Fledermaus-Frauen-WG wohnt stilecht im Schloss
NABU zeichnet wieder "Fledermausfreundliche Häuser" aus
30. Oktober 2017 - Die Aktion ist Teil des NABU Niedersachsen-Projektes "Fledermausbotschafter für Niedersachsen", das die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung fördert. Seit über 500 Jahren beherbergt das Wasserschloss Rössing in Nordstemmen im Landkreis Hildesheim eine Kolonie des Großen Mausohrs, unserer größten heimischen Fledermausart. Mit regelmäßig über 200, in manchen Jahren sogar über 400 Tieren, ist dies ein sehr beeindruckendes Fledermausquartier.
Die Schlossherrin, Tita von Rössing, ist sehr stolz auf ihre weiblichen Untermieter. Denn es handelt sich hier um eine reine Frauen-WG, eine sogenannte Fledermaus-Wochenstube. NABU-Projektleiter Ralf Berkhan erläutert: „Jedes Jahr zwischen Mai und Anfang Juni finden sich hier tragende Weibchen zusammen und bringen gemeinsam ihre Jungen zur Welt, welche dann auch vereint großgezogen werden. Männchen unerwünscht.“ Denn diese wohnen als Einzelgänger in der Nähe und warten auf ihre Chance im Herbst oder zeitigen Winter. Dann ist Paarungszeit.
Stolz ist Tita von Rössing aber vor allem, weil die Tiere jedes Jahr wiederkommen, bedeutet das doch, dass sich "ihre" Mausohren unter dem Dach des Schlosses sehr wohlfühlen. „Auch wenn Fledermäuse Tiere mit sehr traditionellen Gewohnheiten sind, müssen die äußeren Bedingungen doch stimmen: keine Zugluft, angenehmes Raumklima, keine oder nur wenige Störungen wäen da zu nennen“, so Ralf Berkhan. Und natürlich muss auch Nahrung in der Nähe zu finden sein, damit sie selbst und vor allem ihre Jungen keinen Hunger leiden. Große Mausohren ernähren sich übrgens vor allem von Käfern, die sie vom Waldboden aufsammeln.
Fledermausquartiere werden immer seltener
Das Vorhandensein eines solchen Fledermausquartieres ist keineswegs selbstverständlich. Alle 19 in Niedersachsen vorkommenden Fledermausarten sind bedroht und streng geschützt. Der Bestand der einzelnen Arten nimmt aber weiter ab. Ein Grund dafür ist sicherlich das mittlerweile auch in der Öffentlichkeit angekommene Problem des Insektensterbens. Als reine Insektenfresser leiden darunter natürlich vor allem die Fledermäuse.
Aber auch die Wohnungsnot und damit die fehlende Möglichkeit ihre Jungen zu gebären und großzuziehen, macht den Fledermäusen zu schaffen. Durch Gebäudesanierungen werden viele Fledermausquartiere zerstört, obwohl sich Wärmedämmung und der Erhalt von Quartieren gar nicht widersprechen. Man muss nur wissen, wie es möglich ist. Aus diesem Grund sucht der NABU Niedersachsen im Rahmen seines Projekts "Fledermausbotschafter für Niedersachsen" nach Gebäuden, in denen Fledermausquartiere vorhanden und auch willkommen sind. Diese Gebäude werden von einem Fledermausexperten vor Ort mit der Plakette "Hier sind Fledermäuse willkommen" ausgezeichnet. Die Eigentümer des Gebäudes oder sonstige Verantwortliche bekommen für ihr Engagement und ihre Toleranz zudem eine Urkunde ausgehändigt.
„Durch die Aktion erhoffen wir uns den Abbau von Vorurteilen und die Bildung von Akzeptanz für die unter uns lebenden Fledermäuse“, wünscht sich Ralf Berkhan. Die Schlossherrin des Wasserschlosses zeigt, dass es geht. Bewerben kann sich niedersachsenweit jeder, der etwas für den Schutz der Fledermäuse tun möchte: Einfach den Antrag unter www.nabu-niedersachsen.de/FledermausHaus herunterladen und an Projektleiter Ralf Berkhan senden.
Tita von Rössing steht übrigens auch tatkräftige Hilfe zur Seite. Stefan Meyer ist einer von zwei Fledermaus-Regionalbetreuern im Landkreis Hildesheim. Er beobachtet die Mausohr-Kolonie nicht nur schon seit Jahren, sondern hilft der Schlossherrin auch bei der Beseitigung der nicht unwesentlichen Menge an Fledermauskot. Dieser wird aber nicht einfach entsorgt, sondern als Dünger verwendet. Die Rosen im Schlossgarten danken es den Fledermäusen alljährlich mit einer prachtvollen Blüte.
Im Rahmen der Aktion „Fledermausfreundliches Haus“ werden Gebäude ausgezeichnet, in denen Fledermäuse geduldet oder sogar erfreut „Willkommen“ geheißen werden. Mehr →
Erfahren Sie hier, welche Projekte für Fledermäuse der NABU Niedersachsen derzeit durchführt. Mehr →