Schlichte Schönheit
Die Feldlerche im Porträt



Feldlerche - Foto: Axel Aßmann/www.naturgucker.de
Der einzige Schmuck der Feldlerche besteht aus feinen, schwarzbraunen Längsstreifen und Strichen am Oberkopf, Rücken sowie Bürzel. Gelblich-weiß oder sehr hell bräunlich gefärbt sind die Federn an der Brust und den Flanken mit feiner, dunkler Strichelung. Das weiße Bauchgefieder des recht hochbeinig wirkenden Vogels bildet einen Kontrast zum bräunlich gefärbten, relativ langen Schwanz. Das Gesicht der Feldlerche ziert ein gelblich-weißer, kräftiger Überaugenstreif. Beide Geschlechter haben auf dem Kopf eine kleine Federhaube, welche die Männchen manchmal aufstellen. Es besteht kein Unterschied bei Männchen und Weibchen in der Gefiederzeichnung, aber die Männchen sind in der Regel ein wenig größer und schwerer als die Weibchen.

Männchen und Weibchen der Feldlerche, Grafik: constructiv
Häufig sehen wir die Lerchen erst, wenn sie unvermittelt vor uns auffliegen. Dann fallen besonders die weißen Seitenkanten des Schwanzes auf. Und wer die Ohren spitzt, hört die typischen rollenden Rufe der Feldlerche, welche letzte Zweifel bei der Artbestimmung beseitigen. Sie klingen wie „prriit“ oder „prrli“ und sind auch von ziehenden Vögeln auf dem Flug ins Winterquartier oder zurück ins Brutgebiet zu hören.
Himmelhoch jauchzend
Männchen singen meist während des Fluges. Da der Vogel dabei auf eine Höhe von meist 50 bis 200 Metern steigt, scheint sein Gesang direkt aus dem Himmel zu kommen. Denn vom Boden ist er dann kaum noch zu sehen. Durchschnittlich zwei bis fünf Minuten dauert sein Auftritt hoch oben über seinem Revier kreisend. Trillernde, zirpende und rollende Laute werden in schneller Folge rhythmisch wiederholt und ununterbrochen vorgetragen. Singt eine Feldlerche hingegen am Boden, handelt es sich häufig um ein Weibchen. Ihr Lied ist erheblich kürzer und leiser als das der Männchen im Singflug.
Balz und Brut der Feldlerche
Fleißige Brüter mit frühreifem Nachwuchs
Die Feldlerche ist eine Bodenbrüterin. Der optimale Neststandort ist bewachsen und nicht zu dicht bedeckt – beste Voraussetzungen auch für den Nachwuchs, der im geschützten Umfeld Flugversuche und Jagdübungen unternimmt.
Meist beträgt der Durchmesser eines Feldlerchenreviers zwischen 20 und 200 Metern. Bei sehr guten Bedingungen können in Mitteleuropa bis zu 15 Brutpaare auf einer Fläche von zehn Hektar leben. Bei der Balz beeindruckt das Männchen seine Auserwählte nicht nur durch Sangeskünste, sondern hüpft am Boden und verbeugt sich vor dem Weibchen. Mit zitternden Flügeln und wackelndem Schwanz macht er ihr seine Aufwartung. Zuweilen geht es aber auch ein wenig ruppiger zu und das Männchen jagt das Weibchen rennend oder fliegend durch sein Revier.
Nach der Paarung sucht das Weibchen den Platz für das Nest aus – bei der ersten Brut meist im April. Sie bevorzugt dabei möglichst trockene, ebene Flächen mit niedriger Vegetation oder nacktem Boden. Dort scharrt das Weibchen eine fünf bis sieben Zentimeter tiefe Mulde und polstert sie mit Wurzeln oder Halmen aus. Das Männchen beteiligt sich nicht selbst am Nestbau. Doch begleitet es meist seine Partnerin in geringem Abstand, damit sie sich nicht etwa anderweitig verpaart. Im Abstand von je einem Tag legt das Weibchen zwei bis sieben, schmutzig-weiße, bräunliche oder leicht grünliche Eier. Ist das Gelege vollständig, übernimmt sie das Brüten.
