Windenergie im Wald
Schutz für wertvolle Wälder soll fallen
1. Februar 2022- Gestern endete die Frist für Einwendungen zum Landesraumordnungsprogramm (LROP) Niedersachsen, dessen Entwurf zum zweiten Mal ausliegt. Nach dem derzeitigen Entwurf würde sich der Schutz der niedersächsischen Wälder und Waldböden durch den Bau von Windkraftanlagen erheblich verschlechtern. Axel Ebeler, stellvertretender BUND-Landesvorsitzender, betont: „Wir unterstützen ausdrücklich einen Ausbau erneuerbarer Energie im Sinne des Klimaschutzes, dieser muss jedoch naturverträglich erfolgen. Sogar Schutzgebiete und wertvolle Waldstandorte sollen laut Landesplanung künftig für Windenergieanlagen geöffnet werden.“
Bisher ist das Land im Landesraumordnungsprogramm dem Grundsatz gefolgt, dass Wald wegen seiner vielfältigen Funktionen, insbesondere wegen seiner klimaökologischen Bedeutung, nicht für die Nutzung der Windenergie in Anspruch genommen werden darf. Weiter besagt das noch gültige Programm, dass Flächen innerhalb des Waldes nur dann für Windenergienutzung in Anspruch genommen werden dürfen, wenn es sich um mit technischen Einrichtungen oder Bauten vorbelastete Flächen handelt, wie z.B. Industrie-, Gewerbe- oder Deponieflächen. Niedersachsen gilt als waldarm: Es hat einen Waldanteil von nur 25,3 % und liegt damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.
„Ein Schutz der Wälder ist angesichts des Klimawandels umso dringlicher", kommentiert Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender, den Vorstoß der Landesregierung. „Wälder wirken als wichtige Speicher für schädliche Treibhausgase und erfüllen zentrale Funktionen für die Grundwasserbildung, den Temperaturausgleich und als natürliche Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Unsere Wälder leiden bereits massiv durch den Klimawandel. Sie durch den Bau und Betrieb von Windkraftanlagen zusätzlich zu beeinträchtigen und weiter zu destabilisieren, ist unverantwortlich.“
Das Land hält seine Zusagen nicht
Die niedersächsische Landesregierung hatte den Umweltverbänden in ihrer Abschlusserklärung (s.u.) zum „Runden Tisch zur Zukunft der Windenergie in Niedersachsen“ im März 2020 zugesagt, dass die Nutzung von Windenergie im Wald nur behutsam erfolgen würde. Mindestens Schutzgebiete, historisch alte Waldstandorte und andere ökologisch besonders wertvolle Waldflächen sollten von der Windenergie ausgeschlossen bleiben.
„Das Land hält sein Versprechen nicht ein", konstatiert Dieter Pasternack, Landesvorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. „Mit dem neuen Entwurf sollen mehr als fünfzig Prozent aller niedersächsischen Wälder künftig für Windkraftanlagen in Betracht kommen. Auch in Schutzgebieten von europaweiter Bedeutung wird Windkraft nicht mehr ausgeschlossen. Mit diesen geplanten Regelungen würden wertvolle alte Waldstandorte in diesen Schutzgebieten teils sogar schlechter geschützt als normaler Wirtschaftswald. Dies geht über die Vereinbarung mit der Landesregierung deutlich hinaus.“
NABU, BUND und SDW bemängeln, dass das Niedersächsische Landschaftsprogramm aus dem vergangenen Oktober im LROP-Entwurf keine Berücksichtigung gefunden hat. Damit wäre die Windenergienutzung in Schutzgebieten und auf Biotopverbundflächen konsequent ausgeschlossen. Die Verbände fordern das Land auf, Verantwortung für den Schutz niedersächsischer Wälder zu tragen und die Regelungen dringend zu überarbeiten.