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Hände weg von Vorranggebieten Wald!

Landesregierung will Ergebnisse des „Runden Tisches Windenergie“ aufkündigen

Trotz Erreichen der Windenergieziele sollen 2.223 Hektar wertvolle Waldschutz-Areale zerstört werden. Die niedersächsische Landesregierung hat den Entwurf zur Änderung des Landesraumordnungsprogramms zur Beteiligung freigegeben.

 Die Ergebnisse des „Runden Tisches“ müssen respektiert werden!   - Foto: Helge May

Die Ergebnisse des „Runden Tisches“ müssen respektiert werden! - Foto: Helge May

5. Mai 2025 - Dazu erklärt Dr. Holger Buschmann, Vorsitzender des NABU Niedersachsen: „Nun ist die Katze aus dem Sack. Obwohl die gesetzlichen Teilflächenziele zum Ausbau der Windenergie erreicht und vermutlich übertroffen werden, sollen 2.223 Hektar wertvollster Waldschutzzonen durch den Bau zusätzlicher Windenergieanlagen zerstört werden. Dies kann nur damit erklärt werden, dass die Landesregierung das finanzielle Interesse einzelner Großgrundbesitzer an den riesigen, von Stromkunden zu bezahlenden Flächenpachten bedienen möchte.“

Der vom damaligen Umweltminister Olaf Lies geleitete „Runde Tisch Windenergie“ hatte gemeinsam mit der Windenergie-Lobby beschlossen, den Wald in Niedersachsen „behutsam“ für Windenergie zu öffnen. Dabei war ausdrücklich vorgesehen, historisch alte, artenreiche Wälder sowie alle Schutzgebiete vor der Zerstörung durch Windkraftanlagen zu bewahren. Dieses Schutzziel galt auch für sogenannte Kalamitätsflächen in diesen Gebieten. Dort haben sich nach dem Borkenkäferbefall wertvolle Pionierwälder entwickelt, die eine wichtige Rolle für die Artenvielfalt spielen und als „Wald der Zukunft“ gelten.

NABU sieht gesellschaftlichen Frieden zum Ausbau der Windenergie im Wald gefährdet

Durch die Möglichkeit, in sogenannten „Vorranggebieten Wald“ zusätzlich „Vorranggebiete Windenergienutzung“ auszuweisen, sobald die regionalen Teilflächenziele erreicht sind, würde ein gravierendes Problem entstehen: Alle Wälder in Landschaftsschutzgebieten könnten dadurch nach dem neuen §26 des Bundesnaturschutzgesetzes zerstört werden. Damit würde das Ergebnis des „Runden Tisches“ entwertet, der eigentliche Zweck der landesweiten Raumordnung ins Gegenteil verkehrt und die Absicht des Bundestages — nämlich nur die Erreichung der Teilflächenziele sicherzustellen — unterlaufen.

Erst die mühsam errungenen Ergebnisse des von Olaf Lies einberufenen „Runden Tisch Windenergie“ haben den gesellschaftlichen Frieden zum Ausbau der Windenergie im Wald in Niedersachsen geschaffen, der in anderen Bundesländern fehlt. „Wenn die Landesregierung diese Ergebnisse nun ohne jede Not aufkündigt, muss der Eindruck entstehen, dass „Runder Tisch“ und „gesetzliche Teilflächenziele“ den Menschen in Niedersachsen nur Sand in die Augen streuen sollten, um dann mittels „Salami-Taktik“ die letzten geschützten Waldflächen der Zerstörung preiszugeben“, kommentiert Dr. Holger Buschmann und macht die Erwartung des NABU deutlich: „Wir erwarten vom Ministerpräsidenten, die Ergebnisse des „Runden Tisches“ der Landesregierung auch künftig zu respektieren und damit das Vertrauen in die Landesregierung und ihre Umsetzung der Energiewende zu erhalten. Hände weg von Vorranggebieten Wald!“


0.4 MB - Abschlusserklärung "Runder Tisch Zukunft Windenergie"
 

Gründe gegen Windkraftanlagen in Niedersachsens Wäldern:

Wälder sind enorm wichtig im Kampf gegen die Klimakrise – sie sind natürliche Kohlenstoffsenken, indem sie schädliche Treibhausgase speichern und zentrale Funktionen für die Grundwasserbildung und den Temperaturausgleich erfüllen. Außerdem sind sie ein wertvoller Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Doch unsere Wälder leiden bereits massiv durch den Klimawandel. Sie durch den Bau und Betrieb von Windkraftanlagen zusätzlich zu schädigen, ist unverantwortlich.

