Kreuzotter-Bestandserfassung am Ewigen Meer
Aktion wird fortgesetzt
15. April 2019 - Die Meldeaktion habe zu ganz neuen Erkenntnissen über die dortigen Kreuzotter-Population geführt, betonte Michael Steven, Leiter der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland: „Wir wissen jetzt, dass der Bohlenweg selber dort zu einem ganz wesentliches Lebensraumelement des Kreuzotter-Bestandes geworden ist.“ Die Verteilung der gemeldeten Beobachtungen über die Vegetationsperiode lasse nur den Schluss zu, dass der inzwischen schon in der dritten Generationen jeweils übereinander gebaute Bohlenweg ein Überwinterungsquartier sei.
Bemerkenswert sei auch die Häufung der Beobachtungen im Mai, der Paarungszeit der Schlangen. Nirgendwo sonst habe man so viele Hinweise auf Paarungsplätze der selten gewordenen Schlangen. „Von den Besuchern wurden sogar sich paarende Schlangen mit Fotobeleg zugesandt“, freute sich Steven. Auffallend sei bei den Meldungen aber auch, dass es fast keine Schlangenbeobachtungen in dem Zeitraum gab, in dem die jungen Schlangen zur Welt kommen (Mitte Juli bis Mitte/Ende August). Dies spreche dafür, dass die Kreuzottern in der Zeit abwanderten und einen für die ersten Wochen der Jungtiere günstigen Lebensraum aufsuchen. Dies seien nach Erfahrungen aus anderen Moorbereichen vor allem Gebiete mit hoher Jungfrosch- und Eidechsendichte sowie wenig verbuschte Moorbereiche mit günstigen Stellen zum Sonnen, so Steven.
Erkenntnisse für die Naturschutzbehörden
Die herausragende Stellung des Bohlenweges für die Kreuzottern sei auch daran zu erkennen, dass in einer zweijährigen intensiven Untersuchung des vom Bohlenweg eingeschlossenen Areals trotz Einsatzes der üblicherweise erfolgreich für den Schlangennachweis eingesetzten künstlichen Verstecke („Schlangenbleche“) keine einzige Kreuzotter gefunden worden sei. Insgesamt hatten sich 37 Personen an der Meldeaktion beteiligt, häufig mit Fotobeleg.
Von Bedeutung sind die gewonnenen Erkenntnisse auch für die Untere Naturschutzbehörde des Landkreis Wittmund. „Die gute Möglichkeit der Beobachtung von Kreuzottern am Bohlenweg ist bekannt, aber wir sind schon überrascht von der Deutlichkeit der Ergebnisse zur Bedeutung des Weges“, sagte Regina Kuklok-Grimm von der Unteren Naturschutzbehörde. Dies zeige, dass man bei der geplanten Erneuerung des auch bei Touristen sehr beliebten Weges mit Bedacht vorgehen müsse. Spannend seien die Ergebnisse auch deshalb, weil sie möglicherweise Hinweise geben, wie man durch Anlage von neuen Überwinterungsquartieren den Schlangen helfen könne. Die Untersuchungen der letzten Jahre hätten gezeigt, dass es offenbar im Bereich des NSG Ewiges Meer an guten Überwinterungsquartieren für die Reptilien mangele.
Kreuzotter-Sichtungen melden:
Beobachtungen können direkt per Email an info@nabu-station-ostfriesland.de an die Ökologische Station gemeldet werden.
Ausflug für Mithilfe bei Bestandserfassung nutzen
23. April 2018 - Gemeinsam mit der Betreiberin des Cafés „Zum Ewigen Meer“, Alida de Vries, brachten der erste Vorsitzende NABU Holtriem, Horst Reichwein und Teresa Stehle, wissenschaftliche Mitarbeiterin der ÖNSOF, die Karte an eine Stellwand im Café an und legten zusätzliche Zettel für Notizen aus. Die Meldungen sollen zu einem besseren Verständnis des Kreuzottervorkommens im Bereich des Bohlenweges beitragen.
Deutschlandweit sind die Bestände der Kreuzotter innerhalb der vergangenen Jahrzehnte drastisch zurückgegangen, die Art gilt als stark gefährdet. In Niedersachsen sind die Ostfriesischen Moore jedoch noch ein Verbreitungsschwerpunkt. Insbesondere das Ewige Meer ist dabei von Bedeutung. Über die aktuelle Verbreitung sowie den Zustand der einzelnen Populationen ist allerdings wenig bekannt. Jedoch sind kleine Populationen der Kreuzotter anfällig dafür, durch Jahre mit ungünstigen Witterungsbedingungen, Bewaldung oder Wiedervernässung von Moorgebieten, ausgelöscht zu werden. Daher wurde im Jahr 2017 ein Artenschutzprojekt für die Kreuzotter durch die ÖNSOF gestartet. Dieses sieht zunächst eine Bestandserfassung in den Mooren und Waldgebieten rund um Aurich vor. Im vergangenen Jahr gelangen auf diese Weise aktuelle Nachweise der Kreuzottern aus fünf verschiedenen Moorgebieten in den Landkreisen Aurich und Wittmund.
Um auch Beobachtungen durch Spaziergänger am Bohlenweg in die Bestandserfassung integrieren zu können, wurde nun im Café „Zum Ewigen Meer“ in Eversmeer das Poster angebracht, das zur Eintragung einlädt. „Nach einem Spaziergang durch das Naturschutzgebiet „Ewiges Meer“ können Besucher des Cafés Details ihrer Sichtung schriftlich hinterlassen sowie deren Lage in der Karte genau lokalisieren“, freute sich der Ideengeber Horst Reichwein. „Die Besucher können auf diese Weise einen Beitrag dazu leisten, dass die Kreuzotternpopulation hier erhalten bleibt.“ Da es keine anderen Schlangen am Ewigen Meer gibt, besteht keine Gefahr von Verwechslungsmöglichkeiten. Gut erkennbar sind die Kreuzottern an der zickzackförmigen dunklen Rückenzeichnung auf hellem Grund.
Alida de Vries freut sich über diese Möglichkeit, ihr Café für den Natur- und Artenschutz nutzbar zu machen. „Mein Mann ist hier aufgewachsen. Früher gab es viele Kreuzottern, aber in den letzten Jahren haben wir sie immer seltener gesehen“, bedauert Alida de Vries. Der Bohlenweg sei eine gute Möglichkeit, sich mit diesem für Ostfriesland so typischen Lebensraum, mit den darin lebenden Arten und seinen heutigen Problemen vertraut zu machen.
„Jede Meldung einer Schlangenbeobachtung ermöglicht uns ein besseres Bild über die Verbreitung der Art und ihrer Nutzung von Teillebensräumen zu unterschiedlichen Zeiten ihres Lebenszyklus. Dadurch können wir gezielter Maßnahmen entwickeln, um den Kreuzottern einen besseren Lebensraum zu ermöglichen“, betont Teresa Stehle, die das Projekt „Artenschutz Kreuzotter“ in der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland betreut. Auch an Hinweisen auf Schlangenbeobachtungen aus anderen Gebieten Ostfrieslands sei man interessiert. Den Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise mit Nachweisen würden die Daten zur Verfügung gestellt.
->Mehr über das Kreuzotter-Schutzprojekt
Befragung zu Kreuzotter-Vorkommen
Mitarbeiter der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland recherchieren im Umfeld ostfriesischer Moore
23. März 2018 - Mit einer Befragung von Anwohnern verschiedener Moorgebiete im Landkreis Aurich nach Beobachtungen von Schlangen haben in diesen Tagen vier Mitarbeiter der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland begonnen. Es sollen so insbesondere die Kenntnisse zu aktuell noch bestehenden Vorkommen der bestandsgefährdeten Kreuzotter erweitert werden und die Daten die bereits im Jahr 2017 begonnenen Bestandserfassungen der vor allem in Heide- und Moorgebieten lebenden Schlangenart ergänzen.
Bei den bisherigen Bestandserfassungen hatte die Ökologische NABU-Station Ostfriesland aktuelle Nachweise der Kreuzottern aus fünf verschiedenen Moorgebieten bekommen. „Die Kreuzottern treten aber keineswegs gleichmäßig in den Gebieten auf, sondern sind mitunter auf kleine Teilbereiche beschränkt“, stellte Michael Steven, Leiter der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland, bei seinen eigenen Kartierarbeiten fest.
Die Anwohner mit ihrer langjährigen Erfahrungen und Beobachtungen könnten daher mitunter wertvolle Hinweise auf noch unbekannte Vorkommen, erfolgreiche Vermehrung oder bestimmte Lebensstätten wie Überwinterungsquartiere geben.
„Wir bitten die Anwohner, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Ökologischen Station freundlich aufzunehmen und mit Hinweisen auf Beobachtungen zu versorgen“, sagte Michael Steven.
Erreichen möchte die Ökologische Station mit der Bestandserfassung ein besseres Verständnis über die aktuelle Verbreitung sowie den Zustand der einzelnen Populationen. Diese sollen Ausgangspunkt für weitere Artenschutzbemühungen sein, die außer unmittelbaren Lebensraumverbesserungen auch eine langfristige Vernetzung der Vorkommen zur Vorbeugung von Inzuchterscheinungen und Aussterbeprozessen zum Ziel haben.