Fachgerechter Herdenschutz
Informationsveranstaltung und Praxisschulung
16. März 2018 - Das Projekt "Herdenschutz Niedersachsen" des NABU Niedersachsen trägt dazu bei, Akzeptanz für die Anwesenheit von Wölfen bei Weidetierhaltern zu schaffen. Konkret bedeutet die Anwesenheit von Wölfen für Weidetierhalter höhere Kosten, z.B. für wolfsabweisende Zäunungen oder erforderlich gewordene Betriebsumstellungen sowie einen Mehraufwand an Arbeitsleistung. Neben den finanziellen Fördermöglichkeiten durch das Land Niedersachsen unterstützt das NABU-Projekt "Herdenschutz Niedersachsen" Weidetierhalter mit einem professionellen Beratungsangebot, helfenden Händen Ehrenamtlicher im Gelände, z.B. beim Zaunbau und wertvoller Netzwerkarbeit.
Forderungen nach einer Lockerung des Schutzstatus des Wolfes oder wolfsfreien Zonen erteilt der NABU Niedersachsen eine Absage. Er plädiert dafür, mit sauberen Zahlen zur Wolfspopulation zu hantieren und gemeinsam nach Lösungen für ein konfliktarmes Zusammenleben mit dem Wolf zu suchen.
NABU-Projektleiter Peter Schütte erklärte das Ziel des NABU-Projektes "Herdenschutz Niedersachsen": „Durch die Anwesenheit von Wölfen sind Weidetierhalter zum Wohl ihrer Tiere verpflichtet, Herdenschutzmaßnahmen durchzuführen. Dies ist mit einem hohen Maß an Investitionen und Mehrarbeit verbunden. Da können wir mit unserem Netzwerk, aber auch mit praktischer Unterstützung Ehrenamtlicher helfen und die anfallenden Kosten für betroffene Tierhalter minimieren.“
Informationsveranstaltung und Praxisschulung im Landkreis Rotenburg (Wümme)
Die Wirkungsweise der eigens für diese Veranstaltung aufgebauten wolfabweisenden Zäune sowie der Einsatz von Herdenschutzhunden wurde von Fachleuten vorgeführt und erklärt. Gleichzeitig erhielten Ehrenamtliche aus dem Projekt "Herdenschutz Niedersachsen" eine Schulung bezüglich der notwendigen Arbeitsschritte als auch der Handhabung von Werkzeugen zum Bau wolfabweisender Zäune. Auf der Weidefläche der Schäferei Wümmeniederung trainierten die Teammitglieder den fachgerechten Aufbau mobiler Elektronetze – dies natürlich unter wachsamer Beobachtung der Herdenschutzhunde, die in der Schafherde leben.
Holger Benning, Vorsitzender des Vereins für arbeitende Herdenschutzhunde in Deutschland e.V., erläuterte Details zu Zucht, Ausbildung und Arbeitsweise dieser ‚Bewacher‘: „Wir setzen die Hunde seit Jahren in allen unseren Herden mitten in Wolfsgebieten ein. Nachgewiesenermaßen meiden Wölfe unsere Herden. Probleme mit Anwohnern oder Spaziergängern, wie von vielen oft befürchtet, haben wir weder in nahe gelegenen Siedlungen noch in touristisch genutzten Gebieten der Lüneburger Heide und des Hamburger Moorgürtels.“
An verschiedenen Stationen nahe der Schafweide erläuterten der Gebietsleiter für Niedersachsen Sven Zwirner und der technische Leiter Günter Herkert, beide von der Firma Patura, die grundlegende Funktionsweise von Elektrozäunen. Sie präsentierten mehrere Zaunarten wie den für Rinderweiden geeigneten ‚Glattdrahtzaun‘ und den eher für Schafweiden gedachten ‚Litzenzaun‘. „Der Schlüssel für eine wolfsabweisende Wirkung ist die korrekte Elektrifizierung“, erklärt Günter Herkert. „Wir stellen immer wieder fest, dass es in diesem Bereich große Defizite gibt.“ Ferner sei die Einhaltung der entsprechenden Abstände der bis zu sechs elektrischen Leiter zueinander und vor allem zum Boden wichtig. Da Wölfe in der Regel Hindernisse untergraben, darf der Abstand des untersten Drahtes zum Boden 20 cm nicht überschreiten.
Die Herdenschutzprofis schulten gemeinsam mit NABU-Projektleiter Peter Schütte und dem Fachberater für technischen Herdenschutz, Olaf Buschmann, die Ehrenamtlichen des Projekts, die zur Unterstützung von Weidetierhaltern ausgebildet werden. „Jede Weidefläche muss individuell nach verschiedenen Gesichtspunkten wie z.B. Tiergattung, Betriebsabläufen, Gelände oder sonstiger, etwa rechtlicher Einschränkungen betrachtet werden“, so Olaf Buschmann. „Das NABU-Projekt "Herdenschutz Niedersachsen" berät Weidetierhalter dahingehend, welche Verbesserungen bei schon bestehenden Zaunanlagen in Bezug auf einen wolfsabweisenden Grundschutz notwendig und machbar sind.“ Dabei liegt der Fokus darauf, die gegebenen Voraussetzungen - wie vorhandene Zäunung oder Weidemanagement etc. - nur so weit wie nötig aufzustocken.
Das NABU-Projekt "Herdenschutz Niedersachsen" wird durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) und von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung gefördert.