Schutz für die Gelbbauchunke
Das internationale EU-Großprojekt „LIFE BOVAR“ zum Schutz der Gelbbauchunke und weiterer Amphibienarten ist nun auch in NRW gestartet. Mehr →
21. November 2019 - Am 5. November fand in Wolfshagen das zweite projektbegleitende Arbeitsgruppen-Treffen (PAG) des EU-LIFE-Projekts BOVAR für die Region Niedersachsen/Minden-Lübbecke statt. Insgesamt konnte das Projektteam 42 Teilnehmer/-innen bei der Veranstaltung begrüßen. Neben Projekt- und Kooperationspartnern, Kofinanzierern sowie Vertretern aus Forst und Naturschutzbehörden waren Ehrenamtliche aus den NABU-Gruppen innerhalb der südniedersächsischen Projektregion vertreten.
Zunächst gab Projektleiter Christian Höppner den Anwesenden einen Überblick über das Gesamtprojekt und präsentierte den aktuellen Projektstand: „Wir konnten in den ersten eineinhalb Projektjahren bereits in allen Projektregionen und in rund der Hälfte der Projektgebiete in Niedersachsen Maßnahmen umsetzen. Das ist unterm Strich ein sehr gutes Zwischenergebnis“, sagte Höppner. Zu den umgesetzten Maßnahmen gehören unter anderem die Anlage von mehr als 500 neuen Klein- und Kleinstgewässern in allen Projektregionen und die erste Wiederansiedlung der Gelbbauchunke im Projektgebiet Lohoffscher Bruch.
Fünf Populationen der Geburtshelferkröte sind von Pilz befallen
Einen Einblick in die Ergebnisse der Basiserfassung von Geburtshelferkröte, Kammmolch und Kreuzkröte gab anschließend Projektmitarbeiter Falk Eckhardt. Demnach ist der Erhaltungszustand der Zielarten „mittel bis schlecht“. Außerdem wurden die Ergebnisse der Chytridbeprobung von Geburtshelferkröten in Niedersachsen vorgestellt. In fünf Populationen der Geburtshelferkröte wurde der Pilz nachgewiesen. „Wir gehen grundsätzlich davon aus, dass die negativen Proben nicht bedeuten, dass der Chytridpilz nicht in diesen Gebieten auftritt, da dieser Pilz wahrscheinlich flächendeckend verbreitet ist“, so Eckhardt.
Projektmitarbeiterin Kim Fasse stellte weitere Maßnahmen des vergangenen Jahres vor. Zudem gaben sie einen Ausblick auf die im kommenden Winter geplanten Aktionen. „Wir haben wieder viel vor diesen Winter und wollen auf verschiedenen Maßnahmenflächen in der Projektregion tätig werden. Neben größeren Entbuschungsmaßnahmen und der Anlage von zahlreicher Klein- und Kleinstgewässern soll die Nutzung der Flächen durch extensive Beweidung forciert werden“, erklärte Fasse.
Bruno Scheels Vortrag widmete sich dem Einbau von Betonbecken als Laichgewässer, insbesondere für Geburtshelferkröten. Bereits im vergangenen Winter wurde in einem Projektgebiet in Holzminden ein Betonbecken eingebaut, das im Frühjahr auch direkt von den Tieren angenommen wurde. „Betonbecken scheinen auf den ersten Blick nicht ästhetisch, erfüllen für die Tiere aber ihren Zweck. Zudem bieten die Becken auch Vorteile, so sind beispielweise die steilen Wände unzugänglicher für Fressfeinde. Zudem ist bei entsprechender Tiefe auch die Gefahr des Durchfrierens gering, sodass spät abgesetzte Kaulquappen der Geburtshelferkröte überwintern können‘‘, erläuterte Scheel. An den Vortrag schloss sich eine lebhafte Diskussion über das Thema Betonbecken an.
Bau einer Gelbbauchunken-Aufzuchtstation in Planung
Abschließend berichtete Projektmitarbeiter Christoph Petersen von den Aufgaben und aktuellen Aktionen des Schulbiologiezentrums Hildesheim. Hier liegt der Fokus auf die Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung im Rahmen von LIFE BOVAR. „Unsere Aufgabe ist es, Kinder schon früh für den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur zu sensibilisieren. Der Bau einer Gelbbauchunken-Aufzuchtstation ist ein weiterer Schritt, um den Kindern diese seltene Art näherzubringen“, so Petersen.
