Naturschutz ist der beste Hochwasserschutz

NABU-Landesvorsitzender fordert „konzentrierte Maßnahmen“ ein

17. September 2024- „Erst vor einem Dreivierteljahr waren auch weite Teile Niedersachsens betroffen, vor wenigen Jahren die Harzregion“, erinnert Dr. Holger Buschmann. „Durch den menschgemachten Klimawandel werden Hochwasserereignisse häufiger und heftiger werden.“

Naturschutz, gepaart mit dem Klimaschutz sei der beste Hochwasserschutz. „Das Klima ist aus den Fugen geraten. Die Klimaziele von Paris sind nur noch einzuhalten, wenn konsequent umgesteuert wird“, betont der Vorsitzende des mehr als 130.000 Mitglieder starken Landesverbandes. „Dabei darf nicht übersehen werden, dass überbaute, asphaltierte Natur – bei immer noch galoppierendem Flächenverbrauch, auch in Niedersachsen – zur Verschärfung von Hochwassersituationen beiträgt: Wir müssen entsiegeln statt versiegeln, beispielhafte Entsiegelungsprogramme müssen in den Kommunen und Landkreisen, auch auf Landesebene, Raum greifen.“

Sparsamer Flächenverbrauch und Platz für Auen gefordert

Es müsse flächensparend gebaut werden, Brachen, Grünflächen und Dächer sollten grün bleiben oder werden, das ‚Prinzip Schwammstadt‘ zur politisch-planerischen Selbstverständlichkeit werden. Auch Gewerbe- und Industrieansiedlungen müssen so flächensparend wie möglich erfolgen; Versickerungshorizonte durch den Verzicht auf größtmögliche Pflasterung und beispielsweise den Einsatz von Fugensteinen geschaffen werden. „Es muss Schluss damit sein, Gräben zu verfüllen und zu verrohren“, sagt Buschmann.

Dies kann auch Tieren und Pflanzen im Siedlungsraum zugutekommen und das zunehmend aufgeheizte Klima in den Städten, das zu immer mehr Todesopfern führt, abmildern und erträglicher machen. Zudem sollte dem Baumschutz eine größere Bedeutung zukommen. „Und – ganz wichtig: Es müssen wieder Auwälder und Rückdeichungen, wenn sie auch noch so klein sind, an Niedersachsens Flüssen geschaffen werden oder dort erhalten werden, wo sie noch existieren. Sie sind ‚artenreiche Schwammlandschaften‘, die ebenso wie bebauungsfreie Polder nicht erst beim Silvesterhochwasser des letzten Jahres hilfreiche Dienste leisteten und zur Rettung von Menschenleben beitrugen“, ist der NABU-Landesvorsitzende überzeugt.

Verkehrswende muss jetzt umgesetzt werden

Die gesamtgesellschaftliche Aufgabe beginne bei den Bürgerinnen und Bürgern, die ihre eigenen Grundstücken entsiegeln und naturnah gestalten könnten. „Auch Bauherren, Architekten, die Kommunalpolitik und verantwortungsvolle Wirtschaftsunternehmen können ihren Beitrag leisten“, sagt Buschmann. Hinzu komme die Berücksichtigung der Klimaschutzes, etwa durch den Verzicht auf besonders schädliche und flächenintensive Straßenbauten wie die A 20 und die A 39 sowie Umsetzung der Verkehrswende, wo immer dies möglich sei. „Land unter heißt es sonst auch immer häufiger an Ems, Hase, Hunte, Gose, Oste, Aller, Leine, Weser oder Elbe“, befürchtet Buschmann.