NABU-Position zum Photovoltaik-Ausbau
Erdgasförderung und alleinig Windenergie sind keine naturschutzgerechten Lösungen
8. März 2022- „Diese Überlegungen kann man zwar als Kurzschlussreaktion nachvollziehen, aber von der Landesregierung erwartet der NABU mehr Weitsicht“, kommentiert Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen, die Planungen. „Wertvolle Waldflächen sollen Onshore-Windenergie weichen, Offshore-Windenergie belastet schon jetzt Vögel und Fledermäuse auf ihren Zugwegen und die marine Umwelt, neue LNG-Terminals (=Flüssigerdgas-Terminals) und mit ihnen verbundene Infrastrukturen würden zu weiterem Flächenfraß führen. Und nun gefährden Planungen zu erneuten Gasförderungen eines unserer bedeutendsten Naturschutzgebiete mit seiner enormen Biodiversität und wertvollen Ökosystemleistungen!“
Der NABU begrüßt die Überlegungen bzw. neuesten Entschlüsse der Landesregierung, durch ein verschärftes Klimaschutzgesetz eine Photovoltaikanlagen-Pflicht auf Gewerbe- und Wohngebäuden umzusetzen. Doch noch immer gehen diese Maßnahmen zum Schutz des Klimas und nun unter Berücksichtigung möglicher Auswirkungen des Ukraine-Krieges aus Sicht des NABU zu langsam voran oder in eine falsche Richtung.
„Wir befinden uns tatsächlich in einem Dilemma. Nun rächt es sich, dass die Landesregierung, aber besonders die vergangenen Bundesregierungen, nicht genug für eine naturverträgliche Energiewende getan haben. Die Bundespolitik hatte die Energiewende in den vergangenen Jahren durch Änderungen im EEG bewusst ausgebremst“, so Dr. Buschmann. Anstatt die Zeit zur Ausarbeitung von Lösungen zu einem naturverträglichen Ausbau der Erneuerbaren zu nutzen, habe man den Artenschutz als vermeintliche Ursache vorgeschoben. „Der NABU war und ist zur Erarbeitung von naturverträglichen Lösungen, die möglichst schnell wirken, die aber nicht nur die Energieversorgung, sondern auch den Klimaschutz und die Ökosysteme sichern, jederzeit bereit“, betont Dr. Buschmann. „Umweltbelange werden nun ausgeschaltet. Es ist zu befürchten, dass sich der Verlust der Artenvielfalt noch verstärken wird!“
Dass die Artenvielfalt auch in Hinblick auf den Klimaschutz besonders wichtig sei und die biologische Vielfalt mindestens gleichberechtigt zum Klimawandel betrachtet werden müsse, machte auch der Weltklimarat (IPCC) in seinem jüngst veröffentlichten zweiten Teil seines sechsten Sachstandsberichts deutlich.
NABU-Position zum Photovoltaik-Ausbau
Der NABU Niedersachsen fordert daher mehr Anstrengungen im Bereich der Photovoltaik und hat dazu ein Positionspapier veröffentlicht. Darin macht der Verband auf wichtige Grundlagen aufmerksam und nennt Anforderungen zum Ausbau von Photovoltaik beispielsweise auf bereits versiegelten sowie Agrarflächen.
Der NABU fordert für einen naturverträglichen Klimaschutz unter anderem:
- Stärkere naturverträgliche Nutzung von Photovoltaik und Kleinwindenergieanlagen anstelle von großen Windkraftanlagen und Platzierung von Photovoltaik über Gewerbebauten und Wohngebäuden hinaus auch auf Parkplätzen und Industrieflächen;
- Mehr Energiemix und Kombinationsmodelle von Wind und Solar auf Freiflächen einschließlich Agri-Photovoltaik;
- Deutliche Effizienzsteigerung der Energiegewinnung in Stadt und Land, unterstützt durch weitere klimaschützende Maßnahmen wie Dach- und Fassadenbegrünungen oder Solar-Gründächer;
- Stärkere Nutzung anderer erneuerbarer Energien als von Biomasse und Energiepflanzen;
- Gemeinsame Abstimmung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen und Standortkriterien mit den Kommunen als Träger der Planungshoheit und Genehmigungsbehörde, den Umweltbehörden, der Landwirtschaftskammer usw., aber auch mit den Umweltverbänden vor Ort;
- Anpassung der Ausbau- und Flächenziele und ggf. Verringerung bei der Windkraft, falls der PV-Ausbau auf Freiflächen erfolgreich betrieben werden kann, auch als mögliche Alternative in Sonderfällen von Repowering;
- Entwicklung der Wasserstoff-Wirtschaft in Niedersachsen und Erprobung von Speicherung als Pilotmaßnahme.
Das NABU-Positionspapier „Photovoltaiknutzung in Niedersachsen“ ist abrufbar unter: