Die Tagungsteilnehmer der Landesfachtagung 2018 - Foto: Thaisen Schwering
27. Landesfachtagung der LFG Fledermausschutz
Fledermausexperten und Interessierte trafen sich in Norden
Nach Begrüßungsworten von Irina Würtele, Sprecherin der LFG, und Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen, stimmte Theodor Poppen die rund 100 Teilnehmer der Tagung mit einem kurzweiligen Vortrag auf die Besonderheiten der Region ein. Poppen stellte außerdem die Ergebnisse des letzten BatMap-Workshops in Aurich vor, an dem zahlreiche niedersächsische Fledermauskundler beteiligt waren.
Im Fokus des anschließenden Vortrages von Bernd Rose stand die Mückenfledermaus. Er berichtete über eine "fledermausfreundliche Sanierung" einer Kindertagesstätte in Kooperation mit Simone Becker. Die Kita beherbergt ein Mückenfledermausquartier beachtlicher Größe.
Seit kurzem beschäftigt der NLWKN mit Dr. Jakob Fahr einen zweiten für Fledermäuse zuständigen Mitarbeiter. Die Ankündigung seines Vortrags weckte bereits im Vorfeld großes Interesse. Auf der Tagung stellte er sich, seine Funktion im Landesbetrieb und seinen bemerkenswerten wissenschaftlichen Hintergrund vor.
Moderne Technik bringt den Fledermausschutz voran
Die folgenden Vorträge von Petra und Lothar Bach sowie von Karl Kugelschafter waren insbesondere für Technikfreunde interessant: Lothar Bach beschäftigte sich mit der Verwendung eines zweiten Mikrofons in Höhe der Rotorspitzen am Mast einer Windkraftanlage (zusätzlich zu dem üblichen an der Gondel eingesetzten Mikrofon) im Rahmen akustischer Monitorings. Durch die Berücksichtigung dieser Ergebnisse bei der Entwicklung von Abschaltalgorithmen lässt sich die Zahl der Kollisionsopfer reduzieren
Karl Kugelschafter wiederum stellte seine mit Hilfe ausgefeilter Lichtschrankentechnik erlangten Erkenntnisse über den Abendsegler vor. Seine damit verbundenen Hinweise auf eine negative Bestandsentwicklung dieser Fledermausart ließen seine Zuhörer nachdenklich zurück.
Die Mittagspause nutzte die landesweit und überregional gut vernetzte "Fledermausgemeinde" für angeregte Gespräche. Danach ging es mit zwei Vorträgen aus entfernten Regionen weiter: Rebecca Winter stellte Ergebnisse ihrer laufenden Doktorarbeit über das Quartierverhalten sardischer Hufeisennasen vor. Oliver Richter führte mit seinem Bericht über den Deutsch-Finnischen Workshop 2018 das Auditorium auf die Åland-Inseln, auf denen das Wissen über die dortigen Fledermausvorkommen noch recht spärlich ist.
Die Teilnehmer/-innen der Fachtagung.
Sprecherteam im Amt bestätigt
Der folgende Vortrag scherte thematisch ein wenig aus: Dr. Vera Brust stellte einen neuen technischen Ansatz (Projekt „Birdmove“) in der Zugvogelforschung vor. Hierbei geht es um die stationäre Radiotelemetrie an der deutschen Nordseeküste. Dies passte nicht nur gut zum Veranstaltungsort, sondern eröffnete auch interessante Perspektiven hinsichtlich einer Übertragung der vorgestellten Technik auf die Fledermauszug-Forschung.
Den Abschluss des dritten Blocks bildete ein Vortrag von Burkard Lehmann. Er stellte die Ergebnisse zur Dynamik einer Wochenstuben-Kolonie der Mopsfledermaus vor, die er durch langjährige Beobachtung in einem naturnahen Waldbereich, dem Ziegelrodaer Forst in Sachsen-Anhalt, gewinnen konnte. In Niedersachsen ist die Art zwar ebenfalls vertreten, aber mit deutlich geringerer Präsenz als jenseits der östlichen Grenze unseres Bundeslandes.
Im Anschluss wurde das Sprecherteam aus Irina Würtele (Sprecherin) und Axel Donning (Stellvertreter) mit zwei Enthaltungen und ohne Gegenstimme für zwei Jahre wiedergewählt.
Einblick in die Arbeit des NABU Niedersachsen
Gestärkt durch Kaffee und den durch Mitglieder der LFG gespendeten selbstgebackenen Kuchen konnten sich die Teilnehmer nach der Kaffeepause auf den letzten Vortragsblock konzentrieren. Er begann mit Einblicken in die Arbeit des NABU. Ralf Berkhan lieferte eine Bilanz des bald auslaufenden, aber sehr erfolgreichen NABU-Projektes "Fledermausbotschafter für Niedersachsen". Im Rahmen des Projekt wurde die Auszeichnung „Fledermausfreundliches Haus“ wieder aufgenommen und Botschafter-Schulungen veranstaltet. Zahlreiche Tagungsgäste hatten entweder als Lernende oder als Wissensvermittler an diesen Schulungen teilgenommen.
Danach fasste Irina Würtele kurz und anschaulich die Ergebnisse eines Praxistestes von Wärmebildkameras im Vergleich mit Nachtsichtgeräten zusammen. Sie gab so einen Anstoß für die Beschäftigung mit neuer Technik bei der Beobachtung und Quantifizierung von Fledermäusen an ihren Quartieren.
Natürlich durfte ein Überblick über neue Entwicklungen im Projekt BatMap nicht fehlen. Ivo Niermann stellte die neuen Funktionen und die aktuellen, beeindruckenden Zahlen von gemeldeten Fledermausnachweisen vor. Erneut wurde deutlich, dass die BatMap nicht nur eine Datensammelplattform ist, sondern auch einen sehr wichtigen Beitrag leistet als gemeinsames und verbindendes Projekt der niedersächsischen Fledermausfreunde.
Ein abschließendes Grußwort läutete den "sozialen Teil" der Tagung ein. Im "Hotel zur Post" konnten in gemütlicher Runde die Gespräche weitergeführt und vertieft werden.
Das Sonntagsprogramm mit einer Besichtigung der Seehundstation in Norddeich und einem anschließenden Bummel am Strand lieferte einen schönen Ausklang der Tagung. Stellvertretend für die fleißigen Helfer des "Lokalteams" gebührt Theodor Poppen an dieser Stelle ein besonderer Dank für die hervorragende Organisation.
Die nächste Tagung der Landesfachgruppe wird am 28./29.09.2019 in Uelzen stattfinden.
Text: Irina Würtele & Axel Donning (Sprecherin und stellv. Sprecher der LFG Fledermausschutz)