Artenschutzmaßnahmen LIFE BOVAR


NABU-Projekt LIFE BOVAR stützt Restvorkommen der stark gefährdeten Geburtshelferkröte

Ausgesetzte Geburtshelferkröte - Foto: Alexander Ahrenhold
6. Juli 2023- Der Erhalt der bundesweit stark gefährdeten Geburtshelferkröte im Landkreis Goslar ist von besonderer Bedeutung, weil die südwesteuropäische Art hier ihre nordöstliche Verbreitungsgrenze erreicht. Während der Landkreis aktuell noch zwei der größten niedersächsischen Vorkommen beherbergt, sind andere ehemals große Vorkommen bereits erloschen oder stehen kurz davor. Die Gründe hierfür sind vielfältig, der Verlust ihrer Lebensräume durch den Landnutzungswandel wird jedoch als Hauptfaktor angesehen.
Deshalb hat sich das Projekt LIFE BOVAR des NABU Niedersachsen gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde und den Niedersächsischen Landeforsten zum Ziel gesetzt, günstige Lebensraumbedingungen für die Geburtshelferkröte im Landkreis Goslar wiederherzustellen, um ihren Erhaltungszustand zu verbessern. Es wurden bereits umfangreiche praktische Artenschutzmaßnahmen durchgeführt, damit sich der „Glockenfrosch“, dessen Rufe an ein Glockengeläut erinnern, wieder wohlfühlen kann.
Zwanzig Tiere ausgewildert
An zwei Standorten mit kleinen Reliktpopulationen wurden nun zur Stärkung der Bestände und Erhöhung der genetischen Vielfalt Bestandsstützungen gestartet: Je 20 letztjährige Geburtshelferkröten, aufgezogen in der NABU-Erhaltungszuchtstation, wurden am 6. Juli im ehemaligen Grauwacke-Steinbruch im Kaltebachtal bei Seesen sowie in der ehemaligen Erzgrube Barley bei Liebenburg ausgewildert.
Beide Standorte eint, dass die Geburtshelferkröte hier nach der Aufgabe des Abbaus und damit dem schleichenden Verfall der Offenlandlebensräume starke Populationseinbrüche durchmachen musste. „Erfreulicherweise konnten sich aber Kleinpopulationen aus wenigen Einzeltieren halten, die auf die durchgeführten Freistellungen der Landlebensräume und Wiederherstellungen geeigneter Laichgewässer bereits im Folgejahr mit Nachwuchs reagierten“, berichtet NABU-Projektmitarbeiter Lennart Hudel.
In Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Goslar sowie den Niedersächsischen Landesforsten als Flächeneigentümer wurden im Rahmen des Projektes die steilen Hänge des ehemaligen Erzabbaus in der Barley 2020 und 2021 aufwändig entbuscht sowie vorhandene Kleingewässer saniert und neue angelegt.
Im Kaltebachtal erfolgte 2019 eine erste umfangreiche Freistellung durch die Niedersächsischen Landesforsten, nach dem Hinweis auf ein möglicherweise überdauerndes Vorkommen der Geburtshelferkröte wurde die Fläche in die Projektgebietskulisse von LIFE BOVAR aufgenommen. Im Jahr 2023 fand hier eine weitere Entbuschungsaktion statt, um aufwachsende Gehölze zurückzudrängen, zudem wurden die Wasserlebensräume optimiert. „Der Aufwand durch die gemeinschaftlichen Habitatmaßnahmen hat sich allemal gelohnt und der Glockenfrosch findet nun im Kaltebachtal und in der Barley wieder gut geeignete Lebensräume“ freut sich Dr. Michael Lücke, Förster für Waldökologie.
Genetische Vielfalt wird berücksichtigt
An beiden Standorten ist eine natürliche Erholung der Bestände bei kontinuierlicher Pflege der Lebensräume zwar wahrscheinlich, würde aber aufgrund der aktuell geringen Populationsgröße mehrere Jahre benötigen, in denen allgemeine Gefährdungsursachen wie Klimawandel, Fressfeinde und Krankheiten zu erneuten Bestandseinbrüchen führen könnten, bis die Populationen zu einer stabilen Größe herangewachsen sind. Zusätzlich ist durch den starken Rückgang der beiden Populationen eine genetische Verarmung zu erwarten.
„Im Rahmen des Projektes wurde ein genetisch gut geeigneter Zuchtstamm aus Goslarer Geburtshelferkröten etabliert, der es ermöglicht, die Bestandsentwicklung zu beschleunigen und gleichzeitig die genetische Vielfalt und somit auch die Anpassungsfähigkeit, z. B. auf veränderte klimatische Bedingungen, der gestützten Populationen zu erhöhen“, erklärt Dr. Mirjam Nadjafzadeh, NABU-Projektleiterin von LIFE BOVAR.
Die Auswilderung letztjähriger, in menschlicher Obhut aufgezogener Tiere hat sich im Rahmen des Projektes bei Wiederansiedlungen als erfolgreich erwiesen. Die größeren Geburtshelferkröten haben eine deutlich höhere Überlebenswahrscheinlichkeit im Freiland und starten oft schon im Folgejahr mit ihrer besonderen Fortpflanzungsstrategie: Die Männchen betreiben echte Brutfürsorge und tragen die Laichschnüre um ihre Hinterbeine gewickelt mit sich herum, bis die Larven schlupfreif sind.
Entbuschungsaktion in ehemaligem Steinbruch

Diabas-Steinbruch am Heimberg - Foto: Lennart Hudel
8. März 2023 - Im Rahmen des EU-Amphibienschutzprojektes LIFE BOVAR des NABU Niedersachsen wurde zwischen Anfang Februar 2023 im renaturierten Diabas-Steinbruch Wolfshagen großflächig entbuscht, um den Landlebensraum für Geburtshelferkröte & Co. zu erhalten.
Ein ungewöhnlicher Anblick bot sich Spaziergänger*innen und Wandernden am Themenpfad „Spur der Steine“ bei Wolfshagen Anfang Februar: Mit Hilfe eines 24-Tonnen-Raupenbaggers wurden rund 9,5 Hektar ehemalige Offenbodenflächen und Magerrasen im renaturierten Diabas-Steinbruch Wolfshagen entbuscht. Die Maßnahme war nötig, um den Landlebensraum für Geburtshelferkröte & Co. zu erhalten. Zusätzlich wurden einige der im Steinbruch vorhandenen Kleingewässer saniert und in Hinblick auf die immer trockeneren Sommer vertieft. Das bei der Entbuschung anfallende Material diente der Anlage von Totholzhaufen innerhalb des Steinbruchs.