Im Anschluss an die Vorträge führten Falk Eckhardt und Bruno Scheel die Teilnehmer/-innen in das nahe gelegene Projektgebiet Steinbruch Wolfshagen. Zielart in diesem Steinbruch ist die Geburtshelferkröte. Um den Tieren weitere geeignete Laichgewässer anbieten zu können, wurden im vergangenen Winter zwei Teiche abgelassen um die Anzahl der Fressfeinde zu reduzieren. Außerdem wurden weitere Kleingewässer im Steinbruch angelegt. Scheel erläuterte: „Wir hoffen, dass die Geburtshelferkrötenpopulation durch das neue Gewässerangebot wieder geeignete Gewässer zur Fortpflanzung vorfindet. Dieses Gebiet ist für die heimische Flora und Fauna sehr wertvoll und sollte allen vorkommenden, schützenswerten Arten einen geeigneten Lebensraum bieten. Dabei wollen wir helfen.“
18. September 2018 - Am 11.September fand im Kreishaus Holzminden das erste Treffen der regionalen projektbegleitenden Arbeitsgruppe des LIFE BOVAR-Projekts statt. Insgesamt nahmen 41 Personen an der Veranstaltung teil. Neben Projekt- und Kooperationspartnern, Kofinanzierern sowie Vertretern aus Forst und zuständigen Behörden waren viele Ehrenamtliche der NABU-Gruppen aus der südniedersächsischen Projektregion vertreten. Im Vordergrund der Veranstaltung stand der fachliche Austausch über das Projekt.
Nach der Begrüßung durch NABU-Projektleiter Christian Höppner folgte zunächst die Projektvorstellung durch Projektmitarbeiter Falk Eckhardt. Neben einer Übersicht über Rahmendaten, Projektregion und Projektziele wurde auch informiert über die Zielarten Gelbbauchunke und Geburtshelferkröte, ihre Lebensräume und die Gründe, weshalb der Bestand dieser Arten bedroht ist.
Anschließend wurden Maßnahmenvorschläge für einzelne Projektgebiete vorgestellt. Der Fokus liegt dabei auf der Schaffung von Laichgewässern in Gebieten, in denen keine Laichgewässer für Geburtshelferkröte & Co. mehr vorhanden sind.
Der heiße, trockene Sommer hat den Gelbbauchunken zugesetzt
Des Weiteren wurden auch die Ergebnisse des Geburtshelferkröten-Monitorings vorgestellt, welches zwischen Mai und August bereits in einem Großteil der südniedersächsischen Projektgebiete stattgefunden hat. „Dabei haben wir uns auf die Gebiete fokussiert, in denen historische und aktuelle Nachweise zum Vorkommen der Geburtshelferkröte bekannt sind. Erfreulich war, dass es in Niedersachsen noch mindestens drei Vorkommen mit rund 100 Rufern gibt. Die meisten Populationen sind allerdings sehr klein. Im Bereich der Erdfälle bei Osterode am südlichen Harzrand konnten leider keine Geburtshelferkröten mehr festgestellt werden“, berichtet Projektmitarbeiterin Kim Fasse.
Projektmitarbeiter Bruno Scheel hielt einen Vortrag über die Möglichkeit von Regenwasser- und Sedimentrückhaltung in Waldbereichen durch sogenannte Grabentaschen. „Durch diese wird der Wasserabfluss im Wald verzögert und es bilden sich sowohl permanente als auch temporäre Gewässer an den Waldwegen. Zusätzlich zu der Wasserrückhaltung wird also gleichzeitig die Biodiversität an diesen Stellen gefördert, da sich viele Amphiben, unter anderem auch die Gelbbauchunke, in den entstehenden Tümpeln ansiedeln‘‘.
Die anschließende Exkursion führte die verbleibenden 31 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in das Projektgebiet „NSG Tuchtberg“ im Landkreis Holzminden. Der ehemalige Kalksteinbruch wurde bis 1982 betrieben und steht durch seine besondere Bedeutung für Flora und Fauna unter Schutz.
Der Steinbruch und die trockenen Gewässer im Gebiet sind exemplarisch für die Dürreperiode und verdeutlicht die schwierige Situation für Amphibien in diesem Jahr. „Wir konnten zu keinem Zeitpunkt in den vergangenen fünf Monaten ein Gewässer hier im Steinbruch feststellen, haben aber bei der Kartierung dennoch ein Geburtshelferkrötenmännchen mit Laich gefunden. Wo und ob eine Ablage des Laichs hier im Gebiet überhaupt möglich war, ist fraglich‘‘, so Kim Fasse. Ziel des LIFE-Projektes auf dieser Projektfläche ist es, zeitnah geeignete Laichgewässer für die Geburtshelferkröte zu schaffen.
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