Niedersachsen ist nur mit 24 Prozent Waldfläche bedeckt und gilt damit als waldarmes Bundesland. Außerhalb dieser 24 Prozent Waldflächen gibt es in Niedersachsen nach Auffassung des NABU aber genug Flächen im Offenland, auf denen Windkraftanlagen errichtet werden können.

Die Errichtung von Windkraftanlagen auf Waldböden ist auch deshalb problematisch, weil dadurch die Humus- und Torfbildung zur CO2-Speicherung herabgesetzt und gleichzeitig gespeichertes CO2 aus dem Boden freigesetzt wird.

NABU begrüßt Ausweisung „Vorranggebiete Wald“

Kritik an Öffnung des Waldes für Windenergieanlagen

Buchenwald mit Totholz - Frank Leo

Buchenwald mit Totholz - Frank Leo

31. August 2022 - Der NABU Niedersachsen begrüßt die Ausweisung der „Vorranggebiete Wald“ im Landesraumordnungsprogramm. Knapp 300.000 Hektar historisch alte Waldstandorte sollen auch künftig nicht für die Windenergie in Betracht gezogen werden. Die Niedersächsische Landesregierung hat in ihrer gestrigen Kabinettssitzung die Änderungsverordnung über das Landesraumordnungsprogramm (LROP) beschlossen. Schwerpunkt der Fortschreibung der Fassung aus 2017 ist die Überarbeitung der Festlegungen zum Ausbau erneuerbarer Energien.

Bisher ist das Land Niedersachsen im LROP dem Grundsatz gefolgt, dass der Wald wegen seiner vielfältigen Funktionen, insbesondere wegen seiner klimaökologischen Bedeutung, nicht für die Nutzung der Windenergie in Anspruch genommen werden darf. Diese Auffassung ist im zweiten Änderungsentwurf so jedoch nicht mehr wiederzufinden. Ganz im Gegenteil: Nach dem zweiten Änderungsentwurf ist die Nutzung des Waldes für die Gewinnung von Windenergie grundsätzlich gewollt und vorgesehen. Nachdem Umweltverbände im Rahmen ihrer Stellungnahme zu diesem Entwurf insoweit erhebliche Kritik geäußert haben, begrüßt der NABU nun jedenfalls die dortige Ausweisung der „Vorranggebiete Wald“. Sie umfassen knapp 300.000 Hektar historisch alte Waldstandorte, die entsprechend den Vereinbarungen des „Runden Tisches zur Zukunft der Windenergie“ auch künftig nicht für die Windenergie in Betracht gezogen werden sollen.

Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen, betont: „Wir sind unendlich froh, dass damit die Jahrtausende alten Waldstandorte in unersetzlichen Naturräumen wie Harz, Solling, Deister oder Süntel erhalten bleiben. Die Energiewende kann nur mit intakten Wäldern gelingen. Nur stabile Wald-Ökosysteme können uns mit Kühlung sowie Wasser- und CO2-Speicherung bei der Bewältigung des Klimawandels unterstützen. Gestresste und kranke Wälder werden dagegen selbst zur Quelle von Treibhausgasen. Wir danken dem für Raumordnung und Wald zuständigen Landwirtschaftsministerium für die gute Arbeit in diesem Punkt.“

Dr. Carsten Böhm, stellvertretender Vorsitzender, ergänzt: „Schon in zwei bis drei Jahre wird für jeden sichtbar werden, dass auf den alten Waldstandorten der nun abgestorbenen Fichten-Pflanzungen die Natur mit, wo nötig, kluger forstlicher Unterstützung die Wunden wieder heilt und die Ökosystemleistungen besser als zuvor erbringen wird.“

Darüber hinaus ist der NABU Niedersachsen mit der weitgehenden Öffnung des Waldes für Windenergieanlagen und Photovoltaik jedoch alles andere als einverstanden. „Wir unterstützen ausdrücklich einen Ausbau erneuerbarer Energien im Sinne des Klimaschutzes, dieser muss jedoch naturverträglich erfolgen, fordert Dr. Holger Buschmann.


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