Aurorafalter
Allgemeines
Der Aurorafalter (Anthocharis cardamines) gehört zu den Weißlingen (Pieridae). Er ist eine Frühlingsart, wobei sein Erscheinen deutlich von der Gunst des Jahres abhängt. Während die Falter bei günstigen Bedingungen bereits ab März erscheinen, können sie bei ungünstigen Temperaturen noch bis in den Juli hinein angetroffen werden. Die Bedeutung der Nahrungspflanze Cardamine pratensis (Wiesen-Schaumkraut) für den Aurorafalter kommt schon in dessen lateinischen Namen Anthocharis cardamines zum Tragen. Aurora – die Göttin der Morgenröte – gab dem Falter seinen deutschen Namen. Der Grund dafür ist der orangefarbene Fleck auf den Vorderflügeln der Männchen.
Kennzeichen
Die Vorderflügel der Falter tragen oberseits eine schwarze Spitze und etwa in der Mitte einen schwarzen Fleck. Bei den Männchen ist die gesamte Spitze orangefarben. Sie sind daher unverwechselbar. Bei beiden Geschlechtern ist die Unterseite der Hinterflügel grünlich marmoriert, was ihnen bei zusammengeklappten Flügeln eine gute Tarnung verleiht. Die Weibchen können mit verschiedenen anderen Schmetterlingen wie Großer und Kleiner Kohlweißling, Grünader-Weißling oder Zitronenfalter-Weibchen verwechselt werden.
Die erwachsenen Raupen sind blaugrün. Sie tragen seitlich einen weißen Streifen. Während dieser nach unten scharf begrenzt ist, geht er nach oben allmählich in die grüne Grundfärbung über. Durch diese Färbung kommt es zu einer Aufhellung des Körperschattens und bedingt damit eine gute Tarnung.
Größe
Die Falter erreichen Flügelspannweiten zwischen 35 und 45 Millimeter. Die Raupen werden bis zu 30 Millimeter lang.
Lebensraum
Aurorafalter sind am häufigsten auf Feuchtwiesen anzutreffen. Daneben fliegen sie auch in Auwäldern, Nadel-, Laub- und Mischwäldern, aber auch in waldnahen Bereichen wie Hecken, Böschungen, Wald- und Wegrändern sowie in Gärten sind sie anzutreffen.
Entwicklung
Die Eiablage erfolgt an Kreuzblütlern (Brassicaceae). Neben dem Wiesen-Schaumkraut wird die Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) am häufigsten belegt. Die spindelförmigen Eier sind zunächst gelblich-weiß aber bereits nach einem Tag intensiv orangerot gefärbt. Die heranwachsende Raupe befrisst die heranreifenden Schoten. Nach etwa fünf Wochen ist die Fress- und Wachstumsphase abgeschlossen.
Die Raupe sucht sich dann eine geeignete Unterlage in Bodennähe meist am Pflanzenstängel ihrer Wirtspflanze. Dort spinnt sie eine Schlaufe, mit deren Hilfe sie sich am Stängel festheftet, um sich in einer schlanken, zunächst grünlichen und später holzartig wirkenden Gürtelpuppe zu verpuppen. Diese hat ein sichelförmig ausgezogenes Kopfende. Sie erinnert an einen Pflanzendorn und ist so an einem dürren Pflanzenstängel kaum zu entdecken. Die Puppe überwintert und der Falter schlüpft nach einer etwa zehnmonatigen Puppenruhe in der ersten Wärmeperiode im darauffolgenden Jahr. Pro Jahr wird nur eine Generation gebildet.
Nahrung
Die Nahrung der Raupen umfasst das Wiesen-Schaumkraut, die Knoblauchsrauke, den Acker-Senf, den Ackerkohl, die Pfeilkresse, die Gewöhnliche Nachtviole, die Wasserkresse, die Behaarte Gänsekresse, das Barbarakraut und etliche weitere Kreuzblütler. Für die Falter sind das Wiesen-Schaumkraut, die Knoblauchsrauke, die Behaarte Gänsekresse und das Garten-Silberblatt wichtige Nektarquellen.
Verbreitung
Die Gesamtverbreitung des Aurorafalters umfasst Europa mit Ausnahme des Südens der Iberischen Halbinsel, einiger Mittelmeerinseln und des nördlichsten Teiles Fennoskandienaviens; ferner besiedelt er die gemäßigte Zone Asiens bis nach China. Der Schmetterling ist in Niedersachsen weit verbreitet und häufig.
Gefährdung und Schutz
Bisher ist der Aurorafalter noch nicht gefährdet, er wird in letzter Zeit aber immer seltener. Dies hängt vielerorts mit der Trockenlegung, Mahd und Überdüngung der von ihm bevorzugten feuchten Standorte zusammen. Während sich die Raupen im Frühjahr zunächst gut auf extensiv bewirtschafteten Feuchtwiesen entwickeln, werden sie durch die später erfolgende Mahd weitgehend vernichtet. Am besten können sich die Raupen in der heutigen Kulturlandschaft an Wegrändern in Wäldern entwickeln, an denen Knoblauchsrauke wächst.
Zusammengestellt von Elke Freese, überarbeitet von Carsten Heinecke.Quellen:
Ebert G. & E. Rennwald (Hrsg.) (1991): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs Band 1 - Tagfalter I. Papilionidae, Pieridae, Nymphalidae. Eugen Ulmer KG, Stuttgart. ISBN 978-3-8001-3451-9.
Bellmann H. (2003): Der neue Kosmos Schmetterlingsführer. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. ISBN 978-3-440-09330-6.
Lobenstein U. (2004): Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Großschmetterlinge mit Gesamtartenverzeichnis. Inform.d. Naturschutz Niedersachsen. Nr. 3, 165 - 196, Hildesheim.