Geplant wurden die Maßnahmen vom Landkreis Goslar und den Niedersächsischen Landesforsten, um den Offenlandlebensraum im Steinbruch zu erhalten, der für eine Vielzahl der dort vorkommenden seltenen und geschützten Arten eine Lebensgrundlage darstellt. Seit der Aufgabe des aktiven Abbaus 1986 sowie der 1989 fertiggestellten Renaturierung wird der Steinbruch zwar weitgehend sich selbst überlassen, um sich naturnah entwickeln zu können. Insbesondere auf den ehemaligen Halden hat sich jedoch innerhalb dieses Zeitraums großflächig Birkensukzession entwickelt, wodurch offener Lebensraum und die Bestände der Offenlandarten abnahmen.
Natur kann nicht vollständig sich selbst überlassen werden
Oberhalb der Abbruchkante ist die Entwicklung von Wald mit einheimischen Arten gewünscht, innerhalb des ehemaligen Steinbruchs jedoch muss immer wieder Hand angelegt werden, damit das Mosaik aus offenen und bewaldeten Bereichen bestehen bleibt. Die schütter bewachsenen Flächen und die exponierten Abbruchkanten mit ihren Blockhalden bilden einen wichtigen Lebensraum, etwa für die Blauflüglige Ödlandschrecke oder die Geburtshelferkröte. Die Geburtshelferkröte ist im ehemaligen Steinbruch auch die Schirmart für Maßnahmen.
„Durch die von der Firma Lührmann ausgeführte Entbuschungsaktion ist jetzt erneut für einige Jahre gewährleistet, dass die Geburtshelferkröte optimale Lebensraumbedingungen vorfindet“, zeigt sich Lennart Hudel, Projektmitarbeiter bei LIFE BOVAR, zufrieden mit den durchgeführten Maßnahmen. „Die in geringer Wanderdistanz zu den flachen, sonnenexponierten Laichgewässern freigestellten Blockhalden sowie die angelegten Totholzhaufen sind genau das, was die Geburtshelferkröte braucht. Doch auch eine viele anderer Arten profitieren von diesen Flächen und Strukturen. Allerdings werden auch zukünftig in regelmäßigen Abständen solche maschinellen Pflegemaßnahmen nötig sein, um den Charakter des Steinbruchs zu erhalten.“
Kanalschachtringe dienen als Ersatzgewässer
25. Februar 2022- Normalerweise werden Betonschachtringe im Kanalbau eingesetzt. Im Rahmen des EU-Amphibienschutzprojektes LIFE BOVAR des NABU Niedersachsen werden die Schachtringe jetzt „zweckentfremdet“. Anstatt für Kanalarbeiten, sollen die Ringe im Steinbruch Messingberg in Steinbergen der vom Aussterben bedrohten Gelbbauchunke als Laichgewässer in trockenen Sommern dienen.
„Die Idee stammt unter anderem von unseren niederländischen Projektpartnern, welche kleine Betonringe bereits seit längerer Zeit erfolgreich als Laichgewässer für Amphibien verwenden“, erklärt Dr. Mirjam Nadjafzadeh, NABU-Projektleiterin von LIFE BOVAR. Die Modifikation der Ringe durch eine Bodenplatte, eine gegossene Ausstiegsrampe und einen Kugelhahn, um das Gewässer auch ablassen zu können, sind wichtige Details, um den handelsüblichen Schachtring zu einem geeigneten Unkengewässer umzufunktionieren.
„Das Ablassen ist insofern wichtig, als dass wir die Gewässer so geregelt trockenfallen lassen können, damit sich außerhalb der Unkensaison keine Fressfeinde, wie Molche oder Libellenlarven, in dem Gewässer ansiedeln. Diese machen Kleinstgewässer nämlich sehr unattraktiv für die Unke“, erläutert Mirjam Nadjafzadeh. Des Weiteren sollen die Schachtringe den Unken auch dann als Gewässer dienen, wenn in trockenen Sommern nur wenige geeignete Laichgewässer zur Verfügung stehen. „Die Kaulquappen der Unke benötigen je nach Temperatur und Nahrungsangebot ca. sechs bis zehn Wochen für ihre Entwicklung. In heißen und trockenen Sommern trocknen die üblichen flachen Pfützen, in denen die Gelbbauchunke sonst ihre Eier legt, leider zu schnell aus. In solchen Fällen ist es gut, alternative Gewässerangebote wie Schachtringe zu haben“, so Nadjafzadeh.
Auf der Suche nach geeigneten Schachtringen wurden von den Projektmitarbeiter*innen mehrere Betonfirmen angeschrieben. Gemeldet hat sich unter anderem die Firma Beton Tille GmbH aus dem lippischen Horn-Bad Meinberg. „Wir haben uns sehr gefreut, als uns die Nachricht der Firma Beton Tille erreicht hat, dass sie die Ringe gerne spenden würden. Das ist für uns natürlich eine tolle Sache, für die wir der Firma, auch im Namen der Unken, ganz herzlich danken“, so Kim Fasse, Projetmitarbeiterin bei LIFE BOVAR. das Projekt.
Neue Gewässer für die Gelbbauchunke
8. Februar 2022- Im Rahmen des EU-LIFE-Projektes BOVAR des NABU Niedersachsen wurden in Liekwegen Maßnahmen zum Schutz der Gelbbauchunke umgesetzt. Anfang des Monats konnten Spaziergängerinnen und Spaziergänger am Steinbruch Liekwegen sie wieder sehen: Bagger und Radlader, die für die vom Aussterben bedrohte Gelbbauchunke im Einsatz waren. Im Rahmen des EU-LIFE-Amphibienprojektes BOVAR des NABU Niedersachsen wurden kleine flache Gewässer neu angelegt, in denen die Unke ihren Laich ablegt. Außerdem wurde die aufkommende Vegetation von einigen Flächen abgezogen und ein Teil der kleinen Tümpel am Wanderweg zugeschoben. „Das sieht für das menschliche Auge zunächst ein wenig wild aus, erfüllt aber einen wichtigen Zweck für Pionierarten wie die Gelbbauchunke“, erläutert Projektleiterin Dr. Mirjam Nadjafzadeh. „Gelbauchunken benötigen für ihre Fortpflanzung flache, besonnte Kleinstgewässer ohne Vegetation und Fressfeinde. Es ist geplant, die jetzt zugeschobenen Flächen im Frühjahr noch einmal zu bearbeiten, um die kleinen Gewässer ganz neu anzulegen. Diese sind dann wieder ideal für die Unke geeignet.“
Wiederansiedelung Geburtshelferkröte

Geburtshelferkröte (Männchen ) mit Eipaket - Foto: Christian Fischer
15. September 2021 - Im Rahmen des Amphibienschutzprojekt LIFE BOVAR wurden an mehreren Standorten Geburtshelferkröten in ehemaligen Verbreitungsgebieten angesiedelt. Die ersten Geburtshelferkröten aus der Nachzuchtstation des EU-Amphibienprojektes LIFE BOVAR des NABU Niedersachsen wurden zurück in die freie Wildbahn entlassen. Die Wiederansiedlung erfolgte zunächst im Naturschutzgebiet Hainholz bei Osterode, die zweite Auswilderung fand kurz darauf in zwei Steinbrüchen bei Thüste und Salzhemmendorf sowie am Naturdenkmal Meerpfühle im Osterwald bei Coppenbrügge statt. In allen Gebieten wurden in den vergangenen Jahren Habitatmaßnahmen für die Geburtshelferkröte durchgeführt, wobei u.a. neue Laichgewässer angelegt, alte Gewässer saniert und Tagesverstecke geschaffen wurden.
Die letzten Nachweise der Geburtshelferkröte im NSG Hainholz bei Osterode sind rund 20 Jahre alt, ein aktuelles Vorkommen der Art konnte das Monitoring in den letzten Jahren leider nicht mehr bestätigen. „Wir freuen uns sehr, dass dank der guten Zusammenarbeit zwischen Projekt, Landkreis und den regionalen Akteuren die Geburtshelferkröte ihren Weg zurück ins Hainholz gefunden hat“, sagt Andrea Jagemann, Fachdienstleiterin für Natur und Boden des Landkreises Göttingen.
Die Spendertiere für das Hainholz stammen aus den Steinbrüchen bei Wolfshagen und Langenberg im Harz im Landkreis Goslar. „Die genetischen Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die Tiere aus dem Harz auch aufgrund der ähnlichen Lebensraumstrukturen gut für eine Wiederansiedlung im Hainholz eignen“, erklärt Dr. Mirjam Nadjafzadeh, Projektleiterin von LIFE BOVAR.
Erfolgreiche Nachzucht
Bereits 2020 wurden die Kaulquappen vom Projektteam entnommen, großgezogen und überwintert. Seit Juni bewohnen die Tiere zudem die geräumigen und artgerecht gestalteten Freilandterrarien am Projektbüro in Hessisch Oldendorf. Hier ist es bereits nach kurzer Zeit zum Reproduktionserfolg gekommen. „Die ersten Kaulquappen in unseren Freilandterrarien zu entdecken, war wirklich ein aufregendes und schönes Erlebnis“, erzählt Projektmitarbeiterin Kim Fasse. „Wir freuen uns, dass die Tiere sich so wohl fühlen, dass sie bereits in diesem Jahr direkt mit der Paarung angefangen haben.“
Die Geburtshelferkröten, welche von nun an im Landkreis Hameln-Pyrmont wiederangesiedelt werden, stammen dagegen aus zwei Steinbrüchen bei Salzhemmendorf und Thüste. Während die Art in beiden Steinbrüchen noch heimisch ist, ist sie im Wiederansiedlungsgebiet am Naturdenkmal Meerpfühle im Osterwald leider auch nur noch eine „alte Bekannte“. Auch hier konnte das aktuelle Monitoring durch das Projekt LIFE BOVAR keinen Nachweis mehr für die Geburtshelferkröte erbringen.
„Wir freuen uns, dass die Geburtshelferkröte hier von nun an wieder Fuß fassen kann“, so Heiko Brede, Förster für Waldökologie bei den Niedersächsischen Landesforsten. „Der Aufwand durch die gemeinsame Sanierungsmaßnahme im letzten Winter hat sich allemal gelohnt.“ Ähnlich sieht das auch Harald Baumgarten, Leiter der UNB Hameln-Pyrmont: „Die Geburtshelferkröte findet am Naturdenkmal Meerpfühle nun wieder einen geeigneten Lebensraum. Langfristig werden neben der Geburtshelferkröte auch andere Arten, wie z.B. der Kammmolch, von den Maßnahmen profitieren.“
Neben dem NSG Hainholz bei Osterode und dem Naturdenkmal Meerpfühle sollen zukünftig auch in weiteren Projektgebieten Nachzuchten wiederangesiedelt werden.
Geburtshilfe für die Geburtshelferkröte

Geburtshelferkröte - Foto: Alexander Schrey
16. Februar 2021- Ab dem 17. Februar beginnt das Amphibienschutzprojekt LIFE BOVAR des NABU Niedersachsen mit Artenschutzmaßnahmen in Stadtoldendorf. In Kooperation mit der Stiftung "Braunschweigischer Kulturbesitz" werden Gewässer und Feuchtbereiche im Stiftungswald optimiert.Von den Maßnahmen profitieren gefährdete Arten, insbesondere die Geburtshelferkröte und der Kammmolch, deren Lebensräume sich drastisch verschlechtert haben.
Das Waldgebiet der Stiftung "Braunschweigischer Kulturbesitz" nördlich von Stadtoldendorf bietet durch seine strukturelle Vielfalt Lebensraum für eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten. Zwei dieser Arten sind der bedrohte Kammmolch und die stark gefährdete Geburtshelferkröte. Beide Amphibien konnten bei den letzten Kartierungen im Jahr 2019 nachgewiesen werden. Während der Bestand des Kammmolches, trotz des sich bundesweit verschlechternden Trends, hier noch vergleichsweise stabil zu sein scheint, ist die Situation der Geburtshelferkröte sehr alarmierend. Ziel der Maßnahmen ist es, die Gewässervielfalt im Gebiet zu erhöhen und vorhandene Teiche und wassergefüllte Erdfälle für die Geburtshelferkröte, den Kammmolch sowie andere Amphibien und Teichbewohner zu optimieren.
Gemeinsam mit der Stiftung wurde daher in den letzten Wochen ein Konzept erarbeitet, um die Gewässer im Stiftungswald für die beiden bedrohten Arten wieder attraktiver zu machen. „Ein gemeinsames Konzept ist eine große Chance für beide Seiten. Es ermöglich uns, die Bedürfnisse bedrohter Arten bei unseren Planungen noch mehr mit in den Fokus zu nehmen. Zudem können wir in den nächsten Jahren weitere Anpassungen und Optimierungen im Habitatmanagement vornehmen“, erläutert Arno Meyer von Wolff, zuständiger Revierförster der Stiftung "Braunschweigischer Kulturbesitz".
