Unterstedter Binnendüne: Projektabschluss
Erfolgreicher Einsatz für wertvolle Sandlebensräume
4. Oktober 2021- Das Gemeinschaftsvorhaben des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), der Ökologischen NABU Station Oste Region (ÖNSOR), des Amtes für Naturschutz und Landschaftspflege und der Stadt Rotenburg zur ökologischen Aufwertung der Unterstedter Binnendüne wurde mit einer Informationstafel nun offiziell abgeschlossen.
„Die Binnendüne bei Unterstedt mit ihrer teilweise gut ausgeprägten Sandmagerrasen-Vegetation stellt einen wertvollen Lebensraum von landesweiter Bedeutung dar“, erklärt Reinhard Schraa, Pflanzenspezialist vom Amt für Naturschutz und Landschaftspflege. Um das Gebiet zu sichern, weiterzuentwickeln und um den Erhaltungszustand dieses wertvollen Biotops zu verbessern, wurden im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten Integrierten LIFE-Projekts „Atlantische Sandlandschaften“ umfangreiche Maßnahmen durchgeführt.
„Dazu gehörten die Entnahme eines standortfremden Kiefernforstes und von Sukzessionsgehölzen, die Schaffung von Offenbodenbereichen, die Entsorgung von Altlasten sowie der Bau eines Nachtpferchs für die Unterbringung von Schafen und Ziegen während der Pflegebeweidung“, zählt Sarina Pils, Leiterin der ÖNSOR, auf. Die ÖNSOR hat die Planung und Umsetzung der Maßnahmen fachlich begleitet und übergibt nun die weitere naturschutzfachliche Betreuung und Pflege des Gebiets in die Hände des NLWKN.
„Die Dünen sind Teil des FFH-Gebietes "Wümmeniederung". Hieraus ergibt sich eine besondere Schutzverpflichtung“, erläutert Dr. Burghard Wittig vom NLWKN, der für die Betreuung der Landesnaturschutzflächen zuständig ist. „Die Stadt Rotenburg verfügt auch über Eigentumsflächen auf der Düne und hat sich ebenfalls an diesem Projekt beteiligt. Zusammen mit dem Landkreis und der ÖNSOR haben wir erste Pläne für eine Fortsetzung des Vorhabens geschmiedet und freuen uns, dass die Planungen nun mit dem NLWKN zukünftig nahtlos fortgeführt werden können“, ergänzt Oliver Klein von der Stadt Rotenburg.
Die Projektpartner sind sich einig: „Wir freuen uns, dass wir gemeinsam zum Schutz und Entwicklung dieses wertvollen Biotops beitragen können.“
LIFE-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“
Rotenburger Sandhelden
21. Juli 2021 -Die Bingo-Umweltstiftung fördert ein umfangreiches NABU-Projekt zur Aufwertung von Sandlebensräumen in den Landkreisen Rotenburg und Stade. In einem mehrjährigen Naturschutzprojekt plant die Ökologische NABU Station Oste Region (ÖNSOR) in Zusammenarbeit mit den Naturschutzämtern der Landkreise Rotenburg und Stade sowie dem NLWKN-Projektbüro „Atlantische Sandlandschaften“ Sandgeprägte Lebensräume, insbesondere für die Knoblauchkröte, Kreuzkröte und Zauneidechse ökologisch aufzuwerten. Hierfür erhielt die ÖNSOR kürzlich eine finanzielle Förderung von der Nds. Bingo-Umweltstiftung in Höhe von 308.000 €.
„Natürlich entstandene „Sandlebensräume“ wie Sandtrocken-, Mager- und Borstgrasrasen oder Zwergstrauchheiden, die sich z. B. in Dünen- und Flugsandgebieten oder entlang von Abbruchkanten in Flussauen entwickelt haben, sind bedeutende Habitate für eine Reihe von inzwischen selten gewordener Arten“, erläutert Sarina Pils, Leiterin der ÖNSOR. „Aber auch für die Rohstoffgewinnung angelegte Sandabgrabungen haben oftmals einen ähnlichen Charakter wie natürliche Sandlebensräume und können sich zu wertvollen Biotopen „aus zweiter Hand“ entwickeln.“
Zahlreiche dieser wertvollen Biotope werden jedoch durch Nutzungsänderungen oder Sukzession beeinträchtigt, was zum Rückgang der dort vorkommenden Arten führe, erklärt die ÖNSOR. Zur Förderung von Knoblauchkröte, Kreuzkröte und Zauneidechse sollen durch das NABU-Projekt vor allem „Sand“-Lebensräume instandgesetzt und ökologisch aufgewertet werden. Dazu gehört u.a. eine Optimierung der Lichtverhältnisse sowie die Entnahme von Laub und Schlamm aus Gewässern. Weiterhin sollen offene und besonnte Sandflächen geschaffen und Verbuschung sowie Neophyten (nicht standortgerechte Pflanzen) zurückgedrängt werden. Auch neue Gewässer und Pufferstreifen sind vorgesehen.
Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, bei der Erfassung von Arten mitzuarbeiten
Bei der Umsetzung des Projektes wird die ÖNSOR nicht nur mit den Naturschutzämtern, dem NLWKN sowie privaten und öffentlichen Flächeneigentümern zusammenzuarbeiten, sondern möchte auch interessierte Bürger/-innen in das Projekt einbinden. Neben der Aufwertung von Lebensräumen soll der vorhandene Datenbestand der drei Leitarten des Projektes aktualisiert werden. „Wir begrüßen vor allem die geplante Beteiligung von Laien bei der Erfassung der Arten“, sagt NBU-Geschäftsführer Karsten Behr zur Bereitstellung der Fördermittel. Darüber hinaus sind eine aktive Presse- und Medienarbeit sowie öffentliche Vorträge und Exkursionen vorgesehen.
Das Integrierte LIFE-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“
Die Maßnahmen im FFH-Gebiet Wümmeniederung sind Teil des von der Europäischen Union geförderten Projekts „Atlantische Sandlandschaften“ zum Erhalt der biologischen Vielfalt, das gemeinsam von den Ländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen umgesetzt wird. LIFE steht für „L’Instrument Financier pour l’Environnement“ und ist ein EU-Finanzinstrument zur Förderung von Umweltmaßnahmen in der gesamten EU und in ausgewählten Kandidaten-, Beitritts- und Nachbarländern.
Charakteristische Biotope der atlantischen biogeographischen Region, wie zum Beispiel Heide- und Dünenlandschaften, artenreiche Borstgrasrasen und nährstoffarme Stillgewässer, sollen dabei nachhaltig aufgewertet werden. Auch die Bestände der für diese Lebensräume typischen Arten wie Knoblauchkröte, Kreuzkröte, Schlingnatter und Zauneidechse sollen gestärkt werden.
Für die zehnjährige Laufzeit des Projekts (2016 bis 2026) steht beiden Ländern insgesamt ein Budget von 16,875 Millionen Euro zur Verfügung. 60 Prozent der Mittel werden von der Europäischen Union gestellt, jeweils 20 Prozent von den beiden Bundesländern. Die Gesamtverantwortung für das Vorhaben liegt in Nordrhein-Westfalen beim Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MULNV). Die operative Umsetzung der konkreten Einzelmaßnahmen in Niedersachsen liegt beim Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz (MU).
Wollige Rasenmäher im Einsatz für den Artenschutz
Die Beweidung ist Teil des gemeinsamen Pflege- und Entwicklungskonzeptes der Ökologischen NABU-Station Oste-Region (ÖNSOR), des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), des Landkreises Rotenburg (Wümme) und der Stadt Rotenburg.
Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr ist Schäferin Sabine Klatt, Mitarbeiterin der Bioschäferei Hehmsoth, mit ihren Hunden „Ina“ und „Hektor“ auf der Binnendüne bei Unterstedt im Einsatz. „Es gibt in Niedersachsen nur noch wenige Binnendünen, die so gut ausgeprägt sind wie diese“, erklärt Stephan Scherer vom NLWKN, zuständig für die landeseigene Fläche. „Um diesen wertvollen Lebensraum zu erhalten, sind jedoch Pflegemaßnahmen nötig.“
„Schafe und Ziegen sind besonders geeignet, um solch magere Standorte offenzuhalten und unerwünschten, meist konkurrenzstarken Pflanzenarten entgegenzuwirken. Insbesondere Ziegen können effektiv Gehölze zurückdrängen“, ergänzt Reinhard Schraa, Pflanzenexperte des Amtes für Naturschutz und Landschaftspflege.
Um die Effizienz der Beweidung zu kontrollieren, anzupassen oder um ggf. weitere Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen anzuschieben, erfasst die ÖNSOR vorkommende Tier- und Pflanzenarten und hat sogenannte Dauerquadrate angelegt, um sie regelmäßig zu untersuchen.
Im Zuge des integrierten LIFE-Projektes „Atlantische Sandlandschaften“ sind im Herbst noch zusätzliche Maßnahmen vorgesehen. Dazu gehört u.a. die Entsorgung von Altreifen und Müll, die auf dem Gelände gefunden wurden. „Wir hatten in diesem Jahr auch eine Exkursion vorgesehen, um die Düne und ihre Besonderheiten vorzustellen. Leider musste die Veranstaltung coronabedingt ausfallen“, bedauert Sarina Pils, Leiterin der ÖNSOR. „Wir hoffen die Exkursion im Jahr 2021 nachholen zu können.“
Schutz wertvoller Sanddünen bei Unterstedt
24. Februar 2020 - Die Binnendüne bei Unterstedt nördlich von Rotenburg ist ein wertvoller Lebensraum mit niedersachsenweiter Bedeutung. Im Rahmen des LIFE-Projekts „Atlantische Sandlandschaften“ soll das Gebiet nun durch Gehölz- und Bodenarbeiten optimiert werden.
Einige Bereiche der Sanddüne sind mittlerweile durch starke Verbuschung und Ausbreitung invasiver, also nicht-heimischer Arten gefährdet. Im Rahmen des von der EU geförderten Integrierten LIFE-Projekts „Atlantische Sandlandschaften“ soll das Gebiet nun durch Gehölz- und Bodenarbeiten optimiert werden. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) wird in Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Rotenburg, der Stadt Rotenburg und der Ökologischen NABU-Station Oste Region (ÖNSOR) die Binnendüne ökologisch aufwerten und sichern.
„Die Binnendüne bei Unterstedt ist ein flach reliefiertes Dünengebiet mit teilweise gut ausgeprägter Sandmagerrasen-Vegetation. Sie ist Teil des FFH-Gebiets „Wümmeniederung“, erklärt Sabrina Schäfer vom NLWKN, Projektkoordinatorin des LIFE-Projekts. „In einigen Bereichen des Gebiets drängen jedoch Pioniergehölze wie Pappeln und Birken in die offenen Sandbereiche vor und bedrohen diesen wertvollen Lebensraumtyp“, ergänzt Stephan Scherer vom NLWKN, zuständig für die landeseigene Fläche. Auch einige invasive und stark ausbreitende Arten wie die Spätblühende Traubenkirsche und das Schmalblättrige Greiskraut machen den seltenen Arten zu schaffen. „Die Binnendüne ist Lebensraum für seltene Pflanzen wie Silbergras, Straußgras, Sandnelke oder die Rentierflechte“, erläutert Reinhard Schraa, Botanik-Experte der Naturschutzbehörde.
„Zunächst sind umfangreiche Gehölz- und Bodenarbeiten vorgesehen. Dazu soll der vorhandene Kiefernforst, aufgewachsene Pappeln und Birken entnommen werden“, beschreibt Sarina Pils von der ÖNSOR die Maßnahme. „In Teilbereichen soll auch Oberboden
abgeschoben werden, um stark wuchernde Brombeerbestände zurückzudrängen und das vorhandene Samenpotential der konkurrenzschwachen Arten zu fördern.“
Von den geplanten Maßnahmen profitieren nicht nur die gefährdeten Pflanzenarten der Sanddüne, sondern auch zahlreiche seltene Tierarten wie zum Beispiel Zauneidechsen, Wildbienen und andere Insekten oder hoch gefährdete Spinnenarten. „Als weitere Maßnahme ist eine regelmäßige Pflegebeweidung mit Schafen und Ziegen vorgesehen“, ergänzt Elisabeth Quentin von der Stadt Rotenburg. Hierfür wird im Rahmen des Projekts ein wolfsicherer Nachtpferch auf der angrenzenden stadteigenen Fläche errichtet.