Frühreifer Nachwuchs
Schlüpfen nach elf bis zwölf Tagen Brutdauer die Jungen, sind sie zunächst nackt und blind. Während die Mutter sie wärmt, sorgt der Vogelpapa mit Insekten und anderen Wirbellosen für Nahrung. Bereits im Alter von sieben bis elf Tagen verlässt der Nachwuchs das Bodennest und schützt sich so vor Nesträubern. Laufend oder hüpfend verteilen sich die Jungen in der Nestumgebung und lassen sich von den Eltern weiter füttern. Das bleibt auch so, wenn sie im Alter von zirka 15 Tagen erste Flugversuche unternehmen.
Die Selbständigkeit erreichen junge Feldlerchen nach etwa 19 bis 20 Tagen. Sie sehen ihren Eltern dann sehr ähnlich und haben wie sie ein unauffälliges, bräunliches Federkleid. Sind die Jungen „aus dem Haus“, brütet das Weibchen meist kurze Zeit später erneut. Wird eine Brut zerstört, beginnt sie damit oft schon nach fünf Tagen. Bis zu sechs Versuche pro Saison wurden schon nachgewiesen, auch wenn die meisten Lerchen nur ein bis drei Mal pro Jahr brüten.
Gefährdung der Feldlerche: Gründe
Mit zwischen 1,3 und 2 Millionen Revieren gehört die Feldlerche zwar immer noch zu den häufigen Vögeln Deutschlands. Allerdings befinden sich ihre Bestände in einem deutlichen Sinkflug. Ein Drittel der Feldlerchen sind in den vergangenen 25 Jahren verschwunden. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig:
Zu viel Wintergetreide
In den letzten Jahrzehnten wurde der Getreideanbau zum größten Teil von Sommergetreide auf ertragreicheres Wintergetreide umgestellt. Wintergetreide jedoch wird früher im Jahr so hoch und dicht, dass Feldlerchen dort nicht zwei- oder dreimal brüten können, da sie keine Landemöglichkeiten in den hohen Beständen finden. Die Folge: Lerchen weichen zur Brut auf vegetationsfreie Fahrspuren aus, wo ihre Nester bei der nächsten Feldbearbeitung direkt vom Traktor überrollt oder Opfer von Nesträubern werden.
Zu wenig Brachen
Eine entscheidende Veränderung ist zudem der rasante Rückgang von vorübergehend unbewirtschafteten Brachflächen, auf denen Feldlerchen besonders viele Junge aufziehen können. Waren Anfang der 1990er Jahre in Westdeutschland noch bis zu zehn Prozent und in Ostdeutschland bis zu 20 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen Brachen, zählten wir 2015 nur noch 1,7 Prozent.
Mangelnde Brutflächen
Die zunehmende Konzentration des Ackerbaus auf die drei Kulturen Wintergetreide, Mais und Raps sowie der gleichzeitige Rückgang von Brachen und Grünland führten zu mangelnden Brutflächen. Konnten Feldlerchen früher die erste Brut im Wintergetreide, die zweite im Sommergetreide und eine dritte auf Brachen aufziehen, bleibt es heute häufig bei nur einer Brut.
Intensivgründland
Im zunehmend intensiv bewirtschafteten Grünland sieht es kaum besser aus: Zu stark beweidete Flächen haben zu kurzes Gras und bergen ein hohes Risiko, dass Nester zertrampelt werden. Stark gedüngte Mähwiesen werden dagegen so oft gemäht, dass Feldlerchen zwischen den Schnitten keine Brut mehr vollständig aufziehen können.
Nesträuber und Jagd
Nesträuber wie Füchse, Marder oder Hauskatzen sind der Grund, warum Feldlerchen schon immer mindestens zwei- bis dreimal im Jahr brüten mussten, da pro Brutversuch durchschnittlich nur etwa ein Jungvogel flügge wird.
