Meeresschutz ist Klimaschutz
Zum Tag des Meeres fordert der NABU Niedersachsen mehr Schutz für die Nordsee
7. Juni 2024 - Die Weltmeere bedecken mehr als 70 Prozent der Erde. Sie spielen eine entscheidende Rolle für das weltweite Ökosystem. Die Ozeane regulieren das Klima, indem sie Sauerstoff produzieren und CO2 speichern. Meere sind aber auch ein Hort biologischer Vielfalt, sie liefern Rohstoffe, Nahrungsmittel sowie Wirkstoffe für Arzneimittel. Doch die Ozeane, Ursprung des Lebens auf unserem Planeten, stehen zunehmend unter Druck. Das maritime Ökosystem kann seine klimastabilisierenden Leistungen sowie seine Funktion als Nahrungslieferant nur erfüllen, wenn es gesund ist. Durch die technischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte entnimmt der Mensch den Meeren immer mehr Ressourcen und dringt in Bereiche vor, die bisher relativ unberührt waren.
„Insbesondere das Küstenmeer der Nordsee (12-Meilen-Zone) steht durch eine bespiellose Übernutzung unter enormem Druck“, sagt Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen. „Die Belastung durch die Schleppnetzfischerei im Nationalpark, die Industrialisierung des Küstenmeeres durch den Infrastrukturausbau von Leitungen für LNG, CCS und Windkraftoffshore-Anlagen sowie durch einen hohen Nährstoffeintrag aus den Flüssen und einer gestiegenen Belastung durch die Schifffahrt hat das maritime Ökosysteme bereits stark geschädigt.“ Am heutigen Tag des Meeres ruft der NABU Niedersachsen deshalb dazu auf, keine weiteren Eingriffe in diesen sensiblen Lebensraum vorzunehmen, denn die würden die Situation noch drastisch verschlimmern.
Ozeane so heiß wie nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen
Zur Belastung der Ozeane kommt auch noch die Klimaerwärmung, die zu steigenden Meerestemperaturen führt. Auch die Nordsee bleibt hiervon nicht verschont, wie Forschende der Biologischen Anstalt Helgoland (BAH) am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) messen konnten. Meerestiere sind stärker vom Aussterben bedroht als die Fauna an Land, denn im Meer lebende Arten haben weniger Rückzugsmöglichkeiten, um der Erwärmung ihres Lebensraumes zu entgehen.
Dr. Buschmann: „Gesunde Meere sind ein effektiver und kostengünstiger Beitrag zum Klimaschutz. Allerdings wird dem Umstand gegenüber den technischen Maßnahmen, die gleichzeitig die positive Klimawirkung des Meeres sogar verringern, bisher nicht Rechnung getragen.“ Aufgrund der zunehmenden Belastung auf die Meere hat der NABU Niedersachsen 2023 den Landesfachausschuss zum Meeresschutz gegründet. Meeresexpertinnen und -experten verschiedener Disziplinen arbeiten eng zusammen, erarbeiten Stellungnahmen, beraten den Landesvorstand des NABU und sind überregional vernetzt.
Das fordert der NABU Niedersachsen
Aufgrund der Überlastung der Nordsee muss dringend schonender mit ihr umgegangen werden und müssen natürliche Lebensräume wieder hergestellt werden. Dies heißt beispielsweise:
- Ökosystemfunktionen und Klimaleistungen der Nordsee müssen bei allen politischen Entscheidungen mitbetrachtet werden.
- Wir benötigen Meeresschutzgebiete mit mindestens 50% nutzungsfreier Fläche.
- Seegraswiesen und Salzwiesen müssen als wichtige Lebensräume und Kohlenstoffspeicher dringend wiederhergestellt und natürliche Riffe geschützt werden. Erdgasbohrungen und -förderungen vor Borkum, die natürliche Riffe zerstören würden, dürfen daher nicht stattfinden.
- Die Offshore-Windenergie-Ziele der Bundesregierung müssen unbedingt auf den tatsächlich notwendigen Bedarf reduziert werden und dürfen nicht die ökologischen Belastungsgrenzen überschreiten. Die Leitungstrassen müssen sehr gut überlegt und gebündelt werden, damit möglichst geringer Schaden entsteht.
- Weitere Vertiefungen der Ästuare Ems, Weser und Elbe dürfen nicht stattfinden.
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