Artenporträt Rotkehlchen
Das Rotkehlchen braucht Hilfe
„Über das Jahr gesehen erreichen den NABU – sowohl seine Landes- als auch die Regionalgeschäftsstellen, Naturschutz- und Nationalparkzentren – bezogen auf Vogelarten wohl die meisten Anfragen zum Rotkehlchen“, berichtet Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen, der dazu selbst in 40 Jahren bereits unzählige Gespräche führte. „Keine andere Vogelart scheint den Menschen so am Herzen zu liegen wie das Rotkehlchen. Die Begründung liegt sicherlich darin, dass das Rotkehlchen bekannt ist, an Futterplätzen ganzjährig auftaucht und einen auffälligen und sehr melodischen Gesang bietet“, vermutet Wohlers. „Es bleibt oft in der Nähe des Menschen – sogar beim Umgraben im Garten oder der Bepflanzung von Töpfen auf dem Balkon.“
Rotkehlchen als Insektenfresser lieben Vielfalt, zum Beispiel wilde Ecken im Garten. Sie brüten in der Regel bodennah in Stängel- und Asthorsten, Holzstapeln, Erdlöchern, Nischen in Mauerwerk und anderen geschützten Plätzen, mitunter sogar in Halbhöhlen-Nistkästen, wenn diese versteckt und niedrig angebracht werden. „Aber entscheidend für das Rotkehlchen ist die breite Nahrungsgrundlage – je vielfältiger, blüten- und deckungsreicher und damit insektenfreundlicher ein Garten ist, desto größer ist die Chance, dass sich dort ein Rotkehlchen ansiedelt“, fasst Wohlers zusammen.
Der Bestand des Rotkehlchens beläuft sich bundesweit auf etwa 2,5 bis 4 Millionen Brutpaare. „Es ist zwar derzeit nicht gefährdet, aber das will nichts heißen“, mahnt der Naturschützer. Auch dieser Art machen die Ausräumung der Landschaft, der Verlust an artenreichen Wegsäumen und Waldrändern, der Landschaftsverbrauch durch Überbauung und auch die Bejagung im Süden Europas zu schaffen.
Der perlende Gesang des Rotkehlchens
Dem Rotkehlchen helfen
Wer dem Rotkehlchen helfen will, kann dies auf vielfache Weise tun; im eigenen Garten oder Kleingarten sollten möglichst nur heimische Bäume, Sträucher und Stauden gepflanzt werden, damit die Rotkehlchen und andere Piepmätze ausreichend Nahrung und Deckung finden. Besonders gut geeignet sind ein paar ‚wilde Ecken‘, zum Beispiel aus Reisighaufen, locker aufgeschichtet, und gern auch von Stauden oder Wildkräutern umstanden. Denn dann folgen auch Insekten – das Büffet für die Rotkehlchen ist so reichlich gedeckt.Wer dem Rotkehlchen einen Nistkasten anbieten möchte, sollte auf eine so genannte Halbhöhle zurückgreifen: „Diese kann mit etwas Geschick aus Holz selbst gebaut oder aus dem sehr bewährten und witterungsbeständigen Material Holzbeton im Fachhandel gekauft werden“, erklärt Wohlers. In diese Halbhöhlen ziehen mitunter auch andere ‚Mieter‘ wie Grauschnäpper, Sperlinge, Rotschwanz oder Bachstelze ein. Deshalb sollten die Nistkästen, wenn sie gezielt für das Rotkehlchen angeboten werden, in nur mittlerer Höhe und etwas versteckter angebracht werden. „Und vor allem so, dass er von Katzen nicht leicht erreicht werden kann!“, beschreibt der Naturschützer den praktischen Schutz für Rotkehlchen.
Und wer dem Rotkehlchen über den eigenen Gartenbereich hinaus helfen möchte, sollte den NABU beziehungsweise die Naturschutzjugend NAJU unterstützen: sie organisieren seit Jahrzenten in Südeuropa sogenannte ‚Zugvogelcamps‘ mit, um gegen den illegalen Vogelfang vorzugehen. „Immer noch werden dort zahllose Piepmätze, darunter auch Rotkehlchen, in Schlagfallen, Netzen, auf Leimruten und auf andere Weise brutal getötet! Das muss aufhören!“, zeigt sich der Naturschützer empört und hofft auf die Unterstützung vieler vogelliebender Mitmenschen.
Für alle, die ihren Garten für Rotkehlchen und Co einladender gestalten möchten, hält der NABU ein kleines Infopaket bereit, das aus der umfangreichen Bauplansammlung für Nisthilfen aller Art und der reich bebilderten Farbbroschüre „Vögel im Garten“ besteht. Es kann angefordert werden gegen Einsendung eines 5 Euro-Scheins beim NABU Niedersachsen, Stichwort „Vögel im Garten“, Alleestr. 36, 30167 Hannover.