Feldsperling - Foto: Frank Derer
NABU-Tipps zur Artenvielfalt zuhause
Früher war Spatzenhausen überall – dem Spatz ein Haus bauen
Mit dem Wort „Spatz“ kennzeichnen die Deutschen zumeist ihre Zuneigung zu einem anderen Menschen. „Spatz“ steht aber auch verniedlichend für einen Vogel, den die meisten als ein wenig keck, gleichermaßen liebenswürdig und vorlaut und dabei intelligent ansehen, der gern vom sommerlichen Kaffeetisch im Garten oder von der Brez‘n im Biergarten Krümel erbeutet – den Sperling.
Genau genommen gibt aber nicht „den“ Sperling, sondern zwei Arten: Feld- und Haussperling, die sich zwar nur geringfügig voneinander unterscheiden, aber doch zwei verschiedene Vogelarten sind. Der Feldsperling ist etwas kleiner als der Haussperling, beim Haussperling unterscheiden sich die Geschlechter im Gefieder, beim Feldsperling nicht.
Ihre Beliebtheit hat ihnen beiden aber wenig genutzt. Denn ihre Beständen sind seit Jahrzehnten in ganz Europa im Sinkflug und haben es sogar in die Vorwarnliste der Roten Liste der gefährdeten Arten geschafft – eine Entwicklung, die vor noch gar nicht so langer Zeit niemand erwartet hätte. Doch heute „pfeifen es die Spatzen von den Dächern“, dass diese possierlichen Gefiederten im Schlamassel stecken. Der NABU Niedersachsen steuert mit eigenen Schutzprojekten dagegen und richtet einen Aufruf an alle Vogelfreunde: Jetzt aktiv werden für den Spatz, den einstigen Allerweltsvogel!
„Sperlinge sind Opfer sowohl der Ausräumung der Landschaft als auch der Versiegelung von Flächen und des Pestizideinsatzes bis an den Feldrand“, sagt Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen. „Wo Feldgehölze und Hecken als Nahrungs-, Unterschlupf- und Bruträume verschwunden sind, ebenso Obstwiesen, Wegränder und Brachen, da ist der Lebensraum für den Spatz entwertet. Wo nur noch lebensfeindliche Maiswüsten gähnen, bis auf den letzten Zentimeter beackert und gespritzt, findet er weder Sämereien und Körner als Nahrung, noch Insekten, die er in großer Menge zur Aufzucht der Brut braucht – und schon gar keine Brutplätze!“ Deshalb weichen Feld- und Haussperling in Siedlungsbereiche aus. Aber auch hier haben sie mit einer wachsenden Anzahl von Problemen zu kämpfen: Bodenversiegelung, Überbauung, das „Plattmachen“ alter Gärten für Neubauten, oft auch von Obst- und Nutzgärten, und das Einrichten phantasielosen „Abstandsgrüns“ aus exotischen Pflanzen statt artenreicher Gärten machen ihm zu schaffen.
Das können Sie tun
„Entscheidend für die Vogelfreundlichkeit eines Gartens, einer Grünanlage, eines Schulhof oder einer Gewerbefläche ist stets das Nahrungs- und Deckungsangebot“, rät Rüdiger Wohlers. „Wenn dies nicht ausreicht, nützen die schönsten Nistkästen nichts! Deshalb sollten einheimische Sträucher und Stauden gepflanzt werden, sollte sich ein zumindest kleiner Wiesenteil finden, sollten statt Exoten bewährte hiesige, ungefüllt blühende Gartensorten und Wildpflanzen gepflanzt oder zugelassen werden, können Fassaden oder auch Dächer begrünt werden. Dichte Sträucher dienen den Spatzen als ‚Treffpunkte‘, in denen manchmal Dutzenden von Tieren zu hören sind. Und an den Stauden und Wildpflanzen finden sie Samen und Körner als Nahrung sowie Insekten, die sich fangen können, um sie an die Jungspatzen zu verfüttern.“
Sperlinge lieben es, ein Sandbad zu nehmen; deshalb reicht oft eine kleine Ecke freier Erde, um ihnen diesen Gefallen zu tun. Auf dem Balkon kann auch eine mit Sand gefüllte flache Schale aufgestellt werden. Diese muss aber regelmäßig gründlich gereinigt werden. An heißen Tagen ist eine Vogeltränke ganz besonders willkommen.
Höhlenbrüter-Kasten aufhängen
Haus- und Feldsperling bauen riesige, dicht verwobene Nester aus Gräsern, Halmen, Federn, Blättern, die oft eher an den Kobel eines Eichhörnchens erinnern, aber auch Hinweis auf ihre afrikanischen Verwandten, die Webervögel, geben: Als Höhlenbrüter nutzen sie gern jede Art ausreichend großer Hohlräume aus, um darin zu brüten – übrigens mittlerweile bis zu drei Mal im Jahr, wenn ausreichend Nahrung vorhanden ist! „Früher war das Gros der Spatzenbruten unserer Städte und Dörfer hinter Dachpfannen, in Verschalungen und ähnlichem zu finden“, erinnert sich Wohlers. „Durch veränderte Bauweise von Häusern und Wärmedämmung fielen diese reihenweise weg – der Spatz in Wohnungsnot!“
Da die Sperlinge recht sozial leben und ihre Bruten oft in nächster Nähe stattfinden, hat sich als Nistkasten das „Spatzenreihenhaus“ gut bewährt – ein Dreifach-Nistkasten, dessen einzelne „Wohnungen“ allerdings getrennt sein müssen: „Eigentlich ein dreifacher Kohlmeisenkasten“, bringt es Wohlers auf den Punkt.
Solch ein Kasten kann mit etwas Geschick selbst aus Holz gebaut werden. Gut geeignet sind auch Spatzenreihenhäuser aus dem bewährten, witterungsunempfindlichen Material Holzbeton, das in der Regel viele Jahre hält. Der NABU Niedersachsen hofft, dass nun noch viele ein oder mehrere Spatzenreihenhäuser anbringen – so kann noch die zweite Brut dieses Jahres erreicht werden. „Und dann freuen wir uns über den Spatzenbesuch am Kaffeetisch“, sagt Wohlers.
Eine gute Nachricht gibt es für alle Spatzenfreunde: Zumindest mit dem Haussperlingsbestand scheint es wieder etwas bergauf zu gehen. Jedenfalls ist er fast jedes Mal unangefochtener Sieger bei der „Stunde der Gartenvögel“, die nun bald wieder bundesweit ansteht. Vom 8. bis 10. Mai heißt es dann wieder: Vögel zählen in Garten, Kleingarten und Park!
Der NABU Niedersachsen ein Info-Paket aus der „Spatzenfibel“ des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern (LBV) und der 30 Seiten starken Bauplansammlung für Nisthilfen aller Art zusammengestellt. Es kann angefordert werden gegen Einsendung eines 5-Euro-Scheins, Stichwort „Spatz“, Alleestr. 36, 30167 Hannover.
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