
Die Uferschnepfe ist vor allem im Nordwesten der Norddeutschen Tiefebene zu finden, Schwerpunkte sind die Ostfriesischen Inseln, der Küstenbereich und die Marschen sowie Unterläufe der Flüsse Elbe, Weser und Ems.
Zugverhalten und jahreszeitliches Auftreten
Die Uferschnepfe hat als Mittel- bis Langstreckenzieher eine Ausbreitung von Island und Sibirien (Brutgebiet) bis ins südliche, zentrale Afrika (Überwinterungsgebiet). Einzelne Populationen bewegen sich außerdem von Nordostsibirien bis nach Australien.
Erste Zugvögel aus den Hauptüberwinterungsgebieten in Afrika erscheinen bei uns Ende Februar, Anfang März, Höchstzahlen durch Durchzügler und verbleibende Brutvögel werden im März und April erreicht. Der Abzug aus unseren Breiten sowie aus Island und Sibirien beginnt Ende Juli, bis Oktober nimmt der Bestand schnell ab. Im Winter ist die Uferschnepfe in Niedersachsen in der Regel nicht anzutreffen.
Jahreszeitliches Auftreten der Uferschnepfe
Je dunkler ein Monat, desto höher das Vorkommen der Art. Daten von Naturgucker.de; Stand März 2018
Gefährdung und Bestandsentwicklung
Die Uferschnepfe gilt in Niedersachsen als stark gefährdet (Rote-Liste-Kategorie 2; Stand 2015), bundesweit ist die Art vom Aussterben bedroht (Kategorie 1; Stand 2016).
2005 – 2008 existierten in Niedersachsen im Mittel 2.500 Brutpaare (61 Prozent des nationalen Bestandes), 2014 wurden nur noch 2.000 Paare ermittelt. Seit Mitte der 1980er Jahre ging der Bestand von ursprünglich bis zu 6.500 Brutpaaren somit um 69 Prozent zurück.
Gefährdung der Uferschnepfe in Niedersachsen (2015) und Deutschland (2016)
0 = ausgestorben; 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet; * = ungefährdet
Stimme
Während des Balzfluges ist die Uferschnepfe sehr auffällig und erklingt laut und klar „gritta-gritta-gritta“. Im Brutgebiet erfolgen außerdem nasal klingende „witte-witte-witte“-Rufe.
Wissenswertes
Bei der Uferschnepfe wird regelmäßig eine sehr aggressive Revierverteidigung beobachtet. Flugfeinde wie Krähen und Sumpfohreulen und Bodenfeinde wie Hermeline und Igel werden dabei mit dem langen Schnabel – mit dem sie auf Wiesen und im Watt nach Würmern stochert – attackiert und in die Flucht getrieben.