In sechs EU-Ländern Südeuropas ist die Feldlerche im Herbst und Winter immer noch legal jagdbar. Im Jahr 2014/15 wurden dort laut offizieller Jagdstatistiken fast 900.000 Feldlerchen getötet. Dies sind zwar deutlich weniger als noch 2005, als sogar circa 2,5 Millionen Individuen jährlich von Jägern geschossen wurden, dennoch lässt sich bezweifeln, ob die Jagd auf eine so deutlich abnehmende Vogelart wirklich verkraftbar sein kann. Sie sollte eingestellt werden.
Schutzmaßnahmen für die Feldlerche
Um weiteren Bestandseinbrüchen der Feldlerche entgegenzuwirken, müssen Schutzmaßnahmen vor allem auf eine Verbesserung der Lebensräume während der Brutsaison abzielen.
Vielfältige Agrarlandschaft
Statt riesiger Feldschläge mit nur einer einzigen Ackerfrucht wäre für die Feldlerche ein möglichst vielfältiges und kleinräumiges Mosaik ideal, das aus verschiedenen Feldfrüchten, Sommer- und Wintergetreide, Brachen und Wiesen oder Weiden besteht. Auf diese Weise kann die Art während der gesamten Brutzeit und in jedem Revier geeignete Vegetationsbedingungen für eine Brut vorfinden. Der vermehrte Anbau von Sommergetreide wäre dabei ein besonders wichtiger Schritt.
Brachen erhalten
Vorübergehend ungenutzte Felder bieten unserem Jahresvogel beste Brutbedingungen mit einem reichen Nahrungsangebot. Dabei bevorzugt die Feldlerche Brachen, die nur ein Jahr aus der Nutzung genommen werden. Experten fordern einen Brachenanteil von etwa zehn Prozent der Ackerfläche, um die Bestände aller Feldvogelarten erhalten zu können. Um keine Feldlerchenbruten zu zerstören, sollten Brachflächen erst ab August gemäht werden.
Gründland extensivieren
Grünland eignet sich nur dann als Feldlerchen-Brutgebiet, wenn es nicht zu intensiv bewirtschaftet wird. Bei Weideland sollte die Weidetierdichte nicht zu groß sein. Denn im abgefressenen Gras können Feldlerchen ihre Nester nicht verstecken und diese laufen Gefahr zertrampelt zu werden. Bei Mähwiesen sind möglichst lange Schnittintervalle von mindestens 46 Tagen zur Brutzeit zwischen März und Juli wichtig. Ist die Schnitthöhe angemessen, können zusätzlich Nest- und Jungenverluste reduziert werden.
Kein Gift aufs Feld
Außerhalb der Brutzeit ernähren sich Feldlerchen von heruntergefallenen Samen auf Stoppelfeldern. Je länger diese erhalten werden können, desto besser ist die Nahrungsversorgung für die Feldlerchen. Durch den Verzicht auf Pestizide lässt sich die Vielfalt der Wildkräuter auf Feldern erhöhen. Mit ihnen finden sich Insekten und Wirbellose ein und stehen der Feldlerche als Nahrung zur Verfügung. Indem weniger gedüngt wird, bekommen auch Wildkräuter eine Chance, die auf fetten Böden nicht gedeihen können.
Der unbestrittene Hauptverursacher der Artenerosion ist und bleibt die konventionelle, zunehmend agrarindustrielle Landwirtschaft. Den Beweis liefert die Vogelwelt: Keine zweite Vogelgruppe ist von derart rapiden und flächendeckenden Rückgängen betroffen wie die der Feld- und Wiesenbewohner. Mehr →
Gehen dem NABU die Vögel aus? Nach 1998 ist die Feldlerche 2019 erneut "Vogel des Jahres". Nicht dem NABU, sondern der Agrarlandschaft gehen ihre typischen Vogelarten aus. Aus vielen Gebieten Deutschlands ist die Feldlerche bereits völlig verschwunden. Grund dafür ist vor allem die industrialisierte Landwirtschaft. Mehr →