Warum die Feldlerche seltener wird...
...und was sich dagegen tun lässt
Mit zwischen 1,3 und 2 Millionen Revieren gehört die Feldlerche zwar immer noch zu den häufigen Vögeln Deutschlands. Allerdings befinden sich ihre Bestände in einem deutlichen Sinkflug. Ein Drittel der Feldlerchen sind in den vergangenen 25 Jahren verschwunden. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig:
Zu viel Wintergetreide
In den letzten Jahrzehnten wurde der Getreideanbau zum größten Teil von Sommergetreide auf ertragreicheres Wintergetreide umgestellt. Wintergetreide jedoch wird früher im Jahr so hoch und dicht, dass Feldlerchen dort nicht zwei- oder dreimal brüten können, da sie keine Landemöglichkeiten in den hohen Beständen finden. Die Folge: Lerchen weichen zur Brut auf vegetationsfreie Fahrspuren aus, wo ihre Nester bei der nächsten Feldbearbeitung direkt vom Traktor überrollt oder Opfer von Nesträubern werden.
Zu wenig Brachen
Eine entscheidende Veränderung ist zudem der rasante Rückgang von vorübergehend unbewirtschafteten Brachflächen, auf denen Feldlerchen besonders viele Junge aufziehen können. Waren Anfang der 1990er Jahre in Westdeutschland noch bis zu zehn Prozent und in Ostdeutschland bis zu 20 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen Brachen, zählten wir 2015 nur noch 1,7 Prozent.
Mangelnde Brutflächen
Die zunehmende Konzentration des Ackerbaus auf die drei Kulturen Wintergetreide, Mais und Raps sowie der gleichzeitige Rückgang von Brachen und Grünland führten zu mangelnden Brutflächen. Konnten Feldlerchen früher die erste Brut im Wintergetreide, die zweite im Sommergetreide und eine dritte auf Brachen aufziehen, bleibt es heute häufig bei nur einer Brut.
Intensivgründland
Im zunehmend intensiv bewirtschafteten Grünland sieht es kaum besser aus: Zu stark beweidete Flächen haben zu kurzes Gras und bergen ein hohes Risiko, dass Nester zertrampelt werden. Stark gedüngte Mähwiesen werden dagegen so oft gemäht, dass Feldlerchen zwischen den Schnitten keine Brut mehr vollständig aufziehen können.
Nesträuber und Jagd
Nesträuber wie Füchse, Marder oder Hauskatzen sind der Grund, warum Feldlerchen schon immer mindestens zwei- bis dreimal im Jahr brüten mussten, da pro Brutversuch durchschnittlich nur etwa ein Jungvogel flügge wird.
In sechs EU-Ländern Südeuropas ist die Feldlerche im Herbst und Winter immer noch legal jagdbar. Im Jahr 2014/15 wurden dort laut offizieller Jagdstatistiken fast 900.000 Feldlerchen getötet. Dies sind zwar deutlich weniger als noch 2005, als sogar circa 2,5 Millionen Individuen jährlich von Jägern geschossen wurden, dennoch lässt sich bezweifeln, ob die Jagd auf eine so deutlich abnehmende Vogelart wirklich verkraftbar sein kann. Sie sollte eingestellt werden.
Maßnahmen zum Schutz der Feldlerche
Um weiteren Bestandseinbrüchen der Feldlerche entgegenzuwirken, müssen Schutzmaßnahmen vor allem auf eine Verbesserung der Lebensräume während der Brutsaison abzielen.
Vielfältige Agrarlandschaft
Statt riesiger Feldschläge mit nur einer einzigen Ackerfrucht wäre für die Feldlerche ein möglichst vielfältiges und kleinräumiges Mosaik ideal, das aus verschiedenen Feldfrüchten, Sommer- und Wintergetreide, Brachen und Wiesen oder Weiden besteht. Auf diese Weise kann die Art während der gesamten Brutzeit und in jedem Revier geeignete Vegetationsbedingungen für eine Brut vorfinden. Der vermehrte Anbau von Sommergetreide wäre dabei ein besonders wichtiger Schritt.
Brachen erhalten
Vorübergehend ungenutzte Felder bieten unserem Jahresvogel beste Brutbedingungen mit einem reichen Nahrungsangebot. Dabei bevorzugt die Feldlerche Brachen, die nur ein Jahr aus der Nutzung genommen werden. Experten fordern einen Brachenanteil von etwa zehn Prozent der Ackerfläche, um die Bestände aller Feldvogelarten erhalten zu können. Um keine Feldlerchenbruten zu zerstören, sollten Brachflächen erst ab August gemäht werden.
Gründland extensivieren
Grünland eignet sich nur dann als Feldlerchen-Brutgebiet, wenn es nicht zu intensiv bewirtschaftet wird. Bei Weideland sollte die Weidetierdichte nicht zu groß sein. Denn im abgefressenen Gras können Feldlerchen ihre Nester nicht verstecken und diese laufen Gefahr zertrampelt zu werden. Bei Mähwiesen sind möglichst lange Schnittintervalle von mindestens 46 Tagen zur Brutzeit zwischen März und Juli wichtig. Ist die Schnitthöhe angemessen, können zusätzlich Nest- und Jungenverluste reduziert werden.
Kein Gift aufs Feld
Außerhalb der Brutzeit ernähren sich Feldlerchen von heruntergefallenen Samen auf Stoppelfeldern. Je länger diese erhalten werden können, desto besser ist die Nahrungsversorgung für die Feldlerchen. Durch den Verzicht auf Pestizide lässt sich die Vielfalt der Wildkräuter auf Feldern erhöhen. Mit ihnen finden sich Insekten und Wirbellose ein und stehen der Feldlerche als Nahrung zur Verfügung. Indem weniger gedüngt wird, bekommen auch Wildkräuter eine Chance, die auf fetten Böden nicht gedeihen können.