Ziel- und Leitart des Naturschutzes
Hintergrundinformationen zum Gelbbauchunken-Projekt


13. Juli 2012 - Die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) wird seit dem Jahr 2011 durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt (BPBV) unterstützt. Gefördert werden Vorhaben, denen im Rahmen der NBS eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter Weise umsetzen. Die geförderten Maßnahmen tragen dazu bei, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland zu stoppen und mittel- bis langfristig in einen positiven Trend umzukehren. Sie dienen dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung sowie der Entwicklung der biologischen Vielfalt und gehen über die rechtlich geforderten Standards hinaus. Akzeptanzbildende Maßnahmen der Information und Kommunikation tragen dazu bei, das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt zu stärken.
Die Verantwortungsart Gelbbauchunke (Bombina variegata) ist eine Ziel- und Leitart des Naturschutzes und steht Pate für dynamische,strukturreiche Lebensräume mit einer hohen Artenvielfalt, die von besonderer Bedeutung für die NBS sind. Der ursprüngliche Lebensraum dieses kleinen Froschlurchs mit der charakteristisch gelb-schwarz gefleckten Unterseite umfasste in erster Linie die Auenbereiche von Flüssen. Dort entstanden durch Hochwässer immer neue Rohbodenflächen und sonnenexponierte Kleinstgewässer, welche Gelbbauchunken für eine erfolgreiche Fortpflanzung benötigen.
Durch die Begradigung und Befestigung der Fließgewässer kommt die Gelbbauchunke heute meist nur noch in vom Menschen geschaffenen sogenannten Sekundärlebensräumen vor. Dies sind hauptsächlich Ton-, Sand- und Kiesgruben, Steinbrüche und Truppenübungsplätze, bei denen durch extensive Nutzung noch die Dynamik vorhanden ist, welche die Entstehung von temporären kleinen Tümpeln ermöglicht. Diese Sekundärhabitate sind jedoch ebenfalls bedroht, da beispielsweise Abbauten zu intensiv genutzt, rekultiviert oder als Müllhalde ausgewiesen werden und somit nicht mehr als Lebensraum zur Verfügung stehen. Zudem können geeignete Lebensräume derzeit kaum mehr selbstständig (wieder)besiedelt werden, da zu weite Entfernungen und/oder unüberwindbare Barrieren wie etwa Straßen zwischen bestehenden Gelbbauchunken-Vorkommen liegen. Daher sind die aktuell bestehenden Populationen oft stark isoliert und es besteht kein genetischer Austausch.
Die Gelbbauchunke befindet sich in Deutschland in einem schlechten Erhaltungszustand. Sie ist auf der Roten Liste Deutschlands als ‚stark gefährdet’ und in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen als ‚vom Aussterben bedroht’ eingestuft. Deutschland trägt eine besondere Verantwortung für diese Art, da sich hier sowohl ihre nördliche Verbreitungsgrenze als auch ein bedeutender Teil des Gesamtareals befindet.
Der NABU hat sich als erster Naturschutzverband der länderübergreifenden Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland angenommen und will mit seinen Projekt- und Kooperationspartnern bestehende Populationen der Gelbbauchunke stärken, Trittsteinbiotope zwischen Lebensräumen anlegen und teilweise die Art auch wiederansiedeln, um isolierte Populationen miteinander zu verbinden. Instrumente zur langfristigen Sicherung und Pflege der Lebensräume sollen entwickelt und umgesetzt werden. Durch die Maßnahmen soll nicht nur die Vielfalt an Lebensräumen, sondern auch die Artenvielfalt in fünf Bundesländern in insgesamt acht Projektregionen mit 130 Projektgebieten erhöht werden.
Es handelt sich hierbei um ein sechsjähriges Förderprojekt des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), das im Rahmen des BPBV mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) gefördert wird. Ferner unterstützen finanziell das Land Nordrhein-Westfalen mit Mitteln des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MKULNV.NRW), das Land Niedersachsen mit Mitteln des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und das Land Baden-Württemberg mit Mitteln der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) dieses Projekt.
Projektträger ist der NABU Niedersachsen und Projektpartner sind die NABU-Landesverbände Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, die NABU-Naturschutzstation Aachen, die Biologischen Stationen Bonn und Oberberg, das Institut für Zoologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover sowie das Institut für Umweltplanung der Leibniz Universität Hannover.
Das Projekt wird neben der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe noch von vielen weiteren Kooperationspartnern wie Naturschutz- und Forstbehörden, Naturschutzgruppen, Biologischen Stationen, Rohstoffindustrieverbänden und -abbaufirmen und dem Militär begleitet.
Mehr über das Projekt:
Das Projekt „Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland“ des NABU Niedersachsen wird im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz gefördert. Mehr →
Der NABU setzt sich für den Schutz der Gelbbauchunke ein, die zu den Verantwortungsarten Deutschlands gehört. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung! Melden Sie uns Ihre Sichtung und nutzen Sie dafür unser Online-Formular. Mehr →
Auf der Internetseite zum NABU-Gelbbauchunkenprojekt wurden wesentliche Erweiterungen und Ergänzungen des Informationsangebotes vorgenommen. So finden sich jetzt unter der neuen Rubrik „Aktuelle Meldungen“ Hinweise auf die Veranstaltungen des NABU und seiner Projektpartner. Mehr →