Amphibienschutz wird großgeschrieben
Projekt LIFE BOVAR setzt Artenschutzmaßnahmen auf 24 Flächen um
4. März 2020 - In den Landkreisen Hameln-Pyrmont, Hildesheim, Holzminden, Goslar, Göttingen, Minden-Lübbecke (NRW), Northeim, Schaumburg und in der Stadt Hildesheim wurden und werden auf insgesamt 24 Flächen Artenschutzmaßnahmen für die gefährdeten Amphibienarten Gelbbauchunke, Geburtshelferkröte, Kreuzkröte und Kammmolch umgesetzt. Dabei geht es vor allem darum, Laichgewässer und Landlebensräume zu optimieren. Robuste Weidetiere, Neophyten und die Rückhaltung von Feinsedimenten gemäß Wasserrahmenrichtlinie sind weitere wichtige Themen, die Bestandteil der Umsetzung sind.
Landkreis Göttingen
Aktuell werden noch bis Mitte März Artenschutzmaßnahmen umgesetzt. In der Ballertasche bei Hann. Münden wurde eine verbuschte Fläche von 2,5 Hektar in Teilen gerodet, um die Fläche in eine extensive Beweidung zu überführen. Derzeit werden die Zäune gebaut. „Die extensive Beweidung ist ein wichtiger Bestandteil der Maßnahmen zur Offenhaltung artenreicher Flächen und damit zum Erhalt des Lebensraums für Amphibien“, erläutert der Projektleiter Christian Höppner.
Die Weidetiere halten die Fläche und die Gewässer frei von beschattendem Aufwuchs. Neben dieser Maßnahme werden neue Laichgewässer für die gefährdeten Amphibienarten angelegt. Eine weitere Großmaßnahme wurde im Naturschutzgebiet Gipskarstlandschaft Hainholz bei Osterode bereits Anfang Dezember über vier Tage durchgeführt. Hier kamen mit Langarm- und Kettenbagger zwei Großmaschinen zum Einsatz, die mehrere Erdfälle für Kammmolch und Geburtshelferkröte sanierten. Weiterhin wurden Versteck- und Überwinterungsplätze in direkter Gewässernähe angelegt. Dadurch konnte die Strukturvielfalt erhöht werden.
Kreis Minden-Lübbecke
In Porta Westfalica wurden im Januar innerhalb von zwei Wochen vier Maßnahmenflächen für die Kreuzkröte und die Gelbbauchunke optimiert. „Bei dieser Maßnahme wurden auch Robinien entfernt, denn sie beschatten wertvolle Gewässerbiotope und durch die Stickstofffixierung haben sie einen unerwünschten einen Düngeeffekt“, erläutert Kim Fasse, Projektmitarbeiterin des NABU. „Zudem lässt das dichte Wurzelgeflecht wenig Platz für andere Arten.“ Einen Maßnahmenschwerpunkt bildete dabei das Naturschutzgebiet Holzhauser Mark, das sich im Eigentum des NABU befindet. Dieses Gebiet wird seit dem Jahr 2014 wieder so gepflegt, dass die heimischen Arten gute Lebensbedingungen vorfinden.
Landkreise Schaumburg und Hameln-Pyrmont
Im Steinbruch Liekwegen im Landkreis Schaumburg wurden Laichgewässer für Kreuzkröte und Gelbbauchunke optimiert. Hierbei kamen mit Bagger und Radlader zwei Großmaschinen zum Einsatz, die auf der ehemaligen Steinbruchsohle Radspuren und Tümpel verbesserten. So wird die zur Erhaltung dieses Lebensraums notwendige Dynamik erhalten. Wie in den anderen Gebieten entstehen dabei Rohbodenflächen, die durch ihre relative Nährstoffarmut und den später schütteren Bewuchs optimale Biotope für seltene Pflanzen- und Insektenarten wie Heidenelke, blauflügelige Ödlandschrecke oder die gefleckte Keulenschrecke bieten. Außerdem werden in weiteren Steinbrüchen im Landkreis Schaumburg und im angrenzenden Landkreis Hameln-Pyrmont Maßnahmen durchgeführt.
Landkreis Goslar
Im Landkreis Goslar wurden Mitte Februar zwei ehemalige Abbaustätten an der Innerste, die durch den NABU angekauft wurden, für Amphibien optimiert. Trockene Mulden wurden vertieft, sodass durch die zunehmende Verdichtung eine bessere Wasserhaltung gewährleistet ist. Ende Januar weitere Maßnahmen für Geburtshelferkröte und Kreuzkröte in einem Steinbruch begleitet. „Durch den Besatz mit Goldfischen hat hier eines der Hauptgewässer seinen Wert als Reproduktionsgewässer für Geburtshelferkröte verloren, daher haben wir neue Gewässer gestaltet“, erläutert Projektmitarbeiter Falk Eckhardt. Zusätzlich wurden Laichgewässer für die Kreuzkröte angelegt.
Im Salzgitterschen Höhenzug wurden Mitte Februar Kleingewässer saniert sowie Steinschüttungen als Versteckplätze für Geburtshelferkröte und Kammmolch angelegt. Weitere Maßnahmen im Landkreis Goslar sind für diese und kommende Woche vorgesehen. Im Steinbruch Wolfshagen werden in Kooperation mit den Niedersächsischen Landesforsten, dem Landkreis Goslar und dem Naturwissenschaftlichen Verein Goslar drei Teichmönche eingebaut. „Wir freuen uns, dass wir die Maßnahmen in den nächsten Tag abschließen können. Die Teichmönche ermöglichen in der Zukunft ein angepasstes Gewässermanagement und verhindern den Aufstieg von Fischen in die höher gelegenen Gewässer, die der Geburtshelferkröte sowie den Larven der Östlichen Moosjungfer vorbehalten bleiben sollen“, erläutert Bruno Scheel vom NABU Niedersachsen.
Beide Arten haben in diesem Gebiet ihr voraussichtlich größtes Vorkommen in Niedersachsen. Fische gehören zu den Fressfeinden der Zielarten – diese waren zu Beginn der Maßnahmen in hoher Dichte in größeren Gewässern vorhanden. Viele Amphibienarten benötigen das zeitweilige Trockenfallen einzelner Gewässer, um wieder optimale Bedingungen zur Entwicklung ihrer Larven ohne Fressfeinde vorzufinden. Die Fische werden durch die Maßnahme nicht getötet, sondern in die großen, tieferen Teiche umgesetzt. Das Wassermanagement erfolgt in enger Abstimmung mit der zuständigen Wasser- und Naturschutzbehörde.
Stadt/Land Hildesheim und Landkreis Holzminden
Im Bereich der Stadt Hildesheim wurde Mitte Februar auf dem Übungsplatz Himmelsthür die Gewässerhaltung der bereits im letzten Jahr angelegten Kleinstgewässer durch Nachverdichtung verbessert. Weitere Gewässer im Schutzgebiet Ochtersum wurden in Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt saniert und neu angelegt.
In den Landkreisen Hildesheim und Holzminden werden noch Maßnahmen für Gelbbauchunke, Geburtshelferkröte und Kammmolch sowie zur Anlage von Sedimentationsteichen, Senken und Dämmen zur Rückhaltung von Feinsedimenten durchgeführt. „Die Maßnahmen helfen nicht nur den Amphibien, sondern tragen auch zur Einhaltung der Wasserrahmenrichtlinie der EU bei, da der Eintrag von tonigen Feinsedimenten in Fließgewässer verringert wird“, erläutert Bruno Scheel.
Landkreis Northeim
Maßnahmen sind auch im Landkreis Northeim im Reiherbachtal in Kooperation mit den Niedersächsischen Landesforsten in Planung. Sie dienen der Geburtshelferkröte, die hier das derzeit letzte bekannte Vorkommen im Solling hat. Die Umsetzung der Maßnahmen, durch welche hauptsächlich fischfreie Kleingewässer im Reiherbachtal entstehen sollen, wird voraussichtlich noch bis Mitte März erfolgen.
Die Maßnahmen im Rahmen des Projektes LIFE BOVAR werden in Kooperation mit den jeweils zuständigen Unteren Naturschutzbehörden sowie den Flächeneigentümern durchgeführt. Die Kosten der Maßnahmen werden in vollem Umfang durch das Projekt LIFE BOVAR des NABU Niedersachsen getragen.