Die Hitparade der Bäume
Eldorado für viele Tiere, saubere Luft und Schatten
12. August 2021 - „Wenn es eine Art Hitparade der heimischen Bäume gäbe, hätten einige Arten eine gute Chance, hineinzurücken“, sagt Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen. Er möchte dazu ermuntern, selbst einen oder mehrere Bäume im Garten zu pflanzen. „Das Siegerpodest der Baum-Hitparade würde hierzulande sicher die Eiche erklimmen“, meint der Naturschützer.
An der Eiche finden bis zu 6.000 Tierarten einen Lebensraum, davon etwa ein Zehntel Insektenarten – ein Spitzenwert. Mehr als zehn Menschen werden durch eine 100-jährige Eiche mit Sauerstoff versorgt. An und in ihrem Stamm können, vor allem wenn es sich um ältere Bäume handelt, viele Vogelarten einen Lebens- und Nahrungsraum finden. Je älter der Baum wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Artenvielfalt erhöht, auch und gerade dann, wenn am Baum Totholz zu finden ist, das etwa Spechten zum Zimmern ihrer Höhle dienen kann – und in der Folge dann von höhlenbrütenden Vögeln, Fledermäusen und Insekten bezogen wird.
Natürlich müsse bei der Pflanzung einer Eiche stets bedacht werden, dass sie sehr groß und breit sowie mehrere hundert Jahre alt werden könne. „Wer aber einmal beobachtet hat, wie sich Eichhörnchen am Stamm der Eiche jagen, wie Eichelhäher im Herbst die Eicheln aufklauben, um sie für den Winter anderorts zu verstecken, wer sehen konnte, wie ein Baumläufer mit seinem grazilen Schnabel aus dem letzten Winkel der Rinde kleine Insekten herausholt, wird begeistert sein“, sagt Wohlers. Sein prägendstes Erlebnis mit Eichen war eine Schar junger Waldkäuze, die aus der elterlichen Höhle in dem alten Baum ausgeflogen waren und dann als „Ästlinge“ im Baum herumturnten.
Auch die Hainbuche ist ein Spitzenkandidat
Ebenfalls auf einem der vorderen Plätze der Hitparade dürfte nach Ansicht von Rüdiger Wohlers die Hainbuche landen. „Dieser wunderbare Baum, der jahrhundertelang in Hutewäldern zum Einsatz kam, kann auch sehr gut als dicht wachsendes Gehölz in Hecken eingesetzt werden und bietet ideale Brutquirle für allerlei heckenbrütende Vogelarten“, freut sich Wohlers. Die Hainbuche ist allerdings keine „richtige“ Buche, sie ist Teil der Birkengewächse und damit verwandt mit Birken und Erlen.
Weit oben in der Hitparade ist ein Platz für eine Baumart reserviert, die vielen Menschen gar nicht bekannt sein dürfte – und doch für eine unglaubliche Fülle positiver Wirkungen für die Natur steht: Der Holzapfel! Wesentlich kleiner als Eiche und Hainbuche, aber in günstigen Lagen bis zu zehn Metern groß werdend, ist er ein echter „Allrounder“, wie Rüdiger Wohlers berichtet: „Ihn lieben Vögel und Insekten gleichermaßen, sowohl als Nahrungsquelle als auch als Brutgehölz.“ Ähnlich stehe es um die Mehlbeere, die Vogelkirsche, die Wildbirne und den Speierling.
„Die Bandbreite der infrage kommenden Bäume im Garten ist wesentlich größer, als es viele Menschen ahnen“, betont Wohlers. „Eine gewisse Aufgeschlossenheit sollte dabei mitgebracht werden – und natürlich stets der wohl überlegte Gedanke daran, welche Standortansprüche und welchen Platzbedarf die verschiedenen Baumarten mitbringen.“ Rüdiger Wohlers bezeichnet Bäume auch als ein Stückchen Balsam für die Seele, das nicht nur auf Funktion und Nutzen reduziert werden dürfe. Er hofft daher – und ruft dazu auf – in der nächsten Pflanzperiode viele neue Bäume zu pflanzen.
Info-Paket anfordern
Wer sich über Bäume und naturnahes gärtnern oder auch über die Vogelwelt informieren möchte, kann beim NABU Niedersachsen ein kleines Info-Paket aus der Bauplansammlung Nisthilfen und der Farbbroschüre „Gartenlust“ anfordern. Es ist erhältlich gegen Einsendung eines 5-Euro-Scheins beim NABU Niedersachsen, Stichwort Gartenlust, Alleestr. 36, 30167 Hannover.
Der NABU Niedersachsen begrüßt, dass die Landtagsfraktionen der SPD und CDU die niedersächsischen Wälder anpassen, schützen und als CO2-Senke nutzen wollen, warnt aber davor, bei der Waldentwicklung alte Fehler zu wiederholen. Mehr →
Nur ein wirklich naturnaher Wald ist anpassungsfähig und kann für kommende Generationen die unverzichtbaren Waldökosystemleistungen bereitstellen. Mehr →