NABU informiert über Herdenschutz
Praxisschulung für Weidetierhalter
29. April 2019 - Das Projekt ‚Herdenschutz Niedersachsen‘ des NABU Niedersachsen trägt dazu bei, Akzeptanz für die Anwesenheit von Wölfen bei Weidetierhaltern zu schaffen. Konkret bedeutet die Anwesenheit von Wölfen für Weidetierhalter höhere Kosten, z.B. für wolfsabweisende Zäunungen oder erforderlich gewordene Betriebsumstellungen sowie einen Mehraufwand an Arbeitsleistung. Neben den finanziellen Fördermöglichkeiten durch das Land Niedersachsen unterstützt das NABU-Projekt ‚Herdenschutz Niedersachsen‘ Weidetierhalter mit einem professionellen Beratungsangebot, durch Ehrenamtlicher im Gelände, z.B. beim Zaunbau und wertvoller Netzwerkarbeit. Dadurch wird die Beweidung von Grünland sowie die Natur- und Landschaftspflege bei Wolfsanwesenheit gesichert.
Projektleiter Peter Schütte erklärte das Ziel des NABU-Projektes ‚Herdenschutz Niedersachsen‘: „Durch die Anwesenheit von Wölfen sind Weidetierhalter zum Wohl ihrer Tiere auf der Weide verpflichtet, Herdenschutzmaßnahmen durchzuführen. Dies ist mit einem hohen Maß an Investitionen und Mehrarbeit verbunden. Da können wir mit unserem Netzwerk, aber auch mit praktischer Unterstützung Ehrenamtlicher helfen und die anfallenden Kosten für betroffene Tierhalter minimieren“.
Das NABU-Projekt „Herdenschutz Niedersachsen“ und der „Verein für arbeitende Herdenschutzhunde in Deutschland e.V. (VAH)“ stellten bei dieser Veranstaltung verschiedene Herdenschutzmaßnahmen wie wolfsabweisende Zäunungen und deren Bau sowie den Einsatz von Herdenschutzhunden vor, um über die Möglichkeiten im Herdenschutz aufzuklären. Auf einer Weide des Pferdehofs Kassebaum in Seesen wurden eigens für diese Veranstaltung beispielhaft wolfabweisende Zäune aufgebaut und vom Projektteam vorgeführt und erklärt. Gleichzeitig konnten die Teilnehmer des Praxisworkshops, u.a. Weidetierhalter aus der Region, Arbeitsschritte und die Handhabung von Werkzeugen zum Bau wolfabweisender Zäune selbst ausprobieren. Ebenso wurde der Aufbau mobiler Elektronetze geübt.
Der Einsatz von Elektrozäunen und Herdenschutzhunden zeitigt Erfolge
Der Fachberater für technischen Herdenschutz Olaf Buschmann erläuterte die grundlegende Funktionsweise von Elektrozäunen. Mehrere Zaunarten wie den für Rinderweiden geeigneten „Glattdrahtzaun“, Lösungen für Pferdehaltungen und den eher für Schafweiden gedachten „Litzenzaun" sowie Elektronetze wurden präsentiert. „Der Schlüssel für eine wolfsabweisende Wirkung ist die korrekte Elektrifizierung. Pofessionelle Zaunbauer stellen immer wieder fest, dass es in diesem Bereich große Defizite gibt“, erklärt Buschmann. Ferner sei die Einhaltung der entsprechenden Abstände der bis zu sechs elektrischen Leiter bei Festzäunen zueinander und vor allem zum Boden wichtig. Da Wölfe in der Regel Hindernisse untergraben, darf der Abstand der untersten Litze zum Boden 20 cm nicht überschreiten.
Pferdehalterin Lena Kassebaum und Nicole Benning, vom Verein für arbeitende Herdenschutzhunde in Deutschland e.V., erläuterten Details zu Zucht, Ausbildung und Arbeitsweise von arbeitenden Herdenschutzhunden. „Wir setzen die Hunde seit Jahren in allen unseren Schafsherden mitten in Wolfsgebieten ein. Nachgewiesenermaßen meiden Wölfe unsere Herden. Probleme mit Anwohnern oder Spaziergängern, wie von vielen oft befürchtet, haben wir weder nahe Siedlungen noch in touristisch genutzten Gebieten der Lüneburger Heide und des Hamburger Moorgürtels“, berichtete Benning.
Grundsätzlich muss „jede Weidefläche individuell nach verschiedenen Gesichtspunkten wie z.B. Tiergattung, Betriebsabläufen, Gelände oder sonstiger, etwa rechtlicher Einschränkungen betrachtet werden“, so Olaf Buschmann. NABU-Projektleiter Peter Schütte ergänzt: „Das NABU-Projekt ‚Herdenschutz Niedersachsen‘ berät Weidetierhalter dahingehend, welche Verbesserungen bei schon bestehenden Zaunanlagen in Bezug auf einen wolfsabweisenden Grundschutz notwendig und machbar sind. Dabei liegt der Fokus darauf, die gegebenen Voraussetzungen wie vorhandene Zäunung oder Weidemanagement etc. nur so weit wie notwendig aufzustocken.“