Geburtshilfe für die Geburtshelferkröte
Das Konzept sieht in der ersten Umsetzungsphase die Förderung und Vernetzung der Arten vor. Dafür werden bestehende Gewässer saniert, d. h. teilweise ausgebaggert und von schattenspendenden und Laub eintragenden Gehölzen befreit. Außerdem sollen an geeigneten Stellen neue Klein- und Kleinstgewässer entstehen. „Fischfreie, besonnte Kleingewässer mit einer hohen Strukturvielfalt bieten einen optimalen Lebensraum für unsere Zielarten“, erklärt Kim Fasse, NABU-Projektmitarbeiterin. „Die Anlage mehrerer neuer Gewässer soll sich zudem positiv auf die Verbreitung der Geburtshelferkröte im Gebiet auswirken. Die Art ist im Vergleich zu anderen Amphibien, wie z. B. der Erdkröte, eher wenig wanderfreudig, was dazu führt, dass viele Populationen heute durch Faktoren wie Siedlungs- und Straßenbau zunehmend isoliert sind. Darum ist es wichtig, ihr in naher Umgebung eine möglichst große Anzahl an geeigneten Gewässern zu bieten, um abwandernde Jungtiere in ihrer Ausbreitung zu unterstützen.“
Zu diesem Vernetzungskonzept gehört im Rahmen der Maßnahmen auch die Anlage von sogenannten Grabentaschen (auch „Wegeseitentümpel“) entlang der Waldwege. „Grabentaschen sind wertvolle Biotope für eine Vielzahl von Amphibien und Insektenlarven“, erklärt Bruno Scheel, NABU-Projektmitarbeiter. „Sie dienen zum einen als Vernetzungsmaßnahme und Ausbreitungskorridore für Molch, Kröte & Co. entlang von Waldwegen. Zum anderen stellen sie gerade in Anbetracht der zunehmenden Trockenheit eine wertvolle Ressource für den Wald dar, da sie Regenwasser und Sedimente im Wald zurückhalten.“
Vergangene Maßnahmen zeigen Erfolg
Es ist bereits die dritte Großmaßnahme im Landkreis Holzminden durch das Projekt LIFE BOVAR. Bereits Ende 2018 und im Frühjahr 2019 wurden im NABU-Steinbruch westlich von Stadtoldendorf und im Naturschutzgebiet Tuchtberg Amphibienschutzmaßnahmen umgesetzt. Torsten Maiwald von der NABU-Gruppe Holzminden erinnert sich: „Ziel der Maßnahme im Steinbruch war es, ihn wieder als einen geeigneten Lebensraum für Kammmolch und Geburtshelferkröte herzurichten. Tatsächlich konnte ich den Kammmolch in den vergangenen beiden Jahren wieder mit steigender Tendenz nachweisen und das Gebiet ist nun auch für eine Wiederansiedlung der Geburtshelferkröte gut geeignet. Ich bin optimistisch, dass sich die Amphibiensituation hier und auf den Stiftungsflächen gut entwickeln wird.“
„Wir möchten uns bereits jetzt bei allen Beteiligten für Ihre Unterstützung und die gute Kooperation bedanken. Gemeinsam leisten wir für unsere Zielarten wirklich tolle Arbeit“, so NABU-Projektleiterin Dr. Mirjam Nadjafzadeh.
Amphibienschutzmaßnahme am Naturdenkmal Meerpfühle
14. Dezember 2020- Das Amphibienschutzprojekt LIFE BOVAR des NABU Niedersachsen beginnt mit lebensraumverbessernden Maßnahmen für die Geburtshelferkröte im Osterwald. Anfang der 2000er-Jahre wurde die Geburtshelferkröte letztmalig an den Teichen des Naturdenkmals Meerpfühle nachgewiesen. Seitdem ist die nachtaktive und sehr unauffällige Art verschollen. Doch das soll sich nun durch die gemeinsame Maßnahme des NABU, der Niedersächsischen Landesforsten und der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Hameln-Pyrmont ändern. Ziel ist es, die Meerpfühle sowohl für die Geburtshelferkröte als auch für den bedrohten Kammmolch und andere Amphibien wie den Feuersalamander zu optimieren.
„Fischfreie Kleingewässer sind für die Kaulquappen der Geburtshelferkröte besonders wichtig“ erklärt Kim Fasse, NABU-Projektmitarbeiterin. Aus diesem Grund sollen aus einem großen Teich mehrere kleinere Gewässer entstehen. „Bereits in den letzten Tagen haben wir den Teich mit Schläuchen abgelassen, um sicherzustellen, dass der Schlamm aus dem Teich nicht in den Gehlenbach gespült wird“, erläutert Bruno Scheel, NABU-Projektmitarbeiter. „Im nächsten Schritt werden wir im Bereich der ehemaligen Gewässersohle mehrere fischfreie Kleingewässer anlegen und einen Teil der Gehölze im Uferbereich entfernen. So werden die neuen Gewässer optimal besonnt.“
Des Weiteren soll der vorhandene Fischbesatz im Teich abgefischt werden, da Kaulquappen der Geburtshelferkröte von Fischen gefressen werden. „Das Problem wird verstärkt, weil Menschen ihre Fische aus Aquarien oder Gartenteichen hier aussetzen. Für Tiere wie Libellen oder Molche, die natürlicherweise in den Teichen leben, hat das negative Auswirkungen“, gibt Heiko Brede, Förster für Waldökologie der Niedersächsischen Landesforsten, zu bedenken.
Neben der Lebensraumoptimierung für Geburtshelferkröte & Co. bringt die Maßnahme noch einen weiteren Vorteil mit sich. „Durch die Maßnahme wird nicht nur etwas für den Artenschutz getan, sondern durch die Entfernung der Staumauer am nördlichen Uferbereich auch die Vorgabe der europäischen Wasserrahmenrichtlinie umgesetzt“, erläutert Harald Baumgarten, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Hameln-Pyrmont. Der Rückbau und die Entsorgung der Betonmauer werden durch die Niedersächsischen Landesforsten umgesetzt und finanziell getragen.
„Es freut uns sehr, dass eine so gute Kooperation und Abstimmung vor Ort möglich ist. Das ist für alle Beteiligten und natürlich auch für unsere Zielarten ein großer Gewinn“, so NABU-Projektleiterin Dr. Mirjam Nadjafzadeh. Die Anlage der neuen Kleingewässer und die Gehölzentfernung werden durch das Projekt LIFE BOVAR finanziert. Gefördert wird die Umsetzung des Projektes zu 60 Prozent durch die EU, aber auch u. a. durch die Kofinanzierung des Landkreises Hameln-Pyrmont, der Niedersächsischen Landesforsten und der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung.
Unken besiedeln neue Gewässer im Projektgebiet Ochtersum
9. Juli 2020 - Naturschützer aus dem EU-Naturschutzprojekt LIFE BOVAR entließen in Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde Hildesheim am Mittwoch 70 Gelbbauchunken in die Freiheit. Die Wiederansiedlung erfolgt im Amphibienbiotop Ochtersum, welches Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 ist. Hier an der Schwelle vom Bergland zur Börde hat die Gelbbauchunke eines ihrer nördlichsten Vorkommen und somit ist die Stadt Hildesheim dem Schutz dieses kleinen Lurches besonders verpflichtet.
Die Gelbbauchunke (Bombina variegata) ist streng geschützt und in Niedersachsen vom Aussterben bedroht. Im Amphibienbiotop Ochtersum leben derzeit nur noch wenige Tiere. Nachschub an Jungtieren kommt jetzt aus den Zuchtstationen des NABU Rinteln und des Schulbiologiezentrums Hildesheim.
Ihre natürlichen Lebensräume hatte die Gelbbauchunke - auch Bergunke genannt - in den Bachauen des Berglands. Dort eroberte sie besonnte Feuchtbiotope, die durch Überschwemmungen ständig in Bewegung sind. Durch Hochwasserschutz und intensive Landnutzung sind diese dynamischen Lebensräume weitgehend verschwunden und daher findet man die Unke heute vor allem in Tongruben, Steinbrüchen oder Fahrspuren auf Truppenübungsplätzen.
Im Vorfeld wurden vor Ort bereits neue Kleinstgewässer mit dem Bagger ausgehoben und Versteckmöglichkeiten angelegt. “Die Gelbbauchunke ist eine sogenannten Pionierart. Das heißt, sie besiedelt als eine der ersten Arten neue Lebensräume. Wenn wir der Gelbbauchunke helfen, ist das also auch für viele weitere Arten gut”, so Projektmitarbeiter Christoph Petersen.
Artenschutzmaßnahmen auf 24 Flächen umgesetzt
4. März 2020 - Das Amphibienschutz-Projekt LIFE BOVAR des NABU Niedersachsen befindet sich kurz vor Abschluss der zweiten Maßnahmensaison. In den Landkreisen Hameln-Pyrmont, Hildesheim, Holzminden, Goslar, Göttingen, Minden-Lübbecke (NRW), Northeim, Schaumburg und in der Stadt Hildesheim wurden und werden auf insgesamt 24 Flächen Artenschutzmaßnahmen für die gefährdeten Amphibienarten Gelbbauchunke, Geburtshelferkröte, Kreuzkröte und Kammmolch umgesetzt. Dabei geht es vor allem darum, Laichgewässer und Landlebensräume zu optimieren. Robuste Weidetiere, Neophyten und die Rückhaltung von Feinsedimenten gemäß Wasserrahmenrichtlinie sind weitere wichtige Themen, die Bestandteil der Umsetzung sind.
Göttingen
In der Ballertasche bei Hann. Münden wurde eine verbuschte Fläche von 2,5 Hektar in Teilen gerodet, um die Fläche in eine extensive Beweidung zu überführen. Derzeit werden die Zäune gebaut. „Die extensive Beweidung ist ein wichtiger Bestandteil der Maßnahmen zur Offenhaltung artenreicher Flächen und damit zum Erhalt des Lebensraums für Amphibien“, erläutert der Projektleiter Christian Höppner.
Die Weidetiere halten die Fläche und die Gewässer frei von beschattendem Aufwuchs. Neben dieser Maßnahme werden neue Laichgewässer für die gefährdeten Amphibienarten angelegt. Eine weitere Großmaßnahme wurde im Naturschutzgebiet Gipskarstlandschaft Hainholz bei Osterode bereits Anfang Dezember über vier Tage durchgeführt. Hier kamen mit Langarm- und Kettenbagger zwei Großmaschinen zum Einsatz, die mehrere Erdfälle für Kammmolch und Geburtshelferkröte sanierten. Weiterhin wurden Versteck- und Überwinterungsplätze in direkter Gewässernähe angelegt. Dadurch konnte die Strukturvielfalt erhöht werden.
Kreis Minden-Lübbecke
In Porta Westfalica wurden im Januar innerhalb von zwei Wochen vier Maßnahmenflächen für die Kreuzkröte und die Gelbbauchunke optimiert. „Bei dieser Maßnahme wurden auch Robinien entfernt, denn sie beschatten wertvolle Gewässerbiotope und durch die Stickstofffixierung haben sie einen unerwünschten einen Düngeeffekt“, erläutert Kim Fasse, Projektmitarbeiterin des NABU. „Zudem lässt das dichte Wurzelgeflecht wenig Platz für andere Arten.“ Einen Maßnahmenschwerpunkt bildete dabei das Naturschutzgebiet Holzhauser Mark, das sich im Eigentum des NABU befindet. Dieses Gebiet wird seit dem Jahr 2014 wieder so gepflegt, dass die heimischen Arten gute Lebensbedingungen vorfinden.
Landkreise Schaumburg und Hameln-Pyrmont
Im Steinbruch Liekwegen im Landkreis Schaumburg wurden Laichgewässer für Kreuzkröte und Gelbbauchunke optimiert. Hierbei kamen mit Bagger und Radlader zwei Großmaschinen zum Einsatz, die auf der ehemaligen Steinbruchsohle Radspuren und Tümpel verbesserten. So wird die zur Erhaltung dieses Lebensraums notwendige Dynamik erhalten. Wie in den anderen Gebieten entstehen dabei Rohbodenflächen, die durch ihre relative Nährstoffarmut und den später schütteren Bewuchs optimale Biotope für seltene Pflanzen- und Insektenarten wie Heidenelke, blauflügelige Ödlandschrecke oder die gefleckte Keulenschrecke bieten. Außerdem werden in weiteren Steinbrüchen im Landkreis Schaumburg und im angrenzenden Landkreis Hameln-Pyrmont Maßnahmen durchgeführt.
Landkreis Goslar
Im Landkreis Goslar wurden Mitte Februar zwei ehemalige Abbaustätten an der Innerste, die durch den NABU angekauft wurden, für Amphibien optimiert. Trockene Mulden wurden vertieft, sodass durch die zunehmende Verdichtung eine bessere Wasserhaltung gewährleistet ist. Ende Januar weitere Maßnahmen für Geburtshelferkröte und Kreuzkröte in einem Steinbruch begleitet. „Durch den Besatz mit Goldfischen hat hier eines der Hauptgewässer seinen Wert als Reproduktionsgewässer für Geburtshelferkröte verloren, daher haben wir neue Gewässer gestaltet“, erläutert Projektmitarbeiter Falk Eckhardt. Zusätzlich wurden Laichgewässer für die Kreuzkröte angelegt.
