Vom Brot- zum Not-Baum
Mit Küstentanne und Douglasie in die Sackgasse?
17. Februar 2020 - „Wir begrüßen es sehr, dass die Landtagsfraktionen der SPD und CDU sich bei der Bewältigung der derzeitigen Krise der Nadelholzwirtschaft engagieren und die niedersächsischen Wälder anpassen, schützen und als CO2-Senke nutzen wollen", sagt Dr. Holger Buschmann, NABU Landesvorsitzender. Der vorliegende Entschließungsantrag enthalte etliche sinnvolle Vorschläge für die Landesregierung, insbesondere, dass die Niedersächsischen Landesforsten für einen schonenden, naturnahen LÖWE+-Waldbau angemessen finanziell unterstützt werden sollten. Es sei im Interesse unserer Nachkommen, dass in allen Wäldern, wo nötig, die Ansiedlung klimatoleranter, europäischer Baumarten der zukünftigen potenziell natürlichen Vegetation gefördert werden.
„Auch für Subventionen an die Waldbesitzer gilt allerdings der Grundsatz öffentliches Geld nur für öffentliche Leistungen", betont Buschmann. „Der alte Fehler, schnellwachsende Nadelbäume mit Steuergeldern zu fördern, darf dabei keinesfalls wiederholt werden. Nur ein wirklich naturnaher, laubholzgeprägter Wald ist anpassungsfähig und wird auch zukünftig die in Zeiten des Klimawandels noch weniger verzichtbaren Waldökosystemleistungen bereitstellen können.“
Der NABU Niedersachsen fordert daher:
• Fördergelder nur für klimaplastische, europäische Baumarten
• Monetarisierung und Finanzierung von Ökosystemleistungen ausschließlich für den Aufbau, die Pflege und ggf. schonende Nutzung eines robusten, also wirklich naturnahen Waldökosystems, wie in LÖWE+, Naturland oder FSC vorgesehen
• Vergütung von Ökosystemleistungen ohne Fehlanreize für plantagenartige Koniferen-Forste oder intensive Holznutzung
• Keine Förderung von „Alibi-Mischwäldern“ mit 70%igem Nadelholzanteil
• Keine Fördergelder für giftige Pestizide im Wald
• Strenge Vorkehrungen gegen die weitere Einschleppung invasiver Forstpathogene (schädliche Viren-, Bakterien-, Pilz- und Insektenarten), um die ökologischen und ökonomischen Systeme nicht noch zusätzlich zu destabilisieren (siehe Eßkastanienkrebs, Lärchenkrebs, Ulmenwelke, Eschentriebsterben, Eschenprachtkäfer, Phytophthora, Rußrindenkrankheit etc.)
• Teilweise Rückzahlung der Fördergelder nach Erholung der Holzpreise
• Alternativ zum Rückzahlungsanteil vertragliche Festlegungen von Naturschutzleistungen, wie Sicherung von Habitatbäumen und Altbeständen.
Dr. Carsten Böhm, stellvertretender Vorsitzender des NABU Niedersachsen, betont: „Wie jeder Niedersachse in unseren Gärten und Wäldern sehen kann, sind die Nadelbäume von „Brot-Bäumen“ zu „Not-Bäumen“ geworden. Niedersachsen muss in dieser Situation in die Zukunft investieren und die Zukunft gehört klimaplastischen, europäischen Laubbaumarten.“