Neue Gewässer für die Knäkente
Naturschutzmaßnahmen am Altarm der Hamme
27. August 2014 - Die vom NABU Niedersachsen in Zusammenarbeit mit der Naturschutzbehörde des Landkreises Osterholz durchgeführten Gewässerbaumaßnahmen an einem Altarm der Hamme südöstlich von Scharmbeckstotel, nördlich der Kreisstraße 8, konnten Mitte August erfolgreich abgeschlossen werden.
An dem Altarm wurden zwei steile Uferabschnitte abgeflacht und so gestaltet, dass nun zusätzliche flache Unterwasserbereiche bestehen, die zahlreichen Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum dienen können. Des Weiteren wurden zwei verlandete Gräben aufgeweitet und naturnah modelliert. In den neu geschaffenen Gewässerzonen können sich Wasserpflanzen ausbreiten und neu ansiedeln, welche Kleinstlebewesen wie Insekten und Fischen Unterschlupf und Nahrung bieten. Vom diesem Angebot an pflanzlicher und tierischer Nahrung profitieren wiederum zahlreiche Wasservögel.
Zielart der Maßnahme ist dabei die in Niedersachsen sehr selten gewordene Knäkente, deren Brutpopulation landesweit heute bei wahrscheinlich unter 300 Paaren liegt. Diese Art kommt in Feuchtgebieten wie naturnahen Flussauen und Niedermooren vor und ist auf flache, ruhige Stillgewässer angewiesen, die einen hohen Anteil krautiger und schwimmender Vegetation aufweisen. „Die für die Knäkente geeigneten Gewässer sind in Niedersachsen und bundesweit aufgrund von Trockenlegungen zur Landgewinnung und für den Deichbau in den letzten Jahrzehnten leider immer seltener geworden“, erklärt Florian Melles, Projektverantwortlicher des NABU Niedersachsen. In der Hammeniederung gibt es, auch aufgrund von Naturschutzmaßnahmen, noch einige dieser wertvollen Gewässerlebensräume. Auch in Zukunft sind jedoch weitere Schutz- und Fördermaßnahmen notwendig, um die Gewässer und Feuchtwiesen an der Hamme für seltene Tier- und Pflanzenarten zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen.
Die Umsetzung der Maßnahme wurde durch das Umweltministerium des Landes Niedersachsen finanziell gefördert.
Neue Gewässer für die Knäckente
NABU lässt Gewässer in der Ilmenauniederung anlegen
29. April 2013 -
Zwei neue Stillgewässer hat der NABU Niedersachsen in der Ilmenauniederung nördlich von Uelzen anlegen lassen. Profitieren soll von dieser Maßnahme insbesondere die Knäkente, eine seltene Entenart der Flussauen. Im Rahmen seiner Vogelartenschutzprojekte, die der NABU Niedersachsen seit dem Jahr 2010 in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) durchführt, sind die zwei Stillgewässer im Herbst 2011 und 2012, in der Flussaue der Ilmenau, entstanden.
„Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts wurden zahlreiche ökologisch wertvolle Flussauen durch den Menschen trockengelegt,“ erklärt Florian Melles, NABU-Projektleiter. Dadurch veränderte sich nicht nur das Landschaftsbild sichtbar, es erfolgte auch ein drastischer Rückgang von auentypischen Lebensräumen für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten. Dies führte zur Abwanderung oder sogar zum regionalen Aussterben vieler, oft hoch spezialisierter Arten. Mit dem Verschwinden etwa von ufernahen Feuchtwiesen und Altarmen, gingen Brut- und Nahrungshabitate für zahlreiche Vogelarten, Fische, Amphibien und Insekten verloren. Dieser Prozess erfolgte bundesweit. Im Zuge des verstärkten ökologischen Bewusstseins seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts, ist die Wiederherstellung und der Schutz dieser Gewässerökosysteme eines der Ziele, die in verschiedenen Regelwerken und Richtlinien, wie etwa dem Bundesnaturschutzgesetz, der Fauna-Flora-Habitat Richtlinie oder der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, festgehalten sind.
Die nun angelegten Gewässer, die sich rechts der Ilmenau befinden, sind 1.500 bzw. 2.000 Quadratmeter groß und bis zu zwei Meter tief. Sie liegen zirka 50 Meter vom Fluss entfernt und stehen bei Hochwasser mit der Ilmenau in Verbindung. Die Projektfläche wurde für diese Entwicklungsmaßnahme vom NLWKN Lüneburg zur Verfügung gestellt. Sowohl die Planung als auch die Umsetzung der Maßnahme erfolgte in enger Abstimmung zwischen dem NABU und dem NLWKN Lüneburg.
Das südliche Gewässer ist eher flach gestaltet worden und bietet damit einen Lebensraum für zahlreiche Wasserinsekten, wie zum Beispiel Libellen und Amphibien (Teichfrösche). Das nördliche Gewässer weist hingegen tiefere Wasserbereiche auf, weshalb dort zusätzlich auch die Ansiedlung von Fischen und von Wasserpflanzen möglich ist. Von diesen Voraussetzungen können mittelfristig zahlreiche Wasservögel profitieren. Zielart für dieses Gewässerprojekt ist die Knäkente (wissenschaftlich Anas querquedula). Diese Art ist an Gewässerökosysteme der Flussauen gebunden und kommt in Niedersachsen heute mit wahrscheinlich weniger als 300 Brutpaaren vor. Damit diese Entenart landesweit nicht vollkommen verschwindet, sind die Schaffung neuer Habitate sowie der Schutz bestehender Gewässerstandorte von großer Bedeutung.
Bereits Anfang April zeigte sich der ökologische Wert der geschaffenen Gewässer. So konnte ein Trupp Flussregenpfeifer (Charadriusdubius), bei der Nahrungssuche auf den noch unbewachsenen Gewässerufern beobachtet werden. Auch wenn diese kleine Watvogelart, aufgrund der sich ändernden Uferstruktur und der dichter werdenden Pflanzendecke, zukünftig wahrscheinlich nur noch selten zu beobachten ist, so werden sich Arten mit anderen Lebensraumansprüchen ansiedeln.
In den kommenden Jahren sollen im Raum Uelzen weitere, ähnliche Gewässerprojekte, besonders zur Förderung bedrohter Vogelarten, durchgeführt werden.
Die Umsetzung des Projektes durch den NABU Niedersachsen wurde durch den NLWKN Lüneburg fachlich begleitet und finanziell mit Naturschutzmitteln des Landes Niedersachsen und Mitteln der Niedersächsischen Bingo- Umweltstiftung unterstützt.
Knäkente
Ein Artenporträt
Lebensraum: Die Knäkente besiedelt hauptsächlich die Niederungen entlang der Unter- und Mittelläufe größerer Flüsse, und nutzt dort Bereiche überschwemmten Grünlandes. Sie ist aber auch in Niedermooren und Feuchtwiesen anzutreffen.
Brutökologie: Die Art brütet am Boden versteckt in der Vegetation, meist in ufernahen Bereichen. Die Eiablage erfolgt in der Regel ab Mitte Mai, selten auch schon Mitte April. Dabei werden 8-11 Eier gelegt aus denen nach etwa 21-22 Tagen die Jungen ausschlüpfen. Die Jungen sind Nestflüchter, werden also unmittelbar nach der Geburt ans Wasser geführt und ernähren sich selbstständig. Nach 5-6 Wochen werden die Tiere flügge.
Nahrungsökologie: Knäkenten ernähren sich hauptsächlich von Wasserpflanzen, Wasserinsekten und kleinen Muscheln, die sie im flachen Wasser offener Wasserflächen, gründelnd aufnehmen.
Vorkommen in Niedersachsen: Generell kommt die Knäkente in allen naturräumlichen Regionen Niedersachsens vor, aber nur selten im Bergland. Die Brutvorkommen der Art liegen hauptsächlich in den Unterläufen von Elbe, Weser, Ems an der Mittelelbe und in der Niederung der oberen Aller. Auch an größeren Seen wie dem Dümmer oder dem Steinhuder Meer gibt es hin und wieder Brutnachweise. In weiten Landesteilen fehlt die Art oder ist sehr selten.
Zugverhalten: Die Knäkente ist ein Zugvogel, der den Winter vor allem in Westafrika, südlich der Sahara verbringt. Die Tiere erreichen ihre niedersächsischen Brutgebiet ab Anfang März und ziehen meist Ende Juli und im August wieder in die Überwinterungsgebiete.