Im Salzgitterschen Höhenzug wurden Mitte Februar Kleingewässer saniert sowie Steinschüttungen als Versteckplätze für Geburtshelferkröte und Kammmolch angelegt. Weitere Maßnahmen im Landkreis Goslar sind für diese und kommende Woche vorgesehen. Im Steinbruch Wolfshagen werden in Kooperation mit den Niedersächsischen Landesforsten, dem Landkreis Goslar und dem Naturwissenschaftlichen Verein Goslar drei Teichmönche eingebaut. „Wir freuen uns, dass wir die Maßnahmen in den nächsten Tag abschließen können. Die Teichmönche ermöglichen in der Zukunft ein angepasstes Gewässermanagement und verhindern den Aufstieg von Fischen in die höher gelegenen Gewässer, die der Geburtshelferkröte sowie den Larven der Östlichen Moosjungfer vorbehalten bleiben sollen“, erläutert Bruno Scheel vom NABU Niedersachsen.
Beide Arten haben in diesem Gebiet ihr voraussichtlich größtes Vorkommen in Niedersachsen. Fische gehören zu den Fressfeinden der Zielarten – diese waren zu Beginn der Maßnahmen in hoher Dichte in größeren Gewässern vorhanden. Viele Amphibienarten benötigen das zeitweilige Trockenfallen einzelner Gewässer, um wieder optimale Bedingungen zur Entwicklung ihrer Larven ohne Fressfeinde vorzufinden. Die Fische werden durch die Maßnahme nicht getötet, sondern in die großen, tieferen Teiche umgesetzt. Das Wassermanagement erfolgt in enger Abstimmung mit der zuständigen Wasser- und Naturschutzbehörde.
Im Bereich der Stadt Hildesheim wurde Mitte Februar auf dem Übungsplatz Himmelsthür die Gewässerhaltung der bereits im letzten Jahr angelegten Kleinstgewässer durch Nachverdichtung verbessert. Weitere Gewässer im Schutzgebiet Ochtersum wurden in Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt saniert und neu angelegt.
Stadt/Land Hildesheim und Landkreis Holzminden
In den Landkreisen Hildesheim und Holzminden werden noch Maßnahmen für Gelbbauchunke, Geburtshelferkröte und Kammmolch sowie zur Anlage von Sedimentationsteichen, Senken und Dämmen zur Rückhaltung von Feinsedimenten durchgeführt. „Die Maßnahmen helfen nicht nur den Amphibien, sondern tragen auch zur Einhaltung der Wasserrahmenrichtlinie der EU bei, da der Eintrag von tonigen Feinsedimenten in Fließgewässer verringert wird“, erläutert Bruno Scheel.
Landkreis Northeim
Maßnahmen sind auch im Landkreis Northeim im Reiherbachtal in Kooperation mit den Niedersächsischen Landesforsten in Planung. Sie dienen der Geburtshelferkröte, die hier das derzeit letzte bekannte Vorkommen im Solling hat. Die Umsetzung der Maßnahmen, durch welche hauptsächlich fischfreie Kleingewässer im Reiherbachtal entstehen sollen, wird voraussichtlich noch bis Mitte März erfolgen.
Die Maßnahmen im Rahmen des Projektes LIFE BOVAR werden in Kooperation mit den jeweils zuständigen Unteren Naturschutzbehörden sowie den Flächeneigentümern durchgeführt. Die Kosten der Maßnahmen werden in vollem Umfang durch das Projekt LIFE BOVAR des NABU Niedersachsen getragen.
Neue Laichgewässer im Steinbruch Salzhemmendorf

Kreuzkröten mit dem charakteristischen Strich auf dem Rücken. - Foto: Jens Scharon
10. Januar 2020 - Das Amphibienschutz-Projekt LIFE BOVAR des NABU Niedersachsen ist in die zweite Maßnahmensaison gestartet. Die erste Großmaßnahme fand in Salzhemmendorf statt. Hier wurden Ende November, in Kooperation mit der Lhoist Germany Rheinkalk GmbH, zahlreiche Laichgewässer für Amphibien optimiert und neu angelegt. Von den Maßnahmen sollen insbesondere die Geburtshelferkröte und die ebenso zunehmend gefährdete Kreuzkröte profitieren.
Innerhalb einer Woche Ende November wurden in zwei Steinbrüchen bei Salzhemmendorf vorhandene, mit Schlamm zugesetzte Kleingewässer ausgebaggert, Erdwälle zum Aufstauen von Wasser angelegt und zudem drei Betonbecken im gesamten Steinbruchbereich eingebaut. „Wir freuen uns sehr darüber, dass uns von Seiten der Rheinkalk GmbH das Vertrauen entgegengebracht wurde und wir hier alle notwendigen Maßnahmen ergreifen durften, um zum Erhalt und zur Förderung der Artenvielfalt beizutragen“, so Projektmitarbeiter Bruno Scheel. Die Betonbecken bieten insbesondere in den Trockenperioden gute Möglichkeiten zur Fortpflanzung für Geburtshelferkröte & Co. Unterstützt wurde die Maßnahme durch den landwirtschaftlichen Betrieb Hofspiegelberg.
Die Geburtshelferkröte kommt an verschiedenen Stellen in dem weitläufigen Steinbruchareal vor. Durch die Trockenheit der letzten Jahre fehlen der Art mittlerweile tiefe Dauergewässer in dem Steinbruch, auf welche insbesondere die Kaulquappen angewiesen sind, die auch im Wasser überwintern können.
Die Kreuzkröte, als zweite wichtige Zielart der Maßnahme, hat in dem Kalksteinbruch eines ihrer wenigen Vorkommen im Niedersächsischen Berg- und Hügelland. Im Gegensatz zu der Geburtshelferkröte ist sie auf regelmäßig trockenfallende, temporäre Gewässer spezialisiert, welche nach Regenfällen entstehen. Aufgrund der Trockenheit hatten auch ihre Kaulquappen in den letzten zwei Jahren im Steinbruch wenig Möglichkeiten zur Entwicklung. Aus diesem Grund waren die mehrtägigen Maßnahmen in dem Steinbruch für beide Arten unausweichlich, um die Populationen der gefährdeten Arten zu erhalten. „Wir begrüßen die Umsetzung der Maßnahmen zur Förderung der gefährdeten Amphibienarten hier im Steinbruch“, sagt David Gaczek, Werksleiter des Werkes Salzhemmendorf, Rheinkalk GmbH.
Kooperationsvereinbarung geplant
Das Vorkommen der beiden Amphibienarten in dem Kalksteinbruch der Lhoist Germany Rheinkalk GmbH ist schon länger bekannt. Ebenso wie auch der zunehmende Rückgang der Arten im Allgemeinen. Insbesondere die Dynamik durch Abbautätigkeit fördert die Entstehung neuer Lebensräume für die Arten. Zum Schutz von Geburtshelferkröte und Kreuzkröte wurde deshalb bereits im Jahr 2016 ausgemacht, dass der Steinbruch in die Projektgebietskulisse mit aufgenommen werden konnte.
„Für die Zukunft wünschen wir uns die Fortsetzung der guten Zusammenarbeit. In einem nächsten Schritt soll eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem NABU Niedersachsen und der Lhoist Germany Rheinkalk GmbH geschlossen werden, um das kontinuierliche Arten-Monitoring und die Maßnahmenumsetzung fortzuführen“, erläutert Projektleiter Christian Höppner.
Die Kosten der Maßnahme wurden in vollem Umfang durch das Projekt LIFE BOVAR des NABU Niedersachsen getragen.
Gebietsoptimierung für die Geburtshelferkröte und den Kammmolch in Osterode

Neben der Geburtshelferkröte profitiert auch der Kammmolch von den geplanten Maßnahmen. - Foto: Thorsten Schönbrodt
29. November 2019 -Das Amphibienschutzprojekt LIFE BOVAR des NABU Niedersachsen setzt gemeinsam mit der lokalen NABU-Gruppe ab dem 2. Dezember Artenschutzmaßnahmen im Naturschutzgebiet „Gipskarstlandschaft Hainholz“ um. Die Maßnahmen sollen insbesondere der gefährdeten Geburtshelferkröte dienen, da sich die Verfügbarkeit von geeigneten Lebensräumen deutlich verschlechtert hat.
Im Naturschutzgebiet ,,Gipskarstlandschaft Hainholz‘‘ südlich von Osterode am Harz kamen bis etwa in die 90er-Jahre Geburtshelferkröten vor. Seitdem hat sich durch die veränderte Nutzung der Lebensräume und Gewässer die Situation für die nachtaktive und daher meist übersehene Art deutlich verschlechtert. Derzeit scheint es maximal noch kleine Restbestände zu geben. Daher werden Artenschutzmaßnahmen durch den NABU Niedersachsen umgesetzt.
Konkret sollen Uferbereiche wassergefüllter Erdfälle entbuscht, Teiche teilweise entschlammt, Senken ausgehoben und Tagesverstecke in Form von Totholzhaufen angelegt werden. Aufgrund der Größe des Gebietes werden in der ersten Dezemberwoche zwei Bagger mit naturschutzfachlicher Bauleitung durch den NABU vor Ort sein. Ziel der Maßnahmen ist es, das Gebiet sowohl für die Geburtshelferkröte als auch für den noch etwas häufiger anzutreffenden Kammmolch zu optimieren.
Die Maßnahme wird in Kooperation und mit der Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Göttingen sowie der NABU-Gruppe Osterode durchgeführt. Die Kosten der Maßnahmen werden durch das Projekt LIFE BOVAR des NABU Niedersachsen getragen.
Erste Wiederansiedlung der Gelbbauchunke im Lohoffschen Bruch (LK Göttingen)

Wiederansiedelung der Gelbbauchunke im Lohoffschen Bruch - Foto: Christian Härting
12. Juli 2019 -Nach der Umsetzung umfangreicher Maßnahmen im Februar konnten jetzt die ersten jungen Gelbbauchunken ihre neue Heimat im Lohoffschen Bruch südlich von Bad Sachsa beziehen. Insgesamt 21 Gäste fanden den Weg in den ehemaligen Gipssteinbruch, um bei der Wiederansiedelung dabei zu sein. Darunter waren Projekt- und Kooperationspartner von LIFE BOVAR, Vertreter/-innen der zuständigen Behörden und örtlichen Naturschutzverbände sowie interessierte Bürger/-nnen. ,,Wir möchten uns bei allen Beteiligten bedanken, durch deren Unterstützung es heute möglich ist, der gefährdeten Gelbbauchunke hier ein neues Zuhause bieten zu können‘‘, sagte Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen.
Den Lohoffschen Bruch ,,gelbbauchunkengerecht‘‘ zu gestalten, war nicht einfach. ,,Als wir mit der Maßnahme begonnen haben, wussten wir nicht, ob in dem Gipskarst überhaupt Wasserhaltung möglich ist‘‘, erklärte Projektmitarbeiter Bruno Scheel vom NABU Niedersachsen. ,,Darum ist es natürlich umso erfreulicher, dass wir heute hier stehen und dem Steinbruch wortwörtlich wieder Leben einhauchen können.‘‘
Die Unken, die im Lohoffschen Bruch wieder angesiedelt werden, stammen aus dem nächstgelegenen Vorkommen der Gelbbauchunke in Thüringen. Ende April wurde hier eine Zuchtgruppe entnommen, die in der Zuchtstation im Projektbüro von LIFE BOVAR in Rinteln, Landkreis Schaumburg, gehältert wird. Rund 600 junge Unken konnten jetzt ausgesetzt werden. Das ist eine tolle Zahl‘‘, verkündete Projektmitarbeiterin Kim Fasse vom NABU Niedersachsen. ,,Die Entwicklung der Art hier im Lohoffschen Bruch werden wir ab jetzt natürlich engmaschig kontrollieren.‘‘
Neue Tümpel für Gelbbauchunke und Co. bei Bad Sachsa

Gelbbauchunke - Foto: Gerold Vitzthum
14. Februar 2019 - Der NABU Niedersachsen steht im Rahmen des Amphibienschutz-Projektes LIFE BOVAR kurz vor der Umsetzung von Artenschutzmaßnahmen im Landkreis Göttingen. In der kommenden Woche sollen Artenschutzmaßnahmen für die vom Aussterben bedrohte Gelbbauchunke und andere gefährdete Amphibienarten durchgeführt werden. Ziel ist es, einen ehemaligen Steinbruch für seltene Tier- und Pflanzenarten zu optimieren.
„Bis vor ein paar Jahrzehnten kam die Gelbbauchunke natürlicherweise noch im niedersächsischen Harzvorland vor. Ursprünglich besiedelte die Art Bereiche entlang dynamischer Bachläufe mit natürlicher Geschiebedynamik und Auenbereiche von Flussläufen“, sagt NABU-Projektleiter Christian Höppner. Der zunehmende Verlust dieser Strukturen führte und führt auch heute noch zu einem starken Rückgang der Art. Heute kommt die Gelbbauchunke daher meist nur noch in Lebensräumen, wie z.B. Steinbrüchen, vor, in denen menschliche Tätigkeit regelmäßig neue Tümpel entstehen lässt.
Einer der Steinbrüche, in denen die Gelbbauchunke sich künftig wieder heimisch fühlen soll, ist der Lohoffsche Bruch bei Walkenried. Der ehemalige Gipssteinbruch, welcher sich bis in die 1970er Jahre im Abbau befand, wurde von der St. Gobain Formula GmbH für Projektarbeiten zur Verfügung gestellt. Das Gebiet steht unter Naturschutz, droht allerdings durch den zunehmenden Bewuchs so zu verbuschen, dass die seltenen, heimischen Tier- und Pflanzenarten bedroht sind.
„In einem ersten Schritt sollen mit Hilfe eines Baggers die Gehölze auf der Grubensohle reduziert werden. Anschließend ist es geplant auf den neuen Freiflächen Tümpel und Kleingewässer als Laich- und Aufenthaltsgewässer für die Gelbbauchunke & Co. Anzulegen“, erklärt Christian Höppner.
Zudem ist der Bau eines Weidezauns vorgesehen, um die Fläche im Anschluss an die Maßnahmen extensiv beweiden zu können. Damit wird die Maßnahme in eine nachhaltige Nutzung überführt, die den Erhalt dieses Kleinods für den Natur- und Artenschutz begünstigt. Neben der Offenhaltung der Fläche vor aufkommenden Gehölzen sollen Tritt und Verbiss der Weidetiere die Uferbereiche der neuen Gewässer offenhalten. Dadurch entstehen wichtige Lebensräume für die Gelbbauchunke, aber auch Offenstellen an denen Schwalben und Insekten Material für den Nestbau finden können. Auch Keimplätze für seltene Pflanzenarten, wie den Fransenenzian, sollen dort zukünftig ihren Platz finden.
Für den Bau des Weidezaunes ist es gerade im südlichen Steinbruchbereich notwendig, den Zaun entlang eines bisherigen Wanderweges durch das Naturschutzgebiet zu führen. Ein Begehen des Gebiets entlang des Zaunes wird nach der Errichtung nach wie vor uneingeschränkt für alle Naturfreunde möglich sein.
Die Kosten der Maßnahme werden durch das Projekt LIFE BOVAR des NABU Niedersachsen getragen. Die Maßnahme wird in Kooperation und mit der Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Göttingen sowie der NABU-Gruppe Osterode, dem BUND Westharz und der Jägerschaft Osterode durchgeführt.
Neue Laichgewässer für die Geburtshelferkröte

Entkusselung in Goslar - Foto: Bruno Scheel
18. Januar 2019 - Außerdem wurden bereits Maßnahmen in den Landkreisen Holzminden und Hildesheim durchgeführt – weitere im Landkreis Göttingen sind in Planung.
Zwei Kettenbagger arbeiten derzeit zur Optimierung der Lebensräume der Geburtshelferkröte in einem Steinbruch im Landkreis Goslar. „Wir haben im letzten Jahr festgestellt, dass die Gewässer aktuell zur Fortpflanzung der Geburtshelferkröte nicht geeignet sind und legen daher neue Gewässer an“, erläutert Bruno Scheel, Bauleiter des NABU Niedersachsen, die Maßnahme. Bei dem Geburtshelferkröten-Vorkommen handelt es sich um eines der größten in Niedersachsen. Es erweist sich als Problem, dass die bestehenden Gewässer von Fischen besiedelt sind, welche die Kaulquappen der Geburtshelferkröte als Beute nutzen. Daher wurden bereits im September, bei einer ersten Sofortmaßnahme, zwei der acht größeren Gewässer abgelassen. Die Fische wurden in tieferliegende Gewässer innerhalb des Gebiets umgesetzt. Damit die Maßnahme nachhaltig wirkt, ist der Einbau von Teichmönchen zur Gewässerregulation geplant. Teichmöche ermöglichen den regulierten Ablauf der Gewässer und können für die Fische eine Barriere darstellen. Neben der Teilsanierung der Gewässer wurden weitere neue Kleingewässer angelegt. Aktuell werden entlang der Ufer Gehölze entnommen, welche die Gewässer zunehmend beschatten. „Offene, möglichst besonnte Gewässer sind wichtig, gerade für die bei uns seltenen Amphibienarten“, sagt Falk Eckhard, NABU-Projektmitarbeiter. Die Maßnahmen werden in Kooperation mit den Niedersächsischen Landesforsten und der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Goslar durchgeführt und durch die Bingo-Umweltstiftung, als Kofinanzierer des Projektes LIFE BOVAR, gefördert.
Im Rahmen des LIFE-Projektes BOVAR werden insbesondere neue Laichgewässer für Amphibien geschaffen aber auch die ebenso wichtigen Landlebensräume optimiert, in denen die Tiere die meiste Zeit des Jahres verbringen.
Weitere Baumaßnahmen des NABU Niedersachsen im Rahmen des Projektes LIFE BOVAR wurden in diesem Winter auf dem Truppenübungsplatz Himmelsthür im Landkreis Hildesheim umgesetzt. Dabei sind gut 100 neue Klein- und Kleinstgewässer für Gelbbauchunke, Kammmolch & Co. entstanden. Parallel wurde ebenfalls in Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises das Amphibienbiotop in Ochtersum durch Baggerarbeiten optimiert.
Im Landkreis Holzminden wurde zusammen mit dem NABU Holzminden ein zugewachsener Steinbruch entkusselt. Gehölze wurden samt Wurzel entnommen, um Stockausschlag und das direkte Zuwachsen zu vermeiden. Andernfalls würde es in wenigen Jahren wieder wie vorher aussehen. Die Nachhaltigkeit der Maßnahmen ist ein wesentlicher Aspekt im LIFE-Projekt. „Wir sind sehr zufrieden mit der Arbeit der Fachfirma. Durch die Öffnung des Steinbruchs profitieren die Offenlandarten, die vorher zurückgedrängt wurden“, bewertet Kim Fasse, NABU-Projektmitarbeiterin, die Maßnahmen im Steinbruch bei Stadtoldendorf.
In Planung ist der Bau eines Weidezauns in einem Naturschutzgebiet bei Bad Sachsa im Landkreis Göttingen. Die Fläche des Naturschutzgebietes soll einschließlich der geplanten Gewässer beweidet werden, Tritt und Verbiss der Weidetiere sollen die Ufer offenhalten. Für die Beweidung wird aus Projektmitteln ein Weidezaun errichtet, ein örtlicher Tierhalter hat sich bereit erklärt, seine Tiere dort weiden zu lassen. Die extensive Beweidung ist wichtig zur Herstellung der Nachhaltigkeit in der Pflege der Gewässer, denn ohne diese würde der Gipsbruch in den nächsten Jahrzehnten zuwachsen und alle schützenswerten Offenlandarten, also auch Pflanzen und Insekten, würden ihren Lebensraum verlieren.