Storchenkindergarten in Leiferde. - Foto: Bärbel Rogoschik
Gummibänder und Weißstörche
Wieder ein Fall im NABU-Artenschutzzentrum Leiferde
5. August 2020- Nach dem ersten Vorfall Anfang Juli (s.u.) ist im NABU-Artenschutzzentrum ein erneuter Fall von Gummibändern bei einem Jungstorch zu verzeichnen. Dieser wurde am 24. Juli aus Weyhausen eingeliefert. Er lief eine Woche vor dem Flüggewerden auf der Weide unter dem Nest herum. Sein Nestgeschwister wurde zum gleichen Zeitpunkt tot, komplett zerrupft, unter dem Nest aufgefunden. Ebenso wurden dort zwei Gewölle mit Gummibändern entdeckt.
Der noch lebende Jungstorch wurde nach Leiferde gebracht und befand sich in einem lethargischen Zustand. Am Wochenende hat er ein Gewölle geworfen, in dem sich zahlreiche Gummibänder befanden. „Einen guten Eindruck macht er immer noch nicht“, sagt Bärbel Rogoschik vom NABU-Artenschutzzentrum. „Wir vermuten, dass er noch mehr Gummiringe im Verdauungstrakt hat.“
Als Quelle für Gummibänder kommt die nahegelegene Deponie Wolfsburg in Frage. Da Störche Gummibänder als Würmer ansehen und diese aus diesem Grund aufnehmen, geht die dringende Bitte an alle, Gummibänder nicht mit dem Kompost zu entsorgen, sondern diese im Normalmüll (am besten in einer Tüte gesammelt) zu entsorgen. Auch Gemüse oder Schnittblumen, die mit Gummibändern gebündelt werden, müssen zur Entsorgung getrennt von den Bändern entsorgt werden. Passiert das nicht, kann dies Störche – aber auch andere Tiere – das Leben kosten.
Über das Artenschutzzentrum:
„Es ist die ernsteste Situation, in der wir uns je befunden haben“, sagt die Leiterin des Artenschutzzentrums, Bärbel Rogoschik. Mehr →
Storch frisst Gummibänder und verhungert fast daran
6. Juli 2020- Gummibänder: Jeder kennt und benutzt sie. Doch so hilfreich sie für den Menschen sind, so negativ können sich Gummibänder in der freien Landschaft auswirken - zum Beispiel für Weißstörche. Weißstörche verfüttern unzählige Insekten und Würmer an ihre Jungtiere im Nest. Die Ähnlichkeit der Gummibänder mit der Leibspeise der Jungstörche hat fatale Folgen: Für die Störche sehen Gummibänder aus wie Würmer und werden deshalb gern gefressen oder verfüttert. Die Tiere sind nicht in der Lage, ihren Irrtum rechtzeitig z.B. am Geschmack zu erkennen.
„Hat ein Weißstorch eine größere Anzahl dieser Bänder geschluckt, ballen sie sich als unverdauliche Masse in der Speiseröhre oder im Magen zusammen und können den Tod zur Folge haben. Solche Fälle treten seit einigen Jahren immer wieder auf“, berichtet Bärbel Rogoschik. Auch vergangene Woche wurde wieder ein Jungstorch mit dieser Problematik ins NABU-Artenschutzzentrum eingeliefert.
Einem aufmerksamen Storchennestbesitzer in Westerholz war das merkwürdige Verhalten eines Jungstorches aufgefallen und er verständigte den Storchenbetreuer. Mit Hilfe der Feuerwehr konnte der junge Storch aus dem Nest genommen werden. Dem Storchenbetreuer bot sich ein trauriges Bild: Ein Gummiband saß über dem Oberschnabel des abgemagerten Tieres so fest, dass sich bereits eine Rille im Schnabel des Tieres gebildet hatte. Der Storch wurde gleich ins NABU-Artenschutzzentrum transportiert und von diesem Fremdkörper befreit.
„Der Jungstorch machte einen sehr geschwächten Eindruck, konnte den Kopf kaum heben, hatte Atemgeräusche und seine Luftröhre war nicht frei“, berichtet Rogoschik. Da er ein Gummiband um den Schnabel hatte, war auch zu befürchten, dass er weitere davon geschluckt hatte. Dies bewahrheitete sich, in der Nacht warf der junge Storch ein riesiges Gewölle von 136 Gramm aus, das zahlreiche Gummibänder enthielt. Zur weiteren Untersuchung wurde das Tier in die Tierärztliche Hochschule nach Hannover gebracht.
„Wir fragen uns immer wieder, wo haufenweise Gummibänder herumliegen, die von Störchen aufgenommen werden können“, so Bärbel Rogoschik. Wer Hinweise dazu hat, darf sich gerne per E-Mail an das Artenschutzzentrum wenden: NABUARTENSCHUTZZENTRUM@t-online.de.
Das Artenschutzzentrum unterstützen
Das Artenschutzzentrum in Leiferde ist für viele Tiere die letzte Rettung. Allein 2019 hat das Zentrum 3.612 Tieren aus 200 Arten gepflegt: U.a. wurden Jungtiere aufgezogen, Hitzeopfer aufgepäppelt, kranke Tieren behandelt, beschlagnahmte Tiere erhielten eine artgerecht Versorgung.
Sie können Geld spenden, eine Sachspende leisten oder eine Tierpatenschaft übernehmen.
Gummibänder sind eine Gefahr für Störche
9. August 2017 - „Störche verwechseln Gummibänder scheinbar mit Würmern“, berichtet Bärbel Rogoschik, Leiterin des NABU-Artenschutzzentrums. „Sie können diese jedoch nicht verdauen und scheiden sie im besten Falle wieder aus. Was an Schadstoffen im Körper verbleibt, ist ungewiss. Die Gefahr besteht des Weiteren in einer Verklumpung der Gummibänder, wie wir es im Jahr 2015 bei einem Jungstorch hatten. Damals haben wir dem Jungstorch über 130 Gummibänder aus dem Hals gezogen, an denen er zu ersticken drohte.“
Auch auf dem Nest an der Deponie Wolfsburg wurde im Juli diesen Jahres von Herrn van Heukelum beobachtet, wie zwei Jungstörche eifrig Gummibänder aufnahmen, die ihnen von den Eltern wohl ins Nest gebracht wurden. Wollen wir hoffen, dass der junge Weißstorch im NABU-Artenschutzzentrum alle Gummibänder auf natürlichem Wege loswird und nicht noch mehr Störche durch Gummibänder in Mitleidenschaft gezogen werden.