Niedersächsische Waldschätze bewahren
NABU legt Konzept für natürliche Waldentwicklung vor
17. Januar 2013 -
„Gerade in Niedersachsen haben wir bundesweit besonders seltene und wertvolle Waldlebensräume, die leider hochgradig durch intensive Forstwirtschaft bedroht sind. Ich denke beispielsweise an die letzten Eichen-Hainbuchenwälder des Tieflandes und die wunderschönen Buchenwälder reich versorgter Standorte im Leine-Weserbergland. Hier muss die Niedersächsische Landesregierung ihrer Verantwortung unverzüglich nachkommen und diese Naturschätze für die jetzige und kommende Generation ohne wenn und aber erhalten“, erklärte Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen.
Bisher sind im niedersächsischen Landeswald von ca. 3.300 Quadratkilometern Gesamtwaldfläche nur ca. 44 Quadratkilometer als 'Naturwälder' ausgewiesen. Dazu kommt der Nationalpark Harz. Damit sind die von der Bundesregierung beschlossenen 10 Prozent öffentlichen Waldes für die natürliche Entwicklung bei weitem noch nicht erreicht. Außerdem werden die letzten wertvollen Altbestände, die als neue Naturwälder in Frage kommen, immer weiter abgeholzt.
Die Forstwirtschaft möchte, dass möglichst schnell und möglichst viele gerade Bäume auf jedem Hektar Wald wachsen, dann nutzt sie die Bäume bereits in ihrer Jugendphase, so dass reife Wälder mit natürlichen Strukturen wie markante Altbestände, ausreichende Totholzmengen, hohe Bruthöhlendichten und fein differenzierte Verjüngungsmosaike weitgehend fehlen. Auch droht der Genpool der Bäume in den auf Holzproduktion getrimmten Wäldern zu verarmen.
Bereits im Jahr 2007 hatte die Bundesregierung daher beschlossen, bis 2020 mindestens fünf Prozent der Gesamtwaldfläche beziehungsweise zehn Prozent des öffentlichen Waldes aus der forstlichen Nutzung zu nehmen. Doch bislang ist, bis auf ein laufendes Projekt zur Erhebung des vorhandenen Grundbestandes an nutzungsfreien Waldgebieten in Deutschland, zu wenig passiert. „Während wir den Wert von Urwäldern in aller Welt als grüne Lunge und als 'Hotspots' der Artenvielfalt erkannt haben, sind wir bei der Ausweisung von 'Urwäldern von morgen' in Deutschland kaum vorangekommen“, sagte Olaf Tschimpke, NABU-Präsident.
Damit die Umsetzung des Fünf-Prozent-Ziels auch die gewünschte Wirkung beim Erhalt der biologischen Vielfalt entfalten kann, ist es erforderlich besonders wertvolle und alte Waldbestände, insbesondere in öffentlichen Wäldern, umgehend zu identifizieren. Aus diesen muss dann ein Netz aus Naturwäldern für alle wichtigen Waldgesellschaften und Naturräume entwickelt werden. Es ist bis dahin zwingend erforderlich, dass der Einschlag in den in Frage kommenden Altbeständen ruht! Die ausgewählten 'Urwälder von morgen' müssen nach Auffassung des NABU aus Schutzgebieten verschiedener Größen bestehen und große Pufferzonen aus besonders naturnah bewirtschafteten Wäldern erhalten. Nationalparke als großflächige Schutzgebiete bilden dabei das Grundgerüst, weil sich die Natur auf großer Fläche entwickeln kann und Populationen selten gewordener Arten mit großem Raumanspruch Rückzugsräume finden. Besonders prioritär müssen die noch vorhandenen, über 100 Hektar großen naturnahen Laubwälder als Wälder mit natürlicher Entwicklung gesichert werden.
NABU-Positionspapier