Durch Suhlen halten Wasserbüffel die Gewässer offen. - Foto: ÖNSOR
Hand in Hand für die Artenvielfalt am Elmer Berg
Beweidungsprojekt mit Wasserbüffeln abgeschlossen
4. November 2020 - Ausgesprochen vielfältig sind die Flächen am Rethwiesenberg und in den westlich angrenzenden Rethwiesen der Osteniederung, wo das Beweidungsprojekt durchgeführt wurde. „Hier kommen Sandmagerrasen, Borstgrasrasen, Heide- und ehemalige Feuchtgrünlandflächen, von denen sich letztere ohne Nutzung mittlerweile zu Röhrichten entwickelt haben, nebeneinander vor“, beschreibt Rainer Rahlfs das Projektgebiet. Er ist Diplom-Ingenieur der Landesspflege und als Mitarbeiter des Amtes für Naturschutz und Landschaftspflege zuständig für die kreiseigenen Naturschutzflächen.
„Um die wertvollen Biotope für seltene Tier- und Pflanzenarten zu erhalten und zu fördern, müssen die Flächen jedoch gepflegt und entwickelt werden“, ergänzt Sarina Pils, Leiterin der Ökologischen NABU Station Oste-Region (ÖNSOR). Das durch starke Höhenunterschiede geprägte Gelände am Rethwiesenberg und die nassen, vom Hochwasser der Oste beeinflussten Niederungsflächen der Rethwiesen sind für einen Maschineneinsatz nur bedingt geeignet. Um die genannten Biotope dennoch offenhalten zu können, werden die Flächen deshalb seit gut einem Jahr mit Wasserbüffeln beweidet.
Positive Effekte für seltene Insekten, Vogel- und Pflanzenarten
„Ob Heidekraut oder Rohrglanzgras - was andere Weidetiere verschmähen würden, wird von den Büffeln gefressen“, erklärt Bernd Sprekels Geschäftsführer der Ostebüffel GbR. Dabei drängen die Tiere zunehmend das Röhricht und junge Gehölze zurück und sorgen so für ein abwechslungsreiches Mosaik aus hoch- und niedrigwüchsigen Vegetationsbeständen. Die Beweidung führt so zu einer Veränderung in der Pflanzenzusammensetzung. „Die Rethwiesen waren vor der Beweidung relativ monoton. Durch den Verbiss dieser konkurrenzstarken Arten können nun auch Hochstauden und andere Feuchtwiesenpflanzen wie die Kuckucks-Lichtnelke aufwachsen“, erläutert die Botanikerin Hannah Koch von der ÖNSOR.
Die ÖNSOR begleitet das Projekt fachlich. Dazu gehört u.a. die Anlage so genannter Dauerquadrate, um die Auswirkungen der Beweidung auf die Pflanzenwelt festzustellen. Außerdem werden Reptilien, Spinnen und Insekten erfasst: Es konnten bereits über 60 verschiedene Spinnenarten nachgewiesen werden. Durch den Dung der Büffel werden auch die Lebensbedingungen für auf Dung angewiesene Insektenarten optimiert, wie dem seltenen Behaarten Kurzflügler. Beim Dungkäfer-Monitoring arbeitet die ÖNSOR eng mit der Hochschule Cottbus zusammen.
Erste positive Effekte der Beweidung machen sich bereits bemerkbar. Im Frühjahr 2020 konnten seit langer Zeit wieder zwei Kiebitzbrutpaare und ein Brutpaar des Flussuferläufers beobachtet werden. Auch der Weißstorch ist wieder regelmäßiger Nahrungsgast. Mehrere Bekassinen wurden auf dem Herbstzug gesichtet. Ob sie im Frühjahr hier auch brüten werden, bleibt abzuwarten.
Die Initiierung der Beweidung wurde von der Postcode-Lotterie finanziell gefördert. „Wir möchten uns noch einmal herzlich für die Unterstützung bedanken und sind schon sehr auf die weitere Entwicklung des Gebietes gespannt“, so die Projektpartner.
Startschuss für Wasserbüffel-Projekt
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In den Reethwiesen am Elmer Berg fühlen sich die Büffel sichtlich wohl. - Foto: ÖNSOR
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Projektpartner: Landschaftswart Bernd Sprekels, ÖNSOR-Leiterin Sarina Pils, Amtsleiterin der Naturschutzbehörde Annika Mutke und Rainer Rahlfs, Mitarbeiter der Naturschutzbehörde des Landkreises Rotenburg. - Foto: ÖNSOR
9. August 2019 Landkreis, NABU und Landschaftswart führen ein Beweidungsprojekt in Elm durch. Die Maßnahme dient der Pflege und Entwicklung des Landschaftsschutzgebietes am Elmer Berg. Etwas exotisch wirken die vier Wasserbüffel auf den Heideflächen am Elmer Berg aus heutiger Sicht schon. Doch diese imposanten Wiederkäuer waren vor langer Zeit in Mitteleuropa heimisch und haben als Weidetiere über Jahrtausende an der Gestaltung unserer Landschaft mitgewirkt. Vor etwa 20 Jahren wurden die Vorzüge der Büffel für die Biotoppflege erkannt und insbesondere auf Betreiben des IFWL vermehrt zur Entwicklung von Naturflächen eingesetzt.
„Wasserbüffel sind insbesondere für die Pflege von Feuchtwiesen mit kleinen Wasserstellen geeignet. Sie halten die Tümpel durch ihr Suhlen offen oder legen sogar neue Gewässer an“, erklärt Annika Mutke, Amtsleiterin der Naturschutzbehörde des Landkreises Rotenburg (Wümme). „Es entstehen für Amphibien, Libellen und andere auf Gewässer angewiesene Arten neue Lebensräume“, ergänzt Rainer Rahlfs, Ingenieur der Landschaftspflege und Mitarbeiter der Naturschutzbehörde. Durch Fraß und Tritt schaffen sie zudem Strukturen in den monotonen Rohrglanzgrasflächen und optimieren somit die Lebensbedingungen verschiedener Vogelarten.
„Das spannende an den Wasserbüffeln ist, dass sie auch für die Pflege trockener Biotope wie die Heideflächen und den Magerrasen eingesetzt werden können“, freut sich Bernd Sprekels, Landschaftswart für den Raum Elm. Sprekels unterstützt die Heidepflege des Landkreises bereits seit 2012. Bei den Offenlandbiotopen des Elmer Berges handelt es sich um Lebensräume, die einst durch den Menschen entstanden sind. Werden diese nicht gepflegt, werden sie von Birken, Kiefern und anderen Gehölzen überwachsen und verschwinden. „Die Wasserbüffel werden die Heide verbeißen und damit vor dem vergreisen bewahren und die Sukzessionsgehölze zurückdrängen“, erklärt Sprekels. „Damit nehmen sie uns viel sowie schwere Arbeit und Mühe ab“, sind sich der Landschaftswart und Heiko Rosebrock, vom Landschaftspflegetrupp des Landkreises sicher. Bei ihrem Vorhaben werden die Kooperationspartner vom Internationalen Förderverband Wasserbüffel in der Landschaftspflege (IFWL) beraten.
Ein ähnliches Projekt wird vom IFWL seit 2013 in Sandhatten auf dem Naturdenkmal „Rackelsberg“ durchgeführt. Verbandspräsident Peter Biel: „Der Rackelsberg ist wie eine Miniaturausgabe des Elmer Berges. Es ist für uns daher sehr spannend, die Entwicklung des Gebietes mitzuverfolgen.“ Bereits vor Beginn des Beweidungsprojektes wurden die Projektpartner vom Büffelverband sehr gut beraten.
Das Projekt wird von der Ökologischen NABU Station Oste Region (ÖNSOR) naturschutzfachlich begleitet. Dazu die Landschaftsökologin Sarina Pils, Leiterin der ÖNSOR: „Durch die begleitende Erfassung bestimmter Zielarten auf den Flächen können wir die Effekte der Beweidung sehr genau verfolgen und dokumentieren oder z. B. durch Veränderungen in der Besatzdichte gezielt lenken“. Um das Wohl der Tiere kümmert sich Landwirt Kai Ahrens. Die Kooperationspartner sind sich sicher: Gemeinsam werden sie viel für die Artenvielfalt am Elmer Berg erreichen.
Mehr über die ÖNSOR:
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Ökologische NABU-Station Oste-Region
Die Ökologische NABU-Station Oste-Region (ÖNSOR) ist eine Institution des NABU Niedersachsen, mit Sitz in Bremervörde